Die vorliegende Arbeit macht sich in den Studentenmagazinen Unicum, Zeit Campus, FAZ Hochschulanzeiger und Uni Spiegel auf die Suche nach dem "studentischen Subjekt". Existiert ein massenmedial verbreitetes Idealbild des Studierenden, das die Werte, Anforderungen und Strategien postmoderner Subjektordnungen für den Akademikernachwuchs repräsentiert?
Eine offene, qualitative Textanalyse der Studentenmagazine zeichnet mit Mitteln der Grounded Theory und der Diskursanalyse zunächst die Konturen der "Studenten von heute" nach: die Ausgangsbedingungen, unter denen sie studieren, ihre Befindlichkeiten und Handlungsprinzipien sowie typische Felder,in denen sie agieren.
Das daraus entstehende Bild der Studenten ist - wie mit Blick auf Untersuchungen von Andreas Reckwitz, Ulrich Bröckling sowie Luc Boltanski und Ève Chiapello gezeigt wird - spezifischer Ausdruck einer hybriden Subjektkultur der Postmoderne, eines Subjektivierungsregimes der unternehmerischen Selbstregierung und eines neuen Geistes des Kapitalismus.
Als Ideal-Ich erscheint heute der kreative, abweichende, risikofreudige und idealistische Student, egal ob er gerade im indischen Waisenhaus oder auf der antikapitalistischen Flashmob-Demo unterwegs ist. Gerade seine vermeintliche Unangepasstheit ist es nämlich, die ihm auf dem Arbeitsmarkt Wettbewerbsvorteile gegenüber der Masse brav büffelnder Bachelor-Studenten verschaffen wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretischer Rahmen
- Das hybride Subjekt
- Das unternehmerische Selbst
- Der neue Geist des Kapitalismus
- Methodisches Vorgehen
- Genealogie der Subjektivierung
- Elemente der Diskursanalyse
- Grounded Theory
- Die Analyseschritte
- Das Untersuchungsmaterial
- Geschichtliche Entwicklung der Studentenpresse
- Studentenmagazine als Publikumszeitschriften
- Wer spricht?
- „Die Studentengeneration 2010“
- „Volle Kraft in die Optimierungsfalle“
- Studenten, Experten, Umfragen
- Konturen der „Studenten von heute“
- Grenzziehungen: Studenten als „Generation“
- Ausgangsbedingungen: Bildungsreformen und globale Krisen
- Befindlichkeiten und Handlungsprinzipien
- Ängste und Sorgen
- Individualismus und Konformität
- Pragmatismus
- Zusammenfassung
- Handlungsfelder
- Netzwerke
- Proteste
- Freiwilliges Engagement und unternehmerische Initiativen
- Zusammenfassung der Analyseergebnisse
- Das studentische Subjekt
- Das studentische Subjekt als Individuum
- Das studentische Subjekt als Projektarbeiter
- Aktivität, grenzenlos
- Flexibilität
- Das studentische Subjekt als risikofreudiger Unternehmer
- Das studentische Subjekt als Networker
- Das studentische Subjekt als sich selbst entfaltendes Kreativsubjekt
- Selbstoptimierung versus Selbstentfaltung: Fallbeispiel „Nina“
- Das Anti-Subjekt
- Studentenmagazine und Subjektordnungen
- Sozialisation, Selbstverortung, Schemata
- Das studentische Subjekt in Studentenmagazinen
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, wie Studenten in kommerziellen Studentenmagazinen dargestellt werden. Sie möchte nicht nur eine deskriptive Analyse liefern, sondern auch die soziale Funktion und kulturelle Bedeutung des medialen Bildes von Studierenden erforschen.
- Die Konturen der „Studenten von heute“ in Studentenmagazinen
- Die Rolle von Medien bei der (Re-)Präsentation von Subjektmodellen
- Die Verbindung zwischen dem Bild des „idealen Studenten“ und postmodernen Subjektordnungen
- Die Analyse der Werte, Anforderungen und Strategien postmoderner Subjektordnungen in Studentenmagazinen
- Die Frage, ob es ein spezifisches „studentisches Subjekt“ gibt, das in Studentenmagazinen repräsentiert wird
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Thematik der medialen Repräsentation von Studenten ein und stellt die Forschungsfrage auf, ob es ein spezifisches „studentisches Subjekt“ gibt, das in Studentenmagazinen repräsentiert wird.
Kapitel 2 gibt einen Überblick über die wichtigsten Thesen aus drei aktuellen Untersuchungen: „Das hybride Subjekt“, „Das unternehmerische Selbst“ und „Der neue Geist des Kapitalismus“.
Kapitel 3 beschreibt das methodische Vorgehen der qualitativen Analyse, das sich an einer Genealogie der Subjektivierung im Sinne Bröcklings orientiert und Elemente diskursanalytischer Ansätze integriert.
Kapitel 4 bietet einen Überblick über das Untersuchungsmaterial: die geschichtliche Entwicklung der Studentenpresse, die Charakterisierung der untersuchten Studentenmagazine und eine Analyse der Aussagen über Studenten in zwei exemplarischen Zeitschriftenartikeln.
Kapitel 5 präsentiert die Ergebnisse der offenen, deskriptiven Analyse der „Studenten von heute“, wie sie in den Magazinen dargestellt werden: die Grenzziehung zwischen Studenten und anderen Gruppen, die Ausgangsbedingungen ihres Lebens und Studiums, ihre Befindlichkeiten, Handlungsprinzipien und wichtigsten Handlungsfelder.
Kapitel 6 versucht, die Forschungsfrage zu beantworten, indem es untersucht, inwiefern das Bild des „studentischen Subjekts“ in den Studentenmagazinen die Werte, Anforderungen und Strategien postmoderner Subjektordnungen repräsentiert. Es analysiert, wie die Magazine ein „studentisches Subjekt“ als Individuum, Projektarbeiter, Unternehmer, Networker und Kreativsubjekt entwerfen.
Kapitel 7 befasst sich mit der Rolle von Studentenmagazinen bei der Sozialisation und Selbstverortung von Studenten und analysiert, wie das „studentische Subjekt“ in diesen Magazinen dargestellt wird.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themenbereiche der Arbeit sind: studentische Subjekte, Studentenmagazine, postmoderne Subjektordnung, unternehmerisches Selbst, neuer Geist des Kapitalismus, Individualismus, Konformität, Flexibilität, Netzwerk, Selbstoptimierung, Selbstentfaltung.
- Quote paper
- Johannes Richter (Author), 2011, Das studentische Subjekt. Eine qualitative Untersuchung von Studentenmagazinen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176411