Aboriginality früher und heute

Frage der Identität


Hausarbeit, 2008

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Terminologie
Akkulturation
Assimilation
Aborigine
Aboriginality: Die aboriginale Identität?

3. Blick zurück: Die Vergangenheit des australischen Kontinents

4. Australien heute: Eine Nation?

5. Blick in die Zukunft: Gerechtigkeit?

6. Schlusswort

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Aborigines[1] bevölkern den australischen Kontinent seit mindestens 40 000 Jahren, Schätzungen gehen sogar von bis zu 100 000 Jahren aus. Die Kultur der Aborigines ist hochkomplex: Es gibt mehr als 200 verschiedene Sprachen. Überdies besitzen die Aborigines eine hoch entwickelte Ontologie, die Mensch, Natur und Gesellschaft zu einem unlösbaren Ganzen verbindet. Die britischen Kolonialherren setzten es sich jedoch als Ziel die Kultur und die Traditionen der Aborigines zu zerstören und zu vernichten. Trotz der jahrhundertelangen Geschichte der Unterdrückung, Vertreibung und Tötung haben die Aborigines und ihre Kultur überlebt. Im heutigen Australien leben viele verschiedene Kulturen nebeneinander; die indigene Bevölkerung, die europäischen Einwanderer und weitere Einwanderer aus dem asiatischen Raum. Dieser „Mix“ an Kulturen und Gesellschaften hält ein gewaltiges Konfliktpotenzial bereit, vor allem bezüglich der Vergangenheit.

In dieser Arbeit soll die Gruppe der Aborigines mit Hinblick auf die folgenden Fragestellungen betrachtet werden: Kann man von einer Einheit der Aborigines sprechen? Wie hängt die Vergangenheit mit der heutigen Identität der Aborigines zusammen und wie stellt sich die heutige Situation dar? Was wird oder könnte die Zukunft bringen? Auf diese Fragen soll im Folgenden eine Antwort gesucht werden.

Hierzu soll nun der inhaltliche Aufbau der Arbeit darlegt werden. In dieser Arbeit wird auf die indigene Bevölkerung Australiens - die Aborigines - und ihre Geschichte näher eingegangen werden. Hierzu müssen zuerst grundlegende Begrifflichkeiten wie „Assimilation“, „Aborigine“ oder auch „Aboriginality“ erläutert werden, da sie im Verlauf der Arbeit häufig benutzt werden. Inhaltlich soll im dritten Teil die Historie Australiens und die Unterdrückung der Aborigines, mit Hinblick auf die daraus resultierende Identitätskrise, beleuchtet werden. Danach wird im vierten Teil auf die heutige Situation im Zusammenhang mit der Frage der Nationbildung eingegangen. Darauf aufbauend soll dann ein Ausblick in die Zukunft gegeben und abschließend diskutiert werden. Hierbei soll auf mögliche Probleme hingewiesen werden.

2. Terminologie

2.1 Akkulturation

Der Begriff der Akkulturation wird in der Ethnologie nicht eindeutig definiert. Es würde den hier gesetzten Rahmen sprengen, auf alle in der Literatur gegebenen Definitionen einzugehen, deshalb soll hier auf eine getroffene Auswahl, in Abgrenzung zur Assimilation, eingegangen werden. Rudolph definiert Akkulturation als einen exogenen, also von außen bedingten Wandel, der durch Kulturkontakt verursacht wird (Rudolph 1973: 54). Es handelt sich hierbei um einen Wandlungsprozess und nicht um einmalige Ereignisse (Rudolph 1973: 54). Es werden fremde Kulturmerkmale (z. B. materielle Dinge) übernommen, welche allerdings einem Bedeutungswandel unterliegen können (Domeier 1993: 12). Der Wertewandel ist demnach eine häufige, aber nicht notwendige Bedingung der Akkulturation (Domeier 1993: 12).

2.2 Assimilation

Akkulturation wird oft mit Assimilation gleichgesetzt oder verwechselt. Um Unklarheiten zu beseitigen, soll nun der Begriff Assimilation näher definiert werden. Assimilation ist eine Form des Kulturwandels, eine Form des soziokulturellen Angleichungsprozesses (Koepping 1999: 34). Im Unterschied zur Akkulturation ist die Veränderung der Wertvorstellung, das heißt eine Veränderung der emischen Denkweise, eine notwendige Bedingung (Domeier 1993: 12). Assimilation ist ein mögliches und oft ideologisch erwünschtes Ergebnis der vollständigen Akkulturation (Koepping 1999: 34).

In Bezug auf die versuchte Assimilation der indigenen Bevölkerung Australiens durch die australische Regierung ist folgendes Ziel, welches von der Regierung 1937 während der „national conference on Aboriginal affairs“ formuliert wurde, besonders prägnant: „Aboriginal people not ’of full blood’ should be absorbed into the wider population. The aim of assimilation [is] that the ‘Aboriginal problem’ [will] ultimately disappear - that Aboriginal people [will] lose their identity in the wider community (Human Rights and Equal Opportunity Commission 2007: 1). Hier wird Assimilation mit bewusst herbeigeführtem Identitätsverlust gleichgesetzt.

2.3 Aborigine

Das deutsche Wort Aborigine (Plural Aborigines) leitet sich vom englischen „Aboriginal/s“ ab. Der Terminus „Aboriginal“ geht auf das Adjektiv „aboriginal“ zurück, welches laut dem englischen Oxford-Wörterbuch folgende Bedeutung hat: „belonging to, existing in a region from earliest times, or from the time when the region was first known“ (Hornby 1983: 2). Das Adjektiv „aboriginal“ bezeichnet also die „Ureinwohnerschaft“ eines Landes oder Kontinents, die Indigenen, wie die heutige korrekte ethnologische Bezeichnung lautet. Großgeschrieben wird mit „Aboriginal“ die Gruppe der Aborigines (Indigene Australiens) bezeichnet.

Aborigines ist die Standard-, frühere Fremd- und heute inzwischen auch Eigenbezeichnung der indigene Bevölkerung Australiens (Duelke 1999: 7). Die indigene Bevölkerung Australiens spaltet sich in zwei Gruppen auf: In die der Aborigines und die der Torres-Strait-Insulaner. Die Torres-Strait-Insulaner sind mit den Aborigines nicht verwandt, sie gehören dem melanesischen Raum an. Dem ungeachtet bilden diese beiden Gruppen die indigene Bevölkerung Australiens und kooperieren oft zu organisatorischen Zwecken, beispielsweise in Bezug auf Minderheitenrechte, miteinander. Zusammen bilden sie 2,4% der Gesamtbevölkerung Australiens, 2001 betrug ihre Zahl 458.5000 Menschen (Australian Bureau of Statistics 2004: 1).

Aber wer gehört zu der Gruppe der Indigenen? Die heute allgemeingültige Definition des „Department of Aboriginal Affairs“ besagt, dass

An Aboriginal or Torres Strait Islander is a person of Aboriginal or Torres Strait Islander descent who identifies as an Aboriginal or Torres Strait Islander and is accepted as such by the community in which he (she) lives” (Gardiner-Garden 2000).

Um ein Aborigine zu sein, muss laut dieser dreigliedrigen Definition also folgendes zutreffen: Die Abstammung von Aborigines, die Selbstidentifikation als Aborigine und die Bestätigung durch die aboriginale Gemeinschaft, in welcher derjenige lebt. Doch hier stellt sich eine Frage: Wenn sich eine Person laut Abstammung und Selbstidentifikation als Aborigine identifiziert, aber von der betreffenden Aborigine-Gemeinschaft nicht als solcher anerkannt wird, weil derjenige beispielsweise nicht mehr „traditionell“, sondern „modern“, also in der Stadt lebt, kann dieser dann als Aborigine bezeichnet werden? Diese Definition ist also durchaus kritisch zu betrachten.

Gleichwohl wird jeder Versuch der Definition problematisch sein, da von einer Einheit der Aborigines keine Rede sein kann, denn es gibt nicht die Gruppe oder das Volk der Aborigines. Die Gesamtheit der Aborigines ist hochgradig fragmentiert und weist deutliche Unterschiede auf, beispielsweise in Bezug auf ihren Glauben, auf ihre sozialen Verbände, in denen sie leben, auf ihre Kunst und vor allem auch auf ihre Sprache (Leitner 2006: 9). Die Mehrheit der Aborigines identifiziert sich selbst und ihre Kultur bevorzugt mit Namen, die nur im regionalen Bezug Verwendung finden (Schürmann-Zeggel 1999: 30). Diese Gesamtheit der Aborigines kann unmöglich als Volk definiert werden, wie Schürmann-Zeggel darlegt (Schürmann-Zeggel 1999: 30), und doch wird mit der Bezeichnung „Aborigine“ genau dies versucht: Eine begriffliche Vereinheitlichung, der unter dem Begriff „Aborigine“ zusammengefassten Menschen.

Auf Grund mangelnder begrifflicher Alternativen muss im Folgenden trotzdem der deutsche Terminus „Aborigine/s“ verwendet werden. Womit, mit Hinblick auf die Etymologie des Wortes und Verwendung meinerseits keinerlei Wertung verbunden ist.

2.4 Aboriginality: Die aboriginale Identität?

Eine einheitliche Definition von Aboriginality gibt es nicht, deshalb wird im Weiteren der Versuch unternommen, mit Hinblick auf die Verwendung des Begriffes in der Vergangenheit und an Hand von verschiedenen Forschungsmeinungen, sich dem Inhalt des Begriffes anzunähern.

[...]


[1] In der gesamten Arbeit schließt dieser Begriff, die männliche und weibliche Form ein.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Aboriginality früher und heute
Untertitel
Frage der Identität
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
16
Katalognummer
V178205
ISBN (eBook)
9783656005766
ISBN (Buch)
9783656061212
Dateigröße
474 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Aborigines, Aboriginality, Australien, Identität, Aborigine, Assimilation, Akkulturation
Arbeit zitieren
Hannah Illgner (Autor:in), 2008, Aboriginality früher und heute, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178205

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