Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Die schulischen Bildungseinrichtungen in Deutschland
II. 1 Die geschichtliche Entwicklung
II.2 Das deutsche Bildungssystem
II.2 a) Primärbereich und Sekundärbereich
11.2 b) Tertiärbereich
11.3 Die berufliche Bildung in Deutschland
II.3 a) Die geschichtliche Entwicklung
II. 3 b) Die beruflichen Bildungseinrichtungen
III. Die unterschiedlichen Bildungseinrichtungen in Westeuropa
111.1 Primärbereichund Sekundärbereich
111.2 Berufliche Bildung
111.3 Tertiärbereich
IV. Die westeuropäischen Bildungseinrichtungen im Vergleich
IV. 1 Die quantitative Bildungsentwicklung in Westeuropa
IV. 2 Die Bildungseinrichtungen in Finnland
V. Ausblick
VI. Literarturverzeichnis
I. Einleitung
„Die meisten Kinder werden mit drei oder vier Jahren in eine Stätte der Kinderbetreuung aufgenommen und viele von ihnen bleiben dann mehr oder weniger kontinuierlich für eine reichlich lange Jugendzeit bis zum Ende des dritten Lebensjahrzehnts in einer der vielfältigen Einrichtungen des Bildungssystems“ (Müller 1997: 177).
In dieser Arbeit werde ich mich mit dem Aufbau der Bildungseinrichtungen in Deutschland beschäftigen, die Bildungseinrichtungen in den westeuropäischen Ländern aufzeigen und anschließend miteinander vergleichen.
Zuerst werde ich hierbei die geschichtliche Entwicklung der schulischen Bildungseinrichtungen in Deutschland darlegen, die mit anderen Teilbereichen der Gesellschaft stark verknüpft ist und nicht isoliert gesehen werden darf. Vor allem die politischen Umbrüche der Jahre 1928, 1933, 1945 und 1990 haben im 20. Jahrhundert die Entwicklung der schulischen Bildungseinrichtungen in Deutschland geprägt. Danach werden die verschiedenen Bildungseinrichtungen des Primärsektors, Sekundärsektors und Tertiärsektors in Deutschland in ihrerjetzigen Situation aufgezeigt. Zu den Bildungseinrichtungen gehört auch das duale System der beruflichen Ausbildung, da es aber, wegen seines Bezugs zum Bildungswesen einerseits und zum Berufswesen andererseits, eine gesonderte Stellung aufweist, ist ihm ein relativ großer Teil dieser Arbeit gewidmet. Im anschließenden Teil dieser Arbeit wird die Struktur der verschiedenen Bildungseinrichtungen in den westeuropäischen Ländern beschrieben. Anschließend bearbeite ich im vierten Abschnitt meiner Arbeit den Vergleich der deutschen Bildungseinrichtungen mit denen der westeuropäischen Länder. Hierbei werde ich die quantitative Bildungsentwicklung in Westeuropa ansprechen. Zum Schluss werde ich kurz auf die PISA-Studie eingehen und dabei Finnland als Paradebeispiel anführen, da die Finnen die europäischen Sieger bei der im Jahr 2000 durchgeführten PISA-Studie gewesen sind.
In Deutschland können die schulischen Bildungseinrichtungen nicht einfach gleichgesetzt werden, da das föderative Bildungssystem einen Vergleich erschwert. Wertungen habe ich möglichst vermieden, dennoch ist die Auswahl der Literatur, die Gewichtung und die Zusammenstellung meine subjektive Entscheidung. Es sei daraufhingewiesen, dass ich mir bestimmte Grenzen setzen musste. So werde ich keine Vorschläge anführen, die für eine Verbesserung der Bildungseinrichtungen in Frage kommen könnten.
II. Die schulischen Bildungseinrichtungen in Deutschland
Die schulischen Bildungseinrichtungen in Deutschland gliedern sich in den Primärbereich, den Sekundärbereich sowie den Tertiärbereich. Der Sekundärbereich gliedert sich dann noch in den Sekundärbereich I und II. Umgangssprachlich gesprochen, umfasst der Primärbereich die Grundschule, der Sekundärbereich I den Besuch einer weiterführenden Schule bis ungefähr zum Alter von 16 Jahren, der erfolgreiche Besuch des Sekundärbereichs II ermöglicht einem den Weg an die Hochschulen und der Tertiärbereich meint das Studium. Im Folgenden werde ich zuerst einen Überblick über die geschichtliche Entwicklung der schulischen Bildungseinrichtungen in Deutschland geben. Anschließend werde ich den Primär- und Sekundärbereich und schließlich den Tertiärbereich näher beleuchten. Den Primär- und Sekundärbereich fasse ich zusammen, da die Schulpflicht in Deutschland nach dem Ende des Sekundärbereichs II abgeschlossen ist.
II.l Die geschichtliche Entwicklung
Noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts konnte die große Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland weder lesen noch schreiben und Bildung wurde nur vorn den staatlichen und kirchlichen Funktionsträgern genutzt. Mit der einsetzenden Industrialisierung änderte sich das langsam, da Bildung als „eine wichtige Grundlage für den materiellen Wohlstand derökonomisch fortgeschrittenen Gesellschaften“ (Müller 1997: 177) angesehen wurde.
Während der Weimarer Republik (1918 -1933) bestand noch kein einheitliches Schul- und Hochschulsystem, aber die elementare Schulbildung, die vierjährige Grundschule, war 1920 für alle Kinder im deutschen Reich eingeführt worden (Anweiler 1996: 31). Auch in der nationalsozialistischen Diktatur kam es nicht zu einer umfassenden Neustrukturierung der Bildungseinrichtungen. Nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes im Mai 1945 übernahmen die alliierten Mächte in den vier Besatzungszonen und in Berlin auch die Kontrolle über das Bildungssystem. Schon im Mai/Juni 1946 wurde in der Sowjetischen Besatzungszone eine achtjährige gemeinsame Einheitsschule eingeführt, während man in den Ländern der Westzonen wesentlich an die Schulstruktur vor 1933 anknüpfte (Anweiler 1996: 32). Von 1949 bis 1990 existierten dann in Deutschland zwei Staaten mit zwei unterschiedlichen Bildungssystemen: die Bundesrepublik Deutschland im Westen mit einer föderalistischen Ordnung des Bildungswesens und die Deutsche Demokratische Republik im Osten mit einer zentralistischen Bildungsverfassung (Anweiler 1996: 32).
Das Bildungswesen in der DDR war einheitlich gestaltet und wurde von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) bestimmt. Die Schüler[1] wurden in einer zehnjährigen allgemeinbildenden Einheitsschule im Sinne des Kommunismus unterrichtet. Für die außerschulische Kinder- und Jugenderziehung war die Freie Deutsche Jugend (FDJ) zuständig, die der SED unterstellt war.
In der BRD wurde die Volksschule im Jahr 1964 durch die Hauptschule, Realschule und das Gymnasium des allgemeinbildenden Schulwesens ersetzt (Anweiler 1996: 32). Mitte der 60er Jahre fanden im Westen Reformbestrebungen statt, die die soziale Chancengleichheit im Bildungswesen verbessern sollten. Gleichzeitig kam es zwischen 1965 und 1975 zu einer Bildungsexplosion, das heißt zu einer Steigerung des Besuchs an Realschulen, Gymnasien und Universitäten. Dies zeigt das veränderte Bildungsverhaltend der Bevölkerung, das sich bin in die 1990er Jahre fortsetzte.
In der DDR hingegen wurden Förder- und Verbotsmaßnahmen bei den Zulassungen zu den höheren Bildungseinrichtungen durchgeführt, um den nötigen Facharbeiternachwuchs zu sichern. Die verschiedenen Beschränkungsmaßnahmen und die Einheitsschule stießen jedoch in der Bevölkerung zunehmend auf Kritik und der 1990 eingeführte Grundsatz der freien Schulwahl fand in den neuen Bundesländern weitgehend Zustimmung (Anweiler 1996: 33). Das allgemeine Bildungsverhalten glich sich dem im Westen an und bis zur Deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 erfolgte in den neuen Bundesländern ein Bruch mit dem sozialistischen Bildungswesen.
II.2 Das deutsche Bildungssystem
In Deutschland beginnt die Schulpflicht nach Vollendung des sechsten Lebensjahres und umfasst neun Vollzeitschuljahre und drei Teilzeitschuljahre. Davor besuchen Kinder ab drei Jahren bis zum Schuleintritt Kindergärten, in denen sie erzieherisch betreut werden. Das Angebot an Kindergartenplätzen ist in den letzten Jahren deutlich vergrößert worden, da seit dem 1. August 1996 jedes drei- bis sechsjährige Kind einen Anspruch auf einen Kindergartenplatz hat (Statistisches Bundesamt, Datenreport 2002: 57).
Das Bildungssystem in Deutschland ist mehrgliedrig. Die parallel nebeneinander stehenden Bildungseinrichtungen werden in unterschiedlichen Einrichtungen geführt. Sie unterscheiden sich im Fähigkeitsniveau der Schüler und im Niveau des erreichten Abschlusses. Die Hauptschulen vermitteln lediglich eine allgemeine Grundausbildung, die Realschulen führen zur Mittleren Reife und die Gymnasien führen die Schüler bis zum Abitur, das einen direkten Zugang zu den Hochschulen ermöglicht.
II.2 a) Primärbereich und Sekundärbereich
Allen Schülern gemeinsam ist der Besuch der Grundschule. Im Jahr 2000 wurden 811 900 Kinder in die Grundschule eingeschult, die vier Jahre dauert (Statistisches Bundesamt, Datenreport 2002: 57). Seit Mitte der 1980er Jahre war die Zahl der Einschulungen beständig gestiegen. Seit dem Schuljahr 1997/98 ist sie wieder rückläufig aufgrund des starken Geburtenrückgangs zu Beginn der 1990er Jahre in den neuen Bundesländern. Dies wirkt sich zeitversetzt auch auf die anderen Bildungseinrichtungen aus. So ging seit dem Schuljahr 1997/98 erstmals wieder die Zahl der Schüler in den allgemeinbildenden Schulen zurück und bis zum Jahr 2015 wird mit weiteren Rückgängen gerechnet (Statistisches Bundesamt, Datenreport 2002: 58). Im Schuljahr 2001/02 gab es in Deutschland insgesamt 17 175 Grundschulen, an denen die knapp 3,1 Millionen Schüler eine elementare Grundausbildung erhielten (www.destatis.de).
Nach der Grundschule stehen verschiedene Schultypen zur Auswahl. Welche der weiterführenden Schulen in Betracht kommen - schulunabhängige Orientierungsstufe, die den schulischen Werdegang noch offen lässt, Hauptschule, Realschule, Gymnasium, Gesamtschule oder Freie Waldorfschule - richtet sich nach den Empfehlungen der Grundschule, den schulischen Leistungen des Kindes sowie dem Wunsch der Eltern. Der Sekundärbereich ist aufgeteilt in eine untere und eine obere Stufe. Die Schuljahre 5 und 6 der allgemeinbildenden Schulen diesen zur Orientierung der Schüler auf ihrem weiteren Schulweg. Der Sekundärbereich I geht von der fünften bis zur 10. Klassenstufe, der Sekundärbereich II von der 11. bis zur 13. Klasse. Mit ihm endet die Schulpflicht. Im Sekundärbereich I wird in den allgemeinbildenden Schulen eine allgemeine Grundbildung in Deutsch, Mathematik und einer ersten Fremdsprache vermittelt, aber an den jeweiligen Schultypen werden individuelle Schwerpunkte gesetzt. Im Schuljahr 2002/03 wurden an den Hauptschulen 1,1 Millionen, an den Realschulen 1,3 Millionen und in den Gymnasien 2,3 Millionen Schüler der insgesamt 9,8 Millionen Schüler an allgemeinbildenden Schulen unterrichtet (Statistisches Bundesamt, Bildung im Zahlenspiegel 2003). In den Hauptschulen werden vor allem wenig lernmotivierte Kinder bis zur 9. Klasse unterrichtet. Die Realschulen begleiten die Schüler bis zur 10. Klasse und die Gymnasien führen die Schüler bis zum Abitur in der 13. Klasse.
Neben den bereits erwähnten Schultypen existieren noch Sonderschulen, die körperlich, geistig und seelisch benachteiligte oder sozial gefährdete Kinder fördern und betreuen, die nicht mit ausreichendem Erfolg an anderen Schulen unterrichtet werden können. Im Schuljahr 2002/03 besuchten 429 000 Kinder diese Einrichtungen (Statistisches Bundesamt, Bildung im Zahlenspiegel 2003). Daneben gibt es noch Abendschulen, an denen Erwachsene die Möglichkeit haben einen Abschluss nachzuholen.
25,4% der Absolventen beendeten im Jahr 2000 ihre Vollzeitschulpflicht mit einem Hauptschulabschluss, 39,8% der Jugendlichen hatten einen Realschulabschluss erworben und 25,6% hatten die Fachhochschulreife bzw. die allgemeine Hochschulreife bestanden (Statistisches Bundesamt, Datenreport 2002: 61).
In allgemeinbildenden Schulen wird „eine allgemeine, noch nicht auf bestimmte spezielle Kenntnisse und berufliche Fertigkeiten bezogene Grundausbildung vermittel“, während die beruflichen Schulen eine Grundausbildung oder eine Berufsfortbildung vermitteln (Anweiler 1996: 38). An beruflichen Schulen erreichten 107 000 Jugendliche im Jahr 2000 einen allgemeinbildenden Abschluss, neben den 239 900 Abiturienten aus allgemeinbildenden Schulen (Statistisches Bundesamt, Datenreport 2002: 63).
Nach der Entlassung aus einer allgemeinbildenden Schule steht den Schülern der Besuch einer Berufsfachschule offen. Die Berufsfachschulen dienen zur Berufsvorbereitung oder auch zur vollen Berufsausbildung. Daneben gibt es noch Fachoberschulen bzw. Fachgymnasien, die nach einer bereits erworbenen Berufsausbildung besucht werden und den Zugang zu den Hochschulen eröffnen. Nach diesem Überblick über den Primär- und Sekundärbereich, werde ich im nächsten Abschnitt meiner den Tertiärbereich darstellen. In den Bildungseinrichtungen des Tertiärbereichs wird den jungen Menschen akademisches Wissen vermittelt.
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[1] Wenn das generische Maskulinum Schüler, Studenten oder Auszubildende austaucht, sind damit immer beide Geschlechter gemeint, es sei denn, es wird explizit von Mädchen und Jungen gesprochen.
- Arbeit zitieren
- M.A. Anna Lietz (Autor), 2003, Die Bildungseinrichtungen in Deutschland und den anderen westeuropäischen Ländern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178749
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