„Ich habe hier ein sogenanntes Bordereau, d.h. die spezifizierte Aufstellung von Geldsorten, womit ein Handeltreibender eine seinem Bankier überschickte Sendung begleitet. Das Bordereau, welches ich Ihnen vorzeige, lautet über 15834 Gulden und datiert vom 19. Dezember 1869; es ist eine Zahlung, hervorgegangen aus Pacht- und Kaufzielen der Bauern, aus verkauftem Weizen, Gerste, Hülsenfrüchten und dergleichen Abtragungen, die aus den einzelnen umliegenden kleinen Dörfern in diese kleine Landschaft gebracht und durch Vermittlungen eines Handeltreibenden einklassiert werden. Was aus den Taschen der Bauern zusammengeflossen ist, ist folgendes: Die Summe von 15.834 Gulden bestand aus Doppelthalern, Kronenthalern, 2 1/2-Guldenstücken, 2-Guldenstücken, 1-Guldenstücken, 1/2-Guldenstücken, 1/3-, 1/6-, 1/12-Thaler, 5-Franken, 2-Franken, 1-Franken; dann kommt das Gold: Pistolen, doppelte und einfache Friedrichsd’ors, 1/2-Sovereigns, russischen Imperials, Dollars, Napoleons, holländischen Wilhelmsd’or, österreichische und württembergische Dukaten, hessische 10-Guldenstücke und endlich noch ein Stück dänisches Gold.“1
Diese Aussage stammt vom finanzpolitischen Berater Bismarcks und Vorkämpfer des Freihandels Ludwig Bamberger. Er thematisiert in diesem Auszug seiner berühmten Rede, welche er am 5. Mai 1870 vor dem deutschen Zollparlament hielt, die prekäre währungspolitische Lage innerhalb des Deutschen Reiches im Jahr 1870 und die daraus resultierende Notwendigkeit einer Vereinheitlichung des deutschen Münzsystems. Die Problematik, die in diesem Zusammenhang aufgeworfen wird, ist nicht nur die Suche nach den historischen Voraussetzungen der im Jahr 1871 beginnenden Münzreform, sondern ebenfalls die Darstellung der währungspolitischen Motive einer Abschaffung der bestehenden Silberwährung und der Einführung der Goldwährung.
Die folgende Arbeit beschäftigt sich auf der Grundlage dieser Überlegungen mit der Fragestellung: „Warum führte das Deutsche Reich im Jahr 1871 die Goldwährung ein?“
Der Hauptteil dieses Aufsatzes fokussiert sich auf die Darstellung der Ursächlichkeiten der Einführung einer Goldwährung innerhalb des Deutschen Reiches im Jahr 1871. Um jedoch eine zufrieden stellende Antwort auf diese Problematik ist erhalten, muss zuvor auf die Begrifflichkeit der Goldwährung und auf die internationale Entwicklung hin zu einer Ausbreitung von Goldwährungen detailliert eingegangen werden. Nachfolgend liegt die schwerpunktmäßige Betrachtung auf den
Inhaltsverzeichnis
- Das Deutsche Reich 1871 und die Notwendigkeit einer Münzreform
- Das Deutsche Reich und die Einführung der Goldmark
- Die Begrifflichkeit der Goldwährung
- Die Internationale Entwicklung hin zu Goldwährungen
- Das Währungssystem in Großbritannien
- Das Währungssystem in Frankreich
- Warum die Mark, warum nicht der Gulden oder der Franc?
- ,,Die Väter der Mark"
- Ludwig Bamberger
- Adolf Soetbeer
- Otto Michaelis
- Die Voraussetzungen der Einführung
- Die Entwicklungen auf dem Edelmetallmarkt
- Die Nationalen Einflussfaktoren
- Der lange Weg“ zur Mark
- Der Goldautomatismus
- Die Reform des deutschen Münzwesens im Spannungsfeld von Politik und Wirtschaft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Fragestellung: „Warum führte das Deutsche Reich im Jahr 1871 die Goldwährung ein?“. Sie analysiert die Ursachen für die Einführung der Goldwährung im Deutschen Reich und beleuchtet die währungspolitischen Motive hinter der Abschaffung der bestehenden Silberwährung.
- Die Begrifflichkeit der Goldwährung und ihre internationale Entwicklung
- Die politischen Diskussionen und Auseinandersetzungen um die Bezeichnung des neuen Währungssystems
- Die historischen Daten und währungspolitischen Voraussetzungen der Währungsreform
- Der Einfluss des Goldautomatismus auf die Einführung der Goldmark
- Die Rolle politischer Entscheidungsträger und Wirtschaftsfaktoren bei der Münzreform
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel beleuchtet die prekären währungspolitischen Verhältnisse im Deutschen Reich vor 1871 und die Notwendigkeit einer Münzreform. Es wird der Ausgangspunkt für die Analyse der Einführung der Goldwährung im Deutschen Reich gelegt.
- Kapitel zwei befasst sich mit den Beweggründen und den Voraussetzungen für die Einführung der Goldwährung. Die Analyse umfasst die Begrifflichkeit der Goldwährung, die internationale Entwicklung hin zu Goldwährungen und die politischen Diskussionen um die Bezeichnung des neuen Währungssystems. Zudem werden die Lebensgeschichten und politischen Karrieren wichtiger Akteure der Währungsreform, wie Ludwig Bamberger, Adolf Soetbeer und Otto Michaelis, beleuchtet.
- Kapitel drei betrachtet die Entwicklungen auf dem Edelmetallmarkt und die nationalen Einflussfaktoren, die zur Entscheidung für eine Goldwährung führten. Die Analyse beleuchtet auch die Rolle des Goldautomatismus bei der Einführung der Goldmark.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themenbereiche Münzreform, Goldwährung, Silberwährung, Währungssystem, Wirtschaftsgeschichte, Verfassungsgeschichte, Deutsches Reich, Ludwig Bamberger, Adolf Soetbeer, Otto Michaelis, Goldautomatismus, Internationaler Währungsfonds und die politische und wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands im 19. Jahrhundert. Die Analyse basiert auf einer umfassenden Auswertung von Primär- und Sekundärliteratur, insbesondere dem Werk von Bernd Sprenger: „Währungswesen und Währungspolitik in Deutschland von 1834 bis 1875“ und der Schrift von Michael North: „Das Geld und seine Geschichte“.
- Arbeit zitieren
- Susanne Lossi (Autor:in), 2009, Staat und Geld - Warum führte das Deutsche Reich im Jahr 1871 die Goldwährung ein?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178857