Kindheit und Kindsein wird in unterschiedlichen Kulturen unterschiedlich verstanden. Erwachsene geben in vielfältiger Weise ihre Einstellungen und Haltungen an Kinder weiter. Wie sie Kindheit und Kindsein wahrnehmen, spielt dabei eine wichtige Rolle. Was Kindern zugemutet werden kann und soll, was sie verstehen können und müssen, welches Weltbild sie sich aneignen sollen, welche Aufgaben ihnen in der Gemeinschaft zufallen und welche moralischen Grundpfeiler der Gesellschaft sie verinnerlichen müssen, sind kulturell verschiedene Ansichten.
In dieser Arbeit soll untersucht werden, wie Kindheit und Kindsein in der französischen Gesellschaft gesehen wird. Dahingehend werden Aspekte aufgezeigt, die zu Kindheit und Kindsein gehören, aus Sicht der Erwachsenen in der französischen Gesellschaft. Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit ist das Medium Kinderkinofilm, da Filme, ähnlich wie Bücher, eine besonders prägende Form der Ideenvermittlung von Erwachsenen an Kinder sein können. Anhand von Kinderkinofilmen lässt sich untersuchen, was Kindern zugemutet wird, was man ihnen zutraut, und welche Themen, Werte, Ideale, Moralvorstellungen und Lebensentwürfe vermittelt werden sollen.
Kinoerlebnisse können in der Kindheit besonders intensiv sein, denn die kindliche Wahrnehmung ist eine ganz andere, als die von Erwachsenen. Kinder greifen auf einen geringeren Erfahrungsschatz zurück, der sie die Grenzen zwischen Realität und Fantasie noch durchlässiger erleben lässt, als es bei Erwachsenen der Fall ist. Aus diesem Grund sind Kinder eher bereit sich von einer Handlung hinwegtragen zu lassen, und sie nehmen die in den Filmen transportierten Ideen und Vorstellungen der Erwachsenen viel intensiver auf und verinnerlichen sie leichter.
Die Auseinandersetzung mit Kinderfilm im theoretischen Sinn scheint in Frankreich nicht so verbreitet. Der Film Azur et Asmar bietet ein sehr gutes Beispiel für einen erfolgreichen französischen Kinderfilm, der aktuelle Thematiken der französischen Gesellschaft aufwirft: Toleranz, Rassismus, Migration, Interkulturalität, Stereotype und Vorurteile. Gleichzeitig bietet er Lösungsvorschläge und spiegelt moralische Grundwerte und Weltbilder wieder, über deren öffentliche Vermittlung an Kinder in der französischen Gesellschaft Konsens herrscht. An seinem Beispiel soll das Thema Kindheit und Kindsein in Frankreich Anfang des 21. Jahrhunderts beleuchtet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Ansichten zu Kindheit und Kindsein in Frankreich
- 2. Ein Einblick in das Medium Kinderfilm
- 2.1 Deutsche Überlegungen zur Definition von Kinderfilm
- 2.2 Kinderfilm in Frankreich
- 2.3 Altersempfehlungen und -beschränkungen hinsichtlich Film in Frankreich
- 2.4 Das goldene Zeitalter des französischen Animationsfilms
- 3. Filmanalyse am Beispiel von Michel Ocelots Azur et Asmar
- 3.1 Handlung
- 3.2 Intentionen des Filmemachers Michel Ocelot
- 3.3 Aktualität der Thematik(en) in Azur et Asmar
- 3.4 Ansichten des Auslandes zu Azur et Asmar
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, wie Kindheit und Kindsein in der französischen Gesellschaft betrachtet werden. Dabei wird der Fokus auf das Medium Kinderfilm gelegt, da Filme als ein wichtiges Werkzeug zur Vermittlung von Erwachsenenwerten und -ideen an Kinder dienen können. Durch die Analyse des Films Azur et Asmar von Michel Ocelot, wird untersucht, welche Themen, Werte und moralischen Vorstellungen in diesem Film vermittelt werden.
- Die französische Sicht auf Kindheit und Kindsein
- Die Rolle des Kinderfilms in der Vermittlung von Werten und Idealen
- Die Bedeutung von Toleranz, Rassismus, Migration und Interkulturalität in der französischen Gesellschaft
- Die Darstellung von Stereotypen und Vorurteilen in Filmen
- Die Potenziale des Kinderfilms zur Förderung von Interkulturalität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik von Kindheit und Kindsein in unterschiedlichen Kulturen ein und stellt das Medium Kinderfilm als Untersuchungsgegenstand vor. Das erste Kapitel beleuchtet verschiedene Definitionen des Begriffs Kinderfilm und stellt die Definition fest, die in dieser Arbeit verwendet wird. Im zweiten Kapitel wird ein Überblick über das Kinderfilmangebot in Frankreich gegeben und die Auswahl des Films Azur et Asmar als Untersuchungsgegenstand begründet. Das dritte Kapitel analysiert den Film Azur et Asmar, inklusive Handlungsbeschreibung und der Darstellung der Intentionen des Regisseurs Michel Ocelot. Die Thematiken des Films, wie Toleranz, Rassismus und Interkulturalität, werden im dritten Teil des Kapitels diskutiert.
Schlüsselwörter
Kindheit, Kindsein, Frankreich, Kinderfilm, Azur et Asmar, Michel Ocelot, Toleranz, Rassismus, Migration, Interkulturalität, Stereotype, Vorurteile, Erziehung, Gesellschaft, Werte, Moral, Lebensentwürfe.
- Arbeit zitieren
- Gerborg Böde (Autor:in), 2008, Kindheit und Kindsein in Frankreich Anfang des 21. Jahrhunderts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176529