Leseprobe
Inhalt
Dank
Vorwort
Der Amerikanische Höhlenlöwe Panthera leo atrox
Löwen der Gegenwart
Der Autor
Literatur
Bildquellen
Dank
Für Hilfe bei der Entstehung dieses Taschenbuches danke ich:
Javier Cácaeres, Madrid
Mike Everhart, Adjunct Curator of Paleontology, Sternberg Museum of Natural History, Fort Hays State University, Hays, Kansas
Alyssa Ganezer, Santa Monica, Kalifornien
Dr. Charles Richard (Dick) Harington,
Curator of Quaternary Zoology Emeritus,
Canadian Museum of Nature, Ottawa, Ontario
Lothar Henke Pirna
Patricio Lorente, La Paz
Sergio De la Rosa Martinez, Toluca, Mexiko Christo Peshev, Blagoevgrad, Rumänen Kevin Pluck, London
Nobu Tamura, Concord, USA
Shuhei Tamura, Kanagawa, Japan
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Höhlenlöwe auf einem Bild des Berliner Tiermalers Heinrich Harder (1858-1935)
VORWORT
Ein Riesenlöwe in der Neuen Welt
Mit einer Gesamtlänge bis zu 3,70 Metern gilt der Amerikanische Höhlenlöwe (Panthera leo atrox) aus dem Eiszeitalter vor etwa 100.000 bis 10.000 Jahren als der größte Löwe aller Zeiten. Er maß von der Kopfspitze bis zum Rumpfende rund 2,50 Meter. Hinzu kam noch der bis zu 1,20 Meter lange Schwanz. Das Gewicht männlicher Tiere wird auf bis zu 300 Kilogramm geschätzt, Weibliche Tiere sollen bis zu 175 Kilogramm gewogen haben. Kein heutiger Löwe in Afrika erreicht eine solche Gesamtlänge und ein solches Gewicht. Mit dieser riesigen Raubkatze, die durch Funde von Zähnen und Knochen aus Nordund Südamerika nachgewiesen ist, befasst sich das Taschenbuch „Der Amerikanische Höhlenlöwe“. Verfasser ist der Wiesbadener Wissenschaftsautor Ernst Probst, der zahlreiche Taschenbücher über Raubkatzen aus grauer Urzeit geschrieben und veröffentlicht hat. Aus seiner Feder stammen Werke über urzeitliche Säbelzahnkatzen, Dolchzahnkatzen, Jaguare, Mosbacher Löwen, Höhlenlöwen, Leoparden und Geparde.
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Rekonstruktion des Amerikanischen Höhlenlöwen (Panthera leo atrox) durch den Künstler Sergio De la Rosa Martinez aus Toluca in Mexiko
Der Amerikanische Höhlenlöwe Panthera leo atrox
Im Eiszeitalter vor etwa 100.000 bis 10.000 Jahren lebte in Nordund Südamerika der Amerikanische Höhlen- löwe (Panthera leo atrox). Er war teilweise ein Zeitgenosse des Europäischen Höhlenlöwen (Panthera leo spelaea), der vor rund 300.000 bis 10.000 Jahren in Europa existierte, sowie des Ostsibirischen Höhlenlöwen (Panthera leo vereshchagini), der vor ungefähr 40.000 bis 10.000 Jahren in Nordostasien und auf Beringia vorkam.
Der Amerikanische Höhlenlöwe geht wahrscheinlich mit dem Ostsibirischen Höhlenlöwen, der auch BeringiaHöhlenlöwe genannt wird, auf einen gemeinsamen Vorfahren im sibirischen Raum zurück. Panthera leo atrox tauchte in der Sangamon-Warmzeit erstmals südlich von Alaska in Amerika auf. Das Sangamon (Sangomonian) entspricht etwa der Eem-Warmzeit (ca. 127.000 bis 115.000 Jahre).
Während der Wisconsin-Eiszeit (etwa 80.000 bis 10.000 Jahre bedeckten zwei riesige Eisschilde bis vor etwa 20.000 Jahren fast die Hälfte von Nordamerika. Das Wisconsin (Wisconsinan) entspricht etwa der süddeutschen Würm-Eiszeit und der norddeutschen WeichselEiszeit (etwa 115.000 bis 11.700 Jahre). Der Name dieser Eiszeit erinnert an den US-Bundesstaat Wisconsin, wo die Spuren der einstigen Vereisung besonders gut zu beobachten sind.
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Originalfund des Unterkiefers aus Natchez (Mississippi), der dem amerikanischen Forscher Joseph Leidy vorgelegen hatte, als er 1853 erstmals den amerikanischen Höhlenlöwen beschrieb.
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Joseph Leidy (1823-1891) beschrieb 1853 erstmals den Amerikanischen Höhlenlöwen (Panthera leo atrox). Dem Forscher hatte der Fund eines Unterkiefers aus Natchez in Mississippi vorgelegen.
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Kompletter Schädel eines Ostsibirischen Höhlenlöwen (Panthera leo vereshchagini) vom Fundort Hunker Creek bei Dawson City im Yukon (Kanada). Länge des Fossils: etwa 45 Zentimeter. Original in der Quaternary Zoology Collection des Canadian Museum of Nature in Ottawa (Kanada).
Als Eisschild oder Inlandeis bezeichnet man eine ausgedehnte, festes Land bedeckende Eismasse mit einer Fläche von reichlich 50.000 Quadratkilometern.
Von Nordosten aus erstreckte sich der kanadische Eisschild (auch Laurentischer Eisschild genannt) von der Arktis bis in die Mitte des nordamerikanischen Kontinents. Er bedeckte Kanada und weite Teile Nordamerikas. Seine südliche Grenze erreichte das Gebiet um New York City und Chicago und verlief entlang des Missouri nach Westen zu den nördlichen Ausläufern der Cypress Hills. Hinter diesen verband sich der kanadische Eisschild mit dem Kordilleren-Eisschild, der sich von den Gebirgsketten des Westens ausdehnte.
In der Wisconsin-Eiszeit gab es mehrere Warmund Kaltzeiten, in denen es zu enormen Schwankungen des Meeresspiegels kam. Durch die Bindung der Niederschläge in Gletschern fiel der Meeresspiegel um bis zu 125 Meter. Dies hatte zur Folge, dass die Beringstraße von etwa 75.000 bis 45.000 Jahren sowie etwa von 25.000 bis 15.000 Jahren Festland war. Über die Beringbrücke entlang der Kommandeursinseln (Russland) und der langgestreckten Alëuten (USA) sowie über die mehr als 1500 Kilometer nördlich davon entfernte Landbrücke Beringia konnten Tiere und Menschen von Sibirien (Asien) nach Alaska (Nordamerika) und umgekehrt wandern.
Nördlich des kanadischen Eisschildes besiedelte zeitweise der Ostsibirische Höhlenlöwe (auch Beringia-Höhlenlöwe genannt) als eine relativ kleine Form die Mammutsteppe von Jakutien bis Alaska und zum Yukon in Kanada.
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Nach dem russischen Paläontologen Nikolai K. Veresh chagin (mit Stock) aus St. Petersburg ist der Ostsibirische Höhlenlöwe oder Beringia-Höhlenlöwe (Panthera leo vereshchagini) benannt.
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Der Mainzer Zoologe Helmut Hemmer gilt weltweit als Spezialist für fossile Katzen.
Gegen Ende der Wisconsin-Eiszeit gelangten Amerikanische Höhlenlöwen nach Florida, Mexiko und Peru (Talara). Zahlreiche Fossilien dieses Höhlenlöwen wurden in Kalifornien, Florida, Kansas, Nebraska, Texas und Süd Dakota (alle USA) entdeckt. Bekannte Fundorte sind Natchez (Mississippi), Rancho La Brea (Kalifornien) sowie Santa Fe und Ichetucknee (Florida).
Wie der Europäische Höhlenlöwe wird auch der Amerikanische Höhlenlöwe als Unterart des heutigen Löwen (Panthera leo) betrachtet. Er entwickelte sich vermutlich aus dem Eurasischen Höhlenlöwen, nachdem dieser während des Eiszeitalters die Landbrücke Beringia oder die Beringbrücke überquert hatte.
Der amerikanische Forscher Joseph Leidy (1823-1891) hat 1853 einen Unterkiefer aus Natchez (Missisippi) als Löwen (Felis atrox) beschrieben. Dies war die erste wissenschaftliche Beschreibung des Amerikanischen Höhlenlöwen (heute Panthera leo atrox), der in der Folgezeitvon anderen Autoren unter verschiedenen wissenschaftlichen Namen beschrieben wurde. Heute noch diskutiert man, ob der Amerikanische Höhlenlöwe eine Unterart (Panthera leo atrox) oder eine Art (Panthera atrox) ist. Dass es sich um einen Löwen handelte, war die erste und richtige, doch nicht die letzte Vermutung. Denn 1941 beschrieb der amerikanische Paläontologe George Gaylord Simpson (1902-1984) ein derartiges Skelett als das eines Riesenjaguars. Damit setzte er einen Irrtum in die Welt, der erst 1971 korrigiert wurde, als der russische Forscher Nikolai K. Vereshchagin und der Mainzer Zoologe Helmut Hemmer unabhängig voneinander zu dem Schluss kamen, dass diese „nordamerikanische Pantherkatze“ doch ein Löwe sei.
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Zeichnung eines Höhlenlöwen (Panthera leo spelaea) aus dem Magdalénien von Les Combarelles bei Les Eyzies-de-Tayac-Sireuil im Departement Dordogne (Frankreich). Länge der Zeichnung etwa 70 Zentimeter, Schulterhöhe ungefähr 65 Zentimeter
Die Amerikanischen Höhlenlöwen hatten eine Kopfrumpflänge von bis zu 2,50 Metern, zu denen noch ein mindestens 1,20 Meter langer Schwanz hinzugerechnet werden muss. Das ergab eine respektable Gesamtlänge von bis zu 3,70 Metern. Ein Vergleich mit Löwen, die von 1700 bis heute erlegt wurden, zeigt auf, dass diese allenfalls eine Gesamtlänge von etwa 3,25 Meter (Kapland) oder 3,33 Meter (Ostafrika) hatten. Doch das waren Rekordmaße und keine Durchschnittsgrößen.
Das maximale Gewicht männlicher Amerikanischer Höhlenlöwen wird auf bis zu 300 Kilogramm geschätzt. Weibliche Tiere sollen etwa 175 Kilogramm gewogen haben.
Die Zähne des Amerikanischen Höhlenlöwen ähneln stark denjenigen heutiger Löwen, aber sie waren merklich größer. Im Vergleich mit Löwen der Gegenwart wirken die Gliedmaßen Amerikanischer Höhlenlöwen graziler, weswegen diese Raubkatzen schneller als jetzige Afrikanische Löwen laufen konnten.
Im Vergleich zu ihrer Körpergröße besaßen Amerikanische Höhlenlöwen das größte Gehirn aller Löwen. Ihnen werden deswegen komplexe soziale Verhaltensweisen zugeschrieben.
Wie heutige Löwen soll auch der Amerikanische Höhlenlöwe ein einfarbiges Fell getragen haben. Ob die männlichen Tiere eine ebenso stattliche Mähne wie die meisten Löwen der Gegenwart besaßen, ist unbekannt. Höhlenmalereien des nahe verwandten Europäischen Höhlenlöwen (Panthera leo spelaea) in Frankreich zeigen diese Raubkatzen stets ohne Mähne.
In Schlechtwetterzeiten suchten die Amerikanischen Höhlenlöwen vermutlich in Höhlen und Felsspalten Schutz vor der Kälte. Womöglich haben sie ihr Lager in Höhlen wie Sibirische Tiger mit Gras oder Blättern gepolstert.
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Knochenlager in einer Teergrube von Rancho La Brea im Stadtgebiet von Los Angeles in Kalifornien mit Schädeln von Säbelzahnkatzen, Wölfen und wolfsartigen Wild hunden sowie einem Pferdeunterkiefer
Die Amerikanischen Höhlenlöwen jagten vor allem Bisons, Hirsche, Wildpferde, Westkamele (Camelopus hesternus) und Buschochsen (Euceratherium). Möglicherweise erbeuteten sie gelegentlich auch Jungtiere von Mammuts (Mammuthus primigenius), Mastodonten und Präriemammuts (Mammuthus colombi).
Zu den Konkurrenten der Amerikanischen Höhlenlöwen rechnet man Säbelzahnkatzen, riesige Kurznasenbären (Arctodus simus) und wolfsähnliche Wildhunde (Canis dirus).
Der vor etwa 44.000 bis 14.000 Jahren in Nordamerika lebende Kurznasenbär oder Kurzschnauzenbär war vermutlich das größte Raubsäugetier des Eiszeitalters. Nach Skelettfunden zu schließen, erreichte er eine Schulterhöhe bis zu 1,80 Metern und aufgerichtet eine Höhe von etwa 3,40 Metern. Die größten Männchen wogen wahrscheinlich bis zu 1000 Kilogramm. Der Kurznasenbär hatte eine besonders kurze Schnauze und von allen Bären das am stärksten auf eine fleischfressende Lebensweise ausgerichtete Gebiss. Seine kräftigen Eckzähne ermöglichten ihm zusammen mit der enormen Kiefermuskulatur einen kräftigen Todesbiss.
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- Arbeit zitieren
- Ernst Probst (Autor:in), 2011, Der Amerikanische Höhlenlöwe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178987
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