Die internationale Finanzmarktkrise führte zu schweren Verwerfungen auf den Finanzmärkten und prägte somit maßgeblich das Umfeld der Kapitalmarktregulierung für die nächsten Jahre. Da ein Großteil dieser Kosten auf den Steuerzahler abgewälzt wird, ist die Diskussion über eine stärkere Regulierung der Finanzmärkte unausweichlich. Mit der Zuspitzung der Schuldenkrise im Mai 2010 gerieten vor allem Instrumente wie Leerverkäufe oder Credit Default Swaps (CDS) in Kritik, mit denen auf den Untergang von Unternehmen oder Staaten gesetzt werden kann. Daraufhin wurden in Deutschland ungedeckte Leerverkäufe und CDS verboten, während die im Herbst 2010 vorgestellten europäischen Regulierungsvorschläge von Verboten absehen. Dieses uneinheitliche Vorgehen zeigt bereits den großen Diskussionsbedarf in diesem Bereich der Kapitalmarktregulierung. Ziel der Arbeit ist es daher, einen geeigneten Regulierungsrahmen für Leerverkäufe und CDS zu finden.
Inhaltsverzeichnis
- § 1 Einleitung
- A. Einführung in die Thematik
- B. Eingrenzung und Gang der Abhandlung
- § 2 Wirtschaftliche Betrachtung von Leerverkäufen und CDS
- A. Begriffsbestimmung und Systematisierung
- I. Definition
- II. Unterscheidung nach dem Verwendungszweck
- III. Unterscheidung nach der Marktstruktur
- B. Funktionsweise von Leerverkäufen und CDS
- I. Leerverkäufe
- 1. Gedeckte Leerverkäufe
- 2. Ungedeckte Leerverkäufe
- II. Credit Default Swaps
- 1. Der Markt für Kreditderivate
- 2. Gedeckte CDS
- 3. Ungedeckte CDS
- C. Volkswirtschaftlicher Mehrwert von Leerverkäufen und CDS
- I. Ökonomischer Nutzen von Finanzinstrumenten
- II. Mehrwerte von Leerverkäufen
- 1. Volkswirtschaftlicher Mehrwert
- 2. Informationsökonomischer Nutzen
- 3. Positive Auswirkung ungedeckter Leerverkäufe auf die Liquidität
- III. Mehrwerte von CDS
- 1. Volkswirtschaftlicher Mehrwert
- 2. CDS als Indikator für Kreditrisiken und Informationsspender
- 3. Signalwirkung von CDS im Vergleich mit Anleihen und Ratingagenturen
- D. Risiken von Leerverkäufen und CDS
- I. Risikomerkmale von Finanzinstrumenten im Allgemeinen
- II. Risiken von Leerverkäufen
- 1. Risikomerkmale
- 2. Gefahr des Marktmissbrauchs
- 3. Lieferausfälle aufgrund ungedeckter Leerverkäufe
- III. Risiken von CDS
- 1. Systemisches Risiko
- 2. Negative Anreizstrukturen
- 3. Besondere Problematik von ungedeckten CDS
- E. Finanzinstrumente in der aktuellen Finanzmarkt- und Schuldenkrise
- I. Finanzinstrumente als Auslöser der Finanzmarktkrise?
- II. Die Schuldenkrise am Beispiel Griechenlands
- F. Zwischenergebnis
- § 3 Leerverkäufe und CDS de lege lata
- A. Historische Entwicklung im WpHG
- I. Der Regelungsrahmen des WpHG
- II. Erfassung von Leerverkäufen im WpHG
- 1. Der Begriff des Termingeschäfts
- 2. Konsequenzen aus dem Wegfall des Informationsmodells
- III. Erfassung von CDS im WpHG
- B. Anwendbarkeit von Schutzvorschriften bei Leerverkäufen und CDS
- I. Ausschluss des Spieleinwands
- 1. Ausschluss des Spieleinwands bei Leerverkäufen?
- 2. Ausschluss des Spieleinwands bei CDS?
- II. Verbot eines marktmissbräuchlichen Verhaltens
- 1. Kurspreismanipulation nach § 20a WpHG
- 2. Verbot von Insidergeschäften nach § 14 Abs. 1 WpHG
- III. Eignung von § 4 WpHG als Ermächtigungsgrundlage für Verbote?
- C. Die Neuregelung durch das Gesetz zur Vorbeugung gegen missbräuchliche Wertpapier- und Derivategeschäfte
- I. Verbot ungedeckter Leerverkäufe und Kreditderivate nach §§ 30h, 30j WpHG
- II. Erhöhung der Transparenz bei Leerverkäufen nach § 30i WpHG
- III. Erweiterung der Ermächtigungsgrundlage nach § 4a WpHG
- D. Zwischenergebnis
- § 4 Perspektiven zur Regulierung von Leerverkäufen
- A. Regulierungskonzepte für Leerverkäufe
- I. Erhöhung der Transparenz
- 1. Meldung von Leerverkaufspositionen an Aufsichtsbehörden
- 2. Meldung von Leerverkaufspositionen an den Markt
- 3. Kenntlichmachen von Leerverkaufspositionen (flagging)
- II. Verbesserung der Lieferdisziplin
- III. Eindämmung von Kursstürzen
- 1. Die Up-Tick-Rule
- 2. Circuit Breaker
- IV. Verbote
- 1. Generelle Verbote
- 2. Punktuelle Verbote
- 3. Verbot ungedeckter Leerverkäufe
- B. Ökonomische Analyse der Regulierungskonzepte
- I. Die ökonomische Analyse des Rechts als Maßstab für Regulierungskonzepte
- II. Normative Zielbestimmung
- III. Folgenabschätzung des Verbots ungedeckter Leerverkäufe
- 1. Auswirkungen bisheriger Verbote
- 2. Auswirkungen des Verbots nach § 30h WpHG
- 3. Gefahr der Regulierungsarbitrage
- 4. Fehlende Anreizwirkung des Verbots zur Verhaltensänderung
- IV. Folgenabschätzung alternativer Regulierungskonzepte
- V. Regulierungsvorschläge als Folge der ökonomischen Analyse
- C. Rechtsvergleichende Betrachtung
- I. Rechtsvergleich des deutschen Verbots mit der Regulation SHO in den USA
- 1. Regulierung von ungedeckten Leerverkäufen in den USA
- 2. Das US-amerikanische System zur Stärkung der Erfüllungsdisziplin
- 3. Übertragung auf die deutsche Rechtslage
- II. Rechtsvergleich des deutschen Verbots mit dem Vorschlag der EU-Kommission
- 1. Der Vorschlag der EU-Kommission für eine Short Selling-VO
- 2. Vereinbarkeit der deutschen Regulierung mit europäischen Recht
- D. Zwischenergebnis
- § 5 Perspektiven zur Regulierung von CDS
- A. Regulierungskonzepte für CDS
- I. Risikoreduzierung durch zentrale Gegenparteien
- II. Standardisierung als Voraussetzung für einen Börsenhandel
- III. Erhöhung der Transparenz durch Transaktionsregister
- IV. Verbote
- B. Ökonomische Analyse der Regulierungskonzepte
- I. Normative Zielbestimmung
- II. Folgenabschätzung des Verbots ungedeckter CDS
- 1. Kritische Abgrenzung zwischen ungedeckten und gedeckten CDS
- 2. Folgen des Wegfalls spekulativer Marktteilnehmer
- 3. Einfluss von CDS auf staatliche Schuldtitel
- 4. Negative Folgen der Regulierungsarbitrage
- III. Folgenabschätzung alternativer Regulierungskonzepte
- IV. Regulierungsvorschläge als Folge der ökonomischen Analyse
- C. Rechtsvergleichende Betrachtung
- I. Europäische Regulierungsbestrebungen
- 1. Der Vorschlag der EU-Kommission für eine Derivate-VO
- 2. Beurteilung der europäischen Vorschläge
- II. Internationale Regulierungsbestrebungen
- D. Zwischenergebnis
- § 6 Zusammenfassung in Thesen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit analysiert die Regulierung von Leerverkäufen und Credit Default Swaps (CDS) im deutschen Recht unter besonderer Berücksichtigung des Verbots ungedeckter Leerverkäufe und CDS im deutschen Wertpapierhandelsgesetz (WpHG). Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die ökonomischen Funktionen und Risiken der beiden Finanzinstrumente zu beleuchten, die rechtlichen Regelungen im deutschen und europäischen Recht zu untersuchen und die Auswirkungen des Verbots ungedeckter Leerverkäufe und CDS auf den Finanzmarkt zu bewerten.
- Die ökonomischen Funktionen und Risiken von Leerverkäufen und CDS
- Die rechtliche Regulierung von Leerverkäufen und CDS im deutschen und europäischen Recht
- Die Auswirkungen des Verbots ungedeckter Leerverkäufe und CDS auf den Finanzmarkt
- Alternative Regulierungskonzepte für Leerverkäufe und CDS
- Die Rechtmäßigkeit und Effizienz des Verbots ungedeckter Leerverkäufe und CDS im deutschen WpHG
Zusammenfassung der Kapitel
- § 1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Leerverkäufe und CDS ein und erläutert den Aufbau und die Zielsetzung der Arbeit.
- § 2 Wirtschaftliche Betrachtung von Leerverkäufen und CDS: Dieses Kapitel definiert die beiden Finanzinstrumente, erklärt ihre Funktionsweise und beleuchtet ihren volkswirtschaftlichen Mehrwert und die damit verbundenen Risiken.
- § 3 Leerverkäufe und CDS de lege lata: Dieses Kapitel analysiert die historische Entwicklung der Regulierung von Leerverkäufen und CDS im deutschen WpHG und untersucht die Anwendbarkeit von Schutzvorschriften auf diese Finanzinstrumente. Darüber hinaus wird die Neuregelung durch das Gesetz zur Vorbeugung gegen missbräuchliche Wertpapier- und Derivategeschäfte analysiert.
- § 4 Perspektiven zur Regulierung von Leerverkäufen: Das Kapitel analysiert verschiedene Regulierungskonzepte für Leerverkäufe, sowohl hinsichtlich ihrer ökonomischen Folgen als auch ihrer rechtlichen Vereinbarkeit mit dem deutschen und europäischen Recht. Die Untersuchung konzentriert sich auf das Verbot ungedeckter Leerverkäufe und alternative Regulierungsansätze.
- § 5 Perspektiven zur Regulierung von CDS: Dieses Kapitel befasst sich mit der Regulierung von CDS und untersucht verschiedene Regulierungskonzepte, die auf Risikoreduzierung, Transparenzsteigerung und die Eindämmung von Marktmissbrauch abzielen. Auch hier werden die ökonomischen Folgen und die rechtliche Vereinbarkeit der Regulierungskonzepte mit dem europäischen Recht analysiert.
Schlüsselwörter
Leerverkauf, Credit Default Swap (CDS), Finanzinstrumente, Regulierung, Marktmissbrauch, WpHG, Transparenz, Risikomanagement, ökonomische Analyse, Rechtsvergleich, EU-Recht, Finanzmarkt, Schuldenkrise.
- Quote paper
- Andreas Harrer (Author), 2010, Regulierung von Leerverkäufen und Credit Default Swaps , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177072