Einleitung
Im ersten Halbjahr des Jahres 2010 verzeichneten die deutschen Amtsgerichte bereits 17.360 Unternehmensinsolvenzen. Damit bleibt die Zahl der Neuanträge weiterhin auf einem hohen Niveau. Gegenüber dem Vorjahr stiegen die Unternehmensinsolvenzen in der ersten Jahreshälfte nochmals deutlich um 7,1 Prozent an. Die Verluste und Schäden im ersten Halbjahr des Jahres 2010 wurden auf 14,7 Mrd. Euro geschätzt. Damit lag das Schadensniveau rund 6,1 Mrd. Euro unter dem des Vorjahreszeitraums, als viele Großinsolvenzen einen Schaden in Höhe von ca. 20,8 Mrd. Euro verursachten. Ungefähr 155.000 Arbeitsplätze waren infolge von Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2009 betroffen.
Eine Unternehmensinsolvenz deutet auf eine, wie auch immer gelagerte, Fehlentwicklung im Unternehmen hin. Fraglich ist in diesem Zusammenhang, welche Faktoren für das Entstehen einer Insolvenzsituation in kleinen und mittelständischen Unternehmen verantwortlich sind, die letztendlich zu einer Einstellung der Unternehmenstätigkeit führen können. Es ist zu prüfen, welche Präventivmaßnahmen frühzeitig ergriffen werden können, um das Risiko einer Insolvenzsituation eingrenzen bzw. abwenden zu können.
Problemstellung
Hinter jedem einzelnen Regelinsolvenzverfahren verbirgt sich das Schicksal eines Unternehmens, verursacht durch Zahlungsunfähigkeit ober Überschuldung, wodurch schlimmstenfalls die Unternehmenstätigkeit gänzlich eingestellt und beschäftigte Arbeitnehmer freigesetzt werden müssen. Volkswirtschaftlich gesehen sind die Schäden durch Insolvenzen für den Staat beachtlich, da mit jeder Einstellung der Betriebstätigkeit auch die Arbeitslosenquote steigt und dadurch die bekannten Folgekosten entstehen.
Zentrale Gründe für das Entstehen von Unternehmensinsolvenzen wurden gemäß einer Studie der A.T. Kearney GmbH mit 23 Prozent in der Abhängigkeit von Lieferanten und Kunden, mit 38 Prozent in mangelnder Liquidität und mit 34 Prozent in verspäteten oder nicht konsequenten Reaktionen des Managements gesehen. Je stärker die Abhängigkeit von Lieferanten oder Kunden ist, desto größer ist auch das Risiko einer spontanen Liquiditätskrise in kleinen und mittelständischen Unternehmen bei Zahlungsverzug oder gar Forderungsausfall. An sich gesunde Unternehmen können durch den entstehenden Liquiditätsengpass in die Insolvenz geraten. Aber auch aufgrund steigenden Wettbewerbs und immer aggressiver werdenden Marketingkonzepten geraten immer mehr Unternehmen in Liquiditätsschwierigkeiten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Zielsetzung
- Vorgehensweise
- Begriffserläuterung
- Quantitative und qualitative Merkmale von KMU
- Definition Forderung im rechtlichen und wirtschaftlichen Sinne
- Definition Forderungsmanagement
- Definition Insolvenzverfahren
- Interne Risikofaktoren für das Entstehen von Liquiditätskrisen
- Fehlendes Forderungsmanagement
- Mangelnde Liquidität
- Mangelnde Eigenkapitalausstattung
- Verspätete Managemententscheidungen
- Fehlende Kommunikationswege im Unternehmen
- Finanzcontrolling
- Vertriebsmanagement
- Marketing
- Externe Risikofaktoren für das Entstehen von Liquiditätskrisen
- Schlechte Zahlungsmoral der Kunden
- Forderungsausfälle
- Risiken bei Auslandsgeschäften
- Folgen unzulänglichen Forderungsmanagement
- Schlechtes Unternehmensrating – Basel II
- Insolvenzverfahren
- Unternehmensinternes Forderungsmanagement
- Ermittlung der Liquiditätslage
- Laufende Buchführung
- Risikomindernde Vertragsgestaltung
- Vereinbarung von Sicherheiten
- Eigentumsvorbehalt
- Bürgschaft, Sicherungszession, Bankgarantie
- Abschlagszahlungen
- Bonitätsprüfung
- Interne Informationsquellen
- Externe Informationsquellen
- Risikobeurteilung
- Zeitnahe Fakturierung
- Mahnwesen
- Gerichtliches Mahnverfahren
- Unternehmensexternes Forderungsmanagement
- Beauftragung eines Inkassodienstleisters
- Warenkreditversicherung
- Outsourcing des Forderungsmanagements
- Factoring/Forderungsverkauf
- Implementierung des Forderungsmanagementsystems in die Unternehmensstruktur
- Kleinst- und Kleinunternehmen bis 20 Mitarbeiter
- Kleinunternehmen bis 50 Mitarbeiter
- Mittelgroße Unternehmen bis 250 Mitarbeiter
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Entwicklung eines KMU-spezifischen Forderungsmanagementsystems, das der Abwendung drohender Regelinsolvenzverfahren dient.
- Analyse der Risikofaktoren, die zu Liquiditätskrisen bei KMU führen können
- Entwicklung eines umfassenden Forderungsmanagementkonzepts für KMU
- Bewertung verschiedener interner und externer Maßnahmen zur Optimierung des Forderungsmanagements
- Praktische Implementierung des Forderungsmanagementsystems in verschiedenen Unternehmensgrößen
- Bewertung des Einflusses eines effektiven Forderungsmanagements auf die finanzielle Stabilität von KMU
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer umfassenden Einleitung, in der die Problemstellung der drohenden Regelinsolvenz bei KMU und die Zielsetzung der Arbeit dargelegt werden. Es folgt eine Begriffserläuterung, die wichtige Definitionen wie KMU, Forderung und Insolvenzverfahren erläutert.
In den folgenden Kapiteln werden interne und externe Risikofaktoren für das Entstehen von Liquiditätskrisen bei KMU analysiert. Es werden die Folgen unzulänglichen Forderungsmanagements für Unternehmen und die damit verbundenen Risiken dargestellt.
Das Kernstück der Arbeit liegt in der Entwicklung eines unternehmens-internen und -externen Forderungsmanagementsystems. Es werden verschiedene Maßnahmen zur Optimierung des Forderungsmanagements, wie z.B. Bonitätsprüfungen, Mahnwesen und Inkassoverfahren, detailliert erläutert.
Abschließend wird die Implementierung des entwickelten Forderungsmanagementsystems in verschiedene Unternehmensgrößen betrachtet. Die Arbeit endet mit einem Fazit, das die wichtigsten Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen zusammenfasst.
Schlüsselwörter
KMU, Forderungsmanagement, Liquiditätskrise, Insolvenzverfahren, Risikomanagement, Bonitätsprüfung, Mahnwesen, Inkasso, Factoring, Warenkreditversicherung.
- Arbeit zitieren
- Andrea Schlichting (Autor:in), 2010, Entwurf eines KMU-spezifischen Forderungsmanagements zur Abwendung drohender Regelinsolvenzverfahren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177682