Bevor es in Deutschland zur Entstehung von romantischen
Werken kam, entwarfen die Gebrüder Schlegel eine Theorie der
Romantik. Kennzeichnend für die Theorie Friedrich Schlegels,
der die geistige Problematik der romantischen Lebenswelt
erstmals formulierte, ist das Athenäums - Fragment 116 und
sein Werk „Gespräch über die Poesie“1. Während es Schlegel
im Fragment nicht gelang, sich wirklich verständlich
auszudrücken2, arbeitete er das im Athenäum - Fragment 116
Angedeutete genauer aus – im „Gespräch über die Poesie“,
das bis zur Veröffentlichung von August Wilhelm Schlegels
Wiener Vorlesungen über die dramatische Kunst und Literatur,
das entscheidende Wort über die Theorie und das Programm
der romantischen Poesie blieb. In diesen Vorlesungen über die
dramatische Kunst und Literatur3 präzisiert August Wilhelm
Schlegel noch mal die Gedanken zur romantischen Theorie,
wobei vor allem die Unterscheidung zwischen „klassisch“ und
„romantisch“ wegweisend war und „entscheidend zum
Selbstverständnis der modernen Dichter beitrug“4. Eine
begeisterte Verehrerin August Wilhelm Schlegel war die
Französin Madame de Stael, die in ihrem Buch „Über
Deutschland“5 die romantische Theorie nach Frankreich trug.
In meiner Hausarbeit möchte ich die verschiedenen
Entwicklungsstationen der romantischen Theorie nachverfolgen
und die wichtigsten Gedanken zusammenfassen. [...]
1 Friedrich Schlegel: Gespräch über die Poesie. Mit einem Nachwort von Hans Eichner, Stuttgart: J.B.
Metzlersche Verlagsbuchhandlung, 1968
2 vgl. Eichner Hans: Nachwort in: Friedrich Schlegel: Gespräch über die Poesie, Stuttgart: J.B. Metzlersche
Verlagsbuchhandlung, 1968, Seite 11
3 vgl. August Wilhelm Schlegel: Vorlesung über die dramatische Kunst und Literatur, Band 1 und 2, Stuttgart:
W. Kohlhammer Verlag, 1966
4 Behler, Ernst: Frühromantik, Berlin, New York: Walter de Gruyter, 1992, Seite 136
5 Germaine de Stael: Über Deutschland, herausgegeben von Sigrid Methen, Stuttgart: Reclam, 1962
Inhaltsverzeichnis
A: Vorwort
B: Die Theorie der Romantik
1. Friedrich Schlegel
1.1. Das Athenäums-Fragment
1.2. „Gespräch über die Poesie“
1.2.1 „Epochen der Dichtkunst“
1.2.2. „Rede über die Mythologie“
1.2.3. „Über den Roman“
2. Das „Klassische“ und das „Romantische“: Konkretisierung der romantischen Theorie bei August Wilhelm Schlegel und Madame de Stael
2.1. Der nationale Aspekt
2.2. Religion
2.3. Folgen für das Drama
C: Nachwort
Bibliographie
Die Theorie der Romantik: Beiträge von August Wilhelm und Friedrich Schlegel und Madame de Stael:
A: Vorwort:
Bevor es in Deutschland zur Entstehung von romantischen Werken kam, entwarfen die Gebrüder Schlegel eine Theorie der Romantik. Kennzeichnend für die Theorie Friedrich Schlegels, der die geistige Problematik der romantischen Lebenswelt erstmals formulierte, ist das Athenäums - Fragment 116 und sein Werk „Gespräch über die Poesie“[1]. Während es Schlegel im Fragment nicht gelang, sich wirklich verständlich auszudrücken[2], arbeitete er das im Athenäum - Fragment 116 Angedeutete genauer aus – im „Gespräch über die Poesie“, das bis zur Veröffentlichung von August Wilhelm Schlegels Wiener Vorlesungen über die dramatische Kunst und Literatur, das entscheidende Wort über die Theorie und das Programm der romantischen Poesie blieb. In diesen Vorlesungen über die dramatische Kunst und Literatur[3] präzisiert August Wilhelm Schlegel noch mal die Gedanken zur romantischen Theorie, wobei vor allem die Unterscheidung zwischen „klassisch“ und „romantisch“ wegweisend war und „entscheidend zum Selbstverständnis der modernen Dichter beitrug“[4]. Eine begeisterte Verehrerin August Wilhelm Schlegel war die Französin Madame de Stael, die in ihrem Buch „Über Deutschland“[5] die romantische Theorie nach Frankreich trug.
In meiner Hausarbeit möchte ich die verschiedenen Entwicklungsstationen der romantischen Theorie nachverfolgen und die wichtigsten Gedanken zusammenfassen. Auf Grund der vielen Beiträge der Brüder Schlegel werde ich mich auf die oben genannten Werke beschränken, die jedoch die wichtigsten Merkmale der Romantik präzise zusammenfassen.
B: Die Theorie der Romantik:
1. Friedrich Schlegel:
1.1. Das Athenäums-Fragment 116:
Besondere Bedeutung für die Entwicklung poetologischer Vorstellungen erlangte das 116 Athenäums-Fragment, in dem Friedrich Schlegel die Programmatik der romantischen Poesie formuliert. Für ihm ist die romantische Poesie eine „progressive Universalpoesie“[6], deren Bestimmung in der Wiedervereinigung „alle[r] getrennte[n] Gattungen der Poesie“ liegt. Friedrich Schlegel lehnt eine strengen Bindung an die Gattungen ab, vielmehr fordert er deren Vermischung. Im romantischen Roman wird sich diese Forderung in einem ständigen Wechsel der Formen niederschlagen. In Friedrich Schlegels Roman „Lucinde“ verwirklicht er diese Forderung: Philosophische Reflexionen stehen neben Brieffragmenten, Gedichten und Liedern.
Das Fragment stellt mit der Forderung nach Wiedervereinung deutlich „einen Zusammenhang zwischen Vergangenheit und Zukunft her [...]. In der Vergangenheit bestand die Einheit einmal, danach und bis ins gegenwärtige Zeitalter folgte die Trennung, in der Zukunft soll die Einheit wieder erreicht werden. Jedoch nur in einem unendlichen Prozeß der Annäherung.“[7] Dieser Prozeß bedeutet also ein ständiger Fortgang zu neuen Ufern und einen Aufstieg zu einer höheren Ebene, da eine Universalität angestrebt wird, die es vorher nicht gab. In seinem Fragment schreibt Schlegel weiter, dass „die anderen Dichtarten [...] fertig [sind], und [...] nun vollständig zergliedert werden [können]. Die romantische Dichtart ist noch im Werden; ja das ist ihr eigentliches Wesen, dass sie ewig nur werden, nie vollendet sein kann.“[8]
Ein weiterer Grundsatz Schlegels liegt in der Integration aller poetischer Elemente, wie der Philosophie, Rhetorik und Kritik, wobei diese zusammen mit der Ironie als zentrales künstlerisches Mittel im Zentrum steht. Die romantische Poesie
„soll die Poesie mit der Philosophie und Rhetorik in Berührung [...] setzen. Sie will, und soll auch Poesie und Prosa, Genialität und Kritik, Kunstpoesie und Naturpoesie bald mischen, bald verschmelzen, die Poesie lebendig und gesellig, und das Leben und die Gesellschaft poetisch machen, den Witz poetisierten, und die Formen der Kunst mit gediegenem Bildungsstoff jeder Art anfüllen und sättigen, und durch die Schwingungen des Humors beseelen. Sie umfasst alles, was nur poetisch ist, vom größten wieder mehre Systeme in sich enthaltende Systeme der Kunst bis zum Seufzer, dem Kuß, den das dichtende Kund aushaucht in kunstlosem Gesang.“[9]
Die Universalpoesie erstreckt sich auf so viele Bereiche wie möglich, das Leben selbst wird zur Dichtung. Bei aller Universalität soll die romantische Poesie aber nicht in einer vagen Allgemeinheit verschwimmen. Sie soll auch konkret und individuell sein, den „Geist des Autors“ möglichst vollständig ausdrücken sowie ein „Bild des Zeitalters“[10] geben.
Neben der Universalität postuliert Friedrich Schlegel für die Poesie Transzendentalität und unendliche Perfektibilität: „Sie ist der höchsten und der allseitigsten Bildung fähig; nicht bloß von innen heraus, sondern auch von außen hinein; indem sie jedem, was ein Ganzes in ihren Produkten sein soll, alle Teile ähnlich organisiert, wodurch ihr die Aussicht auf eine grenzenlos wachsende Klassizität eröffnet wird.“[11] Aus diesen Zeilen folgert Lothar Pikukulik, dass Schlegel eine organische Ganzheit im Sinn hatte: „Da er diese Ganzheit insbesondere bei der Poesie der Alten findet (s. den Studium Aufsatz), nimmt es aus seiner Sicht nicht wunder, dass die romantische Poesie mit zunehmender Integration aller Teile sich dem Klassischen nähert. Die künftige Entwicklung bedeutet somit auch Wiederanknüpfung an ältere Zeiten, ans Vormodere.“[12]
[...]
[1] Friedrich Schlegel: Gespräch über die Poesie. Mit einem Nachwort von Hans Eichner, Stuttgart: J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, 1968
[2] vgl. Eichner Hans: Nachwort in: Friedrich Schlegel: Gespräch über die Poesie, Stuttgart: J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, 1968, Seite 11
[3] vgl. August Wilhelm Schlegel: Vorlesung über die dramatische Kunst und Literatur, Band 1 und 2, Stuttgart: W. Kohlhammer Verlag, 1966
[4] Behler, Ernst: Frühromantik, Berlin, New York: Walter de Gruyter, 1992, Seite 136
[5] Germaine de Stael: Über Deutschland, herausgegeben von Sigrid Methen, Stuttgart: Reclam, 1962
[6] vgl. Eichner Hans: Nachwort in: Friedrich Schlegel: Gespräch über die Poesie, Stuttgart: J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, 1968, Seite 10
[7] Pikulik, Lothar: Frühromantik. Epoche-Werke-Wirkung, München: C.H. Beck, 1992, Seite 164
[8] Eicher, Hans: a.a.O., Seite 11
[9] vgl. Eichner Hans: a.a.O., Seite 11
[10] Eicher, Hans: a.a.O., Seite 11
[11] Eichner, Hans: a.a.O., Seite 11
[12] Pikulik, Lothar: a.a.O., Seite166
- Arbeit zitieren
- Barbara Litzlbeck (Autor:in), 2003, Die Theorie der Romantik: Beiträge von August Wilhelm und Friedrich Schlegel und Madame de Stael, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17794
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