Schlüsselakteure und deren Beziehungen im Entstehungsprozess des Biosphärenparks Lungau

Eine quantitative regionale Netzwerkanalyse


Masterarbeit, 2009

189 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhalt

Abbildungen

Karten

Tabellen

Danksagung

Zusammenfassung

1 Einleitung
1.1 Motivation
1.2 Forschungsstand
1.3 Fragestellung und Zielsetzung
1.4 Forschungsablauf und Aufbau der Arbeit

2 Theoretische Vorüberlegungen
2.1 Bedeutungsgewinn der Regionen als Handlungsebene
2.2 Region und Regionalisierung
2.3 Regionalentwicklungsansätze im Überblick
2.4 Regionalmanagement und Biosphärenparks - zwei Instrumente der Regionalentwicklung in Österreich
2.4.1 Regionalmanagement
2.4.2 Biosphärenparks als Modellregionen für eine nachhaltige Regionalentwicklung
2.4.3 Entstehung, Zielsetzung und Organisation der Biosphärenparks
2.4.4 Biosphärenparks in Österreich
2.4.5 Biosphärenparks im Salzburger Land
2.4.6 Probleme bei der Umsetzung des Biosphärenparkkonzeptes
2.4.7 Regionalmanagement versus Biosphärenpark

3 Das Untersuchungsgebiet - der geplante UNESCO „Biosphärenpark“ Lungau
3.1 Die Region Lungau im Überblick
3.1.1 Geographische Lage und Verkehrsanbindung
3.1.2 Naturräumliche Gegebenheiten und Kulturlandschaftsentwicklung
3.1.3 Sozioökonomische Rahmenbedingungen
3.1.4 Raumordnung und Regionalmanagement im Lungau
3.2 Von der Vision zur Umsetzung - der Entstehungsprozess des Biosphärenparks Lungau
3.2.1 Der Ursprung der Idee Biosphärenpark im Lungau
3.2.2 Der Ablauf des Regionalentwicklungsprozesses
3.2.3 Zukünftiges Regionalmanagement im Lungau
3.2.4 Finanzierung des Biosphärenparks und rechtliche Verankerung
3.2.5 Konfliktpotenziale
3.2.6 Abgrenzung des Biosphärenparks

4 Netzwerktheorie und Netzwerkanalyse
4.1 Netzwerkbegriff und Netzwerkforschung
4.2 Akteurs Netzwerk Theorie (ANT)
4.2.1 Die Anwendung der ANT
4.2.2 Anwendung der ANT auf Akteursnetzwerke in regionalen Entwicklungsprozessen
4.3 Akteurszentrierter Institutionalismus in der Policy Forschung
4.4 Regionale Akteursnetzwerke
4.5 Ergebnisse für die regionale Netzwerkanalyse im Lungau

5 Netzwerkanalyse als Methodik
5.1 Erhebung von Netzwerkdaten
5.2 Verfahren der Netzwerkanalyse
5.2.1 Netzwerkanalyseverfahren auf unterschiedlichen Ebenen
5.2.2 Analyse mit Hilfe von Matrizen
5.2.3 Graphentheoretische Analyse
5.2.4 Die Berechnung netzwerkanalytischer Maßzahlen

6 Methodik der Untersuchung
6.1 Methode der Netzwerkabgrenzung
6.2 Verfahren der Erhebung der regionalen Akteursnetzwerks und Bestimmung der Schlüsselakteure
6.3 Datenerhebungsmethode und Software zur Auswertung der Daten
6.4 Operationalisierung
6.4.1 Analyse des Netzwerks und der Vernetzung der Schlüsselakteure
6.4.2 Analyse der Beziehung Schlüsselakteure - Biosphärenpark
6.4.3 Variablenbildung
6.5 Der Online-Fragebogen
6.6 Durchführung der Feldforschung und Beteiligungsstatistik

7 Das Netzwerk der Schlüsselakteure im Lungau
7.1 Netzwerk und Vernetzung der Schlüsselakteure
7.1.1 Zusammensetzung des Netzwerks und soziodemographischen Strukturen.
7.1.2 Netzwerkevolution
7.1.3 Charakterisierung der Netzwerkmuster und positionale Netzwerkanalyse .
7.1.4 Konflikte zwischen den Schlüsselakteuren
7.1.5 Wahrnehmungen der Schlüsselakteure und Wünsche an das Netzwerk
7.2 Die Beziehung Schlüsselakteure und Biosphärenpark
7.2.1 Erwartungen an das Prädikat Biosphärenpark
7.2.2 Relevanz der Zielsetzungen eines Biosphärenparks für das Netzwerk
7.2.3 Notwendiges für den künftigen Regionalentwicklungsprozess
7.3 Zusammenfassung der Auswertung und Bewertung der Ergebnisse
7.4 Handlungsempfehlungen

8 Fazit & Ausblick

Literatur

ANHANG

Abbildungen

Abbildung 1: Schematische Vorgehensweise und Arbeitsschritte der Untersuchung September 2008 bis März 2009

Abbildung 2: Schematische Vorgehensweise und Arbeitsschritte der Untersuchung März 2009 bis April 2009

Abbildung 3: Ergänzende Aufgaben der Regionalplanung und des Regionalmanagements

Abbildung 4: Modell der Zonierung eines Biosphärenparks

Abbildung 5: Biosphärenparks in Österreich

Abbildung 6: Bevölkerungsentwicklung im Lungau 2002-2008

Abbildung 7: Momentaufnahme im Prozess des Netzwerkbildens

Abbildung 8: Gegenstandsbereich der interaktionsorientierten Policy-Forschung.

Abbildung 9: Die Vernetzung regionaler Akteure;

Abbildung 10: Unterschiedliche Darstellungen von Kanten in Netzwerken

Abbildung 11: Feldbericht nach Ende der Umfrage

Abbildung 12: Zusammensetzung des Netzwerks nach Geschlecht für Grundgesamtheit (G) und Stichprobe (n)

Abbildung 13: Anteil der Altersklassen der Stichprobe (n)

Abbildung 14: Geographische Bezugsebenen der Schlüsselakteure (G)

Abbildung 15: Teilräume des beruflichen Engagements

Abbildung 16: Mitgliedschaften der Akteure der Stichprobe (n)

Abbildung 17: Anzahl der Mitgliedschaften der Akteure der Stichprobe (n)

Abbildung 18: Anteil der regionalen Schlüsselakteure in Prozent nach Sektoren bezogen auf die Grundgesamtheit (G)

Abbildung 19: Verteilung der Mitgliedschaften nach Handlungsfeldern der Akteure

Abbildung 20: Zeitpunkt des Eintritts in das Netzwerk für die Stichprobe (n)

Abbildung 21: Grund für die Mitarbeit am Projekt Biosphärenpark

Abbildung 22: Grund für die Teilnahme am Projekt nach Beitrittsjahr

Abbildung 23: Zeitpunkt des ersten Kontakts zu anderen Akteuren

Abbildung 24: Veränderung des Kontakts der bekannten Akteure

Abbildung 25: Multiplexität der Bekanntheitsnetze

Abbildung 26: Vernetzung aller bekannten Akteure inklusive Sektorenzugehörigkeiten und Betweenness Centrality

Abbildung 27: Vernetzung aller bekannten Akteure inklusive Kennzeichnung der Handlungsfelder und räumliche Einordnung

Abbildung 28: Kontakthäufigkeiten des Gesamtnetzwerks (G)

Abbildung 29: Symmetrie und Asymmetrie der Kontakthäufigkeiten der Stichprobe (n)

Abbildung 30: Netzwerk nach Wahl der Schlüsselpositionen, spring embedded

Abbildung 31: Engagement für regionale Themen, prozentuale Häufigkeit der Bewertungen

Abbildung 32: Durchschnittliche Bewertung der Relevanz regionaler Themen nach Handlungsfeldern

Abbildung 33: Relevanz regionaler Themen nach räumlichem Wirkungskreis der Akteure

Abbildung 34: Beziehungsqualitäten im Netzwerk (G), symmetrische Wahlen

Abbildung 35: Beziehungsqualitäten im Netzwerk (G), asymmetrische Wahlen

Abbildung 36: Konfliktbehaftete Verhältnisse im Netzwerk (G), asymmetrische Wahlen

Abbildung 37: Wichtigkeit des Engagements und Integration in das Netzwerk

Abbildung 38: Wünsche an das Netzwerk im Lungau

Abbildung 39: Netzdiagramm der Schwerpunkte eines Biosphärenparks, nach Einschätzung durch den Umweltdachverband und Bewertung durch Schlüsselakteure im Lungau

Abbildung 40: Zukünftig Notwendiges für das Projekt Biosphärenpark aus Sicht der Schlüsselakteure

Karten

Karte 1: Lage des Lungau im Überblick

Tabellen

Tabelle 1: Beispiel einer Soziomatrix für ein Freundschaftsnetzwerk

Tabelle 2: Konzepte zur Bestimmung von Zentralität

Tabelle 3: Inhalt der Akteurs-Datenbank

Tabelle 4: Zuordnung der Akteure nach Handlungsfeldern und Sektoren

Tabelle 5: Mitgliedschaften der Schlüsselakteure (Anzahl der Nennungen)

Tabelle 6: Vernetzungsdichte der Netzwerkebenen

Tabelle 7: Vernetzungsdichten der bekannten Akteure mit regionaler und überregionaler Vernetzung

Tabelle 8: Vernetzungsdichten der bekannten Akteure nach Handlungsfeldern

Tabelle 9: Durchschnittliche Bewertung der Relevanz und des Engagements der Netzwerkakteure für regionale Themen

Tabelle 10: Erwartungen der Schlüsselakteure für die Region, die an das Prädikat Biosphärenpark geknüpft sind

Tabelle 11: Persönliche Erwartungen der Schlüsselakteure an das Prädikat Biosphärenpark

Danksagung

An dieser Stelle bedanke ich mich herzlich bei allen Personen, die mich bei der Er­stellung dieser Masterarbeit unterstützt haben.

Für inhaltliche und technische Hilfestellungen sowie eine fortwährende moralische Unterstützung geht ein ganz besonderer Dank an die Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Sozialgeographie am Fachbereich Geographie & Geologie der Universität Salzburg: Prof. Dr. Andreas Koch, Dr. Holger Faby, Ass. Prof. Dr. Hermann Suida und Dr. Robert Musil.

Bedanken möchte ich mich zudem bei meinen Freunden insbesondere Nicole, Steffi, Karin, Nadja, Margit, Janina, Marcus und Günther, die bereitwillig mit mir diskutierten, mich motivierten und dadurch andauernd eine große Stütze waren. Ein extragroßer Dank gilt zudem den Korrekturleserinnen Karin, Antonia und Barbara.

Zuletzt möchte ich mich zudem ganz herzlich bei meinen Interviewpartnern Frau Dipl.- Ing. Stadler, Herrn Dr. Holzrichter, Herrn Prof. Mag. Resch und Fr. Löcker sowie allen Teilnehmern der Umfrage bedanken, ohne deren aufgewendete Zeit und bereitwillige Mitarbeit diese Masterarbeit nicht möglich gewesen wäre.

Zusammenfassung

Im Lungau, einem Bezirk im Südosten des Bundeslandes Salzburg in Österreich ge­legen, wurde seit dem Jahr 2004, mit der Diskussion um die Ausweisung der Region als Biosphärenpark, ein Regionalentwicklungsprozess in Gang gebracht, an dem sich bis­her eine Vielzahl an Personen aus allen Gesellschaftsbereichen, mit unterschiedlichen Hintergründen und Motivationen, beteiligt haben. Eine besondere Rolle haben darin die Schlüsselakteure inne, da sie sowohl als Interessenvertreter und Informationsver­mittler in der Region auftreten und zudem aufgrund ihres hohen beruflichen bzw. persönlichen Engagements aktiv an der Entwicklung der Region mitwirken. Für eine erfolgreiche nachhaltige Regionalentwicklung ist eine einwandfreie Interaktion und Kooperation dieser regionalen und überregionalen Akteure im zweckorientierten, themenbezogenen Netzwerk eine Grundvoraussetzung.

Im Rahmen dieser Masterarbeit, erstellt am Fachbereich Geographie und Geologie der Universität Salzburg im Studiengang Landschafts-, Regional- und Stadtmanagement, wurde sich mit der gegenwärtigen Regionalentwicklung im Lungau, im speziellen mit den geplanten Entwicklungen bezüglich des Biosphärenparks, auseinandergesetzt und eine Netzwerkanalyse der beteiligten Schlüsselakteure der Region durchgeführt.

Die Netzwerkanalyse sollte insbesondere darüber Aufschluss geben, ob das be­stehende Netzwerk der Schlüsselakteure in seiner derzeitigen Ausprägung dazu in der Lage ist, einen Biosphärenpark zu etablieren und zu tragen, und dabei dessen Ziel­setzung einer nachhaltigen regionalen Entwicklung sowie den Schutz des Lebens­raumes umzusetzen. Ziel war es, mit der Beantwortung dieser Leitfrage, zu einem besseren Verständnis über den komplexen Regionalentwicklungsprozess, der gegen­wärtig im Lungau abläuft, beizutragen. Dabei sollte nicht ausschließlich das Netzwerk der beteiligten Schlüsselakteure strukturell sowie in seiner zeitlicher Veränderung er­fasst und analysiert werden, sondern zusätzlich die Beziehungen der Netzwerkakteure zum geplanten Biosphärenpark Lungau näher beleuchtet werden.

Um sich dem Thema anzunähern, wurden zunächst die Begrifflichkeiten Region, Regionalisierung und verschiedene Ansätze der Regionalentwicklung thematisiert. In der derzeitigen Debatte um eine erfolgreiche Regionalentwicklung herrscht weitest­gehend Einigkeit darüber, dass die Herausbildung funktionierender Netzwerke inner­vili

halb von Regionen und der damit verbundenen Bündelung und Mobilisierung regionaler Ressourcen eine wesentliche Grundlage für eine erfolgreiche Regionalent­wicklung darstellt.

Als Instrumente der Regionalentwicklung in Österreich wurden Regionalmanagements und Biosphärenparks vorgestellt. Durch Biosphärenparks, respektive Biosphären­reservate, die als Schutzgebietskategorie der UNESCO Mitte der 70er Jahre geschaffen wurden, kann ein bestehendes Regionalmanagement, wie es derzeit auch im Lungau existiert, erweitert und Nachhaltigkeitsaspekte verstärkt in den Regionalentwicklungs­prozess einbezogen werden. Zudem sind Biosphärenparks über ein Weltnetz der Bio­sphärenreservate miteinander verknüpft, sodass die Möglichkeit besteht, am Wissen über z. B. Problemlösungsstrategien aus unterschiedlichsten Regionen der Welt teilzu­haben und dieses in den aktuellen Regionalentwicklungsprozess einzubeziehen.

Das Untersuchungsgebiet ist im Folgenden hinsichtlich seiner naturräumlichen, sozio- ökonomischen und raumordnerischen Gegebenheiten beschrieben worden, um einen Einblick in die Region zu gewinnen. Der Lungau, auf einem alpinen Hochplateau ge­legen, ist der kleinste und bevölkerungsärmste der Salzburger Bezirke. Schon aufgrund seiner naturräumlich geschlossenen Beckenlage und den daher resultierenden klimatischen Bedingungen ist der Lungau eine Besonderheit unter den Bezirken des Salzburger Landes. Wirtschaftlich stellt sich der Lungau als eine von Landswirtschaft und Tourismus geprägte Region mit einer kleinteiligen Wirtschaftsstruktur dar. Eine negative Bevölkerungsentwicklung, eine zunehmende Abwanderung der Bevölkerung, der Verlust regionaler Arbeitsplätzen und hohe Auspendlerraten sind nur einige bei­spielhafte regionale Probleme, denen sich die Lungauer derzeit und zukünftig verstärkt stellen müssen.

Der bisher abgelaufene Regionalentwicklungsprozess wurde im Anschluss an die Dar­stellung des Untersuchungsgebiets aufgearbeitet. Zwei explorative Experteninterviews bildeten die Grundlage für die Abgrenzung des regionalen Akteursnetzwerks und damit die Bestimmung der Schlüsselakteure, welche in die Analyse einbezogen werden sollten. Eine Auseinandersetzung mit Netzwerktheorie und Netzwerkanalyse erfolgte mit dem Zweck, die regionale Netzwerkanalyse in dieser Arbeit theoretisch zu stützen und einzelne zu untersuchende Aspekte abzuleiten. Insbesondere wurde hierbei auf die Funktion und Vernetzungsarten regionaler Akteursnetzwerke näher eingegangen.

Anschließend wurde aufgezeigt, welche Möglichkeiten die Netzwerkanalyse als Methodik eröffnet und das Verfahren der hier vorliegenden Untersuchung eingehend erläutert. Die mit einem Onlinefragebogen erhobenen Daten des Schlüsselakteursnetzwerks wurden schließlich mit den Programmen UCINET 6, NetDraw 2.085 und Microsoft Excel 2007 ausgewertet. Hierbei wurde das Netzwerk der Schlüsselakteure auf seine Zusammensetzung hin untersucht, dessen Evolution beschrieben und seine strukturellen Eigenschaften der Vernetzung dargelegt. Konflikte zwischen den Schlüsselakteuren und deren Wahrnehmung vom Netzwerk selbst, sowie die Wünsche an das Netzwerk wurden zusätzlich ermittelt. Zudem wurde die Be­ziehung zwischen dem Netzwerk der Schlüsselakteure und dem Biosphärenpark unter­sucht. Dazu wurden Erwartung, die an das Prädikat Biosphärenpark geknüpft sind kritisch betrachtet und die Relevanz regionaler Themenstellungen für die Schlüssel­akteure mit dem Engagement bezüglich der Thematiken abgeglichen. Zuletzt sind die, aus Sicht des Schlüsselakteursnetzwerks, notwendigen Maßnahmen dargelegt worden, welche notwendig sind um den Regionalentwicklungsprozess und damit das Projekt Biosphärenpark weiter voranzutreiben. Auf Grundlage der Analyse wurden im An­schluss Handlungsempfehlungen für den weiteren Regionalentwicklungsprozess formuliert.

Einleitung

Regionalentwicklungsprozesse sind von hoher Komplexität gekennzeichnet. Menschen unterschiedlicher Meinungen, Interessen und Wertvorstellungen treffen aufeinander und versuchen gemeinsam die Entwicklung einer Region voranzutreiben. Ihr Handeln ist dabei an strukturelle Gegebenheiten des jeweils persönlichen und auch beruflichen Umfeldes gebunden und unterliegt jeweils eigenen Regeln und Verhaltensmustern.

Zusätzlich entspricht das Weltbild der am Entwicklungsprozess beteiligten Personen nicht einer gemeinsamen Wirklichkeit. So existieren individuelle Vorstellungen von regionalen Problemen und Konflikten, über die erst ein gemeinsamer Konsens ge­funden werden muss, um Projekte und Maßnahmen zu initiieren, bei denen alle Be­teiligten zusammen ein gesetztes Ziel verfolgen. Ein gemeinsames Verständnis der regionalen Wirklichkeit bildet die Grundlage für einen erfolgreichen Regionalent­wicklungsprozess (vgl. Gothe 2006).

Durch eine verständige Zusammenarbeit der Akteure aus Staat, Wirtschaft und Zivil­gesellschaft in einem Regionalentwicklungsprozess können bisher ungenutzte Potenziale innerhalb einer Region erkannt und nutzbar gemacht werden. Gemeinsam kann so gesellschaftlichen Problemen und regionalen Herausforderungen, wie dem demographischen Wandel und seinen Folgen und dem immer stärker werdenden regionalen Wettbewerb - durch veränderte wirtschaftliche und politische Rahmen­bedingungen (z. B. Europäische Union; Globalisierung) - sowie ökologischen Heraus­forderungen, wie dem Klimawandel, entgegengetreten und nach konfliktarmen Möglichkeiten zu deren Überwindung gesucht werden.

Da die beteiligten Akteure in einem Regionalentwicklungsprozess privat und beruflich auf unterschiedlichen Maßstabsebenen agieren und dabei auch unterschiedlichen Handlungslogiken folgen, wird dessen Komplexitätsgrad noch weiter erhöht. Die komplexen Steuerungs- und Regelungsmechanismen unserer Gesellschaft laufen auf den Ebenen Märkte, Hierarchien und Netzwerke ab. Um diese zu untersuchen, wurden verschiedene Analysekonzepte entwickelt, wie zum Beispiel das Governance Konzept, das die komplexen Strukturen des kollektiven Handelns erforscht und zu einem besseren Verständnis dieser neuen Steuerungsprozesse beitragen soll (vgl. Benz 2004).

Um die verschiedenen Handlungslogiken in Regionalentwicklungsprozessen mit­einander zu verknüpfen, kommt den Netzwerken, den Verflechtungen privater und öffentlicher Akteure, auch über sektorale und interdisziplinäre Grenzen hinweg, zum Zweck des gemeinsamen Handelns, eine große Bedeutung zu. Die Vernetzung der Akteure in einem regionalen Akteursnetzwerk kann zu einer erfolgreichen Regional­entwicklung beitragen. Besonders Regionen, in denen funktionierende Netzwerke ge­schaffen wurden, sind auffallend erfolgreich. Die komplexen Veränderungs- und Um­strukturierungsprozesse in der Regionalentwicklung benötigen demnach die Ko­operation zwischen Akteuren unterschiedlicher Teilbereiche, wie Wirtschaft, Politik, Bildung usw. (Schubert et al. 2001: 11).

In regionalen Netzwerken haben besonders die Schlüsselpersonen, auch Gatekeepers genannt, als Vermittler zwischen den Akteuren eine tragende Rolle inne. Sie sind innerhalb des Netzwerks für die Informationsvermittlung zwischen den Akteuren zu­ständig, besitzen Zugang zu Informationen aus unterschiedlichen Teilbereichen und diversen anderen Netzwerken. Dadurch können sie zusätzliche Informationen und damit auch externes Wissen in ein Netzwerk einbringen, und sind somit überall dort gefragt, wo es um Entwicklungsprojekte geht (Genosko 1999: 34-35). Eine genaue Ana­lyse des Netzwerks der Schlüsselpersonen einer Region könnte zu einem besseren Ver­ständnis für einen komplexen Regionalentwicklungsprozess beitragen. Wie bildet sich ein regionales Netzwerk heraus? Wer steuert die Regionalentwicklung und wie verläuft die Kommunikation und Informationsvermittlung im Netzwerk? Im Rahmen einer Netzwerkanalyse der Schlüsselakteure kann, unter anderen, diesen Fragen nach­gegangen werden. Neben dem besseren Verständnis für einen Regionalentwicklungs­prozess kann somit möglicherweise einen Beitrag geleistet werden, um die Aussichten für eine erfolgreiche, nachhaltige Regionalentwicklung zu bestimmen.

1.1 Motivation

Im Lungau, einem Gebirgsgau im Südosten des Salzburger Landes gelegen, wird aktuell intensiv daran gearbeitet, das Prädikat Biosphärenpark des Man and Biosphere Programms (MAB) der UNESCO zu erlangen. Bei den Bemühungen, die Region als Bio­sphärenpark auszuzeichnen, handelt es sich um einen seit dem Jahr 2004 ablaufenden Regionalentwicklungsprozess, an dem eine Vielzahl an Personen aus unterschied­lichsten Gesellschaftsbereichen beteiligt sind. Ob und wann die Region tatsächlich das Prädikat Biosphärenpark erhält, ist derzeit noch nicht abzusehen.

Dieser aktuelle Regionalentwicklungsprozess soll mit einem besonderen Fokus auf die wichtigsten Akteure und deren Beziehungen untereinander untersucht werden. In Zu­sammenhang damit ergaben sich von Beginn an eine Vielzahl an weiteren Frage­stellungen: Woher stammt die Idee, einen Biosphärenpark in der Region einzurichten und wie verlief der bisherige Regionalentwicklungsprozess - das Projekt Biosphären­park? Wer waren die Schlüsselakteure im Entstehungsprozess und vor welchem Hintergrund treiben sie das Projekt voran? Welche Erwartungen haben die Schlüssel­akteure an die Ausweisung der Region als Biosphärenpark und welche Aspekte der Nachhaltigkeit finden tatsächlich Berücksichtigung im laufenden Planungs- und Ent­wicklungsprozess? Welches Akteursnetzwerk hat sich bereits in der Region heraus­gebildet, wie kann dieses beschrieben werden und wie verändern sich die Netzwerk­strukturen im Laufe der Zeit?

Die gegenwärtigen Entwicklungen um den zukünftigen Biosphärenpark Lungau, das Interesse an Regionalentwicklungsprozessen besonders in peripheren Räumen und der Wunsch, die Netzwerkanalyse als Untersuchungsmethode anzuwenden und zu testen, bildeten die Grundlage für die Bearbeitung des Themas innerhalb dieser Masterarbeit.

1.2 Forschungsstand

Regionale Analysen und räumliche Studien sind Untersuchungsfelder der Regional­forschung. Dabei werden andere Forschungsfelder, wie Demographie, Soziologie, Öko­nomie und Raumplanung mit einbezogen, in einem räumlich abgegrenzten Kontext betrachtet, anderen Räumen gegenübergestellt und verglichen. Beziehungen, wie sie sich zum Beispiel zwischen Unternehmen, Institutionen aber auch sozialen Gruppen herausbilden, zu ermitteln, den Versuch deren Beziehungsgefüge darzustellen und jeweils im Kontext der spezifischen historischen Entwicklung zu erklären, sind nur einige inhaltliche Aspekte, mit denen sich in der Regionalforschung befasst wird (VYBORNY& Maier 2008: 402).

Auch mit der Netzwerkanalyse, einer Methode, die ihren Ursprung in den Sozial­wissenschaften hat, werden Strukturen von Beziehungen untersucht (Holzer 2006: 29). Auf Grundlage empirisch erhobener Daten werden Beziehungen zwischen einzelnen Akteuren und Akteursgruppen unter Verwendung mathematischer Modelle analysiert und anschließend visualisiert.

Netzwerkanalyse und Regionalforschung überschneiden sich in ihrem Interesse an Interaktionen. Die Regionalforschung greift vor allem mit Visualisierungen und der Be­rechnung einfacher Maßzahlen auf Methoden der Netzwerkanalyse zurück (Vyborny& Maier 2008: 409).

In den 1950er Jahren war es der schwedische Geograph Torsten Hägerstrand, der die Netzwerkanalyse erstmals in der Regionalforschung nutzte. Er beschäftigte sich mit der Erforschung der Struktur des Raumes im Besonderen mit der Ausbreitung von Innovationen in ihrer raum-zeitlichen Dimension. Für diese Diffusion, so stellte Hägerstrand fest, war die räumliche Nähe paarweiser Strukturen von besonderer Be­deutung (Vyborny & Maier 2008: 403). In der Netzwerkanalyse sind solche relationalen Merkmale von Zweibeziehungen, sogenannte Dyaden, wie sie schon Hägerstrand er­fasste, die Ausgangsmerkmale für weitere mathematische Berechnungen und damit der Analyse größerer, komplexer Netzwerke.

In der geographischen Literatur oft beschriebene regionale Netzwerke entstammen häufig klassischen wirtschaftsgeographischen Studien zur Entwicklung von Unter­nehmensnetzwerken. Werden diese und deren Verflechtungen mit unternehmens­nahen Dienstleistungen und anderen Einrichtungen des öffentlichen Sektors be­trachtet, handelt es sich, so Genosko (1999: 30), um echte regionale Netzwerke. Die bekanntesten Untersuchungsregionen hierzu sind in den USA die Greater Boston Region, das Silicon Valley und die Route 128 (Genosko 1999: 13). In Europa ist das „Dritte Italien", eine Untersuchung zu regionalen Produktionsnetzen in Italien durch die GREMÌ Gruppe (Groupe de Recherche Européen sur les Milieux Innovateurs) in der

Mitte der 1990er Jahre, ein bedeutendes Beispiel für die Verknüpfung von Regional­forschung und Analyse von Netzwerken (Bathelt&Glückler 20032:182ff.).

In den Regionalwissenschaften sind es die regionalen Verflechtungen und Inter­aktionen von Akteuren und damit die Akteursnetzwerke, denen eine besondere Be­deutung für die Entwicklung von Regionen zugesprochen wird. Die Kooperations- und Interaktionsbeziehungen der Schlüsselpersonen in einer Region können ausschlag­gebend für Erfolg oder Misserfolg regionaler Entwicklungsbemühungen sein. In diesem Zusammenhang hat sich seit Mitte der 1980er Jahre das Thema der Kommunikation als ein Forschungsschwerpunkt bei der Analyse regionaler Akteursnetzwerke heraus­gebildet (Schubert et al. 2001:11).

„Die Geographie kann [..] in der Regionalforschung zusätzlich zur Strukturanalyse von Wirtschaft, Kultur, Natur, Gesellschaft usw. eine Untersuchung der Wahrnehmungs­und Wertestrukturen in Angriff nehmen. Die dabei erforschten Kommunikations­prozesse zwischen Mensch und Umwelt bzw. zwischen Mensch und Mensch lassen dann Rückschlüsse auf den Zustand jenes komplexen Gebildes zu, dass noch immer am besten mit dem Begriff „regionale Landschaft" bezeichnet wird" (Kern 1999: 29f.).

Mit der Methode der Netzwerkanalyse wurde ein Instrument entwickelt, das es er­möglicht, genau in dieser von Kern dargestellten, komplexen Betrachtungsweise Regionen zu untersuchen. Eine erfolgreiche intersektorale und interdisziplinäre Ko­operation der Akteure kann innerhalb einer Region innovatorische Prozesse in Gang setzen, damit zur Überwindung regionaler Probleme und langfristig zu einer nach­haltigen Regionalentwicklung beitragen. Regionale Akteursnetzwerke sind allerdings sehr unterschiedlich strukturiert und können daher sowohl positiv als auch negativ zur Regionalentwicklung beitragen. Ihre Funktion ist von einer Vielzahl äußerer Einflüsse, aber auch von der jeweiligen inhärenten Netzwerkstruktur abhängig.

In der aktuellen deutschsprachigen Literatur ließen sich bei der Recherche für diese Arbeit zwei explizit als regionale Netzwerkanalysen ausgewiesene Arbeiten, allerdings mit jeweils anderem Schwerpunkt, auffinden. Diese Fallbeispiele dienten der Orientierung für das Vorgehen zur Netzwerkanalyse im Lungau:

a) Im Forschungsvorhaben „Akteursnetzwerke als Entwicklungsbedingungen einer Region - Analysen zur Bedeutung regionaler Netzwerke am Beispiel Hannover" wurde die Funktion regionaler Netzwerke am Beispiel des Elitenetzwerkes in der Region Hannover untersucht. Die Methode der Netzwerkanalyse wurde im Projekt auf die Ergebnisse standardisierter Telefoninterviews angewendet (Schubert et al. 2001).

b) Mit dem Thema nachhaltiges bzw. integriertes Küstenzonenmanagement (IKZM) an der Westküste Schleswig-Holsteins wird sich im Forschungsprojekt Zukunft Küste - Coastal Futures des GKSS-Forschungszentrum Geesthacht GmbH auseinandergesetzt. Ein Teilprojekt dabei erforschte die Bedeutung der Akteure in der Region für dieses Projekt. Dafür wurde vom Institut für Touris­mus- und Bäderforschung (N.I.T) eine Stakeholderanalyse durchgeführt, die auch eine Netzwerkanalyse beinhaltete (Spieckermann & Zahl 2005).

1.3 Fragestellung und Zielsetzung

Um in einer Region eine nachhaltige Regionalentwicklung zu initiieren, bedarf es der Kooperation und Interaktion einer Vielzahl an regionalen und überregionalen Akteuren in einem zweckorientierten, themenbezogenen Netzwerk. Als solches kann das Akteursnetzwerk bezeichnet werden, das derzeit an der Ausweisung des Lungaus als Biosphärenpark arbeitet.

In dieser Arbeit soll am Beispiel des Lungaus und der dortigen Entwicklungen zum Thema Biosphärenpark, die Rolle der Schlüsselakteure und deren Kooperation im themenbezogenen, zweckorientierten Netzwerk, innerhalb eines aktuellen Regional­entwicklungsprozesses, analysiert werden. Als Schlüsselakteure sind für diese Arbeit Personen oder Organisationen definiert, die an den Entwicklungen zum Thema Bio­sphärenpark beteiligt sind und:

- aktiv die Interessen eines bestimmten Personenkreises im Lungau vertreten,
- und/oder ein hohes Maß an Ansehen und Wertschätzung innerhalb der Region genießen,
- und/oder als Informationsvermittler zwischen den regionalen Akteuren auf­treten,
- und/oder sich aufgrund ihres beruflichen Zuständigkeitsbereiches aktiv mit dem Projekt Biosphärenpark beschäftigen,

und/oder sich aufgrund hohen persönlichen Engagements aktiv für den Bio­sphärenpark einsetzen.

Für die Betrachtung der Beziehungsstrukturen zwischen Akteuren stellt die Netzwerk­analyse eine besonders geeignete Methode dar. Mit der Methodik der Netzwerkana­lyse soll im Rahmen dieser Masterarbeit folgende Leitfrage beantwortet werden:

Ist das bestehende Netzwerk der Schlüsselakteure in seiner derzeitigen Ausprägung dazu in der Lage, einen Biosphärenpark zu etablieren und zu tragen, und dabei dessen Zielsetzungen einer nachhaltigen regionalen Entwicklung sowie den Schutz des Lebens­raumes umzusetzen?

Das Ziel dieser Arbeit ist es, durch eine Analyse des regionalen Akteursnetzwerks der Schlüsselakteure zu einem besseren Verständnis eines komplexen Regionalent­wicklungsprozesses beizutragen. Der Schwerpunkt soll auf der Darstellung des „Netzes" der Schlüsselakteure liegen, und zusätzlich soll das „Werk", die gemeinsame Arbeit an der Ausweisung der Region als Biosphärenpark, beleuchtet werden. Das Netzwerk der Schlüsselakteure wird dabei hinsichtlich seiner strukturellen Eigen­schaften und seiner Vernetzung untersucht und grafisch aufbereitet. Zusätzlich wird die zeitliche Komponente der Netzwerkentwicklung Beachtung finden. Außerdem werden Konflikte im Netzwerk und die Wahrnehmung der Schlüsselakteure in die Untersuchung einbezogen. Auch die Beziehung der Schlüsselakteure zum Biosphären­park wird untersucht und die Ergebnisse mit den Zielsetzungen eines Biosphärenparks abgeglichen. Abschließend werden die Ergebnisse der Untersuchung diskutiert und Handlungsempfehlungen für den weiteren Regionalentwicklungsprozess abgeleitet.

1.4 Forschungsablauf und Aufbau der Arbeit

Die Vorgehensweise dieser Untersuchung lässt sich in mehrere Teilschritte unter­gliedern:

a) Literatur-, Zeitungs- und Internetrecherchen
b) Auswertung der Literatur und anderer sekundärstatistischer Daten
c) Qualitative Auswertung nicht standardisierter, explorativer Experteninterviews
d) Ermittlung der Schlüsselakteure des Akteursnetzwerks
e) Datenerhebung mittels Onlinebefragung
f) Quantitative Auswertung des erhobenen Datenmaterials

In Abbildung 1 und Abbildung 2 ist der detaillierte, zeitliche Ablauf der Untersuchung noch einmal schematisch zusammengefasst. Inhaltlich gliedert sich diese Arbeit in acht Teile. Im Folgenden zweiten Kapitel werden theoretische Hintergründe zur Regional­entwicklung, die Region als Handlungsebene, einige Regionalentwicklungsansätze und Instrumente der Regionalentwicklung vorgestellt. Im dritten Kapitel wird das Unter­suchungsgebiet, der Lungau, beschrieben und damit eine Darstellung der Rahmen­bedingungen für das zu untersuchende Akteursnetzwerk gegeben. Anschließend wird der bisher abgelaufene Regionalentwicklungsprozess auf Grundlage zweier durch­geführter, explorativer Experteninterviews beschrieben. Im anschließenden vierten Kapitel werden die theoretischen Hintergründe zu Netzwerkforschung und Netzwerk­theorie dargelegt, bevor im fünften Kapitel auf die Netzwerkanalyse als methodisches Instrument näher eingegangen wird. Eine detaillierte Beschreibung der methodischen Vorgehensweise, der im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Untersuchung, erfolgt im Kapitel sechs. Die Datenauswertung und Bewertung der Ergebnisse erfolgt im siebten Kapitel. Diese enthält zudem aus den Ergebnissen der Analyse abgeleitete Handlungsempfehlungen. Abschließend wird im achten Kapitel die vorliegende Arbeit noch einmal zusammenfassend dargestellt, kritisch betrachtet sowie ein Ausblick auf das mögliche weitere Vorgehen gegeben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Schematische Vorgehensweise und Arbeitsschritte der Untersuchung September 2008 bis März 2009; Quelle: Entwurf M. Koch 2009

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Schematische Vorgehensweise und Arbeitsschritte der Untersuchung März 2009 bis April 2009; Quelle: Entwurf M. Koch 2009

2 TheoretischeVorüberlegungen

2.1 Bedeutungsgewinn der Regionen als Handlungsebene

Der Prozess der Globalisierung, der einherging mit dem Übergang von der Industrie- zur Wissensgesellschaft, brachte in allen Industrieländern einen Bedeutungsgewinn der Regionen mit sich. Dadurch wurde aber auch der Wettbewerb der Regionen unter­einander, insbesondere auf wirtschaftlicher Ebene, verschärft. Der Strukturwandel in den Industrieländern führte aber nicht zu einer dualen Raumentwicklung im Sinne von Gewinner- und Verliererregionen, sondern brachte eine differenziertere Raumstruktur hervor. Auf regionaler Ebene entstanden so extreme Disparitäten hinsichtlich öko­nomischer, ökologischer und sozialer Entwicklungen und Probleme. Viele empirische Studien untermauerten in den vergangenen Jahren dieses Bild (Bätzing 20032:11). Um diesen spezifischen Entwicklungsproblemen auf regionaler Ebene entgegenzuwirken, ist eine angepasste Regionalpolitik und Raumordnung gefordert, Lösungen zu er­arbeiten. Der österreichische Beitritt zur EU 1995 hat die Strukturanpassungsprobleme vieler Regionen noch zusätzlich verstärkt. Besonders die ländlichen Räume der Alpen weisen Anpassungsprobleme auf, so zum Beispiel die landwirtschaftlich geprägten Bergregionen (Mose 2004: 52-54).

Auch auf internationaler Ebene wird der Versuch unternommen, den Strukturan­passungsproblemen entgegenzuwirken. So wurde mit der Alpenkonvention 1995 ein internationales Instrument zum Schutz der Alpen entwickelt. Die Alpenländer und die EU sollen gemeinsam verbindliche Vereinbarungen zur nachhaltigen Entwicklung im Alpenraum treffen und dazu entsprechende Maßnahmen erarbeiten. Der Bedeutungs­gewinn der Region als Handlungsebene fordert außerdem die Entwicklung neuer spezi­fischer Konzepte der Regionalentwicklung und entsprechende politische Steuerungs­instrumente.

Um die Vorzüge der regionalen Ebene herauszustellen, wurden ursprünglich normative Überlegungen angestellt. Die Bewahrung traditioneller Lebensweisen, zum Beispiel Brauchtum und Sprache sowie die Suche nach Alternativen, konnten demnach nur auf regionaler Ebene stattfinden. Außerdem sollte die Region den Orientierungsrahmen für regionale Partizipation, Engagement der Bevölkerung und der Aktivierung des

Sozialkapitals bilden. In der heutigen Diskussion stehen eher die Dezentralisierungs­bemühungen des Staates im Vordergrund, wenn über die Bedeutungszunahme der regionalen Ebene gesprochen wird. Der Staat weist demnach keine geeigneten Konzepte und Instrumente auf, um den Strukturanpassungsproblemen der Regionen entgegenzuwirken und verfügt auch nicht über die entsprechenden finanziellen Mittel (Mose 2004: 53).

Die staatliche Industrie- und Strukturpolitik in den Industrieländern hat sich insgesamt einem Wandel unterzogen. Sie ist heute durch starke Dezentralisierungstendenzen und dem Prinzip der Subsidiarität gekennzeichnet. Dadurch sind Regionen zunehmend gefordert, ihre Selbststeuerungsfähigkeit auszubauen. Die Verlagerung der Staats­aktivitäten auf seine Kernkompetenzen, auch durch geringere intervenierende Ein­griffe, soll den Wettbewerb auf regionaler Ebene fördern. Regionale Akteure sind daher zunehmend gefordert, Selbsthilfekräfte innerhalb der Region zu aktivieren und damit mehr Eigenverantwortung für regionale Entwicklungen zu übernehmen. Der Staat versucht nur noch eine kooperative Rolle im Entwicklungsprozess von Regionen einzunehmen (Fürst 2001:1-3).

Die Europäische Union hat zusätzlich entscheidend zum verstärkten Wettbewerb der Regionen beigetragen. Zur Umsetzung der Ziele der Lissabon-Strategie wurde der Fokus auf Regionen und deren Wettbewerb gelegt, was sich unter anderem durch deren finanzielle Förderung mittels der EU-Strukturfonds verdeutlichte. Durch diese finanzielle Unterstützung werden sowohl Regionalisierungsbemühungen als auch regionale Kooperationen unterstützt und gefördert (ebd.).

Gerade auf kommunaler Ebene gewinnen Kooperationen an Bedeutung, um finanzielle Problemlagen zu beseitigen sowie mehr politisches Gewicht und Aufmerksamkeit zu erlangen. Dazu werden vielerorts Regionalverbände gebildet. Die Herausbildung neuer regionaler Institutionen, zu denen auch Regionalkonferenzen und LEADER Aktions­gruppen zählen, ist unter anderem ein Zeichen für eine stärkere Beteiligung zusätz­licher Akteure an politisch administrativen Prozessen innerhalb der Regionen (Mose 2004: 54).

Um den regionalen Herausforderungen entgegen zu treten, sind angepasste Lösungs­strategien gefragt. In Raumplanung und Regionalpolitik müssen dazu geeignete

Instrumente entwickelt und für deren Implementierung Sorge getragen werden (Mose 2004: 54).

Als Rahmenbedingung für eine erfolgreiche Regionalentwicklung ist eine adäquate Regionalpolitik gefordert. Regionalpolitik als „Beeinflussung wirtschaftlicher Prozesse in Teilräumen eines Staates oder eines größeren Wirtschaftsraumes durch die öffentliche Hand (...)" (Maier et al. 20063:143) verstanden, geht dabei wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Zielsetzungen beim Ausgleich von regionalen Disparitäten nach. Seit Ende der 1970-er Jahre finden verstärkt endogene Strategien der Regional­entwicklung in der Regionalpolitik Anwendung. Den regionsinternen Faktoren und Ressourcen kommt dabei ein besonderes Augenmerk zu (Maier et al. 20063: 156).

Welche Möglichkeiten haben nun Regionen, sich erfolgreich im regionalen Wett­bewerb zu behaupten und eigene Wege der Regionalentwicklung zu gehen? Auf diese Frage soll im folgenden Kapitel näher eingegangen werden.

2.2 Region und Regionalisierung

Die Region als Handlungsebene hat, wie oben dargestellt, an Bedeutung gewonnen. Jedoch gibt es eine Vielzahl an Regionen, die auf unterschiedlichen Regionalisierungs­ansätzen beruhen. Entscheidend für einen erfolgreichen Regionalentwicklungsprozess ist unter anderem die Abgrenzung der Region. Ebenso ist es von Bedeutung zu klären, auf welcher inhaltlichen Ebene eine Region entwickelt werden soll und, welche Akteure diese Entwicklung tragen und steuern müssen.

Der Begriff „Region" ist zunächst einmal sehr unspezifisch und lässt sich demnach nicht eindeutig definieren. In der Geographie wird eine Region allgemein als ein flächiger, zusammenhängender Raumausschnitt der Erdoberfläche verstanden, der für wirtschaftliche, soziale und ökologische Analysen von anderen Regionen abzugrenzen ist (Bathelt & Glückler 20032: 44). Die Grenzen einer Region existieren dabei nicht per se. Sie werden nach zweckdienlichen Prinzipien gezogen, um die Region von anderen Regionen abzugrenzen. Damit ist die Region keine vorgegebene Entität, sondern das Ergebnis wissenschaftlicher Regionalisierungsbemühungen (Ermann 2005: 53).

Es existiert eine Vielzahl an Regionstypen. In der Wirtschaftsgeographie werden unter anderem Industrieregionen, Arbeitsmarktregionen, wachsende und schrumpfende

Regionen unterschieden (Bathelt & Glückler 20032: 44). Hier haben sich besonders drei Prinzipien der Regionsabgrenzung etabliert: Das Homogenitätsprinzip, bei dem die Abgrenzung auf Grundlage ähnlicher Strukturen innerhalb eines Gebietes erfolgt, das Funktionalitätsprinzip, das Regionen nach internen Verflechtungen und Interaktionen abgrenzt und das Verwaltungsprinzip, bei dem Regionen administrative Einheiten dar­stellen, deren Grenzen das Ergebnis historischer Prozesse darstellen (Bathelt & Glück­ler 20032: 45-47; Kern 1999: 31).

Maier et al. (20063: 13f.) unterscheiden Regionen auf Maßstabsebene als subnationale (Waldviertel), supranationale (Mitteleuropa) und transnationale (EUREGIO) Regionen. Die Grenzen werden in ihrer Betrachtung nach inhaltlichen Kriterien und nicht nach vorgegebenen formalen, administrativen Einheiten gezogen. Ebenso orientiert sich Scheff (1999: 17) bei der Abgrenzung von Regionen eher an inhaltlichen Kriterien. Er sieht die Region als System, welches innerhalb des politischen Systems Österreichs zwischen den Ebenen Bundesland und Kommune angesiedelt ist.

„Die Region kann [...] als ein soziales System mit einer spezifischen räumlichen Bindung verstanden werden, wobei dieser soziale „Behälter" Region erst durch die Selbst­organisation seiner Teile entsteht" (Scheff 1999:18; Hervorhebung im Original).

Damit kommt der Interaktion von Akteuren innerhalb einer Region eine besondere Bedeutung bei der Regionsbildung aber auch bei der Regionsabgrenzung zu. Gegen­über den wirtschaftsgeographischen Prinzipien der Regionalisierung eröffnet dieser eher strategisch-funktionale Zugang der Regionsabgrenzung die Möglichkeit, „(...) dass sich als Region bildet, was sich als Region definiert" (Kruse 1990: 141). Diese Be­trachtungsweise stellt einen Bottom-up Ansatz der Regionsbildung dar. Die handelnden regionalen Akteure benötigen einen territorialen Bezugsraum, in dem sich regionale Akteure zusammenfinden, um zum Beispiel Problemlösungen unter An­wendung regionsangepasster Instrumente herbeizuführen. Eine erfolgreiche Regions­bildung durch neue Kooperationen von Akteuren ist, so Scheff (1999: 20), sehr davon abhängig, wie sich die regionalen Akteure organisieren und an bereits bestehende Organisationen und Institutionen ankoppeln. Scheff (1999: 19) weist außerdem darauf hin, dass das System „Region" einer zeitlichen Dynamik unterliegt, in der es auch zu Systemveränderungen im Sinne einer Systemausweitung kommen kann. Aus funktional-strategischen Gesichtspunkten bleibt die Region dabei dieselbe, ihre territorialen Grenzen können sich aber verändern.

In einem humanökologischen Verständnis sind Regionen mehr als nur das Ergebnis menschlicher Handlungen und/oder eines territorialen Bezugsraums (Ermann 2005: 55). Die Region selbst hat einen aktiven Einfluss auf ökologische, ökonomische und soziale Entwicklungen, die in ihr stattfinden. Der Raumausschnitt Region kann somit als komplexes dynamisches System aus interagierenden Komponenten der physisch-materiellen und sozialen Welt betrachtet werden.

Die Untersuchungsregion dieser Analyse entspricht dem administrativen Bezirk Lungau. Dieser stellt den territorialen Bezugsraum für die regionalen Akteure dar und wurde von diesen auf strategisch-funktionale Weise als Region für die Errichtung eines Biosphärenparks definiert. Derzeit sind die Grenzen noch nicht gesetzlich festgelegt und somit theoretisch noch veränderbar. Eine zukünftige Ausweitung der Region über die Bundesländergrenze zu Kärnten hinweg ist schon jetzt denkbar. In Kärnten wird derzeit darüber diskutiert, den bestehenden Nationalpark Nockberge, der an den Lungau grenzt, in einen Biosphärenpark umzugestalten. Damit besteht zum einen die Möglichkeit, dass in Zukunft zwei Biosphärenparkregionen direkt nebeneinander existieren, zum anderen, dass sich diese beiden in noch weiterer Zukunft zu einem gemeinsamen Biosphärenpark zusammenschließen.

2.3 Regionalentwicklungsansätze im Überblick

In der Diskussion um die Entwicklung von Regionen existiert eine Vielzahl an Ansätzen nebeneinander, die sich allerdings nicht genau voneinander abgrenzen lassen. Dazu gehören die Ansätze der innovativen kreativen Milieus und der flexiblen Spezialisierung. Bei diesen geht es um die regionale Produktion, die sich schnell den vorherrschenden Marktbedingungen anpassen, aber dennoch von regionaler Spezialisierung gekennzeichnet sein sollte. Innovationen sollen dazu beitragen die Region nach Innen zu stärken und nach Außen wettbewerbsfähig zu machen (Hammer 2003: 25). Neben dem Produktions- und Innovationsmilieu gewinnen Kooperations­und Umgangsformen zwischen den Akteuren in dieser wirtschaftskulturellen Be­trachtungsweise für die Regionalentwicklung an Bedeutung (Ahrends 2003: 48).

Die Ansätze der regionalen Kreisläufe beschäftigen sich ebenso mit der Produktion und der Regionalität von Produkten. Die Stärkung der regionalen Wirtschaftskreisläufe soll, wie bei den Ansätzen der innovativen Milieus, die Region nach Außen und Innen stärken. Ziel ist es dabei, die Wertschöpfungskette in der Region zu halten und regionale Ressourcen und Rohstoffe auf ökologische Weise nutzbar zu machen (Hammer 2003: 26).

Das Entwicklungspotenzial von Regionen liegt aber nicht allein in ihrer materiellen Ausstattung und in der entsprechenden Infrastruktur, sondern ist in hohem Maße von den wirtschaftskulturellen Eigenschaften und Beziehungsmustern der regionalen Akteure abhängig (Ahrens 2003: 48). In diese Richtung zielt auch die Diskussion um den Ansatz der Lernenden Regionen. Bei diesem geht es um die regionale Vernetzung von Akteuren und damit verbunden der Freisetzung endogener Potenziale. Das Konzept der „Lernenden Region" wurde Mitte der 1990-er Jahre entwickelt und sollte als ganz­heitliches Regionalentwicklungsmodell eingesetzt werden, um den Herausforderungen der Globalisierung auf regionaler Ebene entgegenzutreten (Stahl & Schreiber 2003: 9). Grundgedanke des Konzepts ist es, dass die Akteure einer Region das Potenzial zu einer eigenständigen Entwicklung besitzen. Die Zusammensetzung der Akteure in einer Region ist von großer Heterogenität hinsichtlich Werten, Normen, Rollen aber auch Ideologien gekennzeichnet (Scheff 1999: 23). Somit existiert in einer Region ein enormes Wissenspotenzial. Die Mobilisierung der Ressource Wissen soll durch kollektives Lernen zu Entwicklungsprozessen in der Region führen. Das „Lernen als zentraler Bezugspunkt kontinuierlicher Entwicklung (...)" (Scheff 1999: 22) wird dabei als permanenter, rückgekoppelter und selbstreflexiver Entwicklungsprozess (Stahl & Schreiber 2003: 27) verstanden. Um einen solchen Prozess zu initiieren und aufrecht zu erhalten, sind die regionalen Akteure gefordert, sich zu organisieren und geeignete Kommunikationsstrukturen und Schnittstellen in der Region aufzubauen. Zentrales Element der Lernenden Region ist somit die Vernetzung der Akteure in einem regionalen Lernnetz (Stahl & Schreiber 2003: 84). Dieses Lernnetz erfordert eine aktive Teilnahme der regionalen Akteure und deren Bereitwilligkeit ihr Wissen zu kommunizieren. In Lernenden Regionen existiert eine Vielzahl an Netzwerken. Diese müssen von geeigneter Stelle koordiniert werden, wofür ein unabhängiges Netzwerk­management eingesetzt wird, dass den Überblick über die zu behandelnden Bereiche, die Akteure und Organisationen behalten muss. Kritisch betrachtet wird im Konzept der Lernenden Regionen davon ausgegangen, dass die Akteure auf gleicher Ebene kommunizieren, agieren und damit partnerschaftlich gemeinsame Vorstellungen um­setzen können (Stahl & Schreiber 2003: 85). Die Gleichartigkeit der Interessen aller Akteure in horizontaler Hinsicht wird vorausgesetzt und daneben auf vertikaler Ebene von gleichen Voraussetzungen der Akteure ausgegangen. Die unterschiedlichen Positionen, Machtverhältnisse und Rollenzuschreibungen der einzelnen Akteure werden in diesem Konzept vernachlässigt. So stellt sich unter anderem die Frage: Können tatsächlich unabhängige Akteure eingesetzt werden, um den Regionalent­wicklungsprozess zu koordinieren und das Netzwerkmanagement auszuführen?

Die Ansätze der endogenen bzw. eigenständigen Regionalentwicklung greifen viele Inhalte der bisher genannten Ansätze auf. Zusätzlich wird die Förderung der endo­genen Potenziale in wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Hinsicht betont, um damit das Ziel, eigenständige regionale Problemlösungen herbeizuführen, zu erreichen (Hammer 2003: 26). Sprenger fasst das Konzept der eigenständigen Regionalent­wicklung „(...) als Bündelung von ganzheitlichen, endogenen und räumlich begrenzten Leitideen einer dynamischen Entwicklung von unten mit der Nutzung endogener Potenziale sowie des Partizipationsansatzes, der Integration und Kooperation von politisch-administrativen, wirtschaftlichen, ökologischen und soziokulturellen Merkmalen mit dem Ziel der Verbesserung der Lebensverhältnisse" (Sprenger 2005: 39) treffend zusammen. Als Erweiterung dazu kann auch der Ansatz der nachhaltigen Regionalentwicklung verstanden werden. Neben der ökologischen, ökonomischen und sozialen Entwicklung der Region kommt zudem in diesem Ansatz besonders der Aspekt der Nachhaltigkeit im Sinne einer langfristigen, dauerhaften und auf zukünftige Generationen ausgerichteten Entwicklung zum Tragen (Hammer 2003: 27).

Letztendlich wird, ähnlich wie im Konzept der Lernenden Regionen, in den Ansätzen der regionalen Netzwerke, regionalen Kooperationen und regionalen Partnerschaften der Fokus auf die regionale Vernetzung der Akteure gelegt. Vernetzung, Kooperation und Partnerschaft sollen dazu dienen regionale Handlungskompetenzen zu verbessern. Auf wirtschaftlicher Ebene können sich dadurch regionale Wertschöpfungsketten herausbilden, außerdem endogene Potenziale freigesetzt und nutzbar gemacht werden, um die Region im globalen Wettbewerb besser zu positionieren (Hammer 2003: 25).

Für alle genannten Regionalentwicklungsansätze ist der Aspekt der Vernetzung von Akteuren in der Region von großer Bedeutung. In der Regionalentwicklungsdiskussion herrscht weitgehende Einigkeit darüber, dass die Herausbildung funktionierender, systemübergreifender Netzwerke durch eine Verknüpfung der regionalen Ressourcen, einen Erfolgsfaktor für die Mobilisierung des regionalen Potenzials und damit für eine erfolgreiche Regionalentwicklung darstellt.

2.4 Regionalmanagement und Biosphärenparks - zwei Instrumente der Regionalentwicklung in Österreich

Bevor auf Netzwerke in Theorie und Analyse in dieser Arbeit näher eingegangen wird, sollen zunächst noch zwei Instrumente der Regionalentwicklung in Österreich, Regionalmanagements und Biosphärenparks, näher erläutert werden. Dies erscheint als sinnvoll, da in der Untersuchungsregion bereits seit 1995 ein Regionalmanagement existiert. Ist das regionale Akteursnetzwerk erfolgreich und kommt es tatsächlich zur Ausweisung der Region als Biosphärenpark, wird das bestehende Instrument des Regionalmanagements durch ein Biosphärenparkmanagement ersetzt oder erweitert werden müssen. Dazu müssen den beteiligten Akteuren die Vorzüge eines Biosphären­parks gegenüber dem etablierten Regionalmanagement bewusst gemacht werden.

Um in Österreich eine endogene Regionalentwicklung zu forcieren, etablieren sich in jüngster Zeit verschiedene Instrumente auf regionaler Ebene abseits der staatlichen Regionalplanung. Zum einen handelt es sich hierbei um das Regionalmanagement, welches sich seit Mitte der 1990-er Jahre weit verbreitet hat. Zum anderen um das Konzept der Biosphärenparks, die in den 1970-er Jahren als internationale Schutz­gebietskategorie von der UNESCO geschaffen wurden und zunehmend als Instrument für eine nachhaltige Regionalentwicklung verstanden werden (Erdmann & Niedeggen 2003: 98).

2.4.1 Regionalmanagement

Seit Ende der 1970er Jahre gibt es in Österreich verstärkt Bestrebungen, eine eigen­ständige regionale Entwicklung als Ergänzung zur bestehenden staatlichen Regional­politik voranzutreiben. In den 1980er Jahren erforderten der Strukturwandel und die wachsende Konkurrenzsituation auf nationaler und internationaler Ebene ein Um­denken der regionalen Planung. Hinzu kam in den 1990er Jahren die verstärkte Forderung nach nachhaltigen Entwicklungsstrategien, die ein Umdenken in der Regionalplanung erforderlich machten. Bottom up Strategien der Regionalentwicklung unter stärkerem Einbezug der Bürger und die Rückbesinnung auf bestehende regionale Ressourcen wurden angestrebt (BSfWIVuT 2003: 1).

Für den Begriff Regionalmanagement gibt es keine allgemeingültige Definition. Im Deutsch-Österreichischen Handbuch für Planungsbegriffe 2001 wurde das Regional­management wie folgt definiert: „Das Regionalmanagement stellt ein querschnitts­orientiertes regionales Führungs- und Handlungskonzept dar, das auf den Ent­wicklungsfaktoren Humankapital, Kreativität, Vernetzung, Konsens und Kooperation aufbaut und den Anspruch hat, konzeptionell sowie umsetzungs- und projektorientiert die Entwicklung von Regionen zu gestalten."

Ergänzende Aufgaben der Regionalplanung und des Regionalmanagements

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Ergänzende Aufgaben der Regionalplanung und des Regional­ managements; BSFWIVUT (2003: 1)

Mit dem Regionalmanagement wurde somit ein Instrument geschaffen, das Ko­operationen von Akteuren unterstützen und diese Akteure unterschiedlicher Ebenen und Sektoren miteinander vernetzen soll. Damit trägt es zur Lösung regionaler Problemstellungen durch die Initiierung von Prozessen bei. Die Schnittstelle Regional­management zwischen Wirtschaft, Staat und Zivilgesellschaft steht der klassischen, staatlichen Regionalplanung nicht nur gegenüber, sondern ergänzt diese, wie in Ab­bildung 3 dargestellt. Dementsprechend verknüpft das Regionalmanagement die eigenständige Regionalentwicklung mit der staatlichen Planung (Heintel2005: 72).

Regionalmanagements können auf unterschiedlichen Ebenen installiert werden. So werden kommunale Allianzen, Landkreis- oder Bezirksinitiativen und Regional­verbände, groß-räumige Regionalmanagements und grenzüberschreitende Regional­managements unterschieden. Regionale Akzeptanz und Tragfähigkeit in der Region sind die bedeutendsten Kriterien, die bei der Abgrenzung beachtet werden müssen und über den späteren Erfolg eines Regionalmanagements entscheiden (BSFWIVUT 2003: 32-37).

Kommt ein Regionalmanagement zum Einsatz, trifft es auf jeweilige regionale Problemsituationen in unterschiedlicher Ausgangslage (z. B. bisherige Initiativen).

Daher lassen sich keine allgemeingültigen Aufgaben und Tätigkeitsfelder abgrenzen. Das Regionalmanagement sollte aber problemorientiert arbeiten und regionale Governancestrukturen stärken (Heintel 2005: 82). Informationsbereitstellung,

Öffentlichkeitsarbeit, Beratung, Prozess- und Projektmanagement, Verwaltung und Monitoring sind nur einige Aufgabenfelder des vielfältigen Spektrums an Tätigkeiten, die ein Regionalmanagement abdeckt.

Heintel (2005: 257) betont, dass der Erfolg eines Regionalmanagements im Wesent­lichen von der bereits im Vorfeld vorhandenen Akteursebene und deren funktionierender Vernetzung sowie von den vorhandenen regionalen Institutionen abhängt. Wenn dieses regionale Akteursnetzwerk in seinem institutionellen Kontext in den Regionalentwicklungsprozess eingebunden werden kann, sind somit günstige Voraussetzungen für ein erfolgreiches Regionalmanagement gegeben. Heintel (ebd.) weist aber auch darauf hin, dass es zu klären gilt, ob es durch den Einsatz des regional­politischen Instruments des Regionalmanagements zum Ausschluss oder zur Ver­drängung vorher aktiver Akteursgruppen aus den Aktivitäten der Regionalentwicklung gekommen ist. Somit birgt die Professionalisierung der Regionalentwicklung durch die Schaffung neuer institutioneller Strukturen auch eine Gefährdung der bereits be­stehenden freiwilligen Vernetzungen und Problemlösungsaktivitäten der regionalen Akteure.

2.4.2 Biosphärenparks als Modellregionen für eine nachhaltige Regionalentwicklung

In Österreich gibt es eine Vielzahl an geschützten Lebensräumen, die nationalen oder internationalen Bestimmungen unterliegen. Dabei steht meist der Schutz und Erhalt der Flora und Fauna dieser Gebiete im Mittelpunkt der Naturschutzinteressen. Der Mensch wird aus der Umwelt ferngehalten und darf häufig nur landschaftspflegend und -erhaltend in die Kulturlandschaft eingreifen. Die Mensch-Umwelt-Interaktion wird bei vielen Schutzgebietstypen auf ein Mindestmaß begrenzt, was in einigen Regionen die wirtschaftlichen und soziokulturellen Entwicklungsmöglichkeiten für die dort lebende Bevölkerung beeinträchtigt. Das Konzept der Biosphärenreservate/Biosphärenparks soll, entgegen der klassischen Naturschutzkonzepte, auch eine nachhaltige Regionalentwicklung ermöglichen.

Ersichtlich wird dies zum Beispiel anhand folgender Definition: „Biosphärenreservate sind großflächige und repräsentative Ausschnitte von Natur- und Kulturlandschaften, in denen zusammen mit der lokalen Bevölkerung Konzepte zum Schutz und zur Ent­wicklung der Region erarbeitet und umgesetzt werden (Lange 2005: 125)."

Im Folgenden werden die Entstehung, Zielsetzungen und Organisation des Bio­sphärenparkkonzepts vorgestellt sowie kurz auf Biosphärenparks in Österreich und im Salzburger Land eingegangen. Anschließend werden Probleme bei der Umsetzung des Biosphärenparkkonzepts benannt und abschließend beide Instrumente der Regional­entwicklung, das Regionalmanagement und der Biosphärenpark, gegenübergestellt und kritisch betrachtet.

2.4.3 Entstehung, Zielsetzung und Organisation der Biosphärenparks

Während die Nationalparkidee schon vor über 130 Jahren in den USA entstanden ist, handelt es sich beim Konzept der Biosphärenparks um eine relativ junge Schutz­gebietskategorie. Ihr Grundstein wurde 1968 auf der Biosphärenkonferenz in Paris gelegt, an der 60 Länder teilnahmen. Dort konnte sich erstmals darauf geeinigt werden, dass der Erhalt der biologischen Vielfalt und damit der natürlichen Lebens­grundlagen nur möglich ist, wenn Schutz und Nutzung der Lebensräume miteinander verknüpft werden (Lange 2005: 2). Das Prinzip der Nachhaltigkeit wurde zum Ent­wicklungsleitbild und führte im Anschluss an die Konferenz dazu, dass die UNESCO 1970 ein zwischenstaatliches und interdisziplinäres Wissenschaftsprogramm, das Man and Biosphere Programm (MAB), startete, innerhalb dem das Konzept der Biosphären­reservate als internationale Schutzgebietskategorie 1974 geschaffen wurde (UNESCO 2008a).

Naturschutz, wissenschaftliche Forschung und Bildung im Natur- und Umweltbereich stellten von Beginn an die Hauptfunktionen der Schutzgebiete des MAB-Programms dar. Diese wurden zusätzlich 1995 durch die Ziele der Sevilla-Strategie sowie die „Internationalen Leitlinien" für das Weltnetz der Biosphärenreservate ergänzt. Bio­sphärenreservate bekamen somit neben der Schutz- und Bildungsfunktion eine Ent­wicklungsfunktion zugeschrieben, die sowohl die soziokulturelle, wirtschaftliche und ökologische Dimension der Nachhaltigkeit beinhalten soll (UNESCO 1996:20-21). Forschung, Monitoring, Bildung und die Förderung partizipativer Entscheidungs­prozesse sind bis heute Hauptaufgaben der Biosphärenreservate. Durch die Aus-

Weisung großräumiger Gebiete repräsentativer Ökosysteme zum Erhalt und der Ent­wicklung der Natur- und Kulturlandschaft sollte den weltweiten Biodiversitätsverlusten entgegengewirkt werden.

Das Weltnetz der Biosphärenreservate wurde 1976 gegründet und wird von Paris aus koordiniert. Es stellt ein umfassendes Schutzgebietsnetz, welches alle Ökosysteme der Erde umfasst, dar. Durch den Zusammenschluss der Biosphärenreservate in einem Weltnetz sollen internationale Kooperationen ermöglicht werden. Ziele sind der Aus­tausch von Forschungsergebnissen, die Überprüfung der Übertragbarkeit von Konflikt­lösungsstrategien und die Einrichtung zentraler Umweltbeobachtungsstätten. Das Weltnetz der Biosphärenreservate ermöglicht es auch an gemeinsamen Projekten zu arbeiten, bei gegenseitigen Besuchen Erfahrungen auszutauschen oder aber Personal zu tauschen. Der Informationsaustausch wird zusätzlich durch die Zeitschrift „Biosphere Reserve - Bulletin of the World Network" gefördert (Lange 2005: 11-12). Neben der globalen Netzwerkbildung sind verschiedene regionale, subregionale und thematische Netzwerke entstanden. Für Europa und Nordamerika wurde zum Beispiel 1987 das EuroMAB gegründet. Es umfasst heute 31 Länder und stellt das größte aller MAB Netzwerke dar (Lange 2005: 11-12). Auf globaler Ebene wurden bis Februar 2008 531 Modellregionen in 105 Ländern als Biosphärenreservate ausgewiesen (UNESCO 2008b).

„Der Ausweisung eines Biosphärenparks sollte ein intensiver Diskussionsprozess in der Region vorausgehen, an dessen Ende eine gemeinsame Vision für die zukünftige Ent­wicklung steht", so Lange (2005: 13). Zusätzlich wird empfohlen, dass der Regionalver­treter in enger Abstimmung mit dem Nationalkomitee arbeitet. Somit soll schon in der Entstehungsphase der Biosphärenparks der Versuch unternommen werden, alle Ebenen, vom Lokalen bis zum Nationalen, in die regionalen Entwicklungen einzu­beziehen. Im Sinne des Prinzips der Nachhaltigkeit werden also auch Ebenen über­greifende partizipative Ansätze gefordert.

Das Prädikat Biosphärenreservat wird zunächst für fünf Jahre verliehen und ist an nationale Kriterien gebunden. Werden diese nicht mehr erfüllt, kann das nationale MAB Komitee die Aberkennung des Prädikats bei der UNESCO beantragen. Zusätzlich muss alle zehn Jahre ein Zustandsbericht des Biosphärenparks bei der UNESCO ein­gereicht werden. Biosphärenparks sind in Zonen gegliedert, die unterschiedliche Auf­gaben wahrnehmen sollen (vgl. Abbildung 4). Die Kernzone ist die restriktivste der drei Zonen. Sie dient dem Schutz des naturnahen Lebensraumes und menschliche Eingriffe sind nur in sehr geringem Maße zugelassen. In der Pufferzone sind ökologisch nach­haltige Aktivitäten und Nutzungen zugelassen. Die eigentliche Modellzone für nachhaltiges Leben und Wirtschaften ist die Entwicklungszone. Hier liegen die Siedlungs­bereiche, lebt die Bevölkerung und eröffnen sich auch die größten Handlungsspiel­räume, um innovative Regionalentwicklungen mit Vorbildcharakter für die eigene und andere Regionen zu betreiben.

2.4.4 Biosphärenparks in Österreich

Gebiete, die das Prädikat „Biosphere Reserve" erhalten, tragen den Beinamen „Modellregion für nachhaltige Entwicklung". Biosphärenreservate werden in Öster­reich auch als Biosphärenparks bezeichnet. Die offizielle Bezeichnung der UNESCO lautet „Biosphere Reserves". Die deutsche Übersetzung von „Biosphere" (= Lebensraum) und „reserve" (= Reservate), also Biosphärenreservat, wurde vom Österreichischem MAB-Nationalkomitee als nicht geeignet empfunden, um die zu­kunftsweisende Strategie eines Miteinander von Mensch und Natur auszudrücken. Der Begriff Biosphärenreservat wurde mit Indianerreservaten verglichen. Assoziationen von Ausgrenzung und Zurschaustellung von Menschen sollten vermieden werden. Somit wurde entschieden, in Österreich den Begriff Biosphärenpark als Übersetzung für den englischen Begriff „Biosphere Reserves" zu verwenden (Lange 2005:16).

Eine internationale Anerkennung des Schutzgebietsstatus für Gebiete in Österreich durch die UNESCO erfolgt im Anschluss an die Genehmigung durch das österreichische MAB-Nationalkomitee. Derzeit existieren sechs Biosphärenparks in Österreich: Neu­siedler See (Burgenland) (1977), Gurgler Kamm (Tirol) (1977), Gossenköllesee (Tirol) (1977), Lobau (Niederösterreich) (1977), Großes Walsertal (Vorarlberg) (2000) und Wienerwald (Wien/Niederösterreich) (2005). Allerdings entsprechen nur die jüngeren Biosphärenparks Großes Walsertal und Wienerwald den Zielen der Sevillastrategie und können somit als Modellregionen für nachhaltige Entwicklung gelten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Gossenköllesee und Gurgier Kamm dienen eher dem Zweck des Umweltmonitorings und der Forschung. Neusiedler See und Lobau sind eher Nationalpark dominierte Bio­sphärenparks (vgl. Abbildung 5). Gemeinsame Aufgabe des nationalen Biosphären­parknetzes ist es alle wesentlichen Natur- und Kulturräume eines Landes zu repräsentieren (Lange 2005: 9).

2.4.5 Biosphärenparks im Salzburger Land

Der letzte in Österreich errichtete Biosphärenpark war der „Wienerwald" im Jahr 2005. Im Salzburger Land gibt es derzeit noch kein Gebiet, welches das Prädikat Biosphären­park erhalten hat. Sehr wohl gibt es aber in mehreren Landesteilen Bestrebungen, sich um dieses Prädikat der UNESCO zu bemühen. Zum einen ist dies der politische Bezirk Lungau, auf den in Kapitel 3 näher eingegangen wird und der das Untersuchungsgebiet dieser Arbeit bildet. Zum anderen wird auch im Bezirk Pongau an der Ausweisung eines „Biosphärenpark Tennengebirge" gearbeitet. Eine günstige Voraussetzung und Grund­lage für wissenschaftliche Forschungen im Gebiet eines möglichen „Biosphärenpark Tennengebirge" wurde dort bereits in den 70er Jahren geschaffen. Im Rahmen des MAB-Programms wurde vom Geographischen Institut der Universität Salzburg (heute FB Geographie und Geologie) durch Prof. Helmut Riedl von 1973-1979 eine Alpine Forschungsstation im südlichen Tennengebirge, die Sameralm, eingerichtet (Weingartner & Junghuber 2008). In mehreren Projekten fanden dort bereits Unter­suchungen zur Mensch-Umwelt-Interaktion statt. So wurde zum Beispiel der Almlehrpfad Werfenweng entwickelt, der wissenschaftliche Erkenntnisse, die auf der Sameralm gewonnen wurden, der Bevölkerung näher bringen soll und damit einen Beitrag zu einer nachhaltigen Regionalentwicklung leisten kann.

2.4.6 Probleme bei der Umsetzung des Biosphärenparkkonzeptes

Da in Österreich erst zwei Modellregionen (Walsertal und Wienerwald) existieren, die den Sevilla-Anforderungen entsprechen, gibt es auch erst wenige Erfahrungen im Um­gang mit dieser Schutzgebietskategorie. In der Bevölkerung ist es derzeit noch wenig bekannt und trifft daher auf Vorbehalte. Da sich die Aufgaben anderer Schutzgebiete, zum Beispiel von Nationalparks, mit denen der Biosphärenreservate teilweise decken, bedarf es in der Bevölkerung einer hohen Aufklärung darüber, was die Biosphären­parkidee von den anderen Schutzgebieten unterscheidet. Nur wenn deutlich gemacht wird, dass ein nachhaltiges Leben und Wirtschaften in der Region neben dem Schutz­gedanken eine klare Zielsetzung der Biosphärenparks ist, können Vorbehalte gegen eine Neuausweisung von Gebieten in der Bevölkerung abgebaut werden.

Die Biosphärenparks der ersten Generation entsprechen hinsichtlich Größe (mindestens 30.000 ha) und Zonierung nicht den Vorgaben der UNSECO (Lange 2005: 47). Für die Installierung neuer Biosphärenparks fehlen somit größtenteils nationale Vorbilder. Eine Orientierung kann lediglich über das Weltnetz der Biosphärenreservate erfolgen.

Bis es endgültig zur Verleihung des Prädikats Biosphärenpark durch die UNESCO kommt, ist eine Vielzahl an Bemühungen bereits im Vorfeld innerhalb der Region not­wendig, wie die Erarbeitung eines Zonierungsplans, der partizipative Einbezug der Be­völkerung sowie die Schaffung gesetzlicher Grundlagen auf Landesebene, um nur einige Beispiele zu nennen. Es ist ein langwieriger Prozess, der von allen Beteiligten eine gute Zusammenarbeit erfordert und bei dem, bei allen auftretenden Schwierig­keiten, das gemeinsame Ziel, die Ausweisung des Biosphärenparks, nicht aus den Augen verloren werden darf.

Das Konzept der Biosphärenparks kann als Chance für eine nachhaltige Regionalent­wicklung angesehen werden. Dabei können bestehende Biosphärenparks Aufschluss darüber geben, welche Hindernisse aber auch Möglichkeiten bestehen, Regionen zu entwickeln und wie Regionalentwicklungsprozesse zu gestalten und umzusetzen sind. Das integrative Konzept kann zudem Aufschluss darüber geben, welche neuen regionalen Perspektiven sich aus der Berücksichtigung ökologischer, sozialer und öko­nomischer Belange in der Regionalentwicklung ergeben (Erdmann & Niedereggen 2003: 116).

2.4.7 Regionalmanagement versus Biosphärenpark

Beide Instrumente (Regionalmanagement und Biosphärenpark) werden eingesetzt, um eine erfolgreiche und nachhaltige Regionalentwicklung einzuleiten. Das Aufgaben­spektrum und die Zielsetzungen des Biosphärenparkkonzepts erscheinen umfassender

[...]

Ende der Leseprobe aus 189 Seiten

Details

Titel
Schlüsselakteure und deren Beziehungen im Entstehungsprozess des Biosphärenparks Lungau
Untertitel
Eine quantitative regionale Netzwerkanalyse
Hochschule
Universität Salzburg
Note
1
Autor
Jahr
2009
Seiten
189
Katalognummer
V177069
ISBN (eBook)
9783656011330
ISBN (Buch)
9783656011064
Dateigröße
5517 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Netzwerkanalyse, Biosphärenpark, Regionalentwicklung, Netzwerktheorie, Akteurs Netzwerk Theorie, Lungau, regionale Akteursnetzwerke
Arbeit zitieren
Madeleine Koch (Autor:in), 2009, Schlüsselakteure und deren Beziehungen im Entstehungsprozess des Biosphärenparks Lungau, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177069

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