Most important is the rejection of naïve realism as epistemological framework for the interpretation of earlier scientific thought, leading to anachronistic evaluations of scientists as "not yet seeing" the truth. A more sophisticated epistemology allows for evaluations which interpret earlier scientists as rational fellow-players in the "game of science". This alternative to naïve realism is to be preferred to historicist and contextualist alternatives, which reduce the historical actor to his "position in history" 1. Im Mittelpunkt meiner Ausführungen wird ein grammatisches Problem stehen, mit dem sich bereits Hermann Paul im ausgehenden 19. Jh. beschäftigt hat: die mangelnde Korrespondenz zwischen einem formal bzw. logisch bestimmten Subjekt und Prädikat in einem Satz. Um der offensichtlich doppelten Natur von Subjekt bzw. Prädikat Rechnung zu tragen, wurde der Begriff vom psychologischen Subjekt bzw. Prädikat für die semantisch-pragmatische Seite dieser syntaktischen Funktionen geprägt. Hermann Paul baute mit Hilfe des psychologischen Subjekts bzw. Prädikats eine ganze Satztheorie auf. In den 20er Jahren des 20. Jh. hieß das Konzept dann "Thema und Rhema". Villem Mathesius hatte Arbeiten über das psychologische Subjekt bzw. Prädikat direkt benutzt und schied nun deutlicher die zwei Ebenen eines Satzes voneinander, der Informationsgehalt war von der Form zu trennen. Daher schien es mir folgerichtig, die Paulschen Ideen mit denen der Prager Funktionalisten zu vergleichen. Die Nähe Pauls zu einem funktionalen sprachwissenschaftlichen Ansatz soll dabei deutlich werden. Als Beispiel einer modernen Sprachtheorie, die sich dem gleichen Gegenstand widmet, wählte ich die Functional Grammar von Simon Dik. Dik filtert weitere Unteraspekte heraus und hebt damit eine Dichotomie zwischen "Topik und Fokus" 2, die in den vorigen Konzepten enthalten war, auf. Daraus lässt sich bereits ablesen, dass im Verlauf der Geschichte die "doppelte" Natur als noch "höherschichtiger" erkannt wurde. Ich möchte also den Veränderungen des Konzeptes nachspüren, sie im Lichte Pauls bewerten und nicht zuletzt meiner Bewunderung für seine weitsichtige Arbeit Ausdruck verleihen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen
- Hermann Paul in der heutigen Rezeption
- Hermann Pauls sprachwissenschaflicher Ansatz
- Die doppelte Natur von Subjekt bzw. Prädikat
- Hermann Paul - Die Satztheorie
- Das psychologische Subjekt und Prädikat
- Beispiele
- Einwortsätze
- Unpersönliche Ausdrücke
- Hermann Pauls Theorie der Satzglieder
- Der zweigliedrige Satz
- Der mehrgliedrige Satz
- Der erweiterte Satz
- Passivsätze
- Resümee
- Villem Mathesius und die Prager Schule
- Simon C. Dik - Functional Grammar
- Grundriss der Theorie
- Syntaktische Funktionen
- Pragmatische Funktionen
- Resümee
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der doppelten Natur von Subjekt und Prädikat, einem Problem, das bereits Hermann Paul im ausgehenden 19. Jahrhundert beschäftigte. Die Arbeit verfolgt das Ziel, die Entwicklung dieses Konzepts im Laufe der Sprachwissenschaft aufzuzeigen und die Erkenntnisse der Prager Schule und der Functional Grammar von Simon Dik mit den Ideen von Paul in Beziehung zu setzen.
- Die doppelte Natur von Subjekt und Prädikat im sprachwissenschaftlichen Kontext
- Die Bedeutung des Konzepts "psychologisches Subjekt und Prädikat" für die Satztheorie
- Der Vergleich der Ansätze von Hermann Paul, der Prager Schule und Simon Diks Functional Grammar
- Die Entwicklung und Veränderung des Konzepts der "doppelten Natur" im Laufe der Zeit
- Die Bedeutung der historischen Perspektive für die Interpretation sprachwissenschaftlicher Theorien
Zusammenfassung der Kapitel
- Vorbemerkungen: Die Arbeit stellt den Gegenstand der Untersuchung dar, die doppelte Natur von Subjekt und Prädikat, und erläutert die Rezeption von Hermann Pauls Werk in der heutigen Sprachwissenschaft.
- Hermann Paul - Die Satztheorie: Dieses Kapitel untersucht Pauls Satztheorie und seine Konzepte des psychologischen Subjekts und Prädikats im Detail.
- Villem Mathesius und die Prager Schule: Dieses Kapitel betrachtet den Ansatz der Prager Schule und insbesondere Villem Mathesius' Arbeiten zur Unterscheidung zwischen Informationsgehalt und Form eines Satzes.
- Simon C. Dik - Functional Grammar: Dieser Abschnitt beleuchtet die Functional Grammar von Simon Dik und wie sie das Konzept der "doppelten Natur" erweitert und verfeinert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen der Satztheorie, der doppelten Natur von Subjekt und Prädikat, dem psychologischen Subjekt und Prädikat, der Prager Schule, der Functional Grammar, Hermann Paul, Villem Mathesius und Simon Dik. Sie untersucht die historische Entwicklung dieser Konzepte und analysiert die verschiedenen Ansätze, die zur Klärung dieser sprachwissenschaftlichen Fragen beigetragen haben.
- Arbeit zitieren
- Sixta Quaßdorf (Autor:in), 2003, Hermann Paul und das Problem der doppelten Natur von Subjekt und Prädikat, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17886