Der Beruf des Henkers durchlief anfangs eine unruhige Zeit
Es gab keinen berufsmäßigen Scharfrichter bis zum 13. Jahrhundert. Ein Anlass für das anfängliche Desinteresse am Henkerberuf war nicht nur der blutige Beruf, sondern auch dass die Todesstrafen bis zu den Landfrieden die Ausnahme darstellten. Am Ende des Spätmittelalters hatte nahezu jede größere Stadt einen eigenen Henker.
Tabuisierung und Ambivalenz führten zur Zwiespältigkeit
Der Henkerberuf galt als 'unrein' und 'unehrlich' und war ein „unbeliebter“ Beruf. Den Stammhaltern von Henkern stand bis Anfang des 18. Jahrhunderts kein anderer Berufsweg offen. Doch dieser Teil des „Fluches“ nahmen die Reichsgesetze der Jahre 1731 und 1772 von der Henkersfamilie, indem sie jene Kinder und Enkel für ehrlich erklärten.
Zu den direkten Aufgaben des Scharfrichters gehörten die Todes- und Leibesstrafen. Art und Form der Hinrichtung orientierte sich an der Gefährlichkeit und der Schwere des Vergehens. Die Folge war, dass es mehrere Arten von Hinrichtungen gegeben haben muss: Enthauptungen, Lebendigbegraben, Pfählen, Rädern, Verbrennen und Vierteilen. Dazu kamen Körper- und Ehrenstrafen sowie die Durchführung der peinlichen Befragung oder Folter. Daneben musste er auch oft unangenehme Nebenaufgaben übernehmen: z. B. Kloakenreinigung, die Bestattung von Selbstmördern, die Aufsicht über die Prostituierten sowie beanstandete Bücher zu verbrennen.
Ein eigenartiger Gegensatz
bestand in der häufig vorkommenden Verbindung von Scharfrichter und Heilkundigem: Er nahm das Leben, quälte die Gesetzesbrecher, doch dem anderen half er als fachmännischer und anerkannter Arzt und Chirurge.
Die Hinrichtung war vereinzelt ein Schauspiel.
Die Hinrichtung sollte ein würdevoller, erhebender Akt mit erzieherischer Wirkung auf die Öffentlichkeit sein. Das blutige Schauspiel war tatsächlich geeignet, Aggressionen abzubauen und große, erregte Massen zu beruhigen und Macht zu demonstrieren.
Psychologische Schäden waren nicht selten
Diese Tätigkeit verursachte bei vielen Henkern schwere seelische Störungen. Alkoholsucht, Depressionen und Selbstmord waren die häufigsten Ausprägungen. Aufgrund ihrer medizinischen Fähigkeiten ließen sich zahlreiche Nachkommen der Henker seit dem 18. Jahrhundert vermehrt in ärztlichen Berufsfeldern nieder.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Geschichte des Scharfrichters
- Tabuisierung und Ambivalenz
- Henkerdynastien
- Die Aufgaben des Henkers
- Die Hauptaufgaben
- Enthaupten
- Lebendigbegraben
- Pfählen
- Rädern
- Verbrennen
- Vierteilen
- Heilkräfte
- Körper- und Ehrenstrafen
- Durchführung der peinlichen Befragung od. Folter
- Die Hauptaufgaben
- Fehlrichten des Henkers
- Nebenaufgaben
- „Stadmedicus"
- Aberglaube, Henkersmahlzeiten und Mütze
- Zunftenffvicklungen
- Die Hinrichtung
- Frauen
- Psychologische Schäden
- Tod
- Das Ende des Henkerberufs
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Geschichte des Scharfrichters vom 13. bis 18. Jahrhundert. Sie beleuchtet die Entwicklung des Berufs, die Aufgaben und die gesellschaftliche Stellung des Scharfrichters sowie die damit verbundenen Tabus und Ambivalenzen. Außerdem werden die Hinrichtungsmethoden und die psychologischen Auswirkungen des Berufs auf den Scharfrichter untersucht.
- Die Entstehung und Entwicklung des Scharfrichterberufs
- Die Aufgaben und Tätigkeiten des Scharfrichters
- Die gesellschaftliche Stellung und Tabuisierung des Scharfrichters
- Die Hinrichtungsmethoden im Mittelalter und der frühen Neuzeit
- Die psychologischen Auswirkungen des Scharfrichterberufs
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einführung führt in das Thema ein und erläutert die verschiedenen Bezeichnungen für den Scharfrichter. Es wird die Entwicklung des Scharfrichterberufs vom Mittelalter bis zur frühen Neuzeit beschrieben. Das Kapitel beleuchtet die Anfänge des Scharfrichterberufs und die Gründe für seine Entstehung.
Das Kapitel "Geschichte des Scharfrichters" beleuchtet die Entwicklung des Scharfrichterberufs im Laufe der Zeit. Es werden die ersten Erwähnungen von Scharfrichtern, die Etablierung des Berufs und die Verbreitung des Amtes im deutschsprachigen Raum behandelt.
Das Kapitel "Tabuisierung und Ambivalenz" setzt sich mit der gesellschaftlichen Stellung des Scharfrichters auseinander. Es werden die Gründe für die starke Tabuisierung des Berufs und die damit verbundenen Ambivalenzen untersucht.
Das Kapitel "Henkerdynastien" beschreibt die Entstehung von Henkerfamilien und die Vererbung des Berufs. Es werden die bekanntesten Henkerfamilien und ihre Geschichte vorgestellt.
Das Kapitel "Die Aufgaben des Henkers" behandelt die verschiedenen Aufgaben des Scharfrichters. Es wird zwischen Hauptaufgaben und Nebenaufgaben unterschieden und die verschiedenen Hinrichtungsmethoden ausführlich erläutert.
Das Kapitel "Fehlrichten des Henkers" beschreibt die möglichen Fehler, die ein Henker bei der Ausführung seiner Aufgaben machen konnte. Es werden die Folgen von Fehlrichten und die Anforderungen an die Ausbildung des Henkers beleuchtet.
Das Kapitel "Nebenaufgaben" widmet sich den weiteren Aufgaben des Scharfrichters, die über die Hinrichtungen hinausgingen. Es werden die verschiedenen Nebentätigkeiten des Scharfrichters, wie z.B. die Kloakenreinigung oder die Aufsicht über Prostituierte, vorgestellt.
Das Kapitel "„Stadmedicus"“ behandelt die Rolle des Scharfrichters als Heilkundiger. Es wird die anatomische Expertise des Scharfrichters und die Verbindung des Berufs mit der Chirurgie beleuchtet.
Das Kapitel "Aberglaube, Henkersmahlzeit und Kapuze" setzt sich mit dem Aberglauben und den Riten rund um die Hinrichtung auseinander. Es werden die Bedeutung der Henkersmahlzeit, die Kapuze und die Angst vor der Rache des Toten erläutert.
Das Kapitel "Zunftentwicklungen" beschreibt die Entstehung von Zünften der Scharfrichter. Es werden die ersten Versuche zur Bildung einer Zunft und die Entwicklung von zunftmäßigen Sitten und Gebräuchen behandelt.
Das Kapitel "Die Hinrichtung" beleuchtet die Hinrichtung als ein öffentliches Schauspiel. Es wird die Bedeutung der Hinrichtung als erzieherisches Mittel und die Auswahl des Hinrichtungsortes behandelt.
Das Kapitel "Frauen" beschreibt die besonderen Herausforderungen, die die Hinrichtung von Frauen für Henker darstellte. Es werden die Gründe für die Tötungs-Hemmung bei Frauen und die Folgen für die Hinrichtung erläutert.
Das Kapitel "Psychologische Schäden" untersucht die psychologischen Auswirkungen des Scharfrichterberufs. Es werden die häufigsten psychischen Störungen bei Henkern und die verschiedenen Theorien zur Bewältigung des Berufs beleuchtet.
Das Kapitel "Tod" beschreibt die Behandlung von verstorbenen Henkern und die Schwierigkeiten, die mit ihrer Bestattung verbunden waren.
Das Kapitel "Das Ende des Henkerberufs" behandelt die Auflösung des Scharfrichterberufs und die beruflichen Wege der Nachkommen von Henkern.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Scharfrichter, die Hinrichtung, die Todesstrafe, die Tabuisierung, die Ambivalenz, die Henkerdynastien, die Aufgaben des Henkers, die Hinrichtungsmethoden, die Fehlrichten, die Nebenaufgaben, die Heilkräfte, den Aberglauben, die Zunftentwicklungen, die Hinrichtung von Frauen, die psychologischen Schäden und das Ende des Henkerberufs. Die Arbeit beleuchtet die Geschichte des Scharfrichters vom 13. bis 18. Jahrhundert und untersucht die Entwicklung des Berufs, die gesellschaftliche Stellung des Scharfrichters sowie die damit verbundenen Tabus und Ambivalenzen. Außerdem werden die Hinrichtungsmethoden und die psychologischen Auswirkungen des Berufs auf den Scharfrichter untersucht.
- Arbeit zitieren
- Markus Helmich (Autor:in), 2009, Die Henker vom 13. bis 18. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178276