Leseprobe
Inhaltsverzeichnis:
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Formelverzeichnis
Abstract
1 Einleitung
2 Einführung in den internationalen Devisenmarkt
2.1 Grundlagen zu Wechselkursen
2.2 Besonderheiten des Devisenhandels
3 Konzept der Carry Trades
3.1 Zinsparitätentheorie und Forward Premium Puzzle
3.2 Funktionsweise der Carry Trades
3.3 Entwicklung bedeutender Carry Trade Währungen
3.4 Bedeutung der Carry Trades für die Wechselkursbildung
4 Marktaktivität und Anlagemöglichkeiten in Carry Trades
4.1 Bestimmung des weltweiten Carry Trade Volumens
4.2 Partizipationsmöglichkeiten für Privatanleger
5 Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Anlagenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Beispiel für einen Yen Currency Carry Trade.
Abbildung 2: Entwicklung der Zinssätze und Wechselkurse bedeutender Carry Trade Währungen.
Abbildung 3: Entwicklung des JPY/USD-Wechselkurses in Abhängigkeit der Dreimonatsgeldmarktsätze sowie offene Netto-Short-Positionen in japanischen Yen.
Abbildung 4: Netto-Long-Futurepositionen an der CME und ausstehende Verbindlichkeiten im japanischen Geldmarkt.
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Formelverzeichnis
Formel 1: Arbitragegleichgewicht bei differierendem In- und Auslandszins
Formel 2: Berechnung des Terminkurses nach der gedeckten Zinsparität
Abstract
Gegenstand dieser Arbeit ist das Konzept der Carry Trades und Wechselkurse. Zu Beginn dieser Arbeit werden zunächst die Grundzüge zu Wechselkursen und zum internationalen Devisenmarkt erläutert. Die anschließende Darstellung der Zinsparitätentheorie und des Forward Premium Puzzles dient dem besseren Verständnis für die Analyse der Carry Trades in den folgenden Kapiteln. Neben dem eigentlichen Konzept der Carry Trades wird in dieser Arbeit besonders auf den Yen Carry Trade aufgrund seiner hohen praktischen Relevanz Bezug genommen.
Aus der Analyse der Entwicklungen verschiedener Carry Trade Währungspaare wird ersichtlich, dass sich eine Anlage in spekulative Devisenpositionen nur dann als gewinnbringend erweißt, wenn die ungedeckte Zinsparitätentheorie nicht eintritt. Weiterhin konnte ein Teil der massiven Wechselkursverwerfungen der letzten drei Jahre auf das Eingehen und Glattstellen von Carry Trades zurückgeführt werden. Allerdings kann das genaue Volumen, welches in Carry Trades investiert ist, nur anhand unterschiedlicher Informationenquellen näherungsweise geschätzt werden.
1 Einleitung
„Carry Trades leben wieder auf“[1]
- Handelsblatt vom 14.04.2009 -
„Die Yen-Carry-Trades sind gigantisch“[2]
- Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 28.05.2010 -
„Aus für Carry Trades“[3]
- Financial Times Deutschland vom 08.06.2010 -
Seit Ausbruch der Finanzkrise und der dadurch folgenden erhöhten Volatilität an den Devisenmärkten, erlebten Carry Trades in der Öffentlichkeit eine verstärkte Brisanz. Denn Wechselkursschwankungen können verschiedene Ursachen haben. Neben der politischen und wirtschaftlichen Lage eines Landes werden oftmals das Eingehen und Auflösen von Carry Trades als Begründung für starke Verwerfungen an den Devisenmärkten genannt. Bei dieser Form von Devisenstrategie wird versucht von den hohen Zinsspannen eines Währungspaars und einer günstigen Wechselkursentwicklung zu profitieren. Die dadurch entstehenden Mittelströme haben sodann einen enormen Einfluss auf die Wechselkursbildung und werden häufig mit den plötzlich auftretenden Wertzuwächsen oder -verluste in Verbindung gebracht.
Zu Beginn dieser Arbeit werden die Grundlagen zu Wechselkursen und dem Devisenmarkt vermittelt. Um die Strategie der Carry Trades ersichtlicher zu gestalten wird in Kapitel 3 zu- nächst auf die Zinsparitätentheorie sowie auf das Forward Premium Puzzle eingegangen, be- vor das Konzept der Carry Trades näher erläutert wird. Am Ende des Kapitels 3 werden die Auswirkungen bzw. die Bedeutung von Carry Trades auf die Bildung von Wechselkursen dargestellt. Gegenstand des Kapitels 4 ist zunächst die Analyse des Marktvolumens der Carry Trades. Zuletzt wird eine Auswahl von Produkten zur Partizipation an Carry Trades vorge- stellt. Abschließend erfolgt eine Schlussbetrachtung zum Thema dieser Arbeit.
2 Einführung in den internationalen Devisenmarkt
In diesem Kapitel werden die Grundzüge von Wechselkursen und dem internationalen Devisenmarkt vorgestellt. Des Weiteren sind die wesentlichen Unterschiede des Devisenhandels zu anderen Märkten festgehalten.
2.1 Grundlagen zu Wechselkursen
Wechselkurse sind die Preise für ausländische Zahlungsmittel und geben das Austauschverhältnis von zwei Währungen an.[4] Der Kurs einer Währung lässt sich in der Preis- und der Mengennotierung darstellen. Die Mengennotierung gibt den Preis einer Einheit der inländischen Währung ausgedrückt in der Auslandswährung an. Sowohl in den USA als auch in Europa wird diese Art der Notierung verwendet. Die Preisnotierung verhält sich genau umgekehrt zur Mengennotierung. Sie gibt den Preis einer Einheit der Auslandswährung ausgedrückt in der inländischen Währung an.[5] Die Mengennotierung entspricht daher immer dem reziproken Wert der Preisnotierung. Unabhängig der Notierungsform wird der Wechselkurs immer mit fünf Stellen quotiert.[6] Der durch das Austauschverhältnis definierte Wechselkurs ist eine nominale Größe (nominaler Wechselkurs) und sagt deshalb nichts über die reale Kaufkraft der inländischen Währung im Ausland bzw. der ausländischen Währung im Inland aus. Dieser Kaufkraftvergleich erfolgt mit Hilfe des realen Wechselkurses,[7] der als inflationsbereinigter Kurs einer Währung definiert wird.[8] Dieser gibt den Preis von inländischen Gütern ausgedrückt in Einheiten ausländsicher Güter an. Da der reale Wechselkurs als Index definiert wird, besitzt die Betrachtung einzelner Werte keine Aussagekraft. Erst durch den Vergleich der im Zeitverlauf entstehenden Änderungsraten kann die reale Kaufkraftentwicklung eines Landes interpretiert werden.[9]
Weltweit gibt es verschiedene Wechselkursregime. Dabei wird zwischen fixen, flexiblen und bandbreitenfixierten Wechselkurssystemen unterschieden. In einem System fixer Wechselkurse ist die inländische Währung entweder durch die Ankopplung an eine einzelne oder an einen Korb von mehreren ausländischer Währungen (Ankerwährungen) festgelegt.[10] Flexible Wechselkurse hingegen bilden sich am Devisenmarkt durch die Nachfrage und das Angebot der jeweiligen Währung (Floating). Greifen die Notenbanken der beteiligten Staaten auch bei starken Kursbewegungen nicht durch Devisenankäufe und -verkäufe ein, so handelt es sich um reines Floating. Bei einem kontrollierten Floating intervenieren die Notenbanken in Ausnahmefällen trotz freier Wechselkurse, um die Wechselkurse zu stabilisieren bzw. den Markt zu regulieren.[11] Ein bandbreitenfixiertes Wechselkurssystem kombiniert fixe und flexible Elemente. Hierbei werden die Schwankungsbreiten für die Kursbildung fest definiert. Innerhalb dieser bilden sich die Wechselkurse flexibel nach Angebot und Nachfrage am Devisenmarkt.[12] Erreicht die Währung den Höchst- oder Mindestkurs der Schwankungsbreite (Interventionspunkte), so ist die Zentralbank verpflichtet durch zusätzliches Devisenangebot bzw. -nachfrage den Kurs zu stabilisieren.[13] In einem System flexibler Wechselkurse schwanken die Kurse aufgrund des sehr liquiden und volatilen Marktes. Die Veränderungen der Wechselkurse werden als Ab- bzw. Aufwertungen bezeichnet. Steigt der Preis der inländischen Währung ausgedrückt in Einheiten der ausländischen Währung, so wertet die inländische Währung auf. Bei einer Abwertung der inländischen Währung sinkt ihr Preis in Einheiten der ausländischen Währung.[14]
Für Wechselkursschwankungen gibt es verschiedene Einflussfaktoren. Die wirtschaftliche Verfassung eines Landes hat erheblichen Einfluss auf Kursschwankungen. Diese kann anhand von Indikatoren wie das Bruttoinlandsprodukt, die Arbeitslosenquote und Inflationsindizes, wie den Verbraucher- oder Erzeugerpreisindex, dargestellt werden. Die Handelsbilanz, Inlandsnachfrage, Exportaufträge und Industrieproduktion sind ebenfalls Indikatoren für die wirtschaftliche Verfassung eines Landes. Zinsdifferenzen zwischen den Ländern[15] sind ebenfalls ein wichtiger Einflussfaktor für Schwankungen des Wechselkurses. Die politischen Rahmenbedingungen, die Interventionen der Notenbanken und die ökonomische Erwartungshaltung vieler Spekulante]n haben ebenfalls enorme Auswirkungen auf die Wechselkursbildung.[16]
2.2 Besonderheiten des Devisenhandels
Der Devisenmarkt, der auch als FX-Markt (von Foreign Exchange Market) bezeichnet wird, ist der globale Markt auf dem Währungen gehandelt werden. Am Devisenmarkt wird mit Sorten und Devisen gehandelt. Unter Devisen versteht man alle täglich fälligen Guthaben bei Kreditinstituten ('Buchgeld') sowie Wechsel und Schecks, welche in fremden Währungen gehandelt werden. Sorten sind ausländische gesetzliche Zahlungsmittel (Banknoten und Münzen), die allerdings aufgrund ihres verschwindend geringen Volumens unbedeutend für die Preisbildung der Wechselkurse sind.[17] Der Devisenmarkt wird oft als liquidester oder größter Markt der Welt bezeichnet. Das durchschnittliche Tagesvolumen beträgt umgerechnet rund 3.128 Mrd. EUR. Der Devisenhandel stieg von April 2007 bis April 2010 um ca. 20 %. Den größten Anteil am globalen Devisenhandelsvolumen und somit die meist gehandelte Währung ist der Dollar mit 84,9 %.[18]
Der Devisenmarkt ist durchgängig von Montag bis Freitag geöffnet, d.h. der Devisenhandel findet rund um die Uhr statt. Im Gegensatz zu Märkten auf denen Güter gegen Geld getauscht werden, findet auf Devisenmärkten der Austausch von unterschiedlichen Währungen statt. Teilweise ist der Devisenmarkt börsenmäßig organisiert, in der Regel werden die Transaktionen jedoch telefonisch oder im Online-Verkehr zwischen den Devisenabteilungen der einzelnen Kreditinstitute sowie zwischen Banken und Unternehmen abgewickelt. Die Banken vermitteln zwischen Devisenangebot und -nachfrage. Teilweise wird der Devisenhandel innerhalb einzelner Banken oder Bankengruppen ausgeglichen. In diesem Fall verkauft die Bank die von einem Exporteur angekauften Devisen direkt an einen Importeur weiter. Größere Währungsbeträge hingegen werden im Interbankhandel gehandelt.[19] Aus Perspektive der Banken ist zwischen dem Geld- und dem Briefkurs zu unterscheiden. Der Kurs zu dem ein Inländer eine ausländische Währung kaufen kann, nennt man Geldkurs. Ausländische Währung kann gegen den Erhalt von inländischer Währung zum Briefkurs verkauft werden.[20] Der Geldkurs ist im Vergleich zum Briefkurs immer der niedrigere Wert zudem ein Devisengeschäft abgeschlossen wird.[21]
Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass Wechselkurse immer anhand eines Währungspaares dargestellt werden. Es existiert demnach keine alleinige Darstellung einer Währung, wie es bspw. bei Aktien üblich ist. Aufgrund des Tauschverhältnisses mit einer anderen Währung, kommt es bei einer Aufwertung der einen Währung gleichzeitig zu einer Abwertung der anderen Währung. [22]
Eine weitere Besonderheit ist, dass am Devisenmarkt zwischen dem Kassa- und dem Terminmarkt unterschieden wird. Erwirbt oder verkauft man Devisen am Kassamarkt, so werden diese spätestens zwei Tage nach Vertragsschluss zu Verfügung gestellt. Beim Kassageschäft fallen somit Verpflichtungs- und Erfüllungsgeschäft zusammen. Der Wechselkurs für den aktuellen Tag wird als Kassakurs bezeichnet.[23] Neben den Tagesgeschäften mit Devisen gibt es auch die Möglichkeit der Devisentermingeschäfte. Ein Termingeschäft ist eine Verpflichtung an einem bestimmten Tag zu einem vereinbarten Kurs einen definierten Betrag in einer Währung gegen eine andere Währung zu kaufen oder zu verkaufen. [24] Bei einem Termingeschäft erfolgt der Vertragsschluss demnach heute und die Erfüllung des Vertrages erfolgt per Termin. In der Regel werden Fälligkeitstermine von ein, drei, sechs und zwölf Monaten vereinbart. Der Terminkurs[25] ist der vereinbarte Wechselkurs, zudem das Geschäft abgewickelt wird.[26]
3 Konzept der Carry Trades
Um ein grundlegendes Verständnis für Carry Trades zu ermöglichen, soll dieses Kapitel die maßgeblichen Beweggründe für die Durchführung derartiger Devisenhandelsstrategien darstellen, sowie ihre Funktionsweise und Bedeutung für die Wechselkursbildung am Kassamarkt diskutieren.
3.1 Zinsparitätentheorie und Forward Premium Puzzle
Bei freiem internationalen Kapitalverkehr steht ein inländischer Investor vor der Wahl, im Euro-Raum oder auf einem Drittmarkt, wie Japan, Geldmittel anzulegen. Anhand eines einfachen Beispiels wird das Entscheidungsproblem eines deutschen Anlegers verdeutlicht. Z hat 1.000 EUR zur Verfügung, die er für ein Jahr anlegen möchte. Hierzu hat er die folgenden Möglichkeiten:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[27]
Bei Ausführung der Möglichkeit 1 würde Z nach Fälligkeit seiner Anlage in einem Jahr 1.010 EUR erhalten. Legt der Investor das Geld in Japan an, so würde er ceteris paribus 1.030 EUR erhalten und damit eine Rendite von 3 % erzielen. Die Anlage in Japan rentiert somit um zwei Prozentpunkte höher als die Inländische. Sollte der Euro jedoch gegenüber dem Yen bis zur Fälligkeit seiner Anlage um mehr als 2 % aufwerten, so würde er trotz einer höheren Verzinsung in Japan eine negative Rendite realisieren.[28]
Um dieses Wechselkursrisiko auszuschalten, besteht die Möglichkeit sich über den Terminmarkt abzusichern. Schon heute weiß der Anleger, dass er in einem Jahr 118.450 JPY erhalten wird, die er zum Zeitpunkt der Anlage per Termin mit Fälligkeit in einem Jahr verkaufen kann. Zu diesem Zweck wird ein Wechselkurs bestimmt, zu dem Euro in Yen in einem Jahr getauscht werden können. Im Gegensatz zu den Kassakursen, welche ausschließlich über Angebot und Nachfrage bestimmt werden, unterliegt der Terminkurs anderen Determinanten. Nachfolgend soll der faire Terminkurs anhand der Zinsparitätentheorie erklärt werden.[29]
[...]
[1] Handelsblatt (2009).
[2] Frankfurter Allgemeine Zeitung (2010).
[3] Financial Times Deutschland (2010).
[4] Vgl. Grill, Perczynski (2004), S. 470.
[5] Vgl. Blanchard, Illing (2006), S. 517.
[6] Vgl. Priermeier, Stelzer (2001), S. 38.
[7] Vgl. Brunner, Kehrle (2009), S. 662.
[8] Vgl. Güida (2007), S. 161.
[9] Vgl. Blanchard, Illing (2006), S. 519 f.
[10] Vgl. Güida (2007), S. 183.
[11] Vgl. Grill, Perczynski (2004), S. 471.
[12] Vgl. Güida (2007), S. 202.
[13] Vgl. Priermeier, Stelzer (2001), S. 22.
[14] Vgl. Blanchard, Illing (2006), S. 517 ff.
[15] Anm.: Siehe hierzu auch Kapitel 3.1.
[16] Vgl. Priermeier, Stelzer (2001), S. 25 ff.
[17] Vgl. Stocker (2001), S. 2.
[18] Vgl. Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (2010).
[19] Vgl. Brunner, Kehrle (2009), S. 678.
[20] Vgl. Priermeier, Stelzer (2001), S. 38.
[21] Vgl. Stocker (2001), S. 8.
[22] Vgl. Brunner, Kehrle (2009), S. 678 ff.
[23] Vgl. Brunner, Kehrle (2009), S. 660.
[24] Vgl. Priermeier, Stelzer (2001), S. 46.
[25] Anm.: Siehe hierzu auch Kapitel 3.1.
[26] Vgl. Brunner, Kehrle (2009), S. 660.
[27] Anm.: Hierbei handelt es sich um fiktive Werte.
[28] Vgl. Bofinger (2003), S. 429 f. u. Eiteman, Stonehill (2007), S. 115 f.
[29] Vgl. Deutsche Bundesbank (2005), S. 31.