Der absolutistische preußische Staat im 18. Jahrhundert erschuf eine Armee die
bereits den Zeitgenossen auf der einen Seite als Musterbeispiel an Disziplin, auf der
anderen Seite als die Soldaten beispiellos unterdrückendes Instrument galt. Die
preußische Armee als solche erlebte ihre Blüte während dieser Zeit. Nach dem
Dreißigjährigen Krieg als stehendes Heer errichtet, wurde sie unter Friedrich Wilhelm
I. und Friedrich II. sorgfältig nach deren Wünschen und Bedürfnissen geformt. Das
Maß, in dem beide Herrscher mit absolutistischer Hand in alle Belange ihrer
Streitkräfte eingriffen und sie verwalteten, findet in anderen Herrscherhäusern dieser
Zeit kaum Vergleichbares. Das Ergebnis war eine gut ausgebildete und disziplinierte
Armee, die sich durch ihre militärischen Erfolge zum Vorbild vieler anderer
europäischer Armeen aufschwang. Im Verlauf des Siebenjährigen Krieges,
spätestens aber mit dem Tode Friedrich II., setzte aber bereits der Verfall der Truppen
ein. Es sollte ihr in der Folgezeit nicht wieder gelingen an das alte Format
anzuknüpfen.
Noch heute stellt die preußische Armee, gerade unter Friedrich II., ein Sinnbild für
alles „Preußische“ dar. Akkuratesse, Diensteifer, Gehorsam, Pflichtbewusstsein und
Effizienz werden als „preußisch“ empfunden. Ebenso unwillkürlich werden
Militarismus, Kriegstreiberei, barbarische Strafen und ein unmenschlicher
Kasernenton, auch im Zivilen, damit assoziiert.
Gegenstand dieser Arbeit ist es, die Ausbildung und Disziplinierung eines
preußischen Soldaten nachzuvollziehen und auszuwerten.
Der Fokus wird hierbei völlig auf der gemeinen Infanterie liegen. Spezialtruppen wie
Pontoniere, Sappeure oder Pioniere werden ebenso keine nähere Betrachtung
erhalten, wie die anderen beiden Hauptwaffengattungen: die Artillerie und Kavallerie.
Zum einen galt die militärische Strenge und Disziplin in ähnlichem Rahmen für alle
Soldaten, vor allem aber fällt den Linieninfanterieregimentern nicht nur die
numerische Überlegenheit, sondern auch die Rolle als Hauptwaffe zu. Obgleich
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Kavallerie wichtig war und Artillerie sogar immer wichtiger wurde, liegt doch die
Infanterie immer im Fokus als Fundament aller militärischen Bestrebungen.
Hauptsächlich wird hierbei als Quelle das „Reglement vor die Königl. Preußische
Infanterie“ in der Fassung von 1743 dienen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Entstehung der preußischen Armee und historischer Kontext
- 2. Ausbildung und Exerzieren
- 2.1 Exerzieren und militärische Erziehung
- 2.2 Die Ausbildung in den Handgriffen
- 2.3 Strafe und Disziplinierung
- 3. Zeitgenössische Schilderungen
- 3.1 Ullrich Bräker
- 3.2 Preußische Soldatenbriefe
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit zielt darauf ab, die Ausbildung und Disziplinierung eines preußischen Soldaten im 18. Jahrhundert, insbesondere während der Herrschaft Friedrich II., zu untersuchen. Dabei steht die gemeine Infanterie im Fokus, um die Herausforderungen und Besonderheiten des Militärlebens in dieser Zeit zu beleuchten.
- Die Entstehung und Entwicklung der preußischen Armee im Kontext des Absolutismus.
- Die Ausbildungsmethoden und das Exerzieren als zentrale Elemente der militärischen Disziplinierung.
- Die Bedeutung des „Reglements vor die Königl. Preußische Infanterie“ und der „Kriegsartikel“ als Richtlinien für den Dienst und die Bestrafung.
- Die Praxis der Strafen und Disziplinierungsmaßnahmen in der preußischen Armee.
- Zeitgenössische Schilderungen der Armee durch Augenzeugen wie Ullrich Bräker und Soldatenbriefe.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung gibt einen Überblick über die historische Entwicklung der preußischen Armee und stellt den Kontext des absolutistischen Staates im 18. Jahrhundert dar. Kapitel 1 untersucht die Entstehung der preußischen Armee im Kontext des Dreißigjährigen Krieges und die Reformen Friedrich Wilhelms I. und Friedrich II.
Kapitel 2 beleuchtet das „Reglement vor die Königl. Preußische Infanterie“ als zentrale Quelle für die Ausbildungs- und Disziplinierungsmethoden in der preußischen Armee. Es werden die wichtigsten Elemente des Exerzierens und der Handgriffe sowie die Strafen und Disziplinierungsmaßnahmen, die im Reglement festgelegt sind, detailliert dargestellt.
Kapitel 3 analysiert die „Kriegsartikel“ als Strafgrundgesetzbuch der preußischen Armee und führt einen Exkurs über die zeitgenössischen Strafen durch.
Schlüsselwörter
Preußische Armee, Friedrich II., Absolutismus, Militärwesen, Ausbildung, Exerzieren, Disziplinierung, Strafen, Reglement, Kriegsartikel, Zeitgenössische Schilderungen, Ullrich Bräker, Soldatenbriefe.