Das heutige Rumänien als kleine Region an der Schnittstelle von Orient und Okzident weist vielfältige kulturelle Einflüsse auf. Seit seiner Besiedlung war es meist Spielball politischer Machtinteressen und konnte somit nur schwer eine kulturelle Identität herausbilden. Das Ergebnis ist eine "kleine Kultur", deren Spezifikum einer Suche nach einem souveränen Identitätsmodell sowohl Literatur als auch Politik in ihren Dienst stellt. Daraus ergibt sich eine enge Verflechtung dieser gesellschaftlichen Bereiche, die in diesem Werk auf künstlerischer Ebene reflektiert wird. Unter der Annahme, dass rumänische Literatur vorwiegend durch Exilkünstler außerhalb des Landes wahrgenommen wird, werden zwei Exilschriftsteller vorgestellt: Der als phantastischer Romancier und Religionswissenschaftler international bekannte konservative Kulturphilosoph Mircea Eliade und der außerhalb rumänischer Landesgrenzen weitestgehend unbekannte avantgardistische Lyriker Ion Caraion. In ihrer Verankerung in gegensätzlichen rumänischen Kulturtraditionen bilden sie einen Querschnitt der rumänischen Kulturgeschichte ab. Die Arbeit untersucht daher, inwiefern sich die jeweilige gesellschaftspolitische Weltanschauung sowie der damit verbundene Ethos in der Ästhetik des literarischen Werkes vor und nach dem Gang des jeweiligen Schriftstellers ins Exil niederschlagen. Die Exilsituation wird dabei als existentielle Daseinsform des Künstlers betrachtet, die das Profil von Künstlerpersönlichkeit und Werk prägnant hervortreten lässt. Es wird das komplexe Geflecht dargestellt, dem moderne Künstler aus Osteuropa auf dem globalen literarischen Feld in politischen Systemen unterworfen sind. Am Beispiel zweier Schriftsteller wird die ästhetische Verarbeitung dessen exemplarisch aufgezeigt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das rumänische Literaturexil 1945-1989
- Begriffsgebrauch – Form und Semantik
- Exilwellen
- Funktionsbereiche der Exilliteratur
- Rumänische Literatur als Teil einer „cultură minoră“
- Entstehungsgeschichte der rumänischen Literatur
- Kulturelle Einflüsse im Lauf der Geschichte
- Rumänische Literatur im Zeichen nationaler Identitätsbildung
- Ethnopsychogramm
- Rumänische Literatur als Teil einer „kleinen Kultur“
- Der Begriff der „kleinen Kultur“ als Machtdiskurs innerhalb des literarischen Feldes
- ,,Kleine Literaturen“
- Entstehungsgeschichte der rumänischen Literatur
- Odysseus auf dem Weg nach Ithaka: Mircea Eliades Weg zum „Mittelpunkt“
- Positionierung Eliades innerhalb der rumänischen Kulturgeschichte
- Mircea Eliade: Der „Religionswissenschaftler“
- Die universale Religionsphilosophie Eliades
- Das Heilige und das Profane in der modernen Welt
- Initiation als Weg aus dem „Terror der Geschichte“
- Eliades Weg in die „Eiserne Garde“
- Die Bildung des „neuen Menschen“ aus dem Geist eines „neuen Humanismus“
- Der neue Mensch\" aus dem Geist des Faschismus
- Mircea Eliade: Der Schriftsteller
- Methodische Probleme eines literaturwissenschaftlichen Zugangs
- Der autobiographische Roman
- Der existentialistische Roman
- Der phantastische Roman
- Mythische Funktion der Literatur
- Die Verarbeitung des Exils zwischen dem „Authentic Bucharestian“ und dem „Universal Man“
- Anfängliche Mühen der Akkulturation im Pariser Exil
- Exil als Initiationsprüfung
- Exilliteratur Eliades nach 1945
- Produktionsästhetik
- Resümee
- Ein linksstehender Mensch in einem „linken\" System: Ion Caraion
- Biographie
- Kulturpolitik der Rumänischen Volksrepublik
- Stalinistischer Auftakt 1947
- Das,,Bukarester Tauwetter\" ab 1964
- Die,,Kleine Kulturrevolution“ 1971
- Ion Caraion in der Tradition rumänischer Avantgarde
- Der Umgang Caraions mit der sprachlichen Deterritorialisierung Rumäniens nach 1945
- Die Position des Schriftstellers innerhalb der Kultur
- Die deterritorialisierte Sprache Ion Caraions
- Exil im Exil
- Resümee
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Exilsituation zweier rumänischer Schriftsteller, Mircea Eliade und Ion Caraion, im Kontext der rumänischen Kulturgeschichte. Es wird gezeigt, wie die spezifischen Exilsituationen diese Künstler und ihre Werke prägten und wie sie mit der gesellschaftlichen und politischen Situation in Rumänien während der Zeit ihres Exils umgingen. Die Arbeit verfolgt einen kulturgeschichtlichen Ansatz und analysiert die Werke beider Schriftsteller in Hinblick auf ihre ästhetischen Besonderheiten und ihre Stellung innerhalb der rumänischen Literaturgeschichte.
- Der Begriff des Exils und seine Bedeutung für rumänische Schriftsteller
- Die Entwicklung der rumänischen Literatur und ihre Rolle in der Gestaltung der nationalen Identität
- Die unterschiedlichen Exilsituationen von Mircea Eliade und Ion Caraion
- Die Verbindung zwischen der politischen und kulturellen Situation Rumäniens und den Werken der beiden Schriftsteller
- Die ästhetischen Besonderheiten der Werke von Mircea Eliade und Ion Caraion
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet eine Einführung in das Thema der Arbeit und stellt die beiden zentralen Figuren, Mircea Eliade und Ion Caraion, vor. Sie skizziert den kulturgeschichtlichen Hintergrund der rumänischen Literatur und die Herausforderungen, die mit der Suche nach einer nationalen Identität verbunden sind. Anschließend wird der Exilbegriff im Zusammenhang mit der rumänischen Literatur analysiert. Das zweite Kapitel befasst sich mit dem rumänischen Literaturexil in der Zeit zwischen 1945 und 1989. Es wird gezeigt, dass die Auswanderung rumänischer Schriftsteller in dieser Zeit eine besondere Form des Widerstands gegen die politischen und kulturellen Bedingungen im kommunistischen Rumänien darstellte. Das dritte Kapitel widmet sich der rumänischen Literatur als Teil einer „kleinen Kultur“. Es werden die historischen und kulturellen Einflüsse auf die rumänische Literatur beleuchtet, sowie die Rolle der Literatur in der Gestaltung der nationalen Identität. Das vierte Kapitel widmet sich der Figur Mircea Eliade und untersucht seinen Weg zum „Mittelpunkt“. Es beleuchtet seine Positionierung innerhalb der rumänischen Kulturgeschichte, seine religiöse Philosophie und seine Rolle innerhalb der „Eisernen Garde“. Anschließend werden Eliades literarische Werke und seine Auseinandersetzung mit dem Exil analysiert. Das fünfte Kapitel befasst sich mit Ion Caraion, einem Vertreter der rumänischen Avantgarde, und seiner Exilsituation im kommunistischen Rumänien. Es wird die politische und kulturelle Situation in Rumänien während Caraions Leben beleuchtet, sowie sein Umgang mit der sprachlichen Deterritorialisierung Rumäniens.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die rumänische Literaturgeschichte, das Exil, die rumänische Kulturgeschichte, die „kleine Kultur“, Mircea Eliade, Ion Caraion, die „Eiserne Garde“, die rumänische Avantgarde und die sprachliche Deterritorialisierung Rumäniens.
- Arbeit zitieren
- Andrea-Dana Langenfeld (Autor:in), 2010, Odysseus auf dem Weg nach Ithaka und die Irrfahrt eines linksstehenden Menschen innerhalb eines „linken“ Systems, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176575