Diese Abschlussthesis thematisiert die Varusschlacht als historisches Ereignis in der antiken Überlieferung und ihre Entwicklung zum politischen Mythos mit den zugrundeliegenden Fragestellungen, ob die Varusschlacht als Wendepunkt der Geschichte und Beginn deutscher Geschichte betrachtet werden kann.
Aus der Einleitung:
Als Einstieg erfolgt ein kurzer Überblick über die Erforschung der Varusschlacht in der Altertumswissenschaft seit dem 19. Jh., woran sich eine Erläuterung der Bedeutung des Germanen- und Germanienbegriffes anschließt.
Im Anschluss wird auf die römische literarische Traditionsbildung um die Varusschlacht und die Quellenlage zu diesem Ereignis eingegangen. Danach geht es um die Varus-Niederlage selbst[...].
Das darauffolgende Kapitel behandelt die Rezeptionsgeschichte der Varusschlacht. Der Fokus liegt hier besonders auf der Germania des Tacitus. Danach wird die Rezeptionsgeschichte der Varusschlacht vom 16. bis ins 21. Jh. vorgestellt.
Im letzten Kapitel der Arbeit geht es um die Varusschlacht als politischem Mythos. Zu Beginn wird darin erläutert, was unter einem Geschichtsmythos oder politischen Mythos überhaupt zu verstehen ist.
Für die Analyse des Varusschlacht-/Hermannsmythos werden Erkenntnisse aus der Mythosforschung von Heidi Hein-Kircher und einige ergänzende Bemerkungen von Dieter Timpe und Hans Ottomeyer einbezogen und direkt in Verbindung zum Mythos der Varusschlacht erörtert.
Danach geht es um die Bedeutung des Arminius-Dialogs des Ulrich von Hutten für den Prozess der Mythenbildung um das Schlachtereignis sowie die Person des Arminius. Der Dialog Huttens wird von Historikern, wie Hans-Gert Roloff feststellt, häufig als der Ursprungstext für den Beginn der Mythisierung und der Begründung des Arminius-Kultes genannt, aber nicht weitergehend erläutert. Dies soll in dieser Arbeit geschehen, besonders weil über die Interpretation des Textes, über die seit der grundlegenden Bearbeitung Jacques Ridés in den späten 70er Jahren lange Zeit Einigkeit bestand, im Jahr 2009 von Reinhold F. Glei eine andere Lesart vorgestellt worden ist.
Nach der Beschäftigung mit dem Arminius-Dialog soll der Prozess der Mythenbildung um die Varusschlacht im Verlauf der Rezeptionsgeschichte abschließend in seinen wichtigsten Eigenschaften und Auswirkungen zusammengefasst und die Frage beantwortet werden, inwiefern dieser ein identitätsstiftendes Ereignis darstellt und vielleicht als Mythos im Sinne eines Wendepunktes verstanden werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Interpretation der Varusschlacht in der Altertumswissenschaft seit dem 19. Jahrhundert
- Der römische Germanen- und Germanienbegriff
- Vorbemerkungen
- Die Entwicklung und Bedeutung des Germanen- und Germanienbegriffes in der römischen Geschichte
- Die Lebensweise der Germanen - Archäologische Erkenntnisse und Beschreibungen antiker Autoren
- Der Bedeutungsrahmen des römischen Germanen- und Germanienbegriffes
- Die antike Überlieferung über die Varusschlacht
- Die literarische Traditionsbildung um die Varusschlacht in der römischen Geschichtsschreibung
- Die Quellen und ihre Autoren
- Bewertung der antiken Überlieferung und Auswahl der Quellen
- Die politische Ausgangslage vor der Varusschlacht
- Die Eroberung und Erschließung Germaniens
- Germanien - Eine römische Provinz?
- Germanien als Teil des Imperium Romanum
- Die Darstellung der Varusschlacht in der antiken Überlieferung
- Das Schlachtereignis
- Angaben über Herkunft und Lebenslauf von Arminius und Varus
- Arminius
- Publius Quintilius Varus
- Die heimliche Vorbereitung und die möglichen Hintergründe des Aufstandes
- Die Ereignisse unmittelbar nach der Varusschlacht und die römischen Rachefeldzüge
- Die Abberufung des Germanicus
- Ausblick über die weiteren Entwicklungen der römisch-germanischen Beziehungen
- Die Varusschlacht als historischer Wendepunkt und Arminius als Befreier Germaniens?
- Die Rezeptionsgeschichte der Varusschlacht
- Die Wiederentdeckung der antiken Überlieferung im 15./16. Jahrhundert und die Entwicklung des Germanenmythos
- Arminius/Hermann als Befreier „Teutschlands\" im 16. Jahrhundert
- Hermann als Liebesheld und Freiheitskämpfer im 17. Jahrhundert
- Hermann als „guter Barbar“ und Opfer des politischen Systems im 18. Jahrhundert
- Hermann als Vorkämpfer der Freiheit und Vaterlandseiniger im 19. Jahrhundert
- Hermann im 20. und 21. Jahrhundert
- Die Varusschlacht als politischer Mythos
- Vorbemerkungen
- Die Funktionen und Wirkungen der Varusschlacht als politischem Mythos
- Der Beginn des Mythenbildung: Der Arminius-Dialog des Ulrich von Hutten
- Die Varusschlacht als identitätsstiftendes Ereignis?
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Varusschlacht nicht nur als historisches Ereignis, sondern auch als wichtigen Bestandteil des politischen Mythos. Ziel ist es, die antike Überlieferung kritisch zu analysieren und deren Rezeption bis in die Gegenwart zu verfolgen, um die Bedeutung der Varusschlacht für die Konstruktion deutscher Identität zu beleuchten.
- Die antike Überlieferung der Varusschlacht und ihre Quellenkritik
- Die römische Germanienpolitik und die politische Situation vor der Varusschlacht
- Die Darstellung der Varusschlacht in den antiken Quellen
- Die Entwicklung des Arminius-Mythos in der Rezeptionsgeschichte
- Die Varusschlacht als politischer Mythos und seine Funktionen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Varusschlacht ein und beschreibt das Ereignis kurz. Sie hebt die Aktualität des Themas im Jahr 2009 hervor und benennt die verschiedenen Forschungsaspekte, die in der Arbeit behandelt werden, wie die Analyse des Schlachtverlaufs, die römische Germanienpolitik und die Rezeption der Varusschlacht in der Geschichte.
Der römische Germanen- und Germanienbegriff: Dieses Kapitel untersucht die Entwicklung und Bedeutung des römischen Germanen- und Germanienbegriffes. Es analysiert die archäologischen Erkenntnisse und Beschreibungen antiker Autoren über die Lebensweise der Germanen und den Bedeutungsrahmen des römischen Germanen- und Germanienbegriffes im Kontext der römischen Außenpolitik und der Erweiterung des Imperiums. Das Kapitel legt die Grundlage für das Verständnis der römischen Perspektive auf die Germanen und Germanien und die politischen und kulturellen Hintergründe des Konflikts.
Die antike Überlieferung über die Varusschlacht: Dieses Kapitel analysiert die antiken Quellen zur Varusschlacht, wie die Schriften von Tacitus, Velleius Paterculus und Dio Cassius. Es bewertet die Überlieferung kritisch und wählt relevante Quellen aus. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse der unterschiedlichen Perspektiven und der Herausarbeitung von Widersprüchen und Lücken in der Überlieferung. Das Kapitel dient der Rekonstruktion des Ereignisses auf Basis der verfügbaren Quellen, wobei deren Grenzen und Möglichkeiten offen gelegt werden.
Die politische Ausgangslage vor der Varusschlacht: Dieses Kapitel beschreibt die politische und militärische Situation in Germanien vor der Varusschlacht. Es untersucht die römische Eroberungspolitik und die Frage, ob Germanien eine römische Provinz war. Der Fokus liegt auf den Spannungen zwischen römischen und germanischen Interessen und den politischen Motiven hinter dem Vorgehen Roms. Es werden die komplexen Machtverhältnisse und die damit verbundenen Herausforderungen für die Römer beleuchtet, was die Grundlage für das Verständnis der Ursachen des Aufstandes bildet.
Die Darstellung der Varusschlacht in der antiken Überlieferung: Dieses Kapitel beschreibt detailliert die Darstellung der Varusschlacht in den antiken Quellen. Es beleuchtet das Schlachtereignis selbst, die Biografien von Arminius und Varus, die Hintergründe des Aufstandes, die Ereignisse nach der Schlacht und die römischen Rachefeldzüge. Durch die umfassende Darstellung der verschiedenen Aspekte der Schlacht in den antiken Quellen wird ein umfassendes Bild des Ereignisses erstellt und die unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten herausgearbeitet.
Die Rezeptionsgeschichte der Varusschlacht: Dieses Kapitel behandelt die Rezeption der Varusschlacht vom 15./16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Es zeigt, wie die Varusschlacht und die Figur des Arminius im Laufe der Zeit interpretiert und für politische Zwecke instrumentalisiert wurden. Es werden die verschiedenen Epochen und deren jeweilige Interpretationen der Varusschlacht und des Arminius-Mythos beleuchtet. Der Wandel der Deutung des historischen Ereignisses im Kontext der jeweiligen politischen und gesellschaftlichen Bedingungen wird herausgearbeitet.
Die Varusschlacht als politischer Mythos: Dieses Kapitel analysiert die Varusschlacht als politischen Mythos und untersucht dessen Funktionen und Wirkungen. Es befasst sich mit der Entstehung des Mythos, seiner Verbreitung und seinem Einfluss auf die deutsche nationale Identität. Die Instrumentalisierung der Varusschlacht für politische Zwecke wird untersucht. Das Kapitel zeigt, wie die Varusschlacht im Laufe der Geschichte zur Begründung von Nationalbewusstsein und zur Legitimierung von politischen Projekten diente.
Schlüsselwörter
Varusschlacht, Arminius, Germanen, Römer, Germanien, antike Überlieferung, Quellenkritik, politische Instrumentalisierung, Mythos, nationale Identität, Rezeptionsgeschichte, römische Germanienpolitik.
Häufig gestellte Fragen zum Text über die Varusschlacht
Was ist der Inhalt des Textes?
Der Text bietet eine umfassende Auseinandersetzung mit der Varusschlacht. Er umfasst eine Einleitung, ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und ein Glossar mit Schlüsselbegriffen. Der Text analysiert die Varusschlacht sowohl als historisches Ereignis als auch als wichtigen Bestandteil des politischen Mythos. Er untersucht die antike Überlieferung kritisch, verfolgt deren Rezeption bis in die Gegenwart und beleuchtet die Bedeutung der Varusschlacht für die Konstruktion deutscher Identität.
Welche Themen werden im Text behandelt?
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Welche Quellen werden im Text verwendet?
Der Text stützt sich auf die antike Überlieferung zur Varusschlacht, insbesondere auf die Schriften von Tacitus, Velleius Paterculus und Dio Cassius. Die Quellen werden kritisch bewertet und ihre Grenzen und Möglichkeiten offengelegt. Die Rezeptionsgeschichte wird von der Wiederentdeckung der antiken Überlieferung im 15./16. Jahrhundert bis in die Gegenwart verfolgt.
Welche Zielsetzung verfolgt der Text?
Der Text verfolgt die Zielsetzung, die Varusschlacht nicht nur als historisches Ereignis, sondern auch als wichtigen Bestandteil des politischen Mythos zu untersuchen. Es soll die antike Überlieferung kritisch analysiert und deren Rezeption bis in die Gegenwart verfolgt werden, um die Bedeutung der Varusschlacht für die Konstruktion deutscher Identität zu beleuchten.
Wie ist der Text aufgebaut?
Der Text ist kapitelweise aufgebaut. Er beginnt mit einer Einleitung und einem detaillierten Inhaltsverzeichnis. Es folgen Kapitel, die sich jeweils mit einem Aspekt der Varusschlacht und ihrer Rezeptionsgeschichte auseinandersetzen. Jedes Kapitel wird durch eine Zusammenfassung erläutert. Der Text schließt mit Schlussbemerkungen und einem Glossar der Schlüsselwörter.
Welche Rolle spielt der Arminius-Mythos im Text?
Der Arminius-Mythos spielt eine zentrale Rolle im Text. Die Entwicklung dieses Mythos wird von seiner Entstehung über seine Instrumentalisierung im Laufe der Geschichte bis in die Gegenwart verfolgt. Der Text beleuchtet, wie Arminius als Figur im Laufe der Jahrhunderte unterschiedlich interpretiert und für politische Zwecke benutzt wurde (z.B. als Befreier, Liebesheld, "guter Barbar", Vorkämpfer der Freiheit).
Welche Bedeutung hat die Varusschlacht für die deutsche Identität?
Der Text untersucht die Bedeutung der Varusschlacht für die Konstruktion deutscher Identität. Er zeigt auf, wie die Varusschlacht und die Figur des Arminius im Laufe der Geschichte instrumentalisiert wurden, um ein nationales Bewusstsein zu schaffen und politische Projekte zu legitimieren. Die Varusschlacht wird als identitätsstiftendes Ereignis analysiert und die Funktionen des damit verbundenen politischen Mythos werden untersucht.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Text am besten?
Schlüsselwörter, die den Text am besten beschreiben, sind: Varusschlacht, Arminius, Germanen, Römer, Germanien, antike Überlieferung, Quellenkritik, politische Instrumentalisierung, Mythos, nationale Identität, Rezeptionsgeschichte, römische Germanienpolitik.
- Arbeit zitieren
- Christina Gieseler (Autor:in), 2010, Die Varusschlacht - Antike Überlieferung und politischer Mythos, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176868