Leseprobe
INHALTSVERZEICHNIS
Abbildungsverzeichnis
1 „To be ethical because it is profitable is not ethical But to be ethical is profitable.“
2 Vorstellung von Peter Ulrich und Karl Homann
2.1 Zur Person Peter Ulrich
2.2 Zur Person Karl Homann
3 Divergenzen in den Konzepten von Peter Ulrich und Karl Homann
4 Gemeinsamkeiten in den Konzepten von Peter Ulrich und Karl Homann
5 Schlussfolgerung
6 Anhang
6.1 Abbildung 1: Dilemmastruktur in Normalform
6.2 Abbildung 2: Überwindung der Dilemmastruktur
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Dilemmastrukturen in Normalform
Abbildung 2: Überwindung der Dilemmastruktur
1 „ To be ethical because it is profitable is not ethical. But to be ethical is profitable.“
Das Thema der Wirtschaftsethik hat in den letzen Jahren eine immer[1]
stärkere Beachtung in Wissenschaft und Praxis erfahren. In einer international vernetzten Weltwirtschaft mit vielen noch nicht gelösten tiefgreifenden sozialen und ökonomischen Problemen wie z.B. Hunger, Armut, Kindersterblichkeit, Kriminalität, wachsender Massenarbeitslosigkeit, Korruption, zunehmender Umweltzerstörungen und Shareholder Value stellt sich die Frage nach tragfähigen wirtschaftsethischen Konzepten heute wieder neu.
Bei den vorliegenden Missständen handelt es sich nicht nur um systematische Wirtschaftsprobleme, sondern vielmehr auch um tiefgreifende moralische Probleme. Dadurch wird die Frage nach normativen Grundlagen des Wirtschaftens aufgeworfen, welche wichtig ist, damit jeder Einzelne die Anforderungen, die durch die Globalisierung entstehen können, handhaben kann.
Der Begriff Wirtschaftsethik lässt sich folgendermaßen definieren: Vor dem Hintergrund der Ethik versucht die Wirtschaftsethik praktisch anwendbare Lösungsansätze für moralische Probleme der Wirtschaft zu formulieren.[2]
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit werden zwei wirtschaftsethische
Ansätze, zum einen der nach Peter Ulrich und zum anderen der nach Karl Homann nicht ausführlich vorgestellt, sondern während des Vergleichs integrativ beschrieben.
Ziel dieser Arbeit ist es die markantesten Divergenzen und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten. Begonnen wird mit der Vorstellung von Peter Ulrich und Karl Homann. Anschließend werden die beiden Konzepte miteinander verglichen, wobei zunächst auf Divergenzen und danach auf Gemeinsamkeiten der beiden Konzepte eingegangen wird, bevor die Arbeit mit einem Kapitel zu den Schlussfolgerungen schließt.
2 Vorstellung von Peter Ulrich und Karl Homann
2.1 Zur Person Peter Ulrich
Peter Ulrich wurde 1948 in Bern geboren. Im Jahre 1971 schloss er sein Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Universität Freiburg ab. Anschließend war er zunächst als wissenschaftlicher Assistent an dem Betriebswirtschaftlichen Institut der Universität Basel tätig, an dem er dann auch im Jahre 1976 zum Dr.rer.pol promovierte. Danach arbeitete er einige Jahre in einer betriebswirtschaftlichen Unternehmensberatung. Seine Habilitation schloss er 1986 an der Universität Witten/Herdecke ab, an der er anschließend als Lehrbeauftragter tätig war. Zusätzlich unterrichtete er im gleichen Zeitraum Professor für Betriebswirtschaftslehre mit sozialwissenschaftlicher Ausrichtung an der Universität Wuppertal. 1987 war Ulrich der erste Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsethik an der Universität St. Gallen, der gleichzeitig der erste Lehrstuhl dieser Ausrichtung an einer deutsprachigen Wirtschaftsfakultät war. Von 1989 bis 2009 bekleidete er das Amt des Ordinarius und des Leiters des Instituts für Wirtschaftsethik an der Universität St. Gallen. Ulrich ist Herausgeber der seit 1987 erscheinenden St. Galler Beiträge zur Wirtschaftsethik und u.a. Mitglied des Executive Committee des European Business Ethics Network sowie Mitglied im Vorstand des Deutschen Netzwerks Wirtschaftsethik.[3]
2.2 Zur Person Karl Homann
Karl Homann wurde 1943 geboren. Im Jahre 1972 schloss er sein Studium der Philosophie und Germanistik an der Katholischen Universität in Münster mit der Promotion zum Dr.phil. ab. Zusätzlich studierte er an der Universität Münster von 1971-79 Volkswirtschaftslehre und promovierte zum Dr.rer.pol.. Nach seiner Habilitation im Jahre 1985 an der Universität Göttingen hatte Homann von 1986 bis 1990 eine Professur für Philosophie und Volkswirtschaftslehre an der Universität Witten/Herdecke inne.[4]
Anschließend unterrichtete er als Professor für Wirtschafts- und
Unternehmensethik an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt in Ingolstadt. Homann war von 1999 bis 2010 als Professor für Philosophie unter Berücksichtigung der philosophischen und ethischen Grundlagen der Ökonomie (Wirtschaftsethik) an der Ludwig-Maximilian-Universität in München tätig. Zusätzlich leitete Homann als Vorsitzender den Ausschuss für „Wirtschaftswissenschaft und Ethik“ des „Vereins für Socialpolitik“ und ist seit 1989 Herausgeber der Schriftenreihe „Die Einheit der Gesellschaftswissenschaften“.[5]
3 Divergenzen in den Konzepten von Peter Ulrich und Karl Homann
Die beiden Ökonomen haben für die Ausführung ihrer wirtschaftsethischen Konzepte zwei gänzlich unterschiedliche Ausgangspunkte gewählt. Ulrich geht bei seinem klassischen philosophisch-ethischen Ansatz der integrativen Wirtschaftsethik davon aus, dass die Ethik nicht von außen auf die Ökonomie angewandt wird. Die Normativität, welche bereits in der Ökonomie enthalten ist, muss kritisch aufgedeckt werden. Im Vordergrund seines Konzepts steht eine Begründung der moralischen Normen.[6] Für Ulrich geht es in der Wirtschaftsethik darum, das fragwürdig gewordene Verhältnis zwischen ökonomischer Rationalität und ethischer Vernunft aufzuschlüsseln, um dies dann anschließend in zukunftsfähiger und lebensdienlicher Weise neu zu bestimmen,[7] wobei die Ethik die signifikantere Rolle spielt. Anders ausgedrückt: nicht die Schaffung von Marktwerten muss in den Mittelpunkt von ökonomischem Verhalten rücken, sondern ihre Lebensdienlichkeit entgegen aller Sachzwänge.[8]
Unter Lebensdienlichkeit versteht Ulrich die Absicherung der erwerbsfähigen Menschen mit den Grundbedürfnissen wie Arbeits- und Einkommensrechten und Allgemeinbildung und außerdem eine Erweiterung der menschlichen Lebensqualität.[9]
Homann geht bei seinem wirtschaftsethischen Ansatz von einem Kooperat- ionsmodell aus, das heißt, dass beide Disziplinen, sowohl die Ethik als auch die Ökonomie, gleichberechtigt und zusammengehörig sind.[10] Bei ihm steht die Realisierung bzw. Implementierung von moralischen Normen, die zur Lösung komplexer Probleme in modernen Gesellschaften beitragen können, im Vordergrund.[11] Homann definiert die Wirtschaftsethik als Ethik mit ökonomischer Methode, die auf die Implementierung von moralischen Normen in der Ökonomik eine grundsätzliche Antwort gibt. Der Mensch befolgt realistischerweise nur moralische Normen, wenn er dadurch hauptsächlich individuelle Vorteile erwarten kann.[12]
Während in der Vergangenheit gegenseitige Kontrolle durch die gegebene Face-to-Face Interaktion und auf Grund fehlender Mobilität möglich war, ist heute durch die voranschreitende Individualisierung und Globalisierung eine solche Fremdkontrolle nicht mehr möglich. Das bedeutet, dem Einzelnen ist es möglich, sich den handlungstheoretisch konstruierten Sanktionsmechanismen zu entziehen. Folglich bedarf es eines Kontrollsystems, dem sich das Individuum nicht entziehen kann: die Selbstkontrolle. Die philosophische
Ethik seit Kant bemüht hier das Gewissen als die Selbstkontrolle durchführende Instanz.[13] Diese Sichtweise wird von Ulrich, wie jetzt unten ausgeführt ist, geteilt.
Für ihn steht die menschliche Fähigkeit zu moralischem Bewusstsein und zu Willensfreiheit, bedingt durch das Postulat der Conditio Humana, außer Frage. Er geht auch davon aus, dass jeder Mensch sein Leben prinzipiell nach moralischen Grundsätzen führen möchte, bestreitet aber keinesfalls die Existenz von Trittbrettfahrern (sog. moral freerider) ab[14]:
„Dass zwischen unserem faktischen Handeln und der moralischen Einsicht, wie wir handeln sollten, stets eine Spannung und häufig eine Diskrepanz besteht, macht Ethik (...) nicht etwa hinfällig, sondern lebenspraktisch im Gegenteil überhaupt erst nötig. (...) Dass es Individuen mit (..) Lack of Moral Sense, mit einem unterentwickelten oder gestörten Moralbewusstsein gibt, beweist aber nur, dass Moralität dem Menschen eben nicht wie ein Instinkt naturgesetzlich angeboren ist, sondern die unablässige Kultivierung seiner praktischen Vernunft voraussetzt.“[15] „Die Aufgabe (…) [der modernen Ethik besteht] darin, ein kulturübergreifendes, postkonventionelles Moralprinzip zu begründen, dessen universale Gültigkeit prinzipiell in jeder vernunftzugäng-lichen Kultur nachvollziehbar ist und argumentativ von niemandem bestritten werden kann.“[16]
[...]
[1] Wertevolle Zukunft - Stiftung für ethisches Handeln
[2] Ethikverband der Deutschen Wirtschaft e.V.
[3] Vgl. Fellner, V. (2009), S. 32
[4] Vgl. Fellner, V. (2009), S. 61
[5] Vgl. Fellner, V. (2009), S. 62
[6] Vgl. Fellner, V. (2009), S. 32 - 33
[7] Vgl. Ulrich, P. (2008), S.102
[8] Vgl. Ulrich, P. (2008), S. 218
[9] Vgl. Fellner, V. (2009), S. 49
[10] Vgl. Homann, K. und Lütge, C. (2005), S. 9
[11] Vgl. Fellner, V. (2009), S. 62
[12] Vgl. Homann, K. und Lütge, C. (2005), S. 20
[13] Vgl. Fellner, V. (2009), S. 73
[14] Vgl. Fellner, V. (2009), S.34
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- Ira Bork (Autor), 2011, Wirtschaftsethische Konzepte im Vergleich , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176667
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