Die geostrategische Bedeutung des Nahen Ostens


Magisterarbeit, 2010

346 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Eidesstattliche Erklärung

Vorwort

Zusammenfassung

Abstract

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Abgrenzung des Untersuchungsgebietes
1.2. Problemstellung und Zielsetzung
1.3. Arbeitsgrundlagen und Arbeitsmethodik

2. Allgemeine Militärgeografie und Geopolitik
2.1. Physiogeografische Faktoren
2.1.1. Position, Form, Größe und Relief von Landgebieten
2.1.2. Klimatische Bedingungen
2.1.3. Witterung
2.1.4. Geologische Bedingungen
2.1.5. Rohstoffe
2.1.6. Vegetation
2.1.7. Lines of communication
2.1.8. Zusammenfassung
2.2. Humangeografische Faktoren
2.2.1. Demografie
2.2.2. Ethnische, sprachliche und religiöse Struktur der Bevölkerung
2.2.3. Sonstiges
2.3. Politisch-militärische Erwägungen

3. Die geostrategische Bedeutung des Nahen Ostens
3.1. Der Nahe Osten - Ein erster Überblick
3.1.1. Physiogeografische Faktoren
3.1.1.1. Position, Form und Größe von Landgebieten
3.1.1.2. Relief
3.1.1.3. Klimatische Übersicht
3.1.1.4. Tektonik und geologische Bedingungen
3.1.1.5. Rohstoffe und Erdölsituation
3.1.1.6. Wassersituation
3.1.1.7. Vegetation
3.1.1.8. Lines of communication
3.1.2. Humangeografische Faktoren
3.1.2.1. Demografie
3.1.2.2. Ethnische, sprachliche und religiöse StrukturderBevölkerung
3.1.2.3. Sonstiges
3.1.3. Zusammenfassung
3.1.3.1. Der Wüstenkrieg
3.1.3.2. Gebirgskampf
3.1.3.3. Kampf im verbauten Gelände
3.2. Strategische Militärgeografie anhand der „Hot spots“ im Nahen Osten
3.2.1. Iran
3.2.1.1. Militärgeografische undgeostrategische Betrachtung
3.2.1.2. Die anglo-sowjetische Invasion und die Beziehungen zur Sowjetunion
3.2.1.3. Der Flaschenhals im Persischen Golf: Die Straße von Hormus
3.2.1.4. DerErste Golfkrieg
3.2.1.5. Status quo, Ausblick und Interpretation
3.2.2. Kuwait
3.2.2.1. Militärgeografische und geostrategische Betrachtung
3.2.2.2. Der Zweite Golfkrieg 1990/91
3.2.2.3. Status quo, Ausblick und Interpretation
3.2.3. Irak
3.2.3.1. Militärgeografische und geostrategische Betrachtung
3.2.3.2. Der Dritte Golfkrieg 2003
3.2.3.3. Status quo, Ausblick und Interpretation
3.2.4. SaudiArabien
3.2.4.1. Militärgeografische und geostrategische Betrachtung
3.2.4.2. Grenzkonflikte im Osten - Jemen, Oman, Katar und die VAE
3.2.4.3. Die Grenze im Norden - Kuwait, Irak und Jordanien
3.2.4.4. Die Beziehungen zu Israel und zum Iran
3.2.4.5. Status quo, Ausblick und Interpretation
3.2.5. Oman
3.2.5.1. Militärgeografische Betrachtung
3.2.5.2. Buraimi-Konflikt 1952-1959
3.2.5.3. Dhofar-Aufstand (1962-1975)
3.2.5.4. Status quo, Ausblick und Interpretation
3.2.6. Jemen
3.2.6.1. Militärgeografische und geostrategische Betrachtung
3.2.6.2. Bab al-Mandab
3.2.6.3. Status quo, Ausblick und Interpretation
3.2.7 Israel
3.2.7.1. Militärgeografische und geostrategische Betrachtung
3.2.7.2. Unabhängigkeitskrieg 1948
3.2.7.3. Suezkrise 1956
3.2.7.4. Sechstagekrieg 1967
3.2.7.5. Abnützungskrieg 1969-70
3.2.7.6. Jim-Kippur-Krieg 1973
3.2.7.7. Konflikte mit dem Libanon
3.2.7.8. Das Palästinenser-Problem
3.2.7.9. Status Quo, Ausblick und Interpretation
3.2.8. Syrien, Libanon undJordanien
3.2.9. Kurdistan
3.2.9.1. Militärgeografische und geostrategische Betrachtung
3.2.9.2. Der Türkei-PKK-Konflikt
3.2.9.3. Status Quo, Ausblick und Interpretation

4. Zusammenfassende Gesamtbetrachtung des Nahen Ostens
4.1. Chronologischer Überblick
4.2. Die Rolle der Türkei im Nahen Osten
4.3. The Gulf Cooperation Council - ein strategisches Bündnis
4.4. Erdöl und Gesellschaft - Auswirkungen in der islamischen Welt
4.5. Auswirkungen des Zusammenbruchs der Sowjetunion
4.6. Indien und China als neue Global Player
4.7. Ausblick und Interpretation

5. Anhang
5.1. Taktische Zeichen
5.2. Namensliste
5.3. Terrororganisationen im Nahen Osten

6. Verzeichnis der Arbeitsgrundlagen
6.1. Literatur
6.2. Internet
6.3. Presseartikel
6.4. Interviews

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Greater Middle East mit Untereinteilungen

Abbildung 2: Abgrenzung des Untersuchungsgebietes

Abbildung 3: Bottleneck-Situation der ehemaligen sowjetischen Kriegshäfen

Abbildung 4: Teilergebnis einer Geländeanalyse (Parameter Beobachtung)

Abbildung 5: Alltägliche Straßenverhältnisse im Kosovo (Frühlingsaspekt)

Abbildung 6: Typische Arten von Panzergräben

Abbildung 7: Betonsperren bzw. Tschechenigel

Abbildung 8: Importabhängigkeit der Supermächte

Abbildung 9: Weltweite Erdölreserven (oben) und Förderung (unten)

Abbildung 10: Welterdölhandel 2007 in Megatonnen

Abbildung 11 : Deutscher Bundeswehrsoldat beim Werfen einer Rauchgranate

Abbildung 12: Pionierbrücke 2000 des Österreichischen Bundesheeres

Abbildung 13: Einfluss verschiedener Geofaktoren auf militärische Aktivitäten

Abbildung 14: Reliefkarte derArabischen Halbinsel

Abbildung 15: Euphrat-Tigris-Tiefebene undUmgebung

Abbildung 16: Reliefkarte des Iran

Abbildung 17: Reliefkarte des Libanon

Abbildung 18: Reliefkarte Israel

Abbildung 19: Die Passatzirkulation

Abbildung 20: Klimadiagramm von Kuwait

Abbildung 21: Klimadiagramm von Beirut

Abbildung 22: Klimadiagramm Teheran

Abbildung 23: Mittlerer jährlicherNiederschlag im Nahen Osten (Stand: 1973)

Abbildung 24: Mittlere Jänner- und Julitemperaturen im Nahen Osten

Abbildung 25: Köppen-Geiger-Klassifizierung, Ausschnitt Naher Osten

Abbildung 26: Tektonische Übersicht

Abbildung 27 : Geologische Übersicht

Abbildung 28: Anteil der Erdölimporte aus dem Nahen Osten

Abbildung 29: Zielgebiete der Erdölexporte des Nahen Ostens

Abbildung 30: Erdöltransport im Nahen Osten

Abbildung 31: Erdöl- und Erdgasvorkommen im Nahen Osten (1/2)

Abbildung 32: Erdöl- und Erdgasvorkommen im Nahen Osten (2/2)

Abbildung 33: Verfügbarkeit von Grundwasser im erweiterten Nahen Osten

Abbildung 34: Satellitenaufnahme der Region

Abbildung 35: Landschaftseindruck Zagros-Gebirge

Abbildung 36: Landschaftseindruck Kopet-Dag-Gebirge

Abbildung 37: Landschaft im Tur-Abdin-Gebirge

Abbildung 38: Vegetation auf den Golanhöhen

Abbildung 39: Auswahl US-Militärstützpunkte und Truppenpräsenz im Nahen Osten

Abbildung 40: Bevölkerungsdichte in Zentralasien und im Nahen Osten

Abbildung 41: Grad der Urbanisierung im Nahen Osten 2004

Abbildung 42: Lebenserwartung und Gesundheitssituation im Nahen Osten

Abbildung 43: Bevölkerungsstruktur im Nahen Osten (Stand 2008)

Abbildung 44: Alphabetisierungsrate und Gleichstellungsrate im Nahen Osten

Abbildung 45: Religiöse Zugehörigkeiten im Nahen Osten (1/2)

Abbildung 46: Religiöse Zugehörigkeiten im Nahen Osten (2/2), Arbeitsgrundlage wie oben

Abbildung 47: Nichtmuslimischer Bevölkerungsanteil im Nahen Osten

Abbildung 48: Kulturkreis des Persischen Golfs

Abbildung 49: Vergleich Anteil des Sekundärsektors am BIP

Abbildung 50: Militärausgaben ausgewählter Länder, Stand 2005-2006

Abbildung 51: Satellitenbild eines Sandsturms im Februar 2004

Abbildung 52: Soldaten des Österreichischen Bundesheers im Hochgebirgseinsatz

Abbildung 53: Blick über Restelica

Abbildung 54: Zerstörungen im Bereich Suva Reka (Kosovo)

Abbildung 55: Szene aus dem Kampf um Fallujah (Irak), 2004

Abbildung 56.: Verschiedene Typen von Stadtgrundrissen

Abbildung 57: Ethnische Differenzierung im Iran

Abbildung 58: Regierungssystem des Iran

Abbildung 59: Iran, Wirtschaft nach Sektoren

Abbildung 60: Erdölsituation im Iran

Abbildung 61: Reliefkarte des Iran

Abbildung 62: Nördliches Teheran am Fuße des Elburs-Gebirges

Abbildung 63: Landschaftsdifferenzierung im Iran

Abbildung 64: Typische baumlose Hochgebirgssteppe im türkisch-iranischen Grenzgebiet

Abbildung 65: Klimatische Übersicht des Iran

Abbildung 66: Längsschnitt eines typischen Qanats

Abbildung 67: Bevölkerungsdichte im Iran

Abbildung 68: Die anglo-sowjetische Invasion 1941

Abbildung 69: Hauptversorgungsrouten des Persischen Korridors 1941-43

Abbildung 70: Ablauf der sowjetischen Versorgung der Europa-Front

Abbildung 71: Situation im Kaspischen Meer

Abbildung 72: Übersichtskarte Straße von Hormus

Abbildung 73: Iranische Karte derAbu-Musa-Insel

Abbildung 74: Übersichtskarte Erster Golfkrieg

Abbildung 75: Kriegsverlauf an der iranisch-irakischen Front

Abbildung 76: Der Persische Golf bis zum Bereich Buschehr

Abbildung 77: Die Faw-Halbinsel und der Ölhafen Faw

Abbildung 78: Marschgebiete an der irakisch-iranischen Grenze, Gegenüberstellung 1973-2006

Abbildung 79: Erdöl- und Erdgasvorkommen in Kuwait

Abbildung 80: Ölproduktion in Kuwait seit 1980

Abbildung 81: Übersichtskarte Kuwait

Abbildung 82: Strategische Bedeutung von Warba und Bubiyan

Abbildung 83: Irakische Truppen in Kuwait (September 1990)

Abbildung 84: Die Befreiung vonAl Khafji (29.Jänner- 1.Februar 1991)

Abbildung 85: Operation Desert Storm (1/2)

Abbildung 86: Operation Desert Storm (2/2)

Abbildung 87: Flugverbotszonen im Irak 1992-2003

Abbildung 88: Anzahl und Herkunft der Koalitionstruppen im 2.Golfkrieg

Abbildung 89: Vergleich historischer Ölkatastrophen

Abbildung 90: Übersichtskarte des Irak

Abbildung 91: Landnutzung im Irak

Abbildung 92: Erdölvorkommen und Infrastruktur im Irak

Abbildung 93: Niederschlagsverteilung im Irak und seiner Umgebung

Abbildung 94: Landschaftseinheiten im Irak

Abbildung 95: Landbedeckung im Irak

Abbildung 96: Irak - Eignung des Geländes für die Fortbewegung von Fahrzeugen

Abbildung 97: Bevölkerungsdichte im Irak

Abbildung 98: Ethnische Verteilung im Irak

Abbildung 99: Reichweiten von irakischen Raketen

Abbildung 100: Ablauf des Dritten Golfkriegs

Abbildung 101: Besatzungszonen2003

Abbildung 102: Bevölkerungsverteilung in Saudi-Arabien

Abbildung 103: Die wichtigsten Erdöl- und Erdgasfelder in Saudi-Arabien

Abbildung 104: Mittlere Jahrestemperaturen in Saudi-Arabien

Abbildung 105: Mittlerer Jahresniederschlag in Saudi-Arabien

Abbildung 106: Landschaftsräume in Saudi Arabien

Abbildung 107: Landwirtschaftliche Terrassen im Asir-Gebirge

Abbildung 108: Infrastruktur im Bereich des Shaybah-Ölfeldes

Abbildung 109: Erdöl- und Erdgaspipelines im Nahen Osten

Abbildung 110: Natürliche Vegetation in Saudi-Arabien

Abbildung 111: Zwischenfalle in Saudi-Arabien 2003-2006

Abbildung 112: Umstrittene Grenzprovinzen im Süden

Abbildung 113: Entwicklung der Grenzverläufe zwischen dem Jemen und Saudi-Arabien

Abbildung 114: Jüngste Konflikte in der Grenzregion

Abbildung 115: Satellitenkarte von Katar

Abbildung 116: Übersichtskarte der Vereinigten Arabischen Emirate

Abbildung 117: Nahwa (Enklave 2. Ordnung) sowie die umstrittenen Inseln im Persischen Golf

Abbildung 118: Gebietsansprüche Saudi-Arabiens bzw. der VAE

Abbildung 119: Die neutrale Zone zwischen dem Irak und Saudi Arabien

Abbildung 120: Die frühere Neutrale Zone zwischen Kuwait und Saudi Arabien

Abbildung 121: Übersichtskarte von Jordanien

Abbildung 122: Gebietsaustausch zwischen Jordanien und Saudi-Arabien 1965

Abbildung 123: Ausschnitt Grenzgebiet Jordanien - Saudi Arabien

Abbildung 124: Übersichtskarte Oman

Abbildung 125: Grenzgebiet zwischen dem Jemen und Oman

Abbildung 126: Lokalisierung der Schlüsselpunkte Buraimi-Oase, Nizwa und Masira

Abbildung 127: Nizwa und das Jebel Akhdar Pleateau

Abbildung 128: Die Schlacht um Mirbat

Abbildung 129: Geschichtliche Entwicklung des Jemen

Abbildung 130: Wirtschaftssektoren im Jemen

Abbildung 131: Klimadiagramm von Aden

Abbildung 132: Topografische Karte des Jemen

Abbildung 133: Bevölkerungsverteilung im Jemen

Abbildung 134: Satellitenkarte Bab al-Mandab

Abbildung 135: Lokalisierung Hanisch-Inseln mit aktueller Seegrenze (Stand 2006)

Abbildung 136: Grenzverlauf nach den Verhandlungen von 1996

Abbildung 137: Piraterie im Golf von Aden

Abbildung 138: Angriff somalischer Piraten (links) auf die „Somme“ (rechts)

Abbildung 139: Wirtschaftssektoren in Israel

Abbildung 140: UN-Teilungsplanvon 1947

Abbildung 141: Reliefkarte Israel

Abbildung 142: Satellitenkarte des Küstenstreifen

Abbildung 143: Grenzregion Israel - Libanon

Abbildung 144: Reichweite der Hisbollah-Raketen

Abbildung 145: Übersichtskarte der Golanhöhen

Abbildung 146: Höhenmodell der Golanhöhen und des westlichen Vorlandes

Abbildung 147: 3-D-Modell der Golanhöhen und des westlichen Vorlandes

Abbildung 148.: Wasservorkommen auf den Golanhöhen

Abbildung 149: Südlicher Grenzbereich zwischen Israel und Jordanien

Abbildung 150: Ausschnitt aus derNegev-Wüste

Abbildung 151: Die Sinai-Halbinsel mit dem Mitla-Pass und Bir Gifgafa

Abbildung 152: Übergang von Infanterie- zu Panzergelände (H=Bir Gifgafa)

Abbildung 153: Ausgang der Wasserstraße von Tiran

Abbildung 154: Die Sinai-Halbinsel während des Sechstagekrieges

Abbildung 155: Klimazonen in Israel

Abbildung 156: Vegetationseindruck Negev-Wüste (links) bzw. Golan-Höhen (rechts)

Abbildung 157: Arabische Angriffe im Unabhängigkeitskrieg

Abbildung 158: Letzter Gegenschlag der Israelis im Unabhängigkeitskrieg

Abbildung 159: Israelische Gebietsgewinne im Rahmen des Unabhängigkeitskrieges

Abbildung 160: Militäroperationen während der Suez-Krise

Abbildung 161: Truppenbewegungen während der Suez-Krise

Abbildung 162: Vorstoß auf dem Sinai

Abbildung 163: Operationen auf dem Golan

Abbildung 164: Auswirkungen des Sechstagekriegs

Abbildung 165 : Die anfänglichen Erfolge der Ägypter

Abbildung 166: Israelischer Gegenangriff, Operation Gazelle

Abbildung 167: Kriegsverlauf auf den Golanhöhen

Abbildung 168: Der Überfall der Hisbollah auf einen israelischen Aufklärungstrupp

Abbildung 169: Mögliche Vorgehensweise der IDF

Abbildung 170: Wirkungsbereich der UNIFIL II - FINUL

Abbildung 171: Operation Schutzwall

Abbildung 172: Situation im Gazastreifen

Abbildung 173: Übersichtskarte Syrien

Abbildung 174: Wirtschaftssektoren in Syrien

Abbildung 175: Übersichtskarte des Libanon

Abbildung 176: Religionsverteilung (Stand 1988)

Abbildung 177: Übersichtskarte Jordanien

Abbildung 178: Wirtschaftssektoren in Jordanien

Abbildung 179: Aufschlüsselung der kurdischen Bevölkerung (Angaben in Millionen)

Abbildung 180: Kurdische Autonomiegebiete im Irak 1992-2003

Abbildung 181: Kurdische Sprachen

Abbildung 182: Übersichtskarte Kurdistan

Abbildung 183: Das Kandil-Gebirge, Rückzugsgebiet und Hauptquartier der PKK

Abbildung 184: Aktuelle Geschehnisse in der Grenzregion Türkei-Irak

Abbildung 185: Lage der Provinzen Nord-, Ravazi- und Süd-Chorasan im Iran

Abbildung 186:Neu verhandeltes Autonomiegebiet der Kurden im Irak

Abbildung 187: Vergleich der Ölproduktion der zehn größten Förderländer (1939)

Abbildung 188: Geplante Vorstöße Hitlerdeutschlands im Zweiten Weltkrieg

Abbildung 189: Die strategische Energieellipse

Abbildung 190: Taktische Grundzeichen

Abbildung 191: Taktische Größenordnungszeichen

Abbildung 192: Taktische Zusatzzeichen

Abbildung 193: Formatierung von taktischen Zeichen

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Die Streitkräfte Finnlands und der Sowjetunion im Winterkrieg 1939/40

Tabelle 2: Übersicht Bodenarten

Tabelle 3: Militärisch bedeutende Mineralien und Metalle

Tabelle 4: U.S.-Amerikanische Kriegsverluste und ihre Ursachen

Tabelle 5: Erdölreserven und -förderung 2007 (Auszug)

Tabelle 6: Wasserabhängigkeit im Nahen Osten

Tabelle 7: Übersicht Waldflächen im Nahen Osten (Auszug)

Tabelle 8: Bevölkerungszahlen im Nahen Osten

Tabelle 9: Ausgewählte Wirtschaftskennziffern

Tabelle 10: Zeittafel Zweiter Golfkrieg 1990/91

Tabelle 11: Übersicht Jordanien

Tabelle 12: Überblick über die wichtigsten Geschehnisse in und um Kurdistan nach 1923

Eidesstattliche Erklärung

Ich erkläre hiermit eidesstattlich, dass ich die vorliegende Diplomarbeit selbständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegeben Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe.

Gleichheitsgrundsatz

Aus Gründen der Lesbarkeit wurde in dieser Arbeit darauf verzichtet, geschlechtsspezifische Formulierungen zu verwenden. Ich möchte jedoch ausdrücklich festhalten, dass die bei Personen maskuline Form für beide Geschlechter zu verstehen ist.

Steiner Stefan

Vorwort

Der Nahe Osten ist seitjeher einer der geopolitischen Brennpunkte der Erde. Fast täglich wird über diese Region in den Medien berichtet. Behandelt werden hauptsächlich der Nahostkonflikt zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarstaaten, die drei Golfkriege mit irakischer Beteiligung oder über die schwierigen Beziehungen der westlichen Welt zum Iran. Nicht immer sind diese Berichte objektiv und frei von ideologischer Färbung, daher ist es für das Verständnis der Vorgänge unumgänglich, über ein gewisses Maß an Hintergrundinformation zu verfügen.

Aufgrund meiner militärischen Vergangenheit, ich war vor meinem Studium als Unteroffizier beim Hochgebirgsjägerbataillon 26 in Spittal an der Drau tätig, interessiere ich mich besonders für militärgeografische, geopolitische und geostrategische Fragestellungen. Im Rahmen des Seminars „Israel“ im Sommersemester 2008 beschäftigte ich mich mit den Beziehungen Israels zu seinen Nachbarstaaten im Nahen Osten. In diesem Rahmen entstand meine Bakkalaureatsarbeit „Die militärgeografischen Rahmenbedingungen Israels und deren Auswirkungen auf die Verteidigungspolitik“. Darauf aufbauend soll diese Magisterarbeit einen Gesamtüberblick über den Nahen Osten geben. Neben einer allgemeinen Übersicht über Militärgeografie will ich Betrachtungen von Einzelstaaten und historischen und aktuellen Konflikten so zusammenfügen, dass am Ende ein Gesamtbild und ein übergeordnetes Verständnis für die Rolle des Nahen Ostens in der globalen Geopolitik entsteht.

Bedanken möchte ich mich bei allen Personen, die zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben, besonders jedoch bei meiner Partnerin Julia, die mir im gesamten Studienverlauf in allen Belangen immer eine sehr hilfreiche Stütze war. Des Weiteren gilt mein Dank Herrn Ao. Univ. Prof. Dr. Peter CEDE für die Betreuung meiner Magisterarbeit, in dem Wissen, dass sie aufgrund des großen Umfangs einen bedeutenden Aufwand darstellt.

Zusammenfassung

Der Nahe Osten, wenn auch verschieden definiert, war und ist seit jeher schon eine der Schlüsselregionen für die Weltgeschichte. Die Auswirkungen der Entwicklungen auf der Arabischen Halbinsel und ihrer Umgebung sind besonders seit Mitte des 19.Jahrhunderts oftmals globaler Natur. Viele Kolonial- und Supermächte haben seither um direkten oder indirekten Einfluss in der Region gekämpft, mit unterschiedlichen Erfolgen. Die Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 inmitten einer feindlich gesinnten arabischen Umgebung trug viel zur Komplexität bei. Die Folgen waren zahlreiche (zusätzliche) kriegerische Auseinandersetzungen, Erdölkrisen und bis heute ungelöste Territorialkonflikte.

Aktuell stellt der Nahe Osten aufgrund seines Rohstoffreichtums ein strategisch wichtiges Gebiet für die Weltenergieversorgung der nächsten 50-100 Jahre dar, dementsprechend interessiert werden die aktuellen Entwicklungen von den Großmächten, Industriestaaten, aber auch von den aufstrebenden Schwellenländern wie China oder Indien beobachtet und zu beeinflussen versucht.

Überraschenderweise gibt es für die Behandlung von militärgeografischen Fragestellungen keine aktuelle deutschsprachige Literatur. Um diese Lücke zu füllen, gibt diese Magisterarbeit einen allgemeinen Überblick über Begrifflichkeiten, Elemente und Faktoren von Militärgeografie, Geostrategie und Geopolitik. Anschließend werden diese Erkenntnisse auf den Nahen Osten umgelegt, bevor im nächsten Abschnitt einzelne „hotspots“ genauer erörtert werden und auf die Länder der Region detaillierter eingegangen wird. Schließlich rundet ein zusammenfassendes Kapitel, das aber auch noch ergänzende global-geopolitische Fragestellungen behandelt, die Arbeit ab.

Abstract

Although there is no unanimous definition of the “Middle East“, this region plays and always has played a key role in world history. Since the middle of the 19th century, the Arabian Peninsula and its surrounding regions have had an enormous impact on the rest of the world. Most Colonial Empires and superpowers have more or less successfully fought to gain direct or indirect influcence in this region. The foundation of the State of Israel in 1948 surrounded by hostile Arab countries increased the complexity of the situation and resulted in numerous (additional) military conflicts, oil crisis and conflicts over territory.

Nowadays, the Middle East is, due to its considerable amount of natural resources, a strategically important region for the world's energy supply for the next 50 to 100 years. Not surprisingly, the superpowers, developed countries and newly industrialized countries like China and India have a close look on the region's current development and they also try to gain as much influence as possible.

There are no current publications which take military geographic problems into account available in German. To close that gap, this master's thesis gives an overview on terminology, elements and factors of military geography, geostrategy and geopolitics. The results will then be applied to the Middle East. In the following chapter, some hotspots are discussed and the particular countries of this region are examined in detail. The thesis concludes with a summary where global geopolitic problems are once more made explicit.

1. Einleitung

Im Jahr 1998 listet COLLINS weltweit 22 andauernde Territorialkonflikte auf dem Erdball auf. Davon sind sechs im Nahen Osten, vier weitere im erweiterten „Middle East“ zu finden. Dazu gehören die Konflikte Israels mit Palästina und Syrien oder das Kurden-Problem, aber auch weniger bekannte Streitigkeiten wie zwischen dem Irak und Saudi-Arabien, zwischen dem Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten oder innerstaatliche Konflikte im Jemen. Dazu kommen noch die großen Kriegsereignisse wie z.B. der Zweite Libanonkrieg 2006 oder der Dritte Golfkrieg 2003.

Doch auch die den Nahen Osten umgebenden Regionen sind alles andere als stabil. Im Kaukasus stechen der andauernde Tschetschenienkonflikt, der russische Angriff auf Georgien und der langjährige Konflikt um Berg-Karabach hervor. Im Osten wird versucht, Afghanistan zu „befrieden“, auch zwischen Indien und Pakistan kommt es laufend zu militärischen Auseinandersetzungen. Und schließlich befindet sich im Süden/Südwesten der ewige Krisenherd Afrika, mit Piraterie und Bürgerkrieg in Somalia sowie Spannungen in Äthiopien, Eritrea und im Sudan.

Schon diese Aufstellung, neben der Funktion als bedeutendes Ressourcengebiet für fossile Energieträger, unterstreicht die Wichtigkeit und Bedeutung des Nahen Ostens, aber auch gleichzeitig seine äußerst instabile und verwundbare geopolitische Lage.

Ziel dieser Magisterarbeit soll es nun sein, diese geopolitische und geostrategische Besonderheiten des Nahen Ostens herauszuarbeiten, zu beschreiben und zu interpretieren. Ergänzend soll ein Überblick über moderne „Allgemeine Militärgeografie“ gegeben werden, da ein solcher in der deutschen Literatur in dieser Form noch nicht vorhanden ist.

1.1. Abgrenzung des Untersuchungsgebietes

Für die Gebietsbezeichnung „Naher Osten“ gibt es unterschiedlichste Definitionen, wobei sich wiederum der deutsche und der englische Bedeutungssinn unterscheiden („Middle East“).

Im deutschen Sprachgebrauch sind mit dem Nahen Osten zumeist die arabischen Staaten Vorderasiens und Israels gemeint, oft werden die Staaten Türkei, Iran und Ägypten mitgezählt

(siehe Abbildung l).[1] In jüngster Zeit wird immeröfter auch Afghanistan aufgrund der Terrorproblematik zu dieser Region dazugezählt.[2]

Im angloamerikanischen Sprachgebrauch versteht man unter „Middle East“ zumeist die nordafrikanischen Staaten von Marokko bis Ägypten, die arabischen Staaten Vorderasiens (exklusive der Türkei) sowie den Iran, wobei hier weitere Unterteilungen getroffen werden können, siehe Abbildung 1. (COLLINS, J., 1998, S.14). Für andere Abgrenzungsversuche siehe auch SMITH, D., 2008, S.8-11. Der englische Begriff „Near East“ (aus geografischen Kreisen Frankreichs des 19.Jahrhunderts stammend) ist in diesem Kontext nicht zu gebrauchen, da er die Staaten der Arabischen Halbinsel exkludiert.

Abbildung 1: Greater Middle East mit Untereinteilungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Arbeitsgrundlage: http://gulf2000.columbia.edu/images/maps/Grt Mid East Sub Divisions lg.ípg

In dieser Arbeit behandle ich grundsätzlich den Nahen Osten, wie er im deutschen Sprachgebrauch definiert wird, werde auf die Türkei und Ägypten jedoch nur kurz eingehen. Dafür werde ich versuchen, die Bedeutung von anderen Anrainerstaaten darzustellen (Armenien, Eritrea etc.). Das Untersuchungsgebiet ist in Abbildung 2 dargestellt.

Abbildung 2: Abgrenzung des Untersuchungsgebietes

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.2. Problemstellung und Zielsetzung

In dieser Arbeit soll ein Überblick über die Militärgeografie des Nahen Ostens gegeben werden, wobei dieser Begriff zwar gebräuchlich, aber nicht ganz passend ist. Eher ist von „Geostrategie“ oder „strategischer Geografie“ zu sprechen. KEMP & HARKAVY, 1997, definieren „strategic geography“ als Kontrolle oder Zugang zu Räumen (Land, Wasser, Luft, Weltraum), die einen Einfluss auf sicherheits- und wirtschaftsbezogene Aspekte eines Staates haben. Mit dieser Definition wird der Begriff der „Geopolitik“ (= Einfluss von geografischen Paktoren auf die internationale Politik) erweitert. Die Strategische Geografie unterteilt sich dann weiter in physiogeografische (v.a. Topografie) und humangeografische Faktoren (u.a. Politische Geografie, Wirtschaftsgeografie, Militärgeografie). (KEMP & HARKAVY, 1997, S.8-9)

- Definition des Begriffes „Militärgeografie“

COLLINS, 1998, sieht in der Militärgeografie die Untersuchung von Einflüssen der physischen und kulturellen Umgebung auf die politisch-militärischen Pläne und Kriegs- bzw. Versorgungsoperationen. (COLLINS, J., 1998, S.3)

SPIDTSCHENKO definiert Militärgeografie in einem Werk aus der Sowjetunion der 1970er Jahre folgendermaßen:

„Die Militärgeographie untersucht nach Staaten und Kriegsschauplätzen das politische Kräfteverhältnis, dieökonomischen und militärischen Möglichkeiten der Staaten (Koalitionen) sowie die natürlichen Bedingungen, die auf die Führung von Kampfhandlungen und des Krieges insgesamtEinfluss nehmen können “. (SPIDTSCHENKO, K.I., 1976, S.11)

Eine etwas andere Definition liefern MANG & HÄUSLER: Verschiedenste Einflüsse des Raumes auf militärische Aktivitäten werden von Geowissenschaften wie (Militär-)Geologie, (Militär-) Meteorologie usw. untersucht und beschrieben. Die Militärgeografie hat nun die Aufgabe, diese Einzelinformationen so zusammenzufassen, dass ein Gesamtbild entsteht, zusätzliches Wissen generiert wird. Es entsteht ein vereinfachtes Modell des Raumes (milgeomodel), um Entscheidungsprozesse von Kommandanten zu unterstützen. (MANG, R., und HÄUSLER, H., 2006b, S.21-28)

1.3. Arbeitsgrundlagen und Arbeitsmethodik

In dieser Arbeit werde ich sowohl induktive als auch deduktive Ansätze verfolgen. Einerseits werde ich durch die Betrachtung der verschiedenen „Hot Spots“ (Kapitel 3.2) sowie von historischen Gegebenheiten Schlussfolgerungen ziehen und damit eine Gesamtbewertung erstellen. Andererseits aber behandle ich auch umfassend die Theorie der Militärgeographie im Kapitel 2, wo allgemeingültige, theoretische Regeln und Konzepte erarbeitet und später in die Praxis umgesetzt werden.

Dies alles wird mittels einer umfassenden Literaturrecherche, Analyse von Presseartikeln und Geländeinterpretationen geschehen. Im Internet sind insbesondere zu aktuellen Themen zahlreiche Informationen und Kartenmaterial zu finden. Schließlich sollen auch noch Interviews mit Militärpersonen, welche im Untersuchungsgebiet im Einsatz waren, die Arbeit ergänzen.

Zusammenfassend soll der Ansatz von SPIDTSCHENKO 1976 erweitert werden, der die Militärgeografie in die militärische Länderkunde und die Beschreibung der Kriegsschauplätze unterteilt (SPIDTSCHENKO, K.I., 1976, S.11). Ich möchte versuchen, diese Punkte mit Geländeinterpretationen und der Besprechung von historischen Ereignissen zu kombinieren und somit eine Gesamtbetrachtung zu ermöglichen.

Gesondert begründen möchte ich den ungewöhnlich großen Umfang dieser Magisterarbeit. Sie ist grob in drei Abschnitte untergliedert (Allgemeine Militärgeografie - Spezielle Militärgeografie des Nahen Ostens - Besprechung der „hot spots“), wobei der erste Teil unbedingt notwendig ist, um die Ausführungen der folgenden Kapitel zu verstehen. Auch im zweiten Teil habe ich kein Kürzungspotential entdeckt. Zwar wäre es möglich gewesen, auf die Besprechung einiger Länder im dritten Abschnitt zu verzichten, dies hätte aber dazu geführt, dass die Vollständigkeit verloren gegangen wäre. Auch bei der großen Anzahl der Abbildungen und Karten (fast 200) wollte ich nichts ändern, da sie immer wieder sehr schön die besprochenen Sachverhalte visualisieren. Schließlich bietet auch der Anhang nur unwesentliches Kürzungspotential, sodass ich den Umfang der Arbeit unverändert lassen möchte, um eine vollständige Gesamtdarstellung zu erreichen.

2. Allgemeine Militärgeografie und Geopolitik

Interessanterweise ist für die Behandlung von allgemeinen militärgeografischen Fragestellungen fast keine deutschsprachige Literatur vorhanden. Lediglich etwa 80-100 Jahre alte Neuauflagen, die schon lange nicht mehr aktuell sind und meist Spezialthemen aus dem Ersten Weltkrieg und davor behandeln, sind erhältlich. Bei Werken aus dem ehemaligen sowjet-kommunistischen Staatenverband (z.B. SPIDTSCHENKO, K.I. et al, 1976) ist erwartungsgemäß eine starke ideologische Prägung zu erkennen, und sie sind somit auch aufgrund der geringen Informationsqualität wenig brauchbar für diese Arbeit.

Daher ist es unumgänglich, auf englischsprachige Literatur zurückzugreifen. Als Standardwerke sind hier zu nennen:

MANG, Reinhard und HÄUSLER, Hermann (Hrsg.), 2006 a, Military Geography. Truppendienst-Handbuch, Wien, 591 S. PALKA, Eugene und GALGANO, Francis, 2010, Modern Military Geography. Routledge Verlag, unbekannter Ort, 416S.

COLLINS, John M., 1998, Military Geography. Potomac Books Edition, Washington D.C., 437 S.

Die Wichtigkeit der Einbeziehung von militärisch relevanten Geofaktoren zeigt sich vor allem in der Geschichte. Viele Schlachten sind trotz militärischer Überlegenheit deswegen verloren worden, weil den im Endeffekt nicht oder kaum beeinflussbaren geografischen Parametern nur ungenügende Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Klassische Beispiele dafür sind die erfolglosen Russland-Feldzüge Napoleons (1807, 1812) und Hitlers (1941/42). Napoleon, bekannt dafür, dass er als erster Feldherr den geografischen Faktoren große Aufmerksamkeit schenkte, scheiterte letztendlich an ungenauen Beurteilungen topografischer Elemente sowie an Temperaturstürzen während der Schlachten in den Pripjetsümpfen (im heutigen Weißrussland). Das „Unternehmen Barbarossa“ sollte eigentlich ein „Blitzkrieg“ wie in Polen werden, allerdings unterschätzte Hitler die Transportprobleme in der weitläufigen Sowjetunion und wurde danach Opfer der klimatischen Bedingungen (Wintereinbruch). (PLEINER, H., 2006, S.249-253)

Eine gebräuchliche Gliederung der Allgemeinen Militärgeografie (wie sie auch COLLINS verwendet) ist die Unterteilung in physiogeografische Merkmale humangeografische Merkmale3 politisch-militärische Erwägungen Eine alternative, dennoch ähnliche Gliederungsmöglichkeit ist in FRAUSCHER, M., 2006, S.375- 381zu finden.

2.1. Physiogeografische Faktoren

Hier sind zunächst einmal einige Faktoren zu nennen, die trivial erscheinen, nichtsdestotrotz essentiell wichtig sind. Dazu gehören (nach COLLINS, J., 1998, S.3-7):
- Position, Größe und Form von Landgebieten, einschließlich der als Barriere wirkenden Wassermassen
- Entfernungen und Transportkonditionen zwischen relevanten Punkten
- Absolute Größe von Flächen (beeinflussen Manövrierfähigkeit von Truppen, bestimmen Sicherheit oder Verwundbarkeit von Schlüsselpositionen), Reliefenergie und Geologie
- Klima, Witterung, Wetter und Jahreszeit
- Vegetation
- Rohstoffsituation

Diese Faktoren beeinflussen Entscheidungen (ob z.B. eine Aktion überhaupt durchgeführt wird), weiters Planungen von Operationen, Vorbereitung, Ablauf und Ausgang von militärischen Aktivitäten. (PLEINER, H., 2006, S.245) Viele dieser Faktoren können auch jahreszeitlich, anderen Zyklen folgend oder zufällig schwanken, was bei Entscheidungsfindungen unbedingt berücksichtigt werdenmuss! (COLLINS, J., 1998, S.7)

Für verschiedene Ebenen der militärischen Kommandostruktur sind unterschiedliche Faktoren wichtig: auf taktischer Ebene sind kleinräumiges Relief, Vegetation, Wetter und Hindernisse entscheidend. Auf operationeller Ebene sind Großrelief und Witterung die wichtigsten Elemente, während auf strategischer Ebene Begriffe wie „strategische Tiefe“, aber auch die Rohstoffsituation, Klima und demografische Faktoren an Bedeutung gewinnen.

2.1.1. Position, Form, Größe und Relief von Landgebieten

Diese Parameter bestimmen, welche potentielle Machtposition ein Staat ausüben kann. Entscheidend ist dabei der Zugang zum eisfreien Meer. Die Wichtigkeit des Meerzuganges liegt vor allem in der raschen Bereitstellung und Verschiebung von Streitkräften, aber auch in den erweiterten Handelsmöglichkeiten. (PALASCHEWSKI, T., 2006, S.282-283)

Als Beispiel für die Wichtigkeit dieses Parameters vergleicht COLLINS die „Supermächte“ USA und die ehemalige Sowjetunion. Während die Vereinigten Staaten lange Küstenlinien sowohl am Pazifik als auch am Atlantik besitzen und ungehinderten Zugang zu diesen Meeren hat, ist die Situation des heutigen Russlands gänzlich anders. Obwohl die Sowjetunion die längste Küstenlinie der Welt sein Eigen nennt, befinden sich die wenigen ganzjährig eisfreien Häfen (wie z.B. Murmansk, Wladiwostok oder St. Petersburg) in einer „bottleneck“-Situation (vgl. Abbildung 3). Das bedeutet, dass der Zugang zum Atlantik bzw. zum Pazifik äußerst problematisch ist und mit unterschiedlich großem Aufwand sogar unterbunden werden kann. (COLLINS, J., 1998, S. 11-14)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Bottleneck-Situation der ehemaligen sowjetischen Kriegshäfen Arbeitsgrundlage: COLLINS, J., 1998, S.13

im Englischen werden die Begriffe „cultural geography“ und „human geography“ oft synonym verwendet. In dieser Arbeit

Weiters sind noch die variablen Eigenschaften von Meerwasser zu beachten. Die wichtigsten Parameter dabei sind nach COLLINS, J., 1998, S.47-49:

- Salzgehalt (abhängig u.a. von der Verdunstung, im Bereich des Roten Meeres und des Persischen Golfes außerordentlich hoch)
- Dichte (abhängig von der Temperatur und vom Salzgehalt)
- Temperatur (im Persischen Golf wurden bis zu 29°C gemessen)
- Schichtung
- Durchlässigkeit für elektromagnetische Wellen und Radiowellen (beeinflusst die Kommunikation)
- Strömungen
- Zusammenspiel zwischen Ebbe und Flut
- Wellen
- Eisberge und Schollen

Auf eine genauere Besprechung dieser Punkte wird verzichtet, da sie für das Untersuchungsgebiet nur wenig relevant sind. Auch haben Küstenlinien als Anlandungszonen seit dem 2.Weltkrieg stark an Bedeutung verloren, wo immer es möglich ist, erfolgen invasive Truppenbewegungen auf dem Land- und Luftweg. Einzig der überdurchschnittlich hohe Salzgehalt und Temperatur des Persischen Golfes und des Roten Meeres soll an dieser Stelle erwähnt werden.

Äußerst wichtig dagegen ist die Besprechung von Meerengen. Diese bilden Flaschenhälse für Schiffsbewegungen sowohl für militärische als auch für Handelszwecke, und eine Kontrolle über diese strategischen Punkte ist immens wichtig. Nicht umsonst waren und sind solche Meerengen Gegenstand von politischen Spannungen, Krisen bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Wichtigstes Beispiel dafür ist wohl der Suezkanal (Auslöser der Suezkrise 1956), im globalen Kontext und oft unterschätzt war aber auch der Einfluss von Meerengen auf die Politik der Sowjetunion während des Kalten Krieges (vgl. Anfang dieses Kapitels).

Nun aber zu den Parametern der eigentlichen Landgebiete:

Die Form, Größe und Lage des Festlandes sind Indikatoren für den Ressourcenreichtum eines Landes und damit die Fähigkeit, auch autark große Mengen an Bedarfsmitteln sowohl für die Grundversorgung der Bevölkerung als auch für die Rüstungsindustrie bereitzustellen (siehe auch Kap. 2.1.5) wird für diese beiden Ausdrücke einheitlich „Humangeografie“ verwendet.

Weiters beeinflusst die Größe und Form von Landgebieten die Bewegung von Streitkräften und deren Versorgung. Als Beispiele können hier wieder die Russlandfeldzüge Napoleons und Hitlers herangezogen werden, wo die weiten Distanzen nicht zufriedenstellend überwunden werden konnten. Andererseits bieten große Land- bzw. Seeflächen auch Raum für offensive Manöver. Wichtig ist hier der Begriff der „strategischen Tiefe“. (COLLINS, J., 1998, S.13-17, KEMP & HARKAVY, 1997, S.161-165)

Bei der Lage eines Staates sind Pufferzonen von entscheidender Bedeutung für die Sicherheit. Dies kann sich sowohl auf Meeresflächen (Paradebeispiel USA, aber auch Großbritannien) als auch auf Landflächen beziehen. Vergleiche dazu die Errichtung des Eisernen Vorhanges, wo die sogenannten Satellitenstaaten des Ostblocks eine Pufferfunktion für das sowjetische Kernland gegen die NATO-Streitkräfte erfüllten. Im kleineren Maßstab sind solche Pufferzonen auch im Nahen Osten zu finden, wie z.B. der Sinai (vgl. Kap. 3.2.7.1), die Golanhöhen (Kap. З.2.7.1.) oder die DMZ (Demilitarisierte Zone) in Kuwait (vgl. Kap. 3.2.2.).

Ebenfalls beachtet werden sollte der Verlauf von Grenzen. Während in vielen Teilen der Erde diese Grenzverläufe topografischen Grenzen folgen, sind im Nahen Osten besonders viele „abstrakte“, gerade Linien zu finden. Diese durchschneiden oftmals Räume ohne Rücksicht auf die ansässige Bevölkerung oder topografische Begebenheiten. Als Paradebeispiel dafür kann der Ostteil der Arabischen Halbinsel genannt werden (Rub al-Chali), aber auch Israel oder Syrien haben mit diesbezüglichen Problemen zu kämpfen.

TALEVSKI, 2006, empfiehlt bei der Beurteilung von Grenzverläufen die Bildung von Grenzsektoren. Dabei bildet das Relief den wichtigsten Faktor dafür, und sorgt für eine Unterscheidung in Sektoren mit geringer und mit hoher Verwundbarkeit. Zu ersteren zählen z.B. Hochgebirgsrücken, während Ebenen, Sattelflächen usw. zur zweiten Kategorie zugehörig sind. Ausschlaggebend für eine solche Klassifizierung sind u.a. Aufmarschrouten und für Truppenbewegungen verfügbare Fläche, Kommunikationsmöglichkeiten, Vegetation, Geologie und natürliche Hindernisse. Auch müssen humangeografische Faktoren wie z.B. grenzüberschreitende wirtschaftliche Verflechtungen beachtet werden. (TALEVSKI, J., 2006, S.398-399)

Abschließend sei noch auf die Problematik der Kontinentalschelfe hingewiesen. Grundsätzlich zählen zum Staatsgebiet (eines der drei Elemente eines Staates im völkerrechtlichen Sinn) vereinfacht 12 Seemeilen (22 km) des angrenzenden Meeres zu den Küstengewässern nach Art. 3 des Seerechtsübereinkommens. Manche Staaten aber stellen Anspruch auf bis zu 200 Seemeilen, mit der Begründung, dass die flachen Kontinentalschelfe (bis 200m Tiefe) Bestandteil der Festlandmasse sind und aus kontinentaler Kruste besteht. Dies führt insbesondere dann zu Problemen, wenn es sich bei den betreffenden Abschnitten um strategisch wichtige (Meerengen, Zugang zu internationalen Gewässern) oder wirtschaftlich wichtige (Rohstoffe, Fischerei) Gebiete handelt. Man vergleiche hierzu den Streit um die Grenzziehung in der Bucht von Piran zwischen SlowenienundKroatien! (COLLINS, J., 1998, S.57 sowie S.286-287)

Was nun die vertikale Erstreckung eines Gebietes angeht, sind hierbei folgende grundsätzliche Überlegungen anzustellen:

- bei hohen Reliefenergien gelten Grundsätze des Gebirgskampfes (siehe dazu Kap. З.1.З.2.), auch wenn die Hochgebirgslandschaften im Untersuchungsgebiet keine „Schneewüsten“ sind
- das Relief hat entscheidenden Einfluss auf die Beweglichkeit insbesondere von mechanisierten Verbänden
- das Relief muss so ausgenützt werden, dass ein Maximum an Feuerkraft sowie Schutz für eigene Truppen ermöglicht wird
- Auswirkungen sind auch auf Parameter wie Bedeckung, Versteckmöglichkeiten, Beobachtung und Schussfeld gegeben

Eine Methode, um das Relief entsprechend auszunützen, ist die Terrain-Analyse. Dies ist ein Prozess, ein bestimmtes Gebiet zu analysieren, um Auswirkungen von Relief und Wetterbedingungen auf militärische Operationen zu bestimmen. Die wichtigsten Parameter hierbei sind Beobachtungs- und Feuerbereiche, Deckungsmöglichkeiten, Hindernisse, Eigenschaften von Schlüsselterrain und Aufmarschlinien. Dabei muss beachtet werden, dass auf verschiedenen Ebenen von militärischen Operationen (z.B. strategisch, taktisch) auch unterschiedliche Bewertungen notwendig sind. Abbildung 4 zeigt ein mögliches Teilergebnis einer solchen Terrainanalyse. (TATE, J., 2006, S.321-329)

Grundsätzlich ist das Relief ein kleinräumiger Faktor, daher wird auf diesen vor allem in der Besprechung der „Hot spots“ (Kapitel 3.2) detaillierter eingegangen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Arbeitsgrnndlage: TATE, J., 2006, S.326

2.1.2. Klimatische Bedingungen

Hier sollen die langfristigen Muster der Erdatmosphäre besprochen werden. Die Auswirkungen der kurzfristigen Ereignisse (Wetter, Witterung) werden im nächsten Kapitel 2.1.3 beschrieben. Das Klima selbst wird grundsätzlich von folgenden Faktoren bestimmt:

- geografische Breite
- Lage zum Meer (Landformen)
- Seehöhe
- Winde und Druckgürtel (beständige/saisonale)
- Meeresströmungen

Beeinflusst durch das Klima werden vor allem die Bodenbeschaffenheit (wichtig für die Fortbewegungsfähigkeit von Fahrzeugen) und die Vegetation (Deckungsmöglichkeiten).

Die Wichtigkeit des Einflusses des Klimas auf militärische Planungen, Operationen und Ausrüstung ist unbestritten, dennoch ist es in der Vergangenheit immer wieder zu Fehlbeurteilungen gekommen. Als ein mittlerweile klassisches Positivbeispiel der Einbeziehung der klimatischen Bedingungen seien die „Monsunpläne“ des ansonst eher unglücklich agierenden General William Westmoreland im Vietnamkrieg genannt. Hierbei wurden abhängig von den monsunalen Jahreszeiten unterschiedliche Schwerpunktsetzungen und Strategien ausgearbeitet. Eines von vielen Negativbeispielen ist der Finnisch-Sowjetische Winterkrieg, wo Stalin schlecht akklimatisierte und unzureichend ausgerüstete Soldaten in einen der strengsten Winter aller Zeiten schickte. Die Folge waren katastrophale Verluste trotz einer gravierenden nummerischen Überlegenheit (siehe dazu auch Tabelle 1 , die Werte sind allerdings gemittelt und gerundet und sollen nur eine ungefähre Vorstellung der Größenordnung geben). (COLLINS, J., 1998, S.79-80)

Tabelle 1: Die Streitkräfte Finnlands und der Sowjetunion im Winterkrieg 1939/40

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Berücksichtigung der klimatischen Bedingungen ist also für erfolgreiche militärische Planung essentiell. Als Beispiel könnte man einen Einsatz im tropischen Regenwald mit einer Operation im Hochgebirgsklima vergleichen. Im ersten Fall ist mit durchgehender Hitze, Luftfeuchtigkeit und Schwüle zu rechnen, die größten Probleme für die Soldaten werden neben Dehydration und tropischen Krankheiten schnell rostende Waffen mit auftretenden Fehlfunktionen darstellen. Die dichte Vegetation hat neben der eingeschränkten Bewegungsmöglichkeit von Personen und Fahrzeugen auch eine nur vermindert mögliche Luftaufklärung zur Folge. Daher dominieren kleinräumige Guerillataktiken das Kampfgeschehen. (COLLINS, J., 1998, S.6)

In kalten Klimaten dagegen muss unbedingt Wert auf eine adäquate Ausrüstung gelegt werden (Kleidung, Mannesausrüstung wie Schi oder Schneeschuhe, Zelte, Frostschutzmittel für Fahrzeuge, Flüssigkeiten wie Öle mit niedriger Viskosität, heiße Mahlzeiten mit hohem Kaloriengehalt). Falls sich das Geschehen im Hochgebirge abspielt, wird das Relief zum entscheidenden Faktor für die Beweglichkeit von Soldat und Gerät.

Einen wichtigen Einfluss haben klimatische Bedingungen auch auf Seegefechte (bei kalten Temperaturen und hohem Seegang) und Lufteinheiten (Einschränkung der Sicht). Es sei an dieser Stelle auf COLLINS, J., 1998, S.83-85 verwiesen. Es sei nur erwähnt, dass iranische U-Boote immer wieder Probleme mit dem warmen Wasser des Persischen Golfs Probleme hatten - kein Wunder, waren die aus sowjetischer Produktion stammenden Unterwasserfahrzeuge doch für den Einsatz im arktischen Meer konzipiert!

Eine bedeutende Auswirkung der klimatischen Bedingungen ist die Wasserverfügbarkeit. Wasser wird von Streitkräften als Trinkwasser benötigt, aber auch Brauchwasser für Fahrzeuge oder für die Dekontamination nach einem Einsatz von ABC-Waffen (atomar - biologisch - chemisch) ist notwendig. Als Beispiel sei angegeben, dass eine Division der US-Armee (ca. 10 000 Mann) nach einer Kontamination durch chemische Waffen etwa 700.000 Liter Wasser zur Reinigung von Soldaten, Ausrüstung, Waffen und Anlagen benötigen würde. (COLLINS, J., 1998, S.34-36)

Eine interessante Gegenüberstellung des Wasserverbrauchs von Zivil- und Militärpersonen gibt WILLIG, 2006, S.465. Demnach benötigt eine Zivilperson in etwa 140 Liter pro Tag, davon u.a. ca. 40 l für Körperpflege, 45 l für WC-Spülung und 15l für die Waschmaschine.

Eine Militärperson hingegen benötigt deutlich mehr, etwa 235 Liter pro Tag, davon u.a. 25 l zum Kochen und Trinken, 35 l für die Körperpflege und 170 l für die medizinische Versorgung! Daraus ergibt sich die unbedingte Notwendigkeit einer sicheren Versorgung mit Wasser bei MilitäroperationenjederArt. (WILLIG, D., 2006, S.465-469)

Als Faustregel gilt dabei: das für die Versorgung großer Truppenteile notwendige Wasser ist sowohl oberflächlich als auch unterirdisch vorhanden, wenn der durchschnittliche Jahresniederschlag 600 mm oder mehr beträgt. Beachtet werden muss aber dabei zusätzlich, dass etwa in tropischen Klimaten die Wasserqualität sehr schlecht ist, in kalten Klimaten das Wasser oft in Schnee und/oder Eis gebunden ist, und dass nahe urbanen Gebieten Oberflächenwässer manchmal kontaminiert sind. (COLLINS, J., 1998, S.35-36)

2.1.3. Witterung

Im Zuge konkreter militärischer Aktionen ist neben den klimatischen Bedingungen auch die Witterung entscheidend. U.a. sind dabei folgende Parameter zu beachten (nach COLLINS, J., 1998, S.70-78)

- Luftdruck
- Windsysteme (verursachen z.B. Sandstürme, in kalten Klimaten wird der „wind chill“ für infanteristische Verbände bedeutend)
- Temperatur (diverse Auswirkungen auf Mannschaft und Gerät)
- Relative Feuchte („Schwüle“ wirkt besonders belastend auf körperlich aktive Soldaten)
- Wolken, Nebel (Einschränkung der Sichtweite, insbesondere für Lufteinheiten wie Bomberverbände)
- Niederschlag (beeinflusst infanteristische und motorisierte Marschbewegungen im Gelände, Kampfkraft von Soldaten, Waffenwirkung etc.)

Für weite Teile des Untersuchungsgebiets bedeutend sind die Auswirkungen von Sandstürmen auf ortsfeste Einrichtungen, Personen und Fahrzeuge. So wurde wegen mangelhafter Sand-Luftfilter die „Operation Eagle Claw“ (eine Aktion zur Befreiung der US-Geiseln in Teheran 1980) zu einem Desaster. Mehrere Hubschrauber erlitten Motorschäden, weil sie, aufgrund des iranischen Radars tief fliegend, in einen „Habub“ (Sandsturm) gerieten. Auch die damals hochmodernen amerikanischen Ml-Panzer konnten im späteren Golfkrieg wegen ungenügender Luftfilter nicht eingesetzt werden. (AUMÜLLER, P., 2006, S.277-278)

Zu dieser Thematik passen auch die jüngsten Geschehnisse rund um den Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull im April 2010. Die emittierte Gas- und Staubwolke hatte nicht nur gravierende Auswirkungen auf den zivilen Luftverkehr, auch militärische Luftverbände wurden in ihrem Operationsgebiet eingeschränkt. So wurde etwa in den Triebwerken eines F16- Kampfjets der NATO nach einem Testflug durch die Vulkanasche Glas im Triebwerk festgestellt[3].

Zur Beeinflussung der Waffenwirkung seien exemplarisch folgende Auswirkungen erwähnt: (nach COLLINS, J., 1998, S.83)

- der Luftdruck beeinflusst die Berechnung von Flugbahnen diverser Artilleriegeschosse
- fur diese Waffengattung ebenfalls bedeutend ist die Einschränkung der Sicht durch Nebel oder Wolken (auch heutzutage noch übermitteln weit vor den Artilleriestellungen befindliche Beobachter Zielpunkte, beobachten die Waffenwirkung und veranlassen gegebenenfalls Korrekturen)
- die Dichte der Luft beeinflusst die Reichweite und Genauigkeit von Schusswaffen verschiedenster Art
- Winde und Böen stören die Flugbahn von direkten und indirekten Waffensystemen, Raketen können ins Taumeln geraten
- Heiße Rauchfahnen von Panzerabwehrlenkwaffen kondensieren in kalter Luft, schränken so die Sicht ein und verraten die eigene Stellung
- Übermäßige Hitze verringert die Feuerrate von automatischen Waffen, Artilleriegeschützen und Panzerkanonen

Auch für den Einsatz von atomaren, biologischen und chemischen Waffen ist die Witterung bedeutend. Dazu gehört z.B. die beiderseitige Reflektionswirkung von Wolken beim Einsatz einer Nuklearwaffe (wird sie unter der Wolkenschicht gezündet, wird der entstehende thermale Hitzefluss an der Unterseite reflektiert und somit verstärkt; an der Oberseite umgekehrt), aber auch die Verteilung des „fallouts“ abhängig von Windgeschwindigkeit und -richtung. Bei chemischen Waffen beeinflussen die verschiedenen Witterungsparameter vor allem die Dauer der Kontamination (Sesshaftigkeit). Diese ist z.B. besonders hoch bei trockener Witterung und einer Temperaturinversion. Nicht zu vernachlässigen ist auch die körperliche Belastung für Soldaten mit Schutzausrüstung bei warmen Temperaturen. (COLLINS, J., 1998, S.85-87)

2.1.4. Geologische Bedingungen

Zu den physiogeografischen Merkmalen sind auch die geologischen Gegebenheiten zu zählen. Dazu gehört nicht nur der Einfluss des Untergrundes auf die Fortbewegung infanteristischer oder mechanisierter Verbände im Gelände (siehe Abbildung 5), sondern auch: (nach HÄUSLER, H., 2006, S.155-157)

- Zeitbedarf für die Errichtung von Verteidigungsstellungen oder anderen Konstruktionen
- Verfügbarkeit von Baumaterialien z.B. für die Errichtung von Straßen
- Bereitstellung von Trink- und Brauchwasser sowohl für zivile als auch für militärische Zwecke, Anfälligkeit des Grundwassers für Kontamination (z.B. bei Verwendung von Uran-Munition)
- Höhe des Grundwasserspiegels (Flutung von Verteidigungsgräben)

Abbildung 5: Alltägliche Straßenverhältnisse im Kosovo (Frühlingsaspekt)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Arbeitsgrundlage: eigene Aufnahme, 2002

Neben den Bodenbedingungen sind auch die unterschiedlichen Eigenschaften von Gesteinen zu erwähnen. So haben z.B. Granite und Quarzite vor allem bezüglich ihrer Festigkeit völlig andere Eigenschaften als Konglomerate oder Sandstein, was etwa bei der Verwendung als Baumaterial berücksichtigt werdenmuss. (COLLINS, J., 1998, S.37)

Es folgt eine vereinfachte Tabelle mit den Parametern der wichtigsten Bodenarten (ohne Ton):

Tabelle 2: Übersicht Bodenarten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Arbeitsgrundlage: COLLINS, J., 1998, S.37, übersetzt

Besonders wichtig ist die Bodenbeschaffenheit. Diese hat enormen Einfluss auf geländeverstärkende Maßnahmen, die im Rahmen einer Verteidigung getroffen werden. Diese Maßnahmen haben den Zweck, feindliche Angriffsoperationen zu bremsen oder gar zu stoppen (also die Manövrierfähigkeit einzuschränken), und dem Gegner bereits vor dem Beginn der unmittelbaren Kampfhandlungen Schaden zuzufügen. Außerdem soll die feindliche Waffenwirkung auf die eigenen Truppenteile vermindert werden. (FLACHBERGER, H., 2006, S.355)

Abbildung 6 zeigt typische Panzergräben, der Typ GOLAN wird bei stabilen Untergrund und eher dichten Böden verwendet, weniger Aufwand in der Herstellung weistjedoch der Typ TRIANGEL auf, der auch bei weniger stabilen Bedingungen gebaut werden kann. Wenn die Möglichkeit besteht, werden diese Panzergräben auch noch geflutet. (FLACHBERGER, H., 2006, S.356-358)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Arbeitsgrundlage: FLACHBERGER, H., 2006, S.357

Ansonsten wird bei der Panzerabwehr auch oft auf technische Hilfsmittel gesetzt, wie z.B. den „Tschechenigel“ (engl. Czech hedgehog, in Österreich auch als Panzerigel bezeichnet), oder auch Panzerminen. Siehe dazu auch Abbildung 7.

Abbildung 7: Betonsperren bzw. Tschechenigel

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Arbeitsgrundlage: Wikrmedia Commons bzw. Deutsches Bundesarchiv, Bildnr. 183-88574-0003

Weitere, wenn auch nur mehr bedingt von den geologischen Bedingungen abhängige Sperren sind Baumsperren und Drahtsperren.

Nicht zuletzt beeinflussen Bodenbedingungen die Waffenwirkung. Artilleriegeschosse, die auf weichem Untergrund einschlagen, werden abgedämpft, während auf steinigem Terrain die Splitterwirkung bedeutend sein kann. Dies gilt selbstverständlich auch für andere konventionelle Waffen (Schusswaffen, Handgranaten etc.). Zusätzlich ist zu beachten, dass sich Artilleriegeschütze und Granatwerfer aufgrund des Rückstoßes im weichen Untergrund „eingraben“. (COLLINS, J., 1998, S.38)

2.1.5. Rohstoffe

Militärisch bedeutend sind neben fossilen Energieträgern (heutzutage insbesondere Erdöl) auch verschiedene Mineralien und Metalle (siehe Tabelle 3) sowie Gummi, von denen meist ein bedeutender Anteil importiert werden muss. Selbst das an Rohstoffen so reiche Russland (bzw. früher die Sowjetunion) blieb von dieser Problematik nicht verschont. Dies stellt die Abbildung 8 dar, welche die Import-Abhängigkeit der Supermächte am Höhepunkt des Kalten Krieges aufzeigt.

Auch andere Autoren betonen die Wichtigkeit einer durchgehenden Überwachung der Förderung dieser Rohstoffe. Als besonders problematisch wird dabei das wirtschaftliche Wachstum Chinas und Indien betrachtet, das eine Verknappung der Rohstoffe und damit einhergehend deutliche Preissteigerungen mit sich bringen wird. (WEBER, L., 2006, S.556)

Tabelle 3: Militärisch bedeutende Mineralien und Metalle

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Arbeitsgrundlage: COLLINS, J., 1998, S.156

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Wichtigster fossiler Energieträger ist heute nach wie vor das Erdöl. Mit den Raffinerieprodukten werden mit wenigen Ausnahmen (atombetriebene U-Boote und Flugzeugträger) alle militärischen Fahrzeuge wie Flugzeuge, Schiffe, Panzer etc. angetrieben. Ein Blick auf die Förderstatistiken und den Standort der Reserven zeigt die Wichtigkeit des Nahen Ostens als Bereitstellungsregion dieses Rohstoffs (66% der derzeit bekannten Erdölreserven!).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 9: Weltweite Erdölreserven (oben) und Förderung (unten)

Arbeitsgrundlage: SMITH, D., 2008, S.42

Abbildung 10 zeigt zusätzlich den Welterdölhandel nach Regionen. Wieder lässt sich die Sonderstellung des Nahen Ostens erkennen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Arbeitsgrundlage: BGR 2009, S.51

Eine gesonderte Besprechung der Erdölsituation im Nahen Osten erfolgt in Kapitel 3.1.7.

Zunehmende Wichtigkeit hat das Erdgas. Obwohl oft in einem Atemzug mit dem Erdöl genannt, gibt es dennoch wichtige Unterschiede:

- für Erdöl gibt es eine globale Preispolitik, für Erdgas eine regionale; daher ist es aufgrund der unsicheren Ertragslage schwieriger, Kapital für Erdgas-Projekte zu akquirieren
- Erdgas ist viel schwieriger zu transportieren: sowohl Pipelines als auch Installationen für die Umwandlung in Flüssiggas verlangen enorme Investitionen

Dadurch lässt sich auch das Dilemma des Iran erklären: einerseits besitzt das Land riesige Erdgasreserven, allerdings ist das Leitungsnetz hoffnungslos veraltet. Zudem befinden sich die meisten Gasfelder im Süden des Landes, während es im bevölkerungsreichen Norden gebraucht wird. Um die geografischen Hindernisse zu überwinden, sind enorme Investitionen vonnöten. Am geschicktesten wäre es, Erdgas von Turkmenistan zu importieren, um den Bedarf im Norden abzudecken, und die Fördermengen des Südens zu exportieren. Dies ist aufgrund der diplomatischen Lage derzeit aber nur eingeschränkt möglich. (KEMP & HARKAVY, 1997, S.120-122)

2.1.6. Vegetation

- Wald

Zwar ist im Untersuchungsgebiet der Waldbedeckungsgrad vemachlässigbar (siehe dazu exemplarisch Tabelle 7), dennoch folgen der Vollständigkeit halber einige Bemerkungen hierzu:

Waldgebiete[4] beeinflussen maßgeblich die Bewegungsmöglichkeiten mechanisierter Verbände. Selbst starke Kampfpanzer sind nicht in der Lage, Bäume mit einer Stammdicke von mehr als -16 Zentimeter[5] umzufahren, daher müssen Waldflächen entweder umfahren werden oder

Pionierpanzer müssen Schneisen durch den Wald schlagen. Grundsätzlich gilt aber, dass motorisierte Einheiten bewaldetes Gebiet (nicht umsonst als Infanteriegelände bezeichnet) meiden, da die Kampfkraft extrem eingeschränkt ist. Grund dafür sind kürzeste Kampfentfernungen, eingeschränkte Manövrierfähigkeit und die Verwundbarkeit durch infanteriegestützte Panzerabwehrverbände (z.B. Jägereinheiten mit Panzerabwehrlenkwaffensystemen). Zu beachten ist dabei außerdem, dass Wälder sich oftmals in Gelände mit bedeutender Reliefenergie befinden, was erneut mechanisierte Verbände benachteiligt.

Schließlich stellt der Wald für die infanteristische Verteidigung auch noch Schutz (z.B. vor Beobachtung, Waffenwirkung und als natürliche Geländeverstärkung) und Tarnung („camouflage effects“) bereit, auch ist die klimatische Bevorzugung (Niederschlag, Temperaturen, Wind, Schutz vor extremen Wettereinflüssen) gegeben, was z.B. bei längerer Verweilzeit im Zuge einer Verteidigung relevant wird. (SCHLAGER, G., 2006, S.187-191)

Daher folgt, dass Waldgebiete ideal für die infanteristische Verteidigung sind. Verteidigungslinien (z.B. Infanteriestellungen mit Grabensystemen) befinden sich bei der geplanten Abwehr von motorisierten Verbänden zumeist an Waldrändern, während bei einem erwarteten Angriff von Fußtruppen diese Linie sich auch innerhalb von Waldgebieten befinden kann. Die Versorgungstätigkeiten können relativ geschützt auf Forststraßen durchgeführt werden.

Zu ergänzen ist noch, dass dichte Belaubung störenden Einfluss auf Funkverbindungen haben kann. Auch erwähnt COLLINS, dass der Einsatz von Handgranaten in Wäldern äußerst problematisch sein kann, da nur kurze Wurfweiten möglich sind und als Folge die eigene Stellung gefährdet sein kann (vergleiche dazu Abbildung 11, man beachte den Detonationsblitz in Bild 3!). Eine großflächige Zerstörung von Waldflächen durch den Angreifer ist oft kontraproduktiv, da danach kein Durchqueren mehr möglich ist. Eine Möglichkeit ist der Einsatz von chemischen Waffen zum Zweck der Entlaubung (Vietnam!), hier müssen aber massive Folgeschädigungen und Kontaminationen berücksichtigt werden. (COLLINS, J., 1998, S.41-42, 298)

Abbildung 11: Deutscher Bundeswehrsoldat beim Werfen einer Rauchgranate

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Arbeitsgrundlage: Internetvideo, eigene Bearbeitung

- Weitere Vegetation

Generell gilt: je dichter die Vegetation ist, desto geeigneter ist das Gelände für Verteidigungszwecke. Dies gilt auch noch in der heutigen Zeit, auch wenn Innovationen wie Panzerung, Flugzeuge und thermonukleare Waffen die Bedeutung der Vegetation verringert haben. (COLLINS, J., 1998,. S.39)

Spärliche bis fehlende Vegetation (z.B. Grasland, Ackerland mit Kulturpflanzen) weisen folgende Eigenschaften auf:

- vernachlässigbare Behinderung von Fahrzeugen und Einschränkung von Lufteinheiten
- unterschiedlich starke Behinderung von Infanteriebewegungen und deren Waffenwirkung
- keine Einschränkung von Panzerlenkwaffen (Verbindung Schütze - Geschoss mittels Draht!)
- besondere Bedeutung der Lufthoheit
- wenig Deckung für Einheiten oder militärische Einrichtungen
- meist gute Beobachtungsmöglichkeiten (nach COLLINS, J., 1998, S.42)

2.1.7. Lines of communication

Dieser Fachbegriff beschreibt Linien und Routen, die eine militärische Einheit mit ihrer Versorgungsbasis verbindet. Dazu zählen Straßen, Wege, Eisenbahnverbindungen und Wasserwege genauso wie z.B. Pipelines oder Flughäfen, Meer- und Militärstützpunkte. Die Bedeutung dieser Verbindungslinien liegt nicht nur darin, dass mögliche militärische Ziele rasch und kampfkräftig erreicht werden können, sondern auch in der Versorgungstätigkeit.

Besonders wichtig sind Einschränkungen dieser Verbindungslinien, wie z.B. Engstellen, Bergpässe, Furten. Weitere Parameter von Verbindungslinien sind: (nach COLLINS, J., 1998, S.216-218)

- Untergrund- und umliegendes Terrain (Steigungen, Abhänge, Bodenbeschaffenheit, Drainage)
- Straßenfundamente und Oberflächenmaterial
- Breite der Straße, Zustand der Bankette
- Steigungen, Kurven
- Brücken, Tunnels und Unterführungen
- Hindernisse
- Rastmöglichkeiten
- Charakteristika von Alternativrouten, Umgehungen und lokalen Umleitungen
- Furt- und andere Übersetzungsmöglichkeiten bei Gewässern
- Jahreszeitliche, witterungs- und wetterbedingte Zustände

Vor allem Brücken sind immer wieder Schlüsselpunkte bei militärischen Auseinandersetzungen. Der Besitz einer (intakten) Brücke ist ein wesentlicher strategischer Vorteil und unterstützt Angriffs-, Verteidigungs- und Versorgungsoperationen gleichermaßen. In diesem Zusammenhang zu erwähnen ist ebenfalls das Know-how, um bei Bedarf selbst behelfsmäßige oder permanente Brücken zu errichten (z.B. Pontonbrücken, Baileybrücken oder die in Österreich verwendete Pionierbrücke 2000, geeignet für die Überbrückung von bis zu 41m breiten Gräben, siehe Abbildung 12).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Arbeitsgrundlage: http://www.doppeladler.com/oebh/pits04.htm

Weiters sind noch Furten, mögliche Fährverbindungen, Tunnels und Unterführungen von Strategischer wichtigkeit. (COLLINS,J., 1998, S.219-221)

Nicht nur die Konstruktion und Nutzung von solchen Schlüsselpunkten sind von militärischer Bedeutung, sondern auch deren Zerstörung. Raketen, Artilleriegeschossen, Minen und Sprengstoff sind einige der Mittel, die zu diesem Zweck eingesetzt werden können. Zu beachten ist dabei vom Angreifer, ob diese Teile der Infrastruktur später noch von eigenen Teilen genutzt werden sollen. Der Verteidiger dagegen muss sich um eine entsprechende Sicherung der Anlagen kümmern. (COLLINS, J., 1998, S.223)

Als komplementäres Element zu Straßen werden Eisenbahnverbindungen gesehen. Zwar können Züge deutlich höhere Lasten mit einer höheren Geschwindigkeit als straßengebundene Fahrzeuge transportieren, dafür sind Schienensysteme inflexibel in taktischer Hinsicht. Vor allem die Anfälligkeit auf natürliche sowie anthropogene Störungen ist hier zu nennen, aber auch die hohen Kosten von Planung und Konstruktion, vor allem in reliefiertem Gelände. Die größte Bedeutung von Eisenbahnverbindungen war sicherlich in der Sowjetunion während des Kalten Krieges zu finden, siehe dazu auch COLLINS, J., 1998, S.226.

Wasserstraßen und Kanäle sind weniger von taktischer als von strategischer Bedeutung. Wichtigstes Beispiel im Untersuchungsgebiet ist der Suez-Kanal. Obwohl dieser nach der zweimaligen Schließung (1956-1957 und 1967-1975) stark an wirtschaftlicher Bedeutung eingebüßt hat, ist die strategische Wichtigkeit noch immer gegeben. Zuletzt zeigte sich diese für die USA während der Golfkriege, immerhin stellt der Kanal eine Abkürzung von ca. 5500 km im Vergleich zur Kap-Horn-Route dar. (COLLINS, J., 1998, S.239-240)

2.1.8. Zusammenfassung

Abschließend sei auf die Abbildung 13 hingewiesen, welche die Einflüsse physiogeografischer Faktoren auf diverse militärische Parameter zusammenfasst.

Abbildung 13: Einfluss verschiedener Geofaktoren auf militärische Aktivitäten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Arbeitsgrundlage: EDER, T., et al, 2006, S.37, in: MANG & HÄUSLER (Hrsg.), 2006 a

2.2. Humangeografische Faktoren

Der Einfluss von humangeografischen Merkmalen auf militärgeografische Entscheidungsfindungen wird oftmals unterschätzt. Dabei erkannten schon die alten Chinesen die Bedeutung von Parametern wie

- Ethnische und rassische Strukturen
- Demografie (Größe, Altersverteilung, Urbanität, Sprache und Dialekte, Alphabetisierung, Verhalten gegenüber Fremden, interne Beziehungen, Religion der Bevölkerung)
- vom Menschen geschaffene und aufrechterhaltene Infrastruktur wie Transport- und Telekommunikationsnetzwerke, was sich in Zitaten wie Waffen sind ein wichtiger Faktor im Krieg, aber nicht der entscheidende; viel wichtiger ist der Mensch...u (Mao Zedong) wiederspiegelt. (COLLINS, J., 1998, S.5, S.177)

Auch in den sozialistischen Ländern wurde traditionell die Bedeutung des Faktors Mensch betont. Großes Augenmerk wurde dabei auch auf die nicht direkt in die Armee eingebundene Zivilbevölkerung gelegt, die mittels Propaganda und Indoktrinierung der kommunistischen Ideologie zu hoher Opferbereitschaft und zu hohem Durchhaltewillen angehalten werden soll. (SPIDTSCHENKO, K.I., 1976, S.15)

In den folgenden Kapiteln sollen nun einige dieser Parameter allgemein besprochen werden, eine erste Umlegung auf den Nahen Osten erfolgt im Kapitel 3.1.

2.2.1. Demografie

Hierzu gehören Faktoren wie absolute Bevölkerungszahl, Bevölkerungsdichte, Verteilung im Raum, Urbanisierung, ethnische und rassische Zusammensetzung, Sprache, Religion und Naturell. Weniger wichtig aus militärgeografischer Sicht sind Parameter wie Geburtenrate oder Lebenserwartung. (COLLINS, J., 1998, S.178)

- absolute Bevölkerungszahl

In Zusammenhang mit einer Alters- und Geschlechterverteilung kann auf die potentielle Anzahl an wehrfähigen Personen geschlossen werden (meist männliche Personen im Alter zwischen 15 und 50 Jahren). Zu beachten sind hierbei kulturelle Unterschiede. Während z.B. in Israel der Einsatz von Frauen in der Armee völlig normal und sogar verpflichtend ist, wäre dies in islamischen Ländern undenkbar. Zu beachten ist auch, dass typische Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, mangelnde Motorik etc. in Wohlstandsgesellschaften weiter verbreitet sind, was sich wiederum negativ auf die Zahl der wehrfähigen Personen auswirkt.

Die Anzahl an potentiellen Soldaten wirkt sich wiederum auf die Wehrfähigkeit von Nationen aus und die Fähigkeit, auch nummerisch große Verluste sowohl in der Armee als auch in der Zivilbevölkerung abzufedern. Bestes Beispiel ist dafür ist die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg. Trotz Verlusten von etwa 7,5 Millionen Soldaten blieb die Rote Armee bis 1945 kampffähig, weil derNachschub an „Menschenmaterial“ ständig gegeben war. (COLLINS, J., 1998, S.178)

Bevölkerungsdichte und Verteilung im Raum

Dieser Parameter ist wichtig fur die Verwundbarkeit eines Staatsgebietes. Bevölkerungskonzentrationen in der Nähe unsicherer Grenzen ohne topografische Hindernisse, so wie dies im Nahen Osten oft der Fall ist, sorgen fur eine große Verwundbarkeit im Zuge einer überraschenden Offensivaktion. Auch Russland ist von dieser Problematik betroffen, trotz der immensen Landfläche leben ca. 80% der Einwohner in Gebieten westlich des Urals, die in der Geschichte wiederholt von Invasoren heimgesucht wurden. (COLLINS, J., 1998, S.179-180)

Große Bevölkerungsdichten gelten oft als einer der Gründe für kriegerische Auseinandersetzungen. Beispiele dafür sind die Expansion Hitlers nach Osten (Gewinnung von Lebensraum - „Drang nach Osten“), die Invasion Japans in der Mandschurei 1937 oder diverse Flüchtlingswellen wie etwa 1971, wo 9 Millionen Kriegsvertriebene eine Beteiligung Indiens im Krieg zwischen Westpakistan und Ostpakistan (heute Bangladesch) auslösten. (COLLINS, J., 1998, S.180)

Meist innerstaatliche Konflikte wie Aufstände, Sturz von Regierungen usw. verursachen demografische Unausgeglichenheiten, etwa in Entwicklungsländern, in denen es einen hohen Anteil an jugendlichen Bewohnern ohne Arbeit und Perspektiven gibt.

- physische Attribute und allgemeine Konstitution
Physische Attribute (z.B. Größe, Gewicht, Hautfarbe etc) fallen bei der Ausübung von militärischen Tätigkeiten weniger ins Gewicht, mit Ausnahme von zwei Punkten (nach COLLINS, J., 1998, S.180-181):
- Operationen in feindlichen Gebieten (so hatten z.B. amerikanische Ausbrecher aus Kriegsgefangenenlagern im Vietnam kaum eine Überlebenschance aufgrund ihres Aussehens)
- Höhenphysiologische Anpassungen (ein vollständiges Angleichen des Leistungsniveaus findet trotz langer Akklimatisationsphasen nicht statt)

Unter die allgemeine Konstitution fallen Parameter wie Unterernährung, schlechte allgemeine Gesundheit etc., welche die Kampfkraft von Soldaten von Grund auf einschränken können. Besonders wichtig in diesem Zusammenhang ist die Anfälligkeit für Krankheiten. So gehen die

[...]


[1] http://www.calsky.com/lexikon/de/txt/n/na/naher osten.php. eingesehen am 29.11.2010

[2] Mit offenen Karten - Der Nahe Osten als Einflussgebiet, http://www.voutube.com/watch?v=rFamwVc-J2E

[3] APA, http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/chronik/vuľkan/2336941/nach-testflug-nato-iet-hatte-glas-triebwerk.story, eingesehen am 19.04.2010

[4] Wald weist verschiedenste Definitionen auf, eine gängige der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO der UNO spricht von Wald, wenn mindestens 10% des Bodens durch Baumkronen überschirmt sind. Ebenfalls unterschiedlich sind die erforderlichen Höhen der Einzelbäume.

[5] SCHLAGER, G., 2006, S.191

Ende der Leseprobe aus 346 Seiten

Details

Titel
Die geostrategische Bedeutung des Nahen Ostens
Hochschule
Karl-Franzens-Universität Graz  (Institut für Geographie und Raumforschung)
Note
1
Autor
Jahr
2010
Seiten
346
Katalognummer
V178769
ISBN (eBook)
9783656015499
ISBN (Buch)
9783656015178
Dateigröße
57358 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Neben der Besprechung der geostrategischen Bedeutung der Region ist auch ein ausführlicher Überblick über Allgemeine Militärgeographie enthalten.
Schlagworte
bedeutung, nahen, ostens
Arbeit zitieren
Mag. Stefan Steiner (Autor:in), 2010, Die geostrategische Bedeutung des Nahen Ostens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178769

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