Die folgende Arbeit befasst sich mit der von Habermas entwickelten Linie der Diskursethik, die an den politischen Idealen der Aufklärung anknüpft. Es ging ihm immer um die
Verwirklichung einer demokratischen vernünftigen Gesellschaft, die von mündigen und emanzipierten Bürgerinnen und Bürgern gestaltet wird. (vgl. Treibel 1995, S.159) Habermas selbst hat bereits früh (1961!) zu verstehen gegeben, dass er diese in der Bundesverfassung
formulierten Ideale in der bundespolitischen Realität nicht umgesetzt sieht. (vgl. Graf 2009, S.4)
Seither sind 50 Jahre vergangen und anstelle der grundgesetzlich verankerten demokratischen Bürgergesellschaft realisieren sich zunehmend eher Orwellsche Utopien.
Großkonzerne gestalten mit geballter Wirtschaftsmacht eine für sie vorteilhafte Politik selbst, während Bürgerrechte dramatisch abgebaut werden. (vgl. Butterwegge 2006, 2008, 2009, Weiss/Schmiederer 2004, Müller 2004, 2006, 2010)
Gleichgeschaltete Medien der Medienmogule steuern Meinungsbildungsprozesse über ihre Agenturen, über gut bezahlte
wissenschaftliche Institute, in Zeitschriften und Büchern, Nachrichtensendungen, Dokumentationen, durch Mietmäuler in Talkshows und sogar in Seifenopern, um den Bürger von der zwingenden Notwendigkeit ihrer Raubzüge zu überzeugen und mit Angst und Scham
(Sozialschmarotzer) stumm zu schalten. (vgl. ebds., vgl. Schimmek 2010)
Mögliche Diskurse werden „durch Filterung, Verformung oder manipulative Steuerungen von Kommunikationsflüssen“ ausgeblendet. (Friesenhahn/Kniephoff-Knebel)
Der zweite Teil dieser Arbeit befasst dich daher mit der einseitigen Rationalisierung der Lebenswelt durch die Imperative von Macht, Geld und Bürokratie, die kommunikative Kompetenz der Individuen aufgrund ihrer Ausgeschlossenheit aus systemrelevanten Diskursen und der Neutralisierung ihrer Staatsbürgerrolle immer mehr verkümmern lässt und so u. a. auch die Ursache der Entstehung brauner Jugendgewalt darstellt.
Abschließend sollen die Möglichkeiten diskursethischer Praxis zur Lösung dieser Problematik aufgezeigt werden.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- KURZLEBENSLAUF VON JÜRGEN HABERMAS
- DIE THEORIE DES KOMMUNIKATIVEN HANDELNS
- Kommunikation: Kommunikatives Handeln und Diskurs
- Die universalen Geltungsansprüche
- DER HERRSCHAFTSFREIE DISKURS
- Regeln einer idealen Sprechsituation
- Die kontrafaktische Unterstellung der idealen Sprechsituation
- Herrschaftsfreiheit als rational begründetes Ideal
- KOMMUNIKATIVES HANDELN UND LEBENSWELT
- Rationalisierung und Kolonialisierung der Lebenswelt
- BRAUNE JUGENDGEWALT ALS „SYMPTOM DER EROSION KOMMUNIKATIVER STRUKTUREN" (SCHÄFER-VOGEL 2010)
- FAZIT: WELCHE LÖSUNGSANSÄTZE BIETET DIE DISKURSETHIK?
- LITERATURVERWEISE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Diskursethik nach Jürgen Habermas und untersucht, wie diese Theorie auf das Phänomen der braunen Jugendgewalt angewendet werden kann. Die Arbeit zielt darauf ab, die Grundzüge der Diskursethik zu erläutern, insbesondere die Theorie des kommunikativen Handelns und das Konzept des herrschaftsfreien Diskurses. Im weiteren Verlauf wird die These vertreten, dass die braune Jugendgewalt ein Symptom der Erosion kommunikativer Strukturen in der Gesellschaft ist, die durch die Kolonialisierung der Lebenswelt durch die Imperative von Markt, Geld und Bürokratie verursacht wird. Abschließend werden mögliche Lösungsansätze aus der Perspektive der Diskursethik aufgezeigt.
- Die Diskursethik nach Jürgen Habermas
- Kommunikatives Handeln und Diskurs
- Rationalisierung und Kolonialisierung der Lebenswelt
- Braune Jugendgewalt als Symptom der Erosion kommunikativer Strukturen
- Lösungsansätze aus der Perspektive der Diskursethik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Diskursethik als ein Konzept vor, das über die Definition moralischer Richtlinien für praktische Diskurse hinausgeht. Sie begründet das Moralprinzip durch Reflexion auf die Diskurspraxis und bietet die Möglichkeit der Überprüfung von Normen innerhalb von Diskursen.
Der zweite Teil der Arbeit widmet sich dem Kurzlebenslauf von Jürgen Habermas, dem Begründer der Diskursethik. Es werden seine akademischen Stationen, seine wichtigsten Werke und die Auszeichnungen, die er für seine Arbeit erhalten hat, beleuchtet.
Im dritten Kapitel wird die Theorie des kommunikativen Handelns von Habermas im Detail vorgestellt. Die Arbeit erläutert den Kommunikationsbegriff, die Unterscheidung zwischen kommunikativem Handeln und Diskurs und die vier universalen Geltungsansprüche: Verständlichkeit, Wahrheit, Wahrhaftigkeit und Richtigkeit.
Kapitel 4 beschäftigt sich mit dem Konzept des herrschaftsfreien Diskurses. Habermas entwickelt ein Modell einer idealen Sprechsituation, in der alle Handlungszwänge außer Kraft gesetzt sind und sich das bessere Argument durchsetzt. Die Regeln dieser idealen Sprechsituation werden erläutert, und es wird betont, dass diese zwar in der Realität nicht vollständig erfüllbar sind, aber dennoch als kontrafaktisches Ideal dienen, um rational begründete Konsense zu ermöglichen.
Im fünften Kapitel wird die Lebenswelt als Hintergrund des kommunikativen Handelns vorgestellt. Die Lebenswelt ist der Ort der Selbstreproduktion und Selbstinterpretation einer sozialen Gruppe, in der sämtliche Handlungen und Orientierungen koordiniert werden. Die Arbeit beleuchtet die Prozesse der Rationalisierung und Kolonialisierung der Lebenswelt, die zu einer Verdinglichung und kulturellen Verarmung führen.
Das sechste Kapitel untersucht die braune Jugendgewalt als Symptom der Erosion kommunikativer Strukturen. Es wird argumentiert, dass gewalttätiges Handeln in interaktiven Prozessen kommunikatives Handeln ersetzt und die Voraussetzungen verständigungsorientierten Handelns zerstört. Die Arbeit analysiert die Ursachen für die Entstehung brauner Jugendgewalt, wie z.B. die Erosion der innerfamiliären Kommunikationsstrukturen und die Folgen der Kolonialisierung der Lebenswelt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Diskursethik, Jürgen Habermas, Kommunikation, Lebenswelt, Rationalisierung, Kolonialisierung, braune Jugendgewalt, Erosion kommunikativer Strukturen, Lösungsansätze, demokratische Öffentlichkeit, politische Partizipation, Medien.
- Quote paper
- BA Soziale Arbeit L. Lauprecht (Author), 2010, Diskursethik nach Habermas und braune Jugendgewalt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178068