„Es ist gleich, ob wir aus einem Palast oder Kerker die untergehende Sonne betrachten, ob das schauende Auge einem König oder einem Bettler angehört.“ Laut Arthur Schopenhauers Lehre kann dementsprechend jeder Mensch zur Betrachtung der Welt eine ästhetische Haltung einnehmen, die zur teleologischen Erkenntnis führt. Schönheit stellt für den Philosophen nicht, wie annehmbar wäre, den Endzweck dar, sondern bildet lediglich einen Nebeneffekt der Kunst. Sein ästhetisches Programm, welches den Hauptgegenstand dieser Hausarbeit darstellt, vollzieht den Vorgang der willensfreien Erkenntnis auf der subjektiven Seite und den der Ideenerkenntnis auf der objektiven Seite nach.
Zu Beginn der Untersuchung soll die ästhetische Kontemplation als vom Willen befreites Erkennen eine Erläuterung erfahren, wobei hinzukommend das Gefühl des Erhabenen vom Schönen unterschieden und dargestellt werden soll. Weiterhin soll damit zusammenhängend Schopenhauers Ideenlehre präsentiert werden, welche eng an die platonische Ideenerkenntnis angelehnt ist. Neben der Unterscheidung zwischen Idee und Begriff, soll die ästhetische Funktion der Ideen, welche sich in der Kunst fundiert, demonstriert werden. Die Kunst als Erkenntnisart von Ideen stellt laut Schopenhauer das Werk eines Genius dar, denn er allein kann „rein erkennendes Subjekt“ sein und bildet somit einen starken Kontrast zum gewöhnlichen Menschen, der bloß eine „Fabrikware der Natur“ ist. Somit soll der Typus des Genies nach Schopenhauers Verständnis eine gesonderte Betrachtung erhalten.
Arthur Schopenhauer entwickelte ein hierarchisches Stufenreich der Künste, dementsprechend in der vorliegenden Hausarbeit die Theorien einzelner Kunstgattungen vorgestellt werden sollen. Hier sollen die Architektur, die Poesie und die Musik betrachtet werden. Letztere nimmt eine isolierte Stellung ein, da sie nicht wie die übrigen Künste das Abbild der Ideen, sondern des Willens selbst darstellt.
Arthur Schopenhauers Ästhetik löst die Behauptung aus, dass sie der Kunst ein erlösendes Ziel gebe, da sie den „Schaffenden wie den Betrachtenden von der Schwere des Erdendaseins, vom Willen und seinen Qualen“ befreie. Schopenhauer postuliert eine Erlösung durch die streng objektive Betrachtung von Natur und Kunst, womit er sein philosophisches Grundpathos - die „Befreiung der Erkenntnis von der Herrschaft des Willens“ – stützt. Doch ist eine endgültige Aufhebung des Leidens durch die Ästhetik tatsächlich möglich?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die ästhetische Kontemplation
- Das Gefühl des Erhabenen
- Schopenhauers Ideenlehre
- Idee und Begriff
- Die ästhetische Funktion der Ideen
- Das Genie im Unterschied zur Fabrikware der Natur
- Kants Einfluss auf Schopenhauers Ästhetik
- Theorien einzelner Kunstgattungen
- Die Architektur
- Die Poesie
- Die Musik
- Aufhebung des Leidens durch die Ästhetik?
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit Arthur Schopenhauers Ästhetik, die in seinem Werk „Die Welt als Wille und Vorstellung“ behandelt wird. Die Arbeit untersucht, wie Schopenhauer die ästhetische Kontemplation als einen Weg zu willenloser Erkenntnis begreift. Sie analysiert Schopenhauers Ideenlehre, die sich an die platonische Ideenerkenntnis anlehnt, und zeigt, wie die Kunst als Ausdruck von Ideen die Rolle des Genius hervorhebt. Die Arbeit betrachtet auch die Einflüsse Kants auf Schopenhauers Ästhetik und präsentiert Schopenhauers Theorien zu einzelnen Kunstgattungen, insbesondere Architektur, Poesie und Musik.
- Ästhetische Kontemplation als willensfreie Erkenntnis
- Schopenhauers Ideenlehre und ihre Verbindung zur platonischen Philosophie
- Die Rolle des Genius in der Kunst als Ausdruck von Ideen
- Einflüsse Kants auf Schopenhauers Ästhetik
- Theorien zu verschiedenen Kunstgattungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Kernaussage von Schopenhauers Ästhetik vor, die die teleologische Erkenntnis durch ästhetische Betrachtung der Welt propagiert. Das zweite Kapitel beleuchtet die ästhetische Kontemplation als vom Willen befreite Erkenntnis, wobei das Gefühl des Erhabenen vom Schönen unterschieden wird. Schopenhauers Ideenlehre, die eng an die platonische Ideenerkenntnis angelehnt ist, wird in Kapitel drei präsentiert. Kapitel vier beleuchtet die ästhetische Funktion der Ideen, die sich in der Kunst niederschlägt. Kapitel fünf untersucht den Genius als Schöpfer von Kunst und Kontrast zum gewöhnlichen Menschen. Der Einfluss Kants auf Schopenhauers Ästhetik wird in Kapitel sechs erläutert. Kapitel sieben beschäftigt sich mit Schopenhauers Theorien zu einzelnen Kunstgattungen, wobei die Architektur, die Poesie und die Musik betrachtet werden. Schließlich wird in Kapitel acht die Frage gestellt, ob die Ästhetik tatsächlich eine Aufhebung des Leidens ermöglicht.
Schlüsselwörter
Ästhetik, Schopenhauer, Ideenlehre, willensfreie Erkenntnis, ästhetische Kontemplation, Kunst, Genie, Architektur, Poesie, Musik, Leiden, teleologische Erkenntnis.
- Arbeit zitieren
- Rebecca Tille (Autor:in), 2011, Arthur Schopenhauers Ästhetik in seinem Werk „Die Welt als Wille und Vorstellung“ , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177875