Internetbefragungen und ihre Auswirkung auf das Befragtenverhalten

Sehen und gesehen werden. Verschiedene Formen der Internetbefragung und Ihre Auswirkung auf das Verhalten der Befragten.


Seminararbeit, 2006

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe

Gliederung

1. Einleitung

2. Arten der interpersonellen Individualkommunikation
2.1. Face-to-Face Kommunikation
2.2. Interpersonelle Fernkommunikation
2.3. Audiovisuelle interpersonelle Fernkommunikation

3. Befragung als soziale Interaktion
3.1. Das Problem der sozialen Erwünschtheit
3.2. Soziale Präsenz und ihre Messung

4. Mühlenfelds zwei Haupthypothesen

5. Untersuchungsergebnisse und kurzes Fazit

6. Quellenangaben

1. Einleitung:

Ungefähr 48,72Mio. Menschen in Deutschland nutzen heutzutage das Internet1 in all seinen Formen und Ausprägungen. Das entspricht fast 60% der deutschen Gesamtbevölkerung und die Zahlen sind weiterhin stark ansteigend. Die Entwicklungs- und Adoptivzyklen in diesem Bereich sind im Vergleich zu anderen erfolgreichen Technologien wie dem Fernseher oder dem Telefon geradezu rasant. Die Internettechnologie hat sich in der letzten Dekade als eine der einflussreichsten technologischen Entwicklungen entpuppt, welche bestimmte Bereiche des gesellschaftlichen zum Teil radikal umstrukturiert hat. Besonders im Dienstleistungs- sektor sind Dinge wie Online-Banking, Online-Broking oder der Online-Versand zu alltägliche Erscheinungen geworden und sind immer mehr dabei ihre nicht virtuellen Pendants zu verdrängen.

Aufgrund der großen Reichweite und Bandbreite der über das Internet erreichbaren Personenkreise wird das World Wide Web auch immer interessanter in Bereichen der Forschung, sei es zu Zwecken der Marktforschung oder zur Durchführung von Studien. Zwar sind die Instrumente zur Durchführung von Befragungen technisch bereits ausgereift, jedoch weisen diese immer noch methodenimmanente Probleme auf.

Zwar kann über das Internet ohne großen Personal- und Kostenaufwand eine große Menge von Information über eine hohe Anzahl von Personen mittels web-basierten Fragebogen gesammelt werden, nur gibt es wenig Untersuchungen was die Qualität und die Aussagekraft dieser Untersuchungen betrifft, sowie inwieweit sich das Antwortverhalten der Befragten im Vergleich zu persönlicheren Interviewformen ändert. Genau mit dieser Fragestellung beschäftigt sich auch die Arbeit „Der Mensch in der Online-Kommunikation.“ von Hans-Ullrich Mühlenfeld und dies ist auch der zentrale Punkt auf dem ich mich in dieser Hausarbeit beziehen möchte. Im Folgenden werde ich somit die Unterschiede zwischen den verschiedenen Formen der Kommunikation im Allgemeinen und der Internetkommunikation im Besonderen herausarbeiten. Zudem werde ich Ihren Einfluss auf das Befragtenverhalten beschreiben, um dann mit Hilfe der Untersuchungsergebnisse Mühlenfelds herauszustellen inwieweit sich das Internet und insbesondere die audiovisuelle Fernkommunikation über jenes zur Erhebung von Daten zu Forschungszwecken eignen.

2.Arten der interpersonellen Individualkommunikation:

Interpersonelle Individualkommunikation bezeichnet in diesem Falle die Kommunikation von mindestens zwei Personen, wobei Sie sich nicht auf diese Anzahl beschränken lässt, sich aber deutlich von der durch Maletzke definierten Massenkommunikation abhebt, bei der Aussagen öffentlich, durch technische Verbreitungsmittel und einseitig an ein disperses Publikum vermittelt werden.2 Mühlfeld betrachtet in seiner Arbeit lediglich erstere und bezieht sich auch an Stellen an denen sich sowohl Individual- als auch Massenkommunikation subsumieren lassen immer nur auf die Individualkommunikation.3

Nach Paul Watzlawicks viertem Axiom lässt sich interpersonelle Kommunikation grundsätzlich in zwei Codierungsarten unterteilen: digitale und analoge Kommunikation.4 Mit analogen Elementen wird oftmals die Beziehungsebene transportiert, während es sich bei den digitalen Elementen meist um die Inhaltsebene handelt. Eine erfolgreiche Kommunikation kann laut Watzlawick nur dann stattfinden, wenn beide Modalitäten übereinstimmen und ungestört übermittelt werden können. Da beide Codierungsarten voneinander abhängig sind und meist nur in Zusammenhang mit der anderen den korrekten Sinn ergeben, wird es speziell in der elektronisierten und mediasierten Fernkommunikation schwierig diese Bedingungen zu erfüllen, da die dazu verwendeten Technologien wie Fax, E-Mail oder das Telefon meist nur auf der digitalen Ebene funktionieren und es hier somit häufig zu Problemen bei der Vermittlung von Inhalten kommt.

2.1. Face-to-Face Kommunikation:

Im allgemeinen Alltagsverständnis handelt sich bei einer Face-to-Face Kommunikation um eine Situation, bei der sich zwei Personen zur selben Zeit am selben Ort befinden, doch ist mittels audiovisueller Fernkommunikation heutzutage die Herstellung einer Face-to-Face Kommunikation auch über das Internet möglich, selbst wenn sich beide Personen an vollkommen verschiedenen Orten auf dem Erdball befinden. Obwohl verbale Zeichen die zentrale Rolle bei der Vermittlung von Bedeutung spielen, sind die nonverbalen Elemente ein wichtiger Bestandteile bei der Face-to-Face Interaktion und lassen sich laut Mühlenfeld in folgende vier Hauptgruppen aufteilen:5

- Mimik: Die Mimik ist die Gesamtzahl der Ausdrücke die mit Hilfe des Gesichts hergestellt werden können. Sie spielen in der interpersonellen Kommunikation die bedeutendste Rolle. Nur durch die Kombination von verbaler Kommunikation und Mimik sind solch komplexe Verhaltensformen wie Satire oder Ironie möglich.
- Der Blick: Das Auge als ausführendes Organ des Blickens wird zwar meist von den Interaktionspartnern bei einer Face-to-Face Interaktion als Teil des Gesichtes wahrgenommen, doch kommt ihm im Bereich der Mimik eine besondere Rolle zu. Während in einigen Kulturen das Anblicken bereits als Herausforderung zur Konfrontation gesehen wird, so wird es in einigen Kreisen sogar stark gewünscht und es gilt als unhöflich es nicht zu tun, wie z.B. beim zu prosten.6 Zudem besitzt der Blick eine regulierende Funktion. So vermittelt er z.B. durch das Anblicken einer bestimmten Person, dass die geäußerten Worte oder Gesten dieser Person gelten. Nur in den seltensten Fällen transportiert der Blick geschlossene Informationseinheiten, wie es der Mimik möglich ist. In den meisten Situationen wirkt er lediglich informationsunterstützend.7
- Gestik: Im Gegensatz zur Mimik kommt bei der Gestik nicht nur das Gesicht, sondern unter anderem auch die Hände als Kommunikationsmittel hinzu. Gesten können wenn sie einen semantischen Inhalt transportieren auch verbal ersetzt werden, wie z.B. jemanden „einen Vogel zeigen“ und tragen damit zur Komplexitätsreduktion bei, da sie nicht immer zwangsläufig auf einen zusätzlichen verbalen (digitalen) Inhalt angewiesen sind. Ebenso werden Sie genutzt um Inhalte zu vermitteln, deren sprachliche Übermittlung komplizierter oder zu langwierig wäre (z.B. das Deuten auf einen Punkt auf der Karte, anstatt dem verbalen Beschreiben wo sich der Punkt auf der Karte befindet)
- Position und Nähe: Neben den nonverbalen Kommunikationsformen, die durch aktive Bewegungen zum Ausdruck gebracht werden, spielt auch die Position und Nähe zum Gesprächspartner eine große Rolle. Nimmt man z.B. das „sich von jemanden abwenden“, so fällt diesem Ausdruck eine doppelte Bedeutung zu, denn er sagt nicht nur etwas über die Positionierung der beiden Gesprächspartner zueinander aus, sondern liefert zugleich einen semantischen Inhalt.8 Die Nähe hingegen muss in den meisten Fällen je nach Situation gedeutet werden. Im Allgemeinen wird Nähe als Ausdruck von menschlicher Zuneigung oder Wohlgesonnenheit gesehen, aber in manchen Situationen, wie z.B. in einer überfüllten S-Bahn, kann man Menschen durchaus nah sein, ohne das man sich ihnen übermäßig verbunden fühlt. Deswegen bedarf es zur Bewertung von Nähe in einer Kommunikationssituation ein Mehr an Informationen, als die bloße Raumverteilung der Gesprächspartner und muss von daher jeweils im Licht einer bestimmten Situation betrachtet werden.

Die soeben beschriebenen Bestandteile der Individualkommunikation, waren bis vor ein paar Jahren noch eine Domäne der unvermittelten Kommunikation (sprich ohne Hilfsmittel) , doch durch die Entwicklungen von Technologien wie Videokonferenzen oder Bild-Telefonen kommt es zu immer mehr Übereinschneidungen zwischen der unvermittelten Kommunikation und der vermittelten Fernkommunikation, welche bereits viele der Defizite der Fernkommunikation ausgleichen.

[...]


1 Siehe: http://www.internetworldstats.com/stats9.htm , Stand 02. September 2006 2

2 Vgl.: Maletzke, Gerhard: „Psychologie der Massenkommunikation. Theorie und Systematik“, Neudruck, Hans-Bredow-Institut, Hamburg 1978, S.32

3 Vgl.: Mühlenfeld, Hans-Ullrich: „Der Mensch in der Online-Kommunikation. Zum Einfluss

web]basierter, audiovisueller Fernkommunikation auf das Verhalten von Befragten.“ 1.Auflage, Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden 2004, S.9

4 Vgl.: Watzlawick, Paul; Beavin, Janet H.; Jackson, Don D.: “Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien.“, 9.Auflage, Verlag Hans Huber, Göttingen 1996, S.66f

5 Vgl.: Mühlenfeld (2004), S.10f

6 Vgl. auch: Goffmann, Erving: „Das Individuum im öffentlichen Austausch. Mikrostudien zur öffentlichen Ordnung.“, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1982, S.76

7 Vgl.: Mühlenfeld (2004), S.11

8 Vgl.: Ebd., S.12

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Internetbefragungen und ihre Auswirkung auf das Befragtenverhalten
Untertitel
Sehen und gesehen werden. Verschiedene Formen der Internetbefragung und Ihre Auswirkung auf das Verhalten der Befragten.
Hochschule
Universität Hamburg  (Soziologie)
Veranstaltung
Kommunikation im Netz – Über das Befahren von Datenautobahnen
Note
1,7
Autor
Jahr
2006
Seiten
16
Katalognummer
V178515
ISBN (eBook)
9783656006015
ISBN (Buch)
9783656901747
Dateigröße
463 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Internet, Internetsoziologie, Soziologie, Neue Medien, Mediensoziologie, soziologische Methoden, Internetbefragungen, qunatitative Forschung, qualitative Forschung, Onlinefragebögen, Hans-Ullrich Mühlenfeld, Mühlenfeld, Online-Kommunikation, Kommunikationssoziologie, Kommunikation, Massenkommunikation, Befragtenverhalten, Sozialforschung, empirische Sozialforschung, Erhebungsverfahren, Interview, Forschungsinterview, Media Richness, Face-to-Face Kommunikation, interpersonelle Fernkommunikation, audiovisuelle Fernkommunikation, soziale Erwünschtheit, soziale Präsenz
Arbeit zitieren
Daniel Schuldt (Autor:in), 2006, Internetbefragungen und ihre Auswirkung auf das Befragtenverhalten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178515

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