Didaktische Methoden für ein erfolgreiches Biblisches Lernen


Hausarbeit, 2010

21 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Biblisches Lernen

2. Dekonstruktivistische Bibeldidaktik – Ulrich Kropač
2.1. Was ist Dekonstruktion?
2.2. Elementare Arbeitsformen

3. Orientierung an biblischer Sprache – Ingo Baldermann
3.1. Die Bibel- ein Buch des Lernens
3.2. Der Umgang mit dem Buch der Psalmen
3.2.1. Die Sprache der Klage
3.2.2. Die Sprache des Lobes
3.3. Elementare Arbeitsformen

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Biblisches Lernen

Ist biblisches Lernen für den Religionsunterricht noch relevant? Das ist die Frage, die man sich in der Bibeldidaktik stellt. Sie behandelt, ob die biblischen Texte an unseren heutigen Erfahrungen vorbeigehen und wie man der Bibel im Unterricht begegnen kann, damit ein erfolgreiches biblisches Lernen vollzogen werden kann.

Der Religionsunterricht kann auf Probleme stoßen, da die Bedeutung der Bibel für manche Schüler im Alter abnehmen kann. Die Arbeit an der Bibel muss sich der Kritik des Erfahrungs-, Relevanz- und Effektivitätsverlustes stellen.

Aus einer Untersuchung von Horst Klaus Berg mit mehreren Schülern verschiedenen Alters[1] lässt sich der Schluss ziehen, dass Jugendliche die Heilige Schrift nicht von vorneherein ablehnen, sondern ihr im Unterricht offen entgegengehen, sofern ihre Erfahrungen berücksichtigt werden.

Biblisches Lernen sieht sich heutzutage vor dem Problem der Postmoderne. Denn für Nichtgläubige hat die Bibel keinen Stellenwert und ist irrelevant für den Unterricht, da sie nicht daran glauben, dass sich in ihr Gottes Wort offenbart. Die Arbeit an den biblischen Erzählungen hat hingegen großen Wert für gläubige Christen, weil dadurch für sie erst eine Gottesbegegnung möglich wird.

Im Religionsunterricht können Schüler, die den theologischen Gehalt der Bibel kennen, auf Mitschüler treffen, die diese als ein Werk unter vielen ansehen. Da sich die Identitätsfindung zwischen den Heranwachsenden angesichts der vielen verschiedenen Traditionen und Wertesystemen unterschiedlich vollzogen hat, bilden sie verschiedene Bezüge zu den biblischen Texten. Aus diesem Grund beziehen die Schüler das Wort Gottes unterschiedlich auf ihre Lebenssituation. Anhand der unterschiedlichen Traditionen und Religionen auf der Welt, bilden die Schüler jeweils verschiedene Interpretationen der Perikopen, weil sie nicht nur in ihrem eigenen Glauben nach einer Deutung suchen, sondern auch in den großen Weltreligionen.

Das alles muss dem Lehrenden bewusst sein, um ein gezieltes Arbeiten an der Bibel zu ermöglichen.

Die Bibel ist ein „Spiegelbild“[2] der Menschheit, da sie viele Facetten der menschlichen Erfahrungen aufzeigt. Die biblischen Erzählungen handeln von den positiven und negativen zwischenmenschlichen Verhältnissen und auch zwischen den Menschen und Gott. Durch die Bibel kann ein Dialog zwischen den Menschen und Gott entstehen.

Ebenso ist das Lernen an der Bibel für Heranwachsende eine Unterstützung der Identitätsfindung. Die Verse der Bibel sollen den Leser ermutigen sein eigenes Leben zu hinterfragen. Da in der Bibel viele Erfahrungen von Menschen in unterschiedlichen Situationen zusammengetragen worden sind, können heutzutage Kinder und Jugendliche Antworten auf Fragen finden, die sie bewegen.

Nicht zuletzt macht die Bibel auf negative Entwicklungen der Geschichte aufmerksam. Die Autoren der biblischen Texte kritisieren einerseits die Situation ihrer Zeit und andererseits berichten sie von Änderungen der Missstände zum Positiven hin, mit denen die Menschen damals nicht gerechnet hatten. Dadurch wird die Hoffnung deutlich, die die Menschen damals hatten, da sie den Mut fassten, etwas zu verändern.

Zudem gehört die Wirkungsgeschichte der Bibel zur Allgemeinbildung der Schüler, weil ihre Entstehung einen Teil der Menschheitsgeschichte ausmacht. Viele Objekte tragen religiöse Züge und um diese sinngemäß zu deuten, ist ein Blick in die Bibel notwendig. Außerdem erläutern die biblischen Texte ethische Maßstäbe, die für das Zusammenleben in einer Gemeinschaft wichtig sind.

Schüler können anhand der biblischen Sprache vielseitige Textsorten, Ausdrucksmittel und Sprechweisen kennenlernen.

Nun stellt sich die Frage, wie man den Heranwachsenden die Bibel nahebringen kann.

Wenn die Kinder und Jugendlichen sich ausschließlich exegetisch mit den Perikopen beschäftigen, „wird der Umgang mit biblischen Texten zu einem Glasperlenspiel, an dem nur noch wenige feinsinnige Kinder beteiligt sind“[3]. Beim biblischen Lernen müssen sowohl das Subjekt, als auch die Erfahrungen, die das Subjekt macht, berücksichtigt werden. Die Schüler müssen „mit den ihnen eigenen Lebens- und Vorstellungswelten den Ausgangspunkt biblischen Lernens bilden“[4].

Gleichermaßen ist ein Blick auf die Erfahrungen der Schüler notwendig, die diese bei der Deutung von Perikopen heranbringen können. Dabei soll auf biblische Verse eingegangen werden, die eine Bedeutung für die Schüler haben und ihnen Hoffnung und Zuversicht geben. So können sie im Religionsunterricht bestimmte Bibelstellen auf ihr eigenes Leben beziehen.

Allerdings kann man heutzutage als Religionslehrer nicht mehr davon ausgehen, dass alle Schüler an den Umgang mit der Bibel gewöhnt sind und religiöses Wissen besitzen.

Im weiteren Verlauf werden zwei Ansätze erläutert, wie man als Lehrer den Schülern die Bibel nahebringen und verständlich machen kann, damit das biblische Lernen eine Perspektive hat.

2. Dekonstruktivistische Bibeldidaktik – Ulrich Kropač

2.1. Was ist Dekonstruktion?

Prof. Dr. Ulrich Kropač hat eine Methode aufgearbeitet, die biblisches Lernen für Schüler zugänglich machen soll. Kropač lehrt seit dem Jahr 2007 die Didaktik der Religionslehre und Religionspädagogik in der Theologischen Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt- Ingolstadt[5].

Da viele Schüler beklagen, dass der Religionsunterricht nicht auf ihre Erfahrungen und Fragen genügend eingeht, treten bei dieser Methode der biblische Text und der Rezipient in wechselseitige Beziehung. Das bedeutet, dass diese Form der Bibeldidaktik sowohl sach-, als auch subjektorientiert ist. Die Erlebnisse der Schüler werden anhand biblischer Texte aufgearbeitet.

Kropač übernahm die Idee dieser Methode von Jacques Derrida, der das Verfahren der „Dekonstruktion als Zugang zu philosophischen Texten“[6] genutzt und auf das biblische Lernen übertragen hat. Derrida war ein bekannter französischer Philosoph (1930- 2004), der als Gründer der Dekonstruktion gilt.[7]

Nach Derrida ist Dekonstruktion eine Methode, die sowohl „Sprache aufbricht, demontiert und neu arrangiert“[8], als auch „Destruktion und Konstruktion miteinander verknüpft“.[9]

Das Verfahren gilt als destruktiv, da es mit Hilfe geeigneter Sinnschemata eine zu vorschnelle Beanspruchung des Textes nicht zulässt. Jeder Aspekt eines Textes soll berücksichtig und nicht überlesen werden. Es werden unaufhörlich Fragen an den Text gestellt. „Dekonstruktion bedeutet Abwehr gegen die Einebnung der vielgestaltigen Sinnspitzen und Sensibilisierung für die untergründigen Bedeutungsschichten eines Textes.“[10]

Die Bedeutung eines Sachverhalts wird befragt, herausgenommen und in andere Kontexte hineingefügt. „Alternative Denk- und Handlungsmöglichkeiten“[11] der Texte werden aufgezeigt. Deswegen gilt die Methode als konstruktiv.

[...]


[1] Vgl. H.K. Berg, Ein Wort wie Feuer, 12- 20.

[2] U. Kropač, Biblisches lernen, 388.

[3] I. Baldermann, Biblische Didaktik, 25.

[4] U. Kropač, Biblisches lernen, 394.

[5] Vgl. http://www.ku-eichstaett.de/Fakultaeten/THF/relpaed/mitarbeiter/Lekro.de; 22.09.10.

[6] U. Kropač, Biblisches Lernen, 395.

[7] Vgl. http://plato.stanford.edu/entries/derrida/; 22.09.10

[8] U. Kropač, Dekonstruktion, 370.

[9] Ders., Biblisches lernen, 395.

[10] Ebd.

[11] Ders., Dekonstruktion, 372.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Didaktische Methoden für ein erfolgreiches Biblisches Lernen
Hochschule
Universität zu Köln  (Katholische Theologie)
Veranstaltung
Religionspädagogik
Note
1,7
Autor
Jahr
2010
Seiten
21
Katalognummer
V176764
ISBN (eBook)
9783640981953
ISBN (Buch)
9783640982264
Dateigröße
514 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Religionsdidaktik, Religionspädadogik, Didaktik, didaktische Methoden, Biblisches Lernen, Dekonstruktivistische Bibeldidaktik, Dekonstruktion, Ingo Baldermann, Biblische Sprache, Ulrich Kropac, Didaktische Methoden für ein erfolgreiches Biblisches Lernen
Arbeit zitieren
Elisabeth Esch (Autor:in), 2010, Didaktische Methoden für ein erfolgreiches Biblisches Lernen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176764

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