Die Jugendendlichen von heute wissen um die große Arbeitsmarktproblematik und jene, die mit genügend Ressourcen ausgestatten sind, und das dürften die meisten von ihnen sein, machen sich auf dieses Problem für sich persönlich in Angriff zu nehmen, indem sie sich anstrengen und Leistung zeigen. Dies schlägt sich in einer ausgeprägten Leistungsorientierung nieder. ... Um in dieser angespannten Situation noch groß und breit über den Sinn von Erwerbsarbeit nachzudenken, bleiben kein Raum und keine Zeit. Was passiert nun aber, wenn dieser Jugend, für die die Erwerbsarbeit ungebrochen ungeheuer wichtig ist, der Zugang zu Ausbildungs- und Arbeitsplätzen verwehrt bleibt? Was geschieht in einem Menschen, dem die Chance auf eines seiner wichtigsten Lebensziele genommen wird – in einem Lebensabschnitt, indem so viel es richtig anfängt wie z.B. die Selbständigkeit? ... Zahlreiche Auswirkungen aufgrund von Erwerbslosigkeit sind zu vermuten. Tatsache ist, dass viele von ihnen unerwartet, widersprüchlich und/oder wenig abgesichert sind. Wenig abgesichert ist eine politische Radikalisierung, Fremdenfeindlichkeit oder Kriminalität. Der eigenständige Einfluss der Erwerbslosigkeit gilt als nicht abgesichert. Die Auswirkungen auf die Familie sind ebenfalls wenig abgesichert und zudem widersprüchlich. Bezüglich der Thematik des Suizids ist der statistische Zusammenhang zumindest in Deutschland nicht gesichert. Fest steht jedoch auch, dass soziale Isolation und/oder emotionale Labilität das Risiko des Suizids verstärken. Der Punkt des Alkoholmissbrauchs ist ebenfalls wenig abgesichert. Hinsichtlich somatischer Erkrankungen sind die Befunde widersprüchlich und wenig abgesichert. Ebenso sind die Ergebnisse über geschlechtsspezifische Reaktionen wenig abgesichert und widersprüchlich. So ist z.B. die positive „Alternativrolle Hausfrau“ für Frauen nicht bestätigt, da die Datenbasis hierfür bisher zu gering ist. Auch über die Zeitgestaltung- und das Zeiterleben Erwerbsloser kann man noch nichts Genaues sagen, da auch hier die Befunde wenig abgesichert sind. Es ist zu vermuten, dass die freie Zeit nur dann positiv erlebt werden kann, wenn die Erwerbslosigkeit befristet und kurzfristig ist und nur als nützlich empfundene Aktivitäten sollen sich positiv auf die Gesundheit auswirken. Schließlich sind die Ergebnisse der Arbeitsorientierung anders als zu erwarten wäre, denn eine mittlere Arbeitsorientierung wirke sich positiver aus as eine hohe.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- A Gesellschaftliche Modernisierungen und Erwerbsarbeit
- Der Arbeitsbegriff
- Il Definition Jugend
- Ill Leitbild Lohnarbeit
- IV Arbeitsbedingungen der industrialisierten Dienstleistungsgesellschaft
- Prekäre Beschäftigungslage und brüchige Normalbiografien
- Veränderungen in der betrieblichen Arbeitsorganisation
- Segmentierter Arbeitsmarkt
- Jugendarbeitslosigkeit
- Das Ausmaß der Jugendarbeitslosigkeit
- Ausbildung- und Beschäftigungschancen
- Berufsvorbereitende Maßnahmen und Arbeitslosenstatistik
- V Die Lebensphase Jugend im gesellschaftlichen und demografischen Wandel
- Individualisierung der Lebensentwürfe
- Entgrenzte Jugend
- VI Folgen für die Bedeutung und die Funktion der Arbeit
- Finanzielle Entlohnung
- Formung der Persönlichkeit
- Zeitstrukturierung
- Identität und Selbstwertgefühl
- Stabilisierung der Persönlichkeit
- Handlungskompetenz
- Status
- Sozialintegrative Wirkung
- Kontakt und Interaktion
- Soziale Anerkennung
- 4B Psychosoziale Folgen der Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen
- Strukturelle Merkmale arbeitsloser Jugendlicher
- Il Theoretische Überlegungen zum Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und psychischer Gesundheit
- III Psychische und soziale Aspekte der Arbeitslosigkeit
- Identitätsentwicklung
- Verlust sozialer Kontakte und veränderte Familienbeziehungen
- Familie
- Peergroups
- Partnerschaft
- Kinderwunsch
- Ökonomische Lage
- Zeitbewusstsein, Zeitstrukturen und Zeithorizont
- Zeitempfinden
- Freizeitorientierungen
- Auswirkungen auf die Zukunftsperspektiven
- Delinquentes Verhalten
- Politische Einstellungen
- Gesundheitliche Folgen
- Subjektiver Gesundheitszustand
- Illegale Drogen und Alkoholkonsum
- Essstörungen und Zigarettenkonsum
- Suizid und selbstverletzendes Verhalten
- Depressionen
- Stress
- Mortalität
- Selbstbild
- Der Antizipationseffekt von Arbeitslosigkeit
- Der Effekt der Arbeitslosigkeitsdauer
- Phasenmodelle
- Körperliche und psychosoziale Befindlichkeiten
- Gesundheitlicher Zustand
- Psychosoziale Auswirkungen
- Stellensuche, Bewusstseinsstrukturen und Wiederbeschäftigungschancen arbeitsloser Jugendlicher
- Der Einfluss des Alters auf die Arbeitslosigkeit
- Der Einfluss des sozioökonomischen Status auf die Arbeitslosigkeit
- Geschlechtsspezifische Unterschiede der Jugendarbeitslosigkeit
- Die Bedeutung der Arbeitslosigkeit für Mädchen
- Die Bedeutung der Arbeitslosigkeit für Jungen
- Stigmatisierung und Diskriminierung
- Berufliche und schulische Folgeprobleme
- Dequalifikation und sinkendes Anspruchniveau
- Der Einfluss von Arbeitslosigkeit auf die Identitätsentwicklung Jugendlicher.
- Die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit auf soziale Beziehungen und das Familienleben.
- Die psychischen Folgen der Arbeitslosigkeit, einschließlich Depression, Angst und Suizidgedanken.
- Die Rolle von Stigmatisierung und Diskriminierung im Kontext der Arbeitslosigkeit.
- Die langfristigen Folgen von Jugendarbeitslosigkeit auf die Bildungs- und Berufslaufbahn.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit beschäftigt sich mit den psychosozialen Folgen von Jugendarbeitslosigkeit und untersucht, wie sich die Arbeitslosigkeit auf die psychische und soziale Entwicklung junger Menschen auswirkt.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Forschungsstand zum Thema Jugendarbeitslosigkeit und ihre Folgen beleuchtet. Anschließend werden die gesellschaftlichen Modernisierungen und die Entwicklung des Arbeitsbegriffs in den Kontext der heutigen Arbeitswelt gestellt. Die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit auf die Persönlichkeit, die Identität und die Lebenszufriedenheit werden im weiteren Verlauf des Textes untersucht.
Im nächsten Abschnitt wird die Bedeutung der Arbeit für die Entwicklung junger Menschen beleuchtet. Es werden die verschiedenen Funktionen der Arbeit, wie zum Beispiel die finanzielle Entlohnung, die Zeitstrukturierung und die soziale Anerkennung, analysiert.
Die Kernpunkte der Arbeit betreffen die psychosozialen Folgen der Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen. Es werden die strukturellen Merkmale arbeitsloser Jugendlicher beleuchtet und theoretische Überlegungen zum Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und psychischer Gesundheit angestellt.
Die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit auf die Identitätsentwicklung, die sozialen Kontakte, die Familienbeziehungen, die ökonomische Lage, die Zeitstrukturen und die Zukunftsperspektiven der Jugendlichen werden untersucht.
Weiterhin wird der Einfluss von Arbeitslosigkeit auf das Selbstbild, die Gesundheit und das delinquente Verhalten beleuchtet.
Der Text analysiert den Antizipationseffekt von Arbeitslosigkeit und untersucht, wie sich die Arbeitslosigkeitsdauer auf die psychosoziale Befindlichkeit der Jugendlichen auswirkt.
Schließlich werden die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Jugendarbeitslosigkeit, die Folgen der Stigmatisierung und Diskriminierung sowie die beruflichen und schulischen Folgeprobleme der Arbeitslosigkeit behandelt.
Schlüsselwörter
Jugendarbeitslosigkeit, psychosoziale Folgen, Identitätsentwicklung, soziale Beziehungen, psychische Gesundheit, Stigmatisierung, Diskriminierung, Bildungs- und Berufslaufbahn, Arbeitsmarkt, gesellschaftliche Modernisierung, Arbeitsbegriff, Lebensphase Jugend, Demografie.
- Quote paper
- Wenke Pietsch (Author), 2010, Über die psychosozialen Folgen der Jugendarbeitslosigkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177499