Sexismus in der Zeitung

Analyse des sprachlichen Sexismus in der chilenischen Zeitung


Hausarbeit, 2009

21 Seiten, Note: 2,5


Leseprobe


0. Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema „Sexismus in der Zeitung“ und dessen verschiedenen Ausprägungen, die heutzutage in den Medien zu finden sind. Zuerst wird der Sexismus als allgemeinen Begriff erklärt und dann beschäftige ich mich mit dem Thema „sprachlicher Sexismus in der Zeitung“. Außerdem analysiert diese Arbeit den Sexismus in derselben Nachricht in zwei verschiedenen chilenischen Zeitungen.

Gemäß den Definitionen von Real Academia Espanola[1] und anderen spanischen und deutschen Wörterbüchern[2] kann man zu dem Schluss kommen, dass Sexismus die Diskriminierung bzw. Benachteiligung und Unterdrückung der Menschen aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit ist. In der Regel ereignen sich sexistische Vorfälle häufiger gegenüber Frauen. Trotzdem ist hier die Diskriminierung von Männern, Homosexuellen und Intersexuellen gemeint. Der Begriff „sprachlicher Sexismus“ ist die Folge des sozialen Sexismus und bezieht sich auf die Diskriminierung der Menschen durch die Sprache.

Der Begriff „Sexismus“ tauchte zum ersten Mal in den 1960er Jahren im Englischen auf (sexism), obwohl dieses Phänomen schon 1907 von der Wissenschaftlerin Käte Schirrmacher in einer Zeitschrift über die Reform der sexuellen Ethik als „Geschlechtsvorurteil in der Sprache“ identifiziert wurde. Schirrmacher sprach von einem männlichen Sexismus.

Mit dem Begriff Sexismus wurden nicht nur individuelle Vorurteile, sondern auch institutionalisierte Diskriminierung benannt[3].

Als Folge des sozialen Sexismus gibt es einen linguistischen Sexismus, beide sind aber aufeinander bezogen.

Ziel der Arbeit stellt dar, sprachlichen Sexismus in mehreren Artikeln verschiedener spanischer und lateinamerikanischer Zeitungen aufzuzeigen und eine angemessene Klassifikation vorzunehmen, und schließlich neue antisexistische Alternativen vorzuschlagen.

I. Hauptteil

García Meseguer unterscheidet zwischen sozialem Sexismus und sprachlichen Sexismus.

Nach Ansicht von García Meseguer begeht ein Sprecher sprachlichen Sexismus, wenn er eine Idee mitteilt, die aufgrund der verwendeten Wörter bzw. wie diese Wörter im Satz gebildet und angewendet werden, gegenüber Menschen aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit diskriminierend ist. Im Gegensatz dazu spricht man von sozialem Sexismus, wenn die Diskriminierung der Geschlechtszugehörigkeit in der Bedeutung bzw. im Inhalt der Idee steht (García Meseguer 1996: 2).

Sprachlicher Sexismus und sozialer Sexismus sind aufeinander bezogen, denn sprachlicher Sexismus gilt als eine Folge des sozialen Sexismus und die Mentalität einer Sprachgemeinschaft wird stark durch die Sprache geprägt. Die Sprache, die wir sprechen, ist ein Resultat der Kultur der Menschen vieler Generationen, denn durch die Sprache sind die Gedanken der Menschen zum Ausdruck gebracht worden. Diese Idee geht auf die Sapir-Whorf-Hypothese zurück (formuliert 1940 von Edward Sapir und Benjamin Lee Whorf), die besagt, dass die Sprache das Denken formt, d.h. es gibt einen Zusammenhang zwischen der Mentalität des Menschen und der Sprache, die er spricht. Die Art und Weise, wie ein Mensch denkt, wird stark durch Grammatik und Wortschatz seiner Muttersprache beeinflusst oder bestimmt (Whorf 2003: 7).

Daraus folgt, dass es bestimmte Gedanken einer einzelnen Person in einer Sprache gibt, die von jemandem, der eine andere Sprache spricht, nicht verstanden werden können.

Diese Idee ist nur eine von mehreren Hypothesen, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Sprache und Denken befassen. Dabei geht es um die Frage, wie sich eine bestimmte Sprache mit ihren lexikalischen und grammatischen Strukturen auf die Mentalität bzw. Welterfahrung der betreffenden Sprachgemeinschaft auswirkt. (Whorf 2003: 10). Nach Meinung dieser Autoren spiegeln sich kulturell relevante Konzepte im Lexikon einer Sprache. Diese Tatsache wurde von Whorf anhand einer großen Liste von Eskimo-Wörtern für Schnee, sowie auch viele Lexeme für den Reis im Japanischen illustriert, die in anderen Sprachen wie z. B. im Spanischen nicht existieren.

Aufgrund dessen ist der sprachliche Sexismus ein Ergebnis des sozialen Sexismus und somit gelten beide als ein Resultat einer ewig historischen Ungleichheit zwischen Frauen und Männern (Guerrero Salazar 2002: 233).

Historisch gesehen wurde der Begriff „Sexismus“ Ende der 1960er Jahre von der amerikanischen Frauenbewegung in Analogie zum Begriff des Rassismus entwickelt, und in Manifesten und Proklamationen benutzt. Wegen der nachteiligen Situation der Frau von damals in der Gesellschaft, wurde der Sexismus zuerst als Unterdrückung und Diskriminierung von Frauen als Frauen definiert. Erst Jahre später wurde der sprachliche Sexismus als eigenes Phänomen ausgemacht. In den 1970er Jahren erschienen Artikel und Bücher und erste Forschungen mit dem expliziten Ziel, Sexismus erforschen zu wollen. In Deutschland wurde der Begriff vor allem durch die Buchpublikation von Marie-Louise Janssen-Jurreit "Sexismus. Über die Abtreibung der Frauenfrage"[4] von 1976 bekannt . In Spanien fand dieses Ereignis ebenso zwischen 1960 und 1970 statt. Erst in den 1980er Jahren versuchten die feministischen Bewegungen in Spanien neue Strategien gegen den sprachlichen Sexismus zu formulieren, denn neue Texte mit Vorschlägen werden veröffentlicht. Inzwischen hat sich die Sprache in der Zeitung in Laufe der Zeit und aufgrund der Globalisierung immer mehr verändert und wenn man heutzutage von sprachlichem Sexismus spricht, betrifft es die Benachteiligung von Frauen, Männern, Intersexuellen, Homosexuellen und Transsexuellen.

Drei Faktoren spielen bei der Veränderung der Sprache in den Medien eine große Rolle:

- Der Verlust der Rhetorik und der Kenntnisse der Sprache.
- Die Schnelligkeit der Interviews (Guerrero Salazar 2002: 233)
- Die Verwechslung zwischen Geschlecht und Genus (García Meseguer 1996 : 6)

Heutzutage läuft die Kommunikation der Medien so schnell, dass es kaum Zeit gibt, einen Artikel oder ein Interview mit angemessenen Wörtern bzw. Sätzen erneut zu formulieren. Aus diesem Grund bleibt die Sprache vieler Zeitungen ganz einfach und spontan und auf diese Weise ergibt sich der linguistische Sexismus.

Trotzdem sind in den letzten Jahren in den Medien mehrere Maßnahmen gegen jegliche Art von Sexismus ergriffen worden. Einer dieser Versuche stellte die Maßnahme von der französischen Regierung dar, die durch einen Gesetzentwurf alle Werbungen eingeschränkt hat, die das Bild der Frau abwerten, vor allem im Bezug auf das Thema Sexualität und Alter (El Mercurio, 19.10.01). Trotz dieser Bemühungen von Seiten der Medien findet man zurzeit noch viele sexistische Artikel in den unterschiedlichsten Zeitungen. Wichtig ist es nun, jede Art von linguistischem Sexismus zu erkennen und voneinander abzugrenzen.

Es gibt viele Ausprägungen von Sexismus, die einander ähnlich und aufeinander bezogen sind, so dass es manchmal schwierig ist, sie genau zu identifizieren und zu differenzieren.

Ausprägungen von Sexismus.

Mit Bezug auf den sozialen Sexismus möchte ich jetzt ein Beispiel geben.

In der chilenischen Zeitung El Mercurio vom 27.11.2008 wurde ein Artikel über eine psychologische Studie von der Katholischen Universität in Chile veröffentlicht. In dieser Untersuchung wurde festgestellt, dass nur 40% der chilenischen Frauen zurzeit berufstätig sind, denn die meisten stehen unter großem Druck bzw. haben große Probleme, Arbeit, Privatleben und Familie miteinander zu vereinbaren. Im Artikel steht darüber hinaus, dass wegen dieses Problems immer mehr Frauen an Krankheiten und anderen psychologischen Störungen leiden. Die Frauen, die befragt und untersucht worden sind, verfügen über eine gute soziale Situation, ein gutes Bildungsniveau und sie sind wirtschaftlich so stabil, dass die meisten eine Reinigungskraft oder sonstige „Haushaltshilfen“ in Anspruch nehmen könnten.

Was an diesem Artikel auffällt, ist, dass der Mann in dieser Studie nicht berücksichtigt wurde. Warum wurden keine Männer befragt? Spielt der Mann keine Rolle zu Hause? Ist er nicht für die Familie verantwortlich? Muss er nur arbeiten? In diesem Artikel wurde deutlich zu verstehen gegeben, dass der Haushalt nur ein Problem der Frauen ist, denn in der Wirklichkeit dieses Landes sind viele alleinerziehende Mütter gleichzeitig für die Arbeit und für die Familie verantwortlich. Der Mann wurde nicht berücksichtigt, weil man davon ausgeht, dass er nur eine Sache zu tun hat. Aus diesem Grund spiegelt diese Studie eine sozial bedingte sexistische Situation wieder. Es handelt sich aber um keinen sprachlichen Sexismus in diesem Artikel.

Da diese Arbeit sich aber vor allem mit dem Thema des sprachlichen Sexismus beschäftigt, möchte ich im Folgenden jede Art von linguistischem Sexismus ausführlich erklären und mit Beispielen aus verschiedenen Zeitungen belegen.

Ausprägungen von linguistischem Sexismus.

García Meseguer differenziert drei Typen von linguistischem Sexismus:

Zum einen handelt es sich um lexischen Sexismus. Hier handelt es sich um die Verwendung von bestimmten Wörtern, deren Gebrauch diskriminierend sein kann. Der lexische Sexismus kann des Weiteren in 12 Bereiche unterteilt werden

1. Höflichkeitsfloskeln (tratamientos de cortesía). Es gibt im Spanischen verschiedene Verdoppelungen, die als Höflichkeitsfloskeln gelten wie z. B. „ciudadanos y ciudadanas“, „damas y caballeros“ u.a. Die Verwendung dieser Wörter ist heutzutage umstritten, denn das Ziel dieser Verdoppelung war ursprünglich, den Sexismus zu vermeiden. Dennoch veröffentlichte Enrique Gil Calvo, Professor der Soziologie an der Universidad Complutense, Madrid, am 8. März 1996 einen Artikel mit dem Namen „Ciudadanos y Ciudadanas“ in El País. In diesem Artikel definiert und analysiert er das Phänomen dieser Verdoppelung als ein „sprachliches Übermaß“, das von Feministen übernommen und in der feministischen Literatur veröffentlicht wurde. Gil Calvo behauptet, dass nach den grammatischen Regeln der spanischen Sprache, d.h. aus stilistischen und formalen Gründen, ein Wort nicht wiederholt werden dürfe. Der Professor fügte hinzu, dass die Verdoppelung zweideutig und widersprüchlich sei, wenn es um Sexismus gehe (De Andrés Castellanos 2000: 1745).
2. Falsche Wortpaare (pares incorrectos). Asymmetrische Wörter für Männer und Frauen. Hier ist das Wort für Frauen entweder diskriminierend oder es passt nicht zu dessen Definition. Z. B.

Die spanische Ministerin für Gleichberechtigung Bibiana Aido behauptete in ihrer ersten Rede als Ministerin: „yo soy miembra de este gobierno“.

[...]


[1] Real Academia Espanola, (2001), Diccionario De La Lengua Espanola . Vigésima segunda edición. Real Academia Espanola

[2] Duden. Deutsches Universal-Wörterbuch. Dudenverlag. Mannheim. Leipzig. Wien. Zürich. (2007)

PONS. Großwörterbuch Deutsch als Fremsprache. 1. Auflage. Ernst Klett Sprachen GmbH. Stuttgart (2006).

[3] Köppen, Ruth, (1992), Armut und Sexismus. Berlin, Freie Universität. Elefanten Press.

[4] Janssen-Jurreit, Marie-Louise: Sexismus. Über die Abtreibung der Frauenfrage. München 1976.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Sexismus in der Zeitung
Untertitel
Analyse des sprachlichen Sexismus in der chilenischen Zeitung
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Romanisches Seminar)
Veranstaltung
el español en los periódicos (die spanische Sprache in der Zeitung)
Note
2,5
Autor
Jahr
2009
Seiten
21
Katalognummer
V176791
ISBN (eBook)
9783640982325
ISBN (Buch)
9783640982219
Dateigröße
527 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
sexismus, zeitung, analyse, sexismus, zeitung
Arbeit zitieren
Diplom Übersetzerin Isadora Rojas Marquez (Autor:in), 2009, Sexismus in der Zeitung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176791

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