Schließlich besprengt bisweilen ein Frühlingsregen die junge
Saat, und wechselnd erquickt der schmeichelnde Mondschein der Blätter
Zartes Gefieder.
Das aus dem Liber de Cultura Hortorum stammende Lehrgedicht verfasste Walahfrid Strabo , ein Abt des Klosters Reichenau. Dieses Buch stellt eine wichtige Quelle zur Pflanzenkunde des Mittelalters dar, auf welches sich viele andere Kräuterbücher ori-entierten. Kräuterbücher waren, allein schon dadurch, dass sie anfänglich in lateini-scher Sprache verfasst waren Fachbücher für Ärzte und Apotheker. Allein aus Grün-den einer profitableren Vermarktung war es den Autoren mehr und mehr wichtig die Arzneimittel- und Pflanzenkenntnisse über die Fachkreise hinaus dem Laien zu ver-mitteln. Die Entwicklung von Kräuterbüchern wurde zum einen durch die immer wei-ter fortschreitenden botanischen Erkenntnisse und zum anderen durch die Beeinflus-sung der Kräuterbücher gegenseitig, geprägt. Das Da gewesene wurde meist in das Neue miteinbezogen. Wobei die Art der Wirkung der Pflanzen über die Jahrhunderte hinweg relativ konstant blieb, nicht aber die Darstellung der pflanzlichen Physiologie und der sich später durch Linné entwickelten Ordnung. So beeinflusste z.B. der Hor-tus, welcher im 9. Jahrhun¬dert entstand, den Macer floridus , welcher im 11. Jahr-hundert geschrie¬ben wurde. Obwohl zwei Jahrhunderte zwischen diesen beiden Werken liegen, nahmen sie dennoch Einfluss aufeinander. Bis in die heutige Zeit versucht man immer wieder neue Ansätze zu finden, Zugang zur Natur zu bekom-men. Man möchte Pflanzen, Tiere oder auch Steine sich zu Nutze machen.
Dabei haben Praktiken, wie die des Besprechens oder Böthens, welche auch heute noch Anwendung finden, ihren Ursprung ihrer Kräfte im Geistlichen. Die von mir vor-genommene Untersuchung des Paradeißgärtleins zeigt, dass dieses Kräuterbuch eine Sonderstellung im Kanon der Kräuterbücher darstellt. Wie allein schon am Titel Paradeißgärtlein zu erkennen ist, geht der Inhalt dieses Kräuterbuches über ein rein naturwissenschaftlichen Inhalt hinaus und ist an den in der Bibel erwähnter Sünden-fall von Adam und Eva angelehnt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I Kräuterbücher
- I.1 Zum Begriff Kräuterbuch
- I.2 Form von Kräuterbüchern
- I.3 Funktion von Kräuterbüchern
- II Das Paradeißgärtlein
- II.1 Die Vorrede zum Paradeißgärtlein von Johann Spieß
- II.2 Die Vorrede zum Paradeißgärtlein von Konrad Rosbach
- II.3 Die Register im Paradeißgärtlein
- II.4 Die Holzschnitte im Paradeißgärtlein
- II.5 Zum Aufbau des Kräuterteils im Paradeißgärtlein
- Schlussbetrachtung
- Anhang
- Literatur- und Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Form und Funktion frühneuzeitlicher Kräuterbücher am Beispiel des Paradeißgärtleins. Sie untersucht den historischen Kontext, die Entwicklung und die Besonderheiten dieses Genres, sowie die Bedeutung des Paradeißgärtleins innerhalb der Kräuterbuchtradition.
- Entwicklung der Kräuterbücher von der Antike bis zur frühen Neuzeit
- Der Wandel der Kräuterbücher von Fachbüchern für Mediziner zu populärwissenschaftlichen Werken
- Die Rolle des Paradeißgärtleins als Beispiel für die Verbindung von Naturwissenschaft und Religion
- Die Bedeutung von Illustrationen, Vorreden und Registern in der Wissensvermittlung
- Die Bedeutung der Kräuterbücher als Quelle zur Pflanzenkunde und zur Geschichte der Medizin
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Kräuterbücher ein und stellt die Bedeutung des Paradeißgärtleins als Beispiel für die Verbindung von Naturwissenschaft und Religion heraus. Kapitel I widmet sich den Kräuterbüchern im Allgemeinen und behandelt die Entwicklung des Begriffes Kräuterbuch, die Form von Kräuterbüchern sowie ihre Funktionen. Kapitel II analysiert das Paradeißgärtlein von Konrad Rosbach, wobei die Vorrede, die Register, die Holzschnitte und der Aufbau des Kräuterteils im Detail beleuchtet werden.
Schlüsselwörter
Kräuterbücher, Paradeißgärtlein, Frühneuzeit, Botanik, Medizin, Naturwissenschaft, Religion, Illustration, Vorrede, Register, Wissensvermittlung
- Quote paper
- Stefan Schmitt (Author), 2008, Form und Funktion frühneuzeitlicher Kräuterbücher am Beispiel des "Paradeißgärtleins", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177719