Seit mehr als 60 Jahren werden im Rahmen des GATT und seit 1995 in der Welthandelsorganisation WTO multilaterale Abkommen zur Liberalisierung des Handels geschlossen – bis zur Doha-Runde seit 2001 meist mit großem Erfolg. Insbesondere die Kennedy-Runde in den 1960er Jahren mit weitreichenden reziproken Zollsenkungen von Gütern und die Uruguay-Runde von 1986 bis 1994 mit der Ausweitung der Verhandlungsge-genstände gelten als Sternstunden multilateraler Handelsliberalisierung. Die Verhandlungen zur Handelsliberalisierung im Rahmen der Doha-Runde sind seit einer Dekade festgefahren.
Das Scheitern der Doha-Runde stellt wenn auch nicht die WTO aufgrund ihrer institutionellen Relevanz doch den multilateralen Liberalisierungsansatz und seine Prinzipien infrage, da zunehmend regionale Handelsabkommen an die Stelle multilateraler Lösungen treten. Der wissenschaftliche Diskurs hat sich bereits eingehend mit den Gründen des Scheiterns beschäftigt und u.a. die wachsende Mitgliederanzahl, wachsende Komplexität, Erweiterung der Verhandlungsgegenstände und die veralteten Verhandlungsstrukturen als Gründe ausgemacht. Die Hausarbeit beleuchtet einen Ansatz, dem im aktuellen Diskurs in der Regel wenig Beachtung beigemessen wird. Sie untersucht die Erklärungskraft der Idee der Theorie hegemonialer Stabilität, einer Theorieperspektive, die bereits seit den 1980er Jahren (vielleicht voreilig) als antiquiert gilt und Veränderungen des internationalen ökonomischen Systems anhand veränderter relativer Machtverteilung zwischen Staaten zu erklären versucht. Behauptet wird ein positiver Zusammenhang zwischen der Existenz eines hegemonialen Staates und der Stabilität in einem offenen, kooperativen System. Die zu prüfende These der Hausarbeit lautet: Spezifische Machtkonstellationen zwischen Staaten bestimmen die Stabilität und Koope-rationsbereitschaft innerhalb der Handelsordnung (GATT/WTO).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Relevanz des Themas
- Vorgehen
- Theorie Hegemonialer Stabilität und Operationalisierung von Hegemonie
- Theorie hegemonialer Stabilität
- Kernidee und Weiterentwicklungen
- Kritik
- Notwendige Machtressourcen für Hegemonie
- Relative Macht der USA seit 1948
- Relative ökonomische Macht
- Relative militärische Macht
- Kulturelle Dominanz
- Multilaterale Handelsliberalisierung im Rahmen von GATT/WTO seit 1947
- 1947-1963: Stabilisierung des Handelssystems
- 1964-1970: Dominanz der Handelsprinzipien (Kennedy-Runde)
- 1971-1985: Erosion der multilateralen Handelsordnung (Tokio-Runde)
- 1985-1995: Erweiterung der Kooperationsbasis (Uruguay-Runde)
- 1995-heute: gescheiterter Multilateralismus? (Doha-Runde)
- Resumee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Erklärungskraft der Theorie hegemonialer Stabilität (ThS) für die Blockade der Doha-Runde der WTO-Verhandlungen. Sie analysiert den Zusammenhang zwischen der Machtverteilung unter Staaten und der Stabilität des multilateralen Handelssystems. Die Arbeit prüft, ob spezifische Machtkonstellationen die Stabilität und Kooperationsbereitschaft innerhalb der Handelsordnung beeinflussen.
- Theorie hegemonialer Stabilität und ihre Anwendung auf das internationale Handelssystem
- Analyse der relativen Machtressourcen der USA im Zeitraum von 1947 bis 2003
- Bewertung der Stabilität und Kooperation im multilateralen Handelssystem (GATT/WTO) in verschiedenen Phasen
- Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Machtverteilung und Handelsliberalisierung
- Bewertung der Erklärungskraft der ThS für das Scheitern der Doha-Runde
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas – die Blockade der Doha-Runde der WTO – heraus und erläutert das Vorgehen der Arbeit. Sie argumentiert, dass die Theorie hegemonialer Stabilität (ThS) trotz ihrer vermeintlichen Überholtheit einen interessanten Ansatzpunkt für die Erklärung des Scheiterns bietet und formuliert die Forschungsfrage nach der Eignung der ThS zur Erklärung der blockierten Verhandlungen. Das Vorgehen wird detailliert beschrieben, inklusive der Operationalisierung von Hegemonie und der Untersuchung der abhängigen und unabhängigen Variablen.
Theorie Hegemonialer Stabilität und Operationalisierung von Hegemonie: Dieses Kapitel skizziert die Kernidee der Theorie hegemonialer Stabilität, einschließlich ihrer Weiterentwicklungen und Kritikpunkte. Es operationalisiert den Begriff der Hegemonie, indem es die notwendigen Machtressourcen (ökonomische, militärische und kulturelle Macht) definiert, die ein hegemonialer Staat benötigt, um ein stabiles und kooperatives internationales System zu gewährleisten. Die Kritik an der ThS wird ebenfalls beleuchtet, um die Grenzen der Theorie zu verdeutlichen und die spätere empirische Analyse zu kontextualisieren.
Relative Macht der USA seit 1948: Dieses Kapitel analysiert die relativen Machtressourcen der USA – als vermeintlichen Hegemon – von 1948 bis 2003. Es untersucht die ökonomische, militärische und kulturelle Macht anhand empirischer Daten. Die Analyse zielt darauf ab, die Ausprägung der unabhängigen Variable (Machtressourcen der USA) zu bestimmen und zu beurteilen, inwieweit die USA in diesem Zeitraum tatsächlich die notwendigen Ressourcen für eine hegemoniale Rolle besaßen. Die Ergebnisse dieses Kapitels bilden die Grundlage für den Vergleich mit den Entwicklungen im multilateralen Handelssystem.
Multilaterale Handelsliberalisierung im Rahmen von GATT/WTO seit 1947: Dieses Kapitel untersucht die Entwicklung der multilateralen Handelsliberalisierung im Zeitraum von 1947 bis 2003, gegliedert in fünf Phasen. Jede Phase wird anhand von Indikatoren für Stabilität und Kooperation analysiert, um die Ausprägung der abhängigen Variable zu bestimmen. Der Fokus liegt auf der Analyse von Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren der verschiedenen Verhandlungsrunden (Kennedy-Runde, Tokio-Runde, Uruguay-Runde und Doha-Runde), um den Zusammenhang mit der Machtverteilung und dem jeweiligen Hegemonialanspruch der USA zu beleuchten.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Hausarbeit: Hegemoniale Stabilität und die Blockade der Doha-Runde
Was ist das Thema der Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht die Erklärungskraft der Theorie hegemonialer Stabilität (ThS) für die Blockade der Doha-Runde der WTO-Verhandlungen. Sie analysiert den Zusammenhang zwischen der Machtverteilung unter Staaten und der Stabilität des multilateralen Handelssystems.
Welche Forschungsfrage wird untersucht?
Die Arbeit prüft, ob spezifische Machtkonstellationen die Stabilität und Kooperationsbereitschaft innerhalb der Handelsordnung beeinflussen und inwiefern die ThS das Scheitern der Doha-Runde erklären kann.
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Die Hausarbeit behandelt die Theorie hegemonialer Stabilität, die Analyse der relativen Machtressourcen der USA (ökonomisch, militärisch, kulturell) von 1947 bis 2003, die Bewertung der Stabilität und Kooperation im multilateralen Handelssystem (GATT/WTO) in verschiedenen Phasen und den Zusammenhang zwischen Machtverteilung und Handelsliberalisierung.
Wie ist die Hausarbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Theorie hegemonialer Stabilität und deren Operationalisierung, ein Kapitel zur relativen Macht der USA, ein Kapitel zur multilateralen Handelsliberalisierung im Rahmen von GATT/WTO und ein Resümee. Die Einleitung erläutert die Relevanz des Themas und das Vorgehen. Die Kapitel analysieren die Theorie, die Macht der USA und die Entwicklung des multilateralen Handelssystems in verschiedenen Phasen.
Wie wird Hegemonie operationalisiert?
Hegemonie wird anhand der notwendigen Machtressourcen (ökonomische, militärische und kulturelle Macht) operationalisiert, die ein hegemonialer Staat benötigt, um ein stabiles und kooperatives internationales System zu gewährleisten.
Welche Zeiträume werden untersucht?
Die Hausarbeit untersucht den Zeitraum von 1947 bis 2003, wobei die Entwicklung der multilateralen Handelsliberalisierung in fünf Phasen gegliedert wird (1947-1963, 1964-1970, 1971-1985, 1985-1995, 1995-2003).
Welche Daten werden verwendet?
Die Arbeit verwendet empirische Daten zur Analyse der ökonomischen, militärischen und kulturellen Macht der USA. Die Analyse der multilateralen Handelsliberalisierung basiert auf Indikatoren für Stabilität und Kooperation in den verschiedenen Phasen des GATT/WTO.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Schlussfolgerungen der Arbeit hängen von der empirischen Analyse ab und bewerten die Erklärungskraft der ThS für das Scheitern der Doha-Runde im Kontext der Machtverteilung und der Entwicklung des multilateralen Handelssystems. Die Zusammenfassung der Kapitel bietet detaillierte Einblicke in die Ergebnisse jeder Analysephase.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Schlüsselbegriffe sind: Theorie hegemonialer Stabilität, Hegemonie, Machtressourcen (ökonomisch, militärisch, kulturell), multilaterale Handelsliberalisierung, GATT, WTO, Doha-Runde, Stabilität, Kooperation.
- Arbeit zitieren
- Jonas Markgraf (Autor:in), 2011, Hegemonie und Handel: Theorie hegemonialer Stabilität und multilaterale Handelsliberalisierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177772