Im Frühjahr 2011 kam es im gesamten arabischen Raum zu Demonstrationen und Aufständen, welche eine Absetzung der amtierenden Machthaber als Zielsetzung hatten.
Bemerkenswerterweise verliefen sowohl die Proteste in Tunesien, als auch die Demonstrationen in Ägypten weitestgehend unblutig. Zwar gab es Verletzte, die Zahl derer blieb jedoch verhältnismäßig gering. Ein entscheidender Faktor für die „Friedfertigkeit“ der Revolutionen war vermutlich, dass sich bereits früh das Militär weigerte, entschlossen gegen Demonstranten vorzugehen. Dass es allerdings auch zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen kommen kann, zeigt das Fallbeispiel Libyen. Bereits früh ging Machthaber Muammar al-Gaddafi mit Hilfe des Militärs und, laut Medienberichten, afrikanischer Söldnertruppen gegen die libyschen Aufständischen vor, welche vor allem in der östlich gelegenen Stadt Bengasi an Rückhalt in der Bevölkerung gewinnen konnten. Zwar verbuchten die Aufständischen anfangs einige Erfolge, so konnten sie zum Beispiel die Polizei und das Militär aus Bengasi vertreiben. Nach wenigen Tagen rückten jedoch Gaddafis Panzer- und Truppenverbände bis nach Bengasi vor, sodass weltweit befürchtet wurde, dass der Aufstand blutig niedergeschlagen werden könnte. Da die Truppen kurz vor der Rebellenhochburg Bengasi standen und sich blutige Rachefeldzüge gegen die Aufständischen anbahnten, wurde ein Eingreifen der internationalen Gemeinschaft unumgänglich.
Doch warum eskalierte ausgerechnet in Libyen die Situation derart, dass das Land von einem sich anbahnenden Bürgerkrieg erschüttert wurde? Diese Fragestellung soll mit Hilfe der modifizierten Modernisierungstheorie nach Charles Boix (2006, 2007) beantwortet werden. Hierzu wird zunächst im anschließenden Kapitel Zwei die Theorie nach Boix (2006, 2007) näher erläutert. Hierbei soll der Fokus auf den ökonomischen Bedingungen liegen, welche eine Transition hin zur Demokratie begünstigen. Im Anschluss daran wird anhand dieser ökonomischen Faktoren erläutert, wie Gewalt und Bürgerkriege entstehen können. Im folgenden Kapitel Drei soll auf die ökonomischen Gegebenheiten sowie die Ungleichverteilung der Ressourcen in Libyen eingegangen werden, um anhand der Theorie Rückschlüsse auf den Ausbruch des Aufstandes zu ziehen. Das daran anschließende vierte Kapitel thematisiert die möglichen Repressionskosten, vor welchen das Regime Muammar al-Gaddafis steht. Abschließend werden im Kapitel Fünf die Ergebnisse dieser Arbeit zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die modifizierte Modernisierungstheorie nach Charles Boix
- 2.1 Theoretische Erklärungsansätze für die Entstehung von Demokratien
- 2.2 Boixs Demokratieverständnis und die Entstehung von Demokratien
- 2.3 Die modifizierte Modernisierungstheorie und die Entstehung von politischer Gewalt
- 3. Die ökonomischen Voraussetzungen Libyens
- 3.1 Die ökonomische Basis Libyens
- 3.2 Die Ungleichverteilung des Kapitals innerhalb der lybischen Bevölkerung
- 4. Die Repressionskosten der libyschen Machthaber
- 5. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Ursachen für den Ausbruch des Aufstandes in Libyen im Jahr 2011. Sie analysiert die Situation in Libyen anhand der modifizierten Modernisierungstheorie nach Charles Boix, die ökonomische Faktoren als entscheidende Treiber für die Entstehung von Demokratien und politischen Gewalt begreift.
- Die modifizierte Modernisierungstheorie nach Charles Boix
- Die ökonomischen Voraussetzungen Libyens
- Die Repressionskosten des libyschen Regimes
- Die Rolle der Ungleichverteilung des Kapitals in Libyen
- Die Entstehung von politischer Gewalt im Kontext der Modernisierung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den historischen Kontext des Arabischen Frühlings und die spezifische Situation in Libyen dar. Kapitel Zwei erläutert die modifizierte Modernisierungstheorie nach Charles Boix, welche die Entstehung von Demokratien anhand ökonomischer Faktoren erklärt. Kapitel Drei beleuchtet die ökonomischen Voraussetzungen Libyens und die Ungleichverteilung des Kapitals innerhalb der libyschen Bevölkerung. Kapitel Vier analysiert die potenziellen Repressionskosten, vor denen das Regime Muammar al-Gaddafis stand.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert sich auf die modifizierte Modernisierungstheorie, ökonomische Faktoren, politische Gewalt, die Entstehung von Demokratien, Libyen, Muammar al-Gaddafi, Repressionskosten, Ungleichverteilung des Kapitals, Arabischer Frühling.
- Arbeit zitieren
- Mathias Kunz (Autor:in), 2011, Revolutionäre Umbrüche und Gewalt erklärt anhand der modifizierten Modernisierungstheorie - Das Fallbeispiel Libyen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177391