Arthur Holitscher und Frantisek Soukup haben – daran kann kein Zweifel bestehen – einen großen Einfluss auf Kafkas Amerikabild und seine Behandlung im Roman ausgeübt. Darauf ist in der Kafka-Forschung wiederholt hingewiesen worden. Die Frage ist, ob sich dieser Einfluss im einzelnen konkret aus dem Text heraus belegen lässt. Dies soll hier in Gestalt eines intertextuellen Vergleichs versucht werden. Durch eine Gegenüberstellung ausgewählter Textpassagen in bestimmten thematischen Zusammenhängen wird sich ergeben, dass es erstaunliche Ähnlichkeiten, Überschneidungen, Analogien und Parallelitäten, aber auch markante Unterschiede,
zwischen den Texten gibt, sowohl, was die inhaltliche Ebene als auch die Ebene der sprachlichen Formulierung angeht, mit der Einschränkung, dass der Autor Franz Kafka sich in der kritischen Kommentierung und Bewertung des Dargestellten zurückhält, im wesentlichen auf die Position des neutralen Erzählers zurückzieht und Amerika aus der perspektivischen Wahrnehmung seines Protagonisten heraus beschreibt. Außerdem ist von vornherein klar,
dass es sich um unterschiedliche Textarten – bei Holitscher und Soukup um einen Reisebericht und bei Kafka um einen literarischen Text – und dementsprechend um die Verwendung unterschiedlicher Sprachregister und Stilebenen handelt.
Inhaltsverzeichnis
- Die Beschreibung der Lebensverhältnisse in Amerika bei Arthur Holitscher, František Soukup und Franz Kafka: ein intertextueller Vergleich
- Kafkas Rezeption von Holitschers und Soukups Reiseberichten
- Ausgewählte Textpassagen im Vergleich
- (1) Das Schiff
- (2) Die Stadt
- (3) Die Welt der Arbeit
- (4) Soziale Gegensätze und Außenseiter der Gesellschaft
- (5) Kultur und Bildung: Literatur, Kunst und Musik
- (6) Kanaan
- Anmerkungen
- Benutzte Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Entstehung von Franz Kafkas Amerikabild und dessen perspektivischer Darstellung im Romanfragment „Der Verschollene“. Durch einen intertextuellen Vergleich der Reiseberichte von Arthur Holitscher und František Soukup mit Kafkas Werk wird untersucht, wie sich Kafkas Amerika-Vorstellung aus zweiter Hand formte und welche Einflüsse die Reiseberichte auf seine literarische Gestaltung hatten.
- Die Entstehung von Kafkas Amerikabild aus zweiter Hand
- Der Einfluss von Reiseberichten auf Kafkas literarische Darstellung
- Der intertextuelle Vergleich von Kafkas Werk mit den Reiseberichten von Holitscher und Soukup
- Die Analyse von ausgewählten Textpassagen in Bezug auf thematische Überschneidungen und Unterschiede
- Die Darstellung von Amerika aus der perspektivischen Wahrnehmung von Kafkas Protagonisten
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt die Rezeption von Holitschers und Soukups Reiseberichten durch Kafka. Es wird dargelegt, dass Kafkas Amerikabild stark von diesen Textquellen beeinflusst wurde, obwohl er selbst nie in Amerika war. Das zweite Kapitel vergleicht ausgewählte Textpassagen aus den Reiseberichten und Kafkas Werk. Dabei wird deutlich, dass es sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede zwischen den Texten gibt. Zum Beispiel werden sowohl in den Reiseberichten als auch in Kafkas Roman die Klassengegensätze auf dem Schiff und in der Stadt New York hervorgehoben. Das dritte Kapitel beleuchtet Kafkas Darstellung der Stadt New York und zeigt auf, wie er die Stadt als etwas Beängstigendes und Bedrohliches für seinen Protagonisten darstellt. Das vierte Kapitel widmet sich der Darstellung der Arbeitswelt und beleuchtet die soziale Ungleichheit in Amerika.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Amerika, Franz Kafka, „Der Verschollene“, Reiseberichte, intertextuelle Analyse, Amerikabild, Klassengegensätze, soziale Ungleichheit, Kultur und Bildung.
- Arbeit zitieren
- Hans-Georg Wendland (Autor:in), 2011, Die Entstehung von Franz Kafkas Amerikabild und seine perspektivische Darstellung im Romanfragment Der Verschollene - Teil II, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177393