Mitte des 19. Jahrhunderts ist das Osmanische Reich vom Zerfall bedroht. Der „kranke
Mann am Bosporus“, so die Bezeichnung des Großreiches aus westlicher Sicht, wird
immer mehr zum Zielobjekt der europäischen Großmächte Frankreich und England, die
ihren Einfluss in der islamischen Welt verstärken wollen und das Osmanische Reich nur
noch als Spielball betrachten. Zudem erschwert das erwachende Nationalbewusstsein
der unter osmanischer Herrschaft stehenden Staaten es dem Osmanischen Reich, als
eine Einheit die Angriffe europäischer Kolonialmächte abzuwehren. Vor allem Ägypten
ist ein begehrtes Ziel: Langanhaltende Korruption in dem nordafrikanischen Land
erleichtert den Europäern die Einflussnahme. Der Einmarsch Napoleons in Ägypten im
Jahr 1798 ist signifikant für die weitere Entwicklung, macht er doch erstmals deutlich,
dass die technisch und organisatorisch überlegenen Europäer ernst machen mit ihren
Expansionsbestrebungen. Der mühelose Einfall Napoleons zeigt auf, dass das
Osmanische Reich die wirtschaftliche und militärische Überlegenheit der Europäer
vollständig ignoriert hat.
Nachdem der Blick auf Europa gefallen ist, wird auch innerhalb der islamischen Staaten
der Ruf nach Reformen immer lauter. Die Notwendigkeit zur Anpassung an europäische
Überlegenheit wird erkannt, soll das Osmanische Reich nicht mit fliegenden Fahnen
untergehen. 1839 wird die Tanzimat-Periode eingeläutet. Für die grundlegende
Reformierung des Verwaltungs- und Militärsystems gibt es keinen klar umrissenen
„Master-Plan“. Zwischenhandel wird ausgeschaltet, die Rechte der Provinzial-
Verwaltungen beschnitten. Europäisches Handelsrecht fließt in die Rechts- und
Verwaltungsreform ein. Schutzzölle werden aufgehoben, somit wird der Weg für
ausländische Kapitalanlagen frei gemacht.
Auch auf dem Schlachtfeld stehen die islamischen Staaten weit überlegenen Gegnern
gegenüber. Im Konzert derjenigen Länder, die das Osmanische Reich unter sich
aufteilen wollen, spielt neben Frankreich und England auch Russland eine bedeutende
Rolle. Die Russen wollen nicht nur ihren Einfluss auf dem Balkan vergrößern, sondern
haben auch die Kontrolle über die Meerenge zwischen Schwarzem Meer und
Mittelmeer ins Visier genommen. Die Briten können kein Gefallen an einer russischen
Vormachtstellung über das geschwächte Osmanische Reich finden, die ihre eigenen
Expansionsbestrebungen gefährden würde. Insofern eilen sie dem Osmanischen Reich
in der Folge zunächst mehrmals zu Hilfe.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Krim-Krieg (1853-1856)
- Kriegsursachen
- Kriegsverlauf
- Kriegsende
- Kriegsfolgen
- Reformbestrebungen und Finanzkrisen
- Osmanisches Reich
- Ägypten
- Europa und die islamische Welt
- Ethnische Konflikte
- Russisch-türkischer Krieg (1877-1878)
- Kriegsursachen
- Kriegsverlauf
- Kriegsende
- Kriegsfolgen
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Geschichte und Politik des Osmanischen Reiches im Zeitraum von 1853 bis 1878. Sie analysiert die Ursachen und Folgen des Krimkriegs und des Russisch-türkischen Krieges, sowie die innenpolitischen Reformbestrebungen und die zunehmende Einflussnahme europäischer Mächte. Der Fokus liegt auf der Darstellung der Herausforderungen, denen das Osmanische Reich in dieser Zeit begegnete.
- Der Zerfallsprozess des Osmanischen Reiches
- Der Einfluss europäischer Großmächte
- Reformbestrebungen im Osmanischen Reich und Ägypten
- Die Rolle von Religion und Ethnizität in den Konflikten
- Die militärischen Auseinandersetzungen zwischen Russland und dem Osmanischen Reich
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Zustand des Osmanischen Reiches Mitte des 19. Jahrhunderts als vom Zerfall bedroht, betont die zunehmende Einflussnahme europäischer Mächte und das erwachende Nationalbewusstsein innerhalb der unter osmanischer Herrschaft stehenden Staaten. Der Einmarsch Napoleons in Ägypten 1798 wird als signifikanter Wendepunkt im Hinblick auf die europäische Expansionspolitik dargestellt, und es wird auf den dringenden Bedarf an Reformen hingewiesen, um den Untergang des Reiches abzuwenden. Die Tanzimat-Periode und deren Ziele werden kurz angerissen. Die Arbeit positioniert sich im Kontext des europäischen Einflusses und der militärischen Überlegenheit Europas.
Krim-Krieg (1853-1856): Dieses Kapitel unterteilt sich in die Kriegsursachen, den Kriegsverlauf, das Kriegsende und die Kriegsfolgen. Die Kriegsursachen liegen im russischen Anspruch auf ein uneingeschränktes Protektorat über orthodoxe Christen im Osmanischen Reich, was zu einem Konflikt mit Frankreich und England führte, die ihre eigenen Interessen verfolgten. Der Kriegsverlauf beinhaltet die Belagerung und Eroberung Sewastopols sowie die russische Besetzung Kars. Das Kriegsende wird durch den Frieden von Paris markiert, welcher den Vorkriegszustand größtenteils wiederherstellt, aber auch zu territorialen Verlusten für Russland führt. Die Kriegsfolgen werden als weitreichend und negativ dargestellt, einschließlich wirtschaftlicher Probleme für das Osmanische Reich und einer Verschärfung des interkulturellen Klimas.
Reformbestrebungen und Finanzkrisen: Dieses Kapitel untersucht die Reformbemühungen im Osmanischen Reich (Tanzimat) und Ägypten. Im Osmanischen Reich führten die Reformen zu einer Neugestaltung des Verwaltungs- und Militärsystems, der Ausschaltung von Zwischenhandel und der Öffnung für ausländisches Kapital. In Ägypten wird die langjährige Korruption und der daraus resultierende leichte Einfluss europäischer Mächte hervorgehoben. Das Kapitel betont die Notwendigkeit von Reformen angesichts der Überlegenheit europäischer Mächte und die damit verbundenen wirtschaftlichen Schwierigkeiten.
Europa und die islamische Welt: Dieses Kapitel beleuchtet die ethnischen Konflikte innerhalb des Osmanischen Reiches und dessen Verhältnis zu den europäischen Mächten. Der Fokus liegt auf der zunehmenden Einmischung Europas in die inneren Angelegenheiten des Osmanischen Reiches, welches durch die wirtschaftliche und militärische Unterlegenheit zunehmend abhängig von europäischen Großmächten wurde. Die ethnischen Konflikte werden als weiterer Faktor für die Instabilität des Reiches dargestellt.
Russisch-türkischer Krieg (1877-1878): Das Kapitel behandelt die Ursachen, den Verlauf, das Ende und die Folgen des Russisch-türkischen Krieges. Die Ursachen werden in den bestehenden Spannungen zwischen Russland und dem Osmanischen Reich und dem russischen Expansionsbestreben begründet. Der Kriegsverlauf, das Kriegsende und die Folgen für das Osmanische Reich werden detailliert beschrieben, unter anderem wird die russische militärische Überlegenheit hervorgehoben. Die Folgen des Krieges für das Osmanische Reich werden mit besonderem Fokus auf die politische und territoriale Schwächung beschrieben.
Schlüsselwörter
Osmanisches Reich, Krimkrieg, Russisch-türkischer Krieg, Tanzimat, Europäischer Imperialismus, Reformbestrebungen, Finanzkrisen, Ethnische Konflikte, Nationalismus, Großmächte (Frankreich, England, Russland).
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Osmanisches Reich 1853-1878
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Geschichte und Politik des Osmanischen Reiches zwischen 1853 und 1878. Im Fokus stehen der Krimkrieg und der Russisch-türkische Krieg, die innenpolitischen Reformen (Tanzimat), die wachsende Einflussnahme europäischer Mächte und die Herausforderungen, denen das Reich in dieser Zeit begegnete.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit behandelt den Zerfallsprozess des Osmanischen Reiches, den Einfluss europäischer Großmächte, die Reformbestrebungen im Osmanischen Reich und Ägypten, die Rolle von Religion und Ethnizität in den Konflikten und die militärischen Auseinandersetzungen zwischen Russland und dem Osmanischen Reich. Die Kapitel befassen sich detailliert mit den Ursachen, dem Verlauf, dem Ende und den Folgen des Krimkriegs (1853-1856) und des Russisch-türkischen Krieges (1877-1878).
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, die Kapitel Krimkrieg (1853-1856), Reformbestrebungen und Finanzkrisen, Europa und die islamische Welt, Russisch-türkischer Krieg (1877-1878) und eine Schlussbetrachtung. Jedes Kapitel bietet eine detaillierte Analyse des jeweiligen Themas.
Was sind die wichtigsten Erkenntnisse der Einleitung?
Die Einleitung beschreibt das Osmanische Reich Mitte des 19. Jahrhunderts als vom Zerfall bedroht, betont die zunehmende Einflussnahme europäischer Mächte und das erwachende Nationalbewusstsein. Der Einmarsch Napoleons in Ägypten 1798 wird als Wendepunkt dargestellt, und der dringende Bedarf an Reformen wird hervorgehoben. Die Tanzimat-Periode und deren Ziele werden kurz angerissen.
Was sind die Hauptursachen des Krimkriegs?
Die Hauptursache des Krimkriegs war der russische Anspruch auf ein uneingeschränktes Protektorat über orthodoxe Christen im Osmanischen Reich. Dieser Anspruch führte zu einem Konflikt mit Frankreich und England, die eigene Interessen verfolgten.
Welche Folgen hatte der Krimkrieg?
Der Krimkrieg hatte weitreichende und negative Folgen, darunter wirtschaftliche Probleme für das Osmanische Reich und eine Verschärfung des interkulturellen Klimas. Territoriale Verluste für Russland wurden durch den Frieden von Paris besiegelt.
Was wird in den Kapiteln zu den Reformbestrebungen und den Finanzkrisen behandelt?
Diese Kapitel untersuchen die Reformbemühungen (Tanzimat) im Osmanischen Reich und Ägypten. Im Osmanischen Reich führten die Reformen zu einer Neugestaltung des Verwaltungs- und Militärsystems, der Ausschaltung von Zwischenhandel und der Öffnung für ausländisches Kapital. In Ägypten wird die Korruption und der europäische Einfluss thematisiert. Die Notwendigkeit von Reformen angesichts der europäischen Überlegenheit und die wirtschaftlichen Schwierigkeiten werden hervorgehoben.
Wie wird das Verhältnis zwischen Europa und der islamischen Welt dargestellt?
Dieses Kapitel beleuchtet die ethnischen Konflikte innerhalb des Osmanischen Reiches und dessen Verhältnis zu den europäischen Mächten. Der Fokus liegt auf der zunehmenden Einmischung Europas in die inneren Angelegenheiten des Osmanischen Reiches, bedingt durch dessen wirtschaftliche und militärische Unterlegenheit. Die ethnischen Konflikte werden als weiterer Faktor für die Instabilität dargestellt.
Was sind die zentralen Punkte des Kapitels zum Russisch-türkischen Krieg?
Das Kapitel behandelt die Ursachen (Spannungen zwischen Russland und dem Osmanischen Reich, russisches Expansionsbestreben), den Verlauf, das Ende und die Folgen des Russisch-türkischen Krieges. Die russische militärische Überlegenheit und die politische und territoriale Schwächung des Osmanischen Reiches werden hervorgehoben.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Osmanisches Reich, Krimkrieg, Russisch-türkischer Krieg, Tanzimat, Europäischer Imperialismus, Reformbestrebungen, Finanzkrisen, Ethnische Konflikte, Nationalismus, Großmächte (Frankreich, England, Russland).
- Arbeit zitieren
- Björn Maatz (Autor:in), 2003, Islam: Geschichte und Politik der Neuzeit (1853-1878) - ein kurzer Überblick, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17839