Nachdem die reyes católicos 1492 mit Granada die letzte maurische Bastion auf der Iberischen Halbinsel für das Königreich Kastilien erobert hatten, strebten sie nicht nur die politische sondern auch die religiöse Einheit Spaniens an. Mit einem Vertreibungsedikt stellten sie noch im selben Jahr die spanischen Juden (Sepharden)
vor die Wahl, zum christlichen Glauben zu wechseln oder aber ihren Besitz zu veräußern und das Land zu verlassen. Ein Großteil der Juden, die nicht konvertieren wollten und sich daher für die Emigration entschieden, wanderte in der Folgezeit zunächst nach Nordafrika, Portugal, Navarra, Frankreich sowie Italien und fand schließlich auf dem Gebiet des Osmanischen Reiches, im östlichen Mittelmeer- und Balkanraum, eine neue Heimat. Mit ihrer Ausweisung waren die Sepharden gezwungen ihre gewohnte Umgebung, die seit der Antike in den spanischen Städten bestehenden jüdischen Viertel, zu verlassen, um sich auf fremdem Boden neu organisieren und eine neue soziale sowie ökonomische Existenz aufbauen zu können.
Im Folgenden soll mit umfassendem Bezug auf ausgewählte Werke der Sekundärliteratur zum Sephardischen diskutiert werden, welche Auswirkungen die Vertreibung der Juden von der Iberischen Halbinsel auf ihre Sprache, das Judenspanische (JS), hatte und welche Rolle dabei die Verlagerung der sephardischen Lebenswelt in einen differenten Sprach- und Kulturraum, das Osmanische Reich,
gespielt haben könnte.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- AUSWIRKUNGEN VON MIGRATIONSPROZESSEN AUF DAS SPRACHVERHALTEN
- JÜDISCHES LEBEN IN SEFARAD
- Sepharden im frühchristlichen Spanien
- Sepharden im maurischen Spanien
- Sepharden in den zurückeroberten Gebieten bis 1492
- Zentrale Lebensbereiche und soziale Netzwerke
- Judenspanisch in Sefarad
- AUSWIRKUNGEN DER VERTREIBUNG AUF DIE SPRACHE DER SEPHARDEN
- DIE SEPHARDEN UND IHRE SPRACHE IN SÜDOSTEUROPA ZUR ZEIT DES OSMANISCHEN REICHES
- Jüdisches Leben in der Türkei, auf dem Balkan und in Griechenland
- Soziale Netzwerke und Sprachkontakt
- Die Rolle des Judenspanischen im kommunikativen Alltag der Sepharden
- Das Judenspanische im Kontakt mit den autochtonen Sprachen
- Das Judenspanische als jüdische Sprache
- Der italienische Einfluss auf das Judenspanische
- Der französische Einfluss auf das Judenspanische
- Nationale Unabhängigkeit und Sprachpolitik
- SCHLUSSBETRACHTUNGEN
- BIBLIOGRAPHIE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Auswirkungen der Vertreibung der spanischen Juden (Sepharden) im Jahr 1492 auf ihre Sprache, das Judenspanische (JS). Der Fokus liegt auf der Rolle des Sprachkontakts innerhalb der sozialen Netzwerke und Lebensbereiche der Sepharden sowohl in Spanien als auch im Osmanischen Reich, ihrer neuen Heimat.
- Die Entwicklung des Judenspanischen in Spanien vor der Vertreibung
- Die Auswirkungen der Migration auf das Sprachverhalten
- Der Sprachkontakt zwischen Judenspanisch und anderen Sprachen im Osmanischen Reich (Türkisch, Griechisch, Balkansprachen, Italienisch, Französisch)
- Die Rolle des Hebräischen als jüdische Sprache und die Entstehung des Ladino
- Die sprachliche Situation der Sepharden nach der Unabhängigkeit der Balkanstaaten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die historische Situation der Sepharden im 15. Jahrhundert dar und erläutert die Zielsetzung der Arbeit. Kapitel 2 beleuchtet die Auswirkungen von Migrationsprozessen auf das Sprachverhalten im Allgemeinen. Kapitel 3 beschreibt das jüdische Leben in Spanien vor der Vertreibung, wobei die verschiedenen Lebensbereiche und sozialen Netzwerke der Sepharden sowie die Entwicklung des Judenspanischen in diesem Kontext behandelt werden. Kapitel 4 analysiert die Folgen der Vertreibung für die Sprache der Sepharden. Kapitel 5 widmet sich dem Leben der Sepharden im Osmanischen Reich, mit besonderem Augenmerk auf die sozialen Netzwerke und den Sprachkontakt mit den autochthonen Sprachen. Die Rolle des Hebräischen als jüdische Sprache sowie die Einflüsse des Italienischen und Französischen auf das Judenspanische werden ebenfalls untersucht. Schließlich betrachtet Kapitel 5 die sprachliche Situation der Sepharden nach der Unabhängigkeit der Balkanstaaten.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Judenspanische, die Sepharden, die Vertreibung aus Spanien, das Osmanische Reich, Sprachkontakt, soziale Netzwerke, Türkisch, Griechisch, Balkansprachen, Italienisch, Französisch, Hebräisch, Ladino, nationale Unabhängigkeit, Sprachpolitik.
- Quote paper
- Patrick Roesler (Author), 2011, Das Judenspanische im Osmanischen Reich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178140