In Deutschland nimmt die Angst der möglichen ‚Ghettoisierung‘ gewisser Stadtteile oder ganzer Städte rapide zu. Zwar kann die Bundesrepublik, oder andere westeuropäische Länder, nicht an-satzweise mit den wirklichen Ghettos in den USA verglichen werden, jedoch wird auch hier die Problematik mit der Zeit gravierender. Man kann inzwischen in zwei Problemgebiete aufgliedern: einerseits konzentrieren sich soziale Probleme in bestimmten Stadtvierteln und verstärken sich somit, andererseits geht die Bevölkerungszahl in vielen Städten extrem zurück. Beide Problembe-reiche begründen sich „mit dem ökonomischen Wandel“ (Häußermann, H. (2005): Umbauen und Integrieren – Stadtpolitik heute. In: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ) 3/2005, S.3), welcher sich seit mehr als über 20 Jahren vollzieht. Das Problem sind die Städte, welche durch die Industrie einen wahren Aufschwung erlebten, jetzt jedoch den Rückgang der industriellen Fertigung nicht mit Arbeitsmöglichkeiten, in anderen Sektoren, ausgleichen können. „Hohe Arbeitslosigkeit, stei-gende Sozialausgaben, abnehmende Kaufkraft und sinkende Steuereinnahmen führen dort zu ei-ner dramatischen Finanzkrise, die diesen Städten jeglichen Handlungsspielraun genommen hat.“ (ebd.) Die Zukunftsprognose für die betroffenen Städte ist düster. Gerade die neuen Bundesländer sind besonders betroffen, da dort so gut wie keine qualifizierte Arbeit zu bekommen ist, wandern die jungen Leute in Maßen ab. Das große Problem hierbei ist, dass die Abwanderung nicht durch Zuwanderung von Immigranten kompensiert wird, wie es in westlichen Städten der Fall ist – somit wird die Durchschnittsbevölkerung immer älter. „Wohnungen stehen leer, und die Infrastruktur muss an eine kleinere, ältere Bewohnerschaft angepasst werden. Das kostet viel Geld, so dass für längere Zeit hohe Kosten von weniger Einwohnern getragen werden müssen.“ (ebd.)
Ob in ganzen Städten oder vereinzelten marginalisierten Stadtvierteln - die Probleme im sozialen Bereich wachsen stetig und überall. Im Folgenden werde ich nun drei typische ‚benachteiligte‘ Stadtquartiere genauer beleuchten, die landesspezifischen Probleme hervorheben und schließlich die Gemeinsamkeiten der Exklusion aufführen. Meine Beispiele sind Wilhelmsburg in Hamburg und seine türkischen Einwanderer, La Courneuve in Paris und die gesellschaftliche Randposition der Jugendlichen und als Drittes: South Side in Chicago und das Prinzip der strikten Rassentren-nung in Ghettos.
Inhaltsverzeichnis
- Problembereiche in deutschen Städten
- Ländervergleich am Beispiel marginalisierter Wohnviertel
- Türkische Einwanderer in Wilhelmsburg, Hamburg
- Leben mit der Prekarität
- Ausländerfeindlichkeit in öffentlichen Institutionen
- Versuch der Hyperintegration
- Flucht in den Islam
- Jugendliche Außenseiter der Gesellschaft in La Courneuve, Paris
- Territoriale Stigmatisierung — Folgen der Desintegration
- Jugenddelinquenz
- Institutionalisierte Illusion oder organisatorische Dichte?
- Ethisch-kulturelle Konflikte oder heterogenes Miteinander?
- Rassentrennung in der South-Side, Chicago
- Diffamierung des Ghettos
- Öffentliche Gewalt
- Rückgang der öffentlichen Hand
- Türkische Einwanderer in Wilhelmsburg, Hamburg
- Gemeinsamkeiten der Exklusion — die Verantwortung trägt die Regierung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Sitzungstext analysiert die Problematik der ethnisch-kulturellen Ausgrenzung in marginalisierten Stadtvierteln anhand von drei Fallbeispielen: Wilhelmsburg in Hamburg, La Courneuve in Paris und South Side in Chicago. Der Text untersucht die Ursachen und Auswirkungen der Exklusion sowie die Rolle des Staates in der Bewältigung dieser Problematik.
- Soziale Ausgrenzung und Prekarität
- Territoriale Stigmatisierung und Desintegration
- Jugenddelinquenz und Gewalt
- Rassentrennung und Diskriminierung
- Rolle des Staates und gesellschaftliche Verantwortung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Problematik der „Ghettoisierung" in deutschen Städten. Der Text zeigt die Auswirkungen des ökonomischen Wandels auf die Städte und die Konzentration sozialer Probleme in bestimmten Stadtvierteln. Es wird die zunehmende Angst vor der „Ghettoisierung" in Deutschland thematisiert und die Problematik mit der Situation in den USA verglichen. Das Kapitel stellt die drei Fallbeispiele vor, die im weiteren Verlauf des Textes genauer untersucht werden.
Das zweite Kapitel widmet sich dem Ländervergleich anhand der drei Fallbeispiele. Im ersten Teil werden die türkischen Einwanderer in Wilhelmsburg, Hamburg, betrachtet. Der Text analysiert die soziale Ausgrenzung, die Ausländerfeindlichkeit in öffentlichen Institutionen, den Versuch der Hyperintegration und die „Flucht in den Islam" als Reaktion auf die Exklusion. Im zweiten Teil werden die Jugendlichen in La Courneuve, Paris, untersucht. Der Text thematisiert die territoriale Stigmatisierung, die Folgen der Desintegration, die Jugenddelinquenz, die Überpräsenz von Institutionen und die Frage nach ethnisch-kulturellen Konflikten oder einem heterogenen Miteinander. Im dritten Teil werden die afroamerikanischen Bewohner der South Side, Chicago, betrachtet. Der Text analysiert die Diffamierung des Ghettos, die öffentliche Gewalt, den Rückzug der öffentlichen Hand und die Rassentrennung in diesem Viertel.
Das dritte Kapitel fasst die Gemeinsamkeiten der Exklusion in den drei Fallbeispielen zusammen und betont die Verantwortung des Staates in der Bewältigung dieser Problematik. Der Text zeigt die Unterschiede in den Ausprägungen der Gewalt in den jeweiligen Stadtvierteln, aber auch die gemeinsamen Ursachen, die sich auf die staatliche Politik zurückführen lassen. Es werden die spezifischen Herausforderungen in Deutschland, Frankreich und den USA im Hinblick auf die Integration und die Bekämpfung der sozialen Ausgrenzung erläutert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die ethnisch-kulturelle Ausgrenzung, marginalisierte Stadtviertel, Ghettoisierung, soziale Ausgrenzung, Prekarität, territoriale Stigmatisierung, Desintegration, Jugenddelinquenz, Rassentrennung, öffentliche Gewalt, Rolle des Staates, gesellschaftliche Verantwortung, Integration und die drei Fallbeispiele Wilhelmsburg, La Courneuve und South Side. Der Text analysiert die Ursachen und Auswirkungen der Exklusion in diesen Stadtvierteln und beleuchtet die Herausforderungen für die jeweilige Gesellschaft und die Politik.
- Arbeit zitieren
- Iska Mira Beißwenger (Autor:in), 2011, Die Krise der Städte und ethnisch-kulturelle Ausgrenzung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178588