In den letzten dreißig Jahren hat der Großteil der lateinamerikanischen Staaten eine Transition weg von den autokratischen Systemen und hin zu mehr Demokratie und Freiheit erlebt. Dennoch können heute wohl nur Uruguay, Chile, Costa Rica und zunehmend Brasilien als konsolidierte Demokratien gelten. Nur erstere drei werden von Freedom House mit 1 bewertet. Der Bertelsmann Transformation Index beschreibt den Großteil der Staaten Lateinamerikas nach wie vor als defekte Demokratien. Traditionell folgen alle Länder Mittel- und Südamerikas dem Beispiel der Vereinigten Staaten und sind präsidentiell verfasst. Dies wirft bereits folgende Frage auf: Hat der Präsidentialismus negative Auswirkungen auf die Stabilisierung junger Demokratien? In Anbetracht der erneuten Demokratisierung der lateinamerikanischen Welt und der teilweisen Wiederinkraftsetzung prä-autoritärer Verfassungen in vielen Staaten, ist eine Debatte entstanden im Hinblick auf die Vor- und Nachteile des präsidentiellen Regierungssystems. Ein besonders breiter Konsens besteht darin, dass präsidentiell verfasste Staaten den möglichen Bedrohungen des demokratischen Systems weniger gewachsen seien wie Staaten mit parlamentarischen Regierungssystemen
Demokratien können erst als relativ krisenresistent gelten, wenn sie auf allen vier Ebenen konsolidiert sind. In Verbindung mit den Ergebnissen des Bertelsmann Transformation Index und der flächendeckenden Anwendung des präsidentiellen Regierungssystems in Lateinamerika führt dies zwangsläufig zu folgender These: Der Präsidentialismus hat einen negativen Effekt auf den Konsolidierungsprozess junger Demokratien in Lateinamerika. Im Rahmen dieser Arbeit soll dies untersucht werden um einen weiteren Beitrag zur wissenschaftlichen Debatte zu leisten. (...)
In dieser Arbeit untersuche ich obige Fragestellung anhand der lateinamerikanischen Staaten Peru und Argentinien. Beide Staaten sind präsidentiell, bzw. semi-präsidentiell verfasst. Beide Länder haben zu Beginn der 1980er Jahre eine Militärdiktatur überwunden und den demokratischen Neuanfang gewagt. Untersucht wurden die Auswirkungen des Präsidentialismus auf den Konsolidierungsprozess während der ersten 25 Jahre der Demokratisierung. Unerlässlich für die Untersuchung erschien es mir einen kurzen geschichtlichen Abriss sowie eine Beschreibung der Wesenszüge des Präsidentiellen Regierungssystems beider Länder zu geben und im folgenden die Auswirkungen auf den Konsolidierungsprozess zu beschreiben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Peru
- Geschichtlicher Abriss 1980 — 2005
- Natur des peruanischen Präsidentialismus der Jahre 1980 - 1990
- Auswirkungen auf die konstitutionelle Konsolidierung
- Auswirkungen auf die repräsentative Konsolidierung
- Auswirkungen auf die Verhaltenskonsolidierung
- Auswirkungen auf die Konsolidierung der Bürgergesellschaft
- Argentinien
- Geschichtlicher Abriss 1983 — 2008
- Natur des argentinischen Präsidentialismus
- Auswirkungen auf die konstitutionelle Konsolidierung
- Auswirkungen auf die repräsentative Konsolidierung
- Auswirkungen auf die Verhaltenskonsolidierung
- Auswirkungen auf die Konsolidierung der Bürgergesellschaft
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Auswirkung des Präsidentialismus auf den Konsolidierungsprozess in jungen Demokratien Lateinamerikas. Die Arbeit analysiert anhand eines most similar case designs die Entwicklung der Demokratie in Peru und Argentinien, zwei präsidentiell bzw. semi-präsidentiell verfassten Staaten, die in den 1980er Jahren eine Militärdiktatur überwunden und einen demokratischen Neuanfang gewagt haben. Die Arbeit untersucht, ob und inwiefern das präsidentielle Regierungssystem in seinen verschiedenen Ausprägungen Auswirkungen auf den Konsolidierungsprozess des demokratischen Systems hat.
- Der Einfluss des präsidentiellen Regierungssystems auf die konstitutionelle Konsolidierung
- Die Auswirkungen des Präsidentialismus auf die repräsentative Konsolidierung
- Die Rolle des Präsidentialismus im Kontext der Verhaltenskonsolidierung
- Die Entwicklung der Bürgergesellschaft im Vergleich zwischen Peru und Argentinien
- Die Bedeutung der sozioökonomischen Faktoren für den Konsolidierungsprozess
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Relevanz des Themas im Kontext der lateinamerikanischen Staaten hervorhebt. Anschließend werden die beiden Länder Peru und Argentinien im Detail betrachtet.
Das Kapitel über Peru beleuchtet den geschichtlichen Abriss der Transition von der Militärdiktatur zur Demokratie. Dabei werden die Entwicklungen der politischen Institutionen, die Rolle des Militärs und der Sendero Luminoso sowie die Auswirkungen des Präsidentialismus auf die verschiedenen Ebenen der Konsolidierung analysiert.
Das Kapitel über Argentinien behandelt die Rückkehr zur Demokratie nach dem Falklandkrieg und die Entwicklung des politischen Systems unter verschiedenen Präsidenten. Die Arbeit beleuchtet die Besonderheiten des argentinischen Präsidentialismus, die Auswirkungen der Wirtschaftskrisen auf den Konsolidierungsprozess sowie die Rolle der Bürgergesellschaft.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Präsidentialismus, den Konsolidierungsprozess, junge Demokratien, Lateinamerika, Peru, Argentinien, konstitutionelle Konsolidierung, repräsentative Konsolidierung, Verhaltenskonsolidierung, Bürgergesellschaft, Militär, Sendero Luminoso, Wirtschaftskrise, delegative Demokratie, Hyperpräsidentialismus, most similar case design.
- Quote paper
- Peter Wlost (Author), 2011, Die Auswirkung des Präsidentialismus auf den Konsolidierungsprozess in den jungen Demokratien Lateinamerikas. , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178942