Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Grundlagen
2.1 Was ist Kultur?
2.1.1 Rückblick auf die Entwicklung der Kultur
2.1.2 Normativer bzw. behavioristischer Kulturbegriff
2.1.3 Kulturbegriff der kognitiven Anthropologie
2.1.4 Symbolischer Kulturbegriff
2.2 Was ist Kommunikation?
2.3 Mensch und Kultur – das Individuum und die Enkulturation
2.4 Was ist interkulturelle Kommunikation? Der Zusammenhang zwischen Kultur und Kommunikation
2.5 Ethnozentrismus: Die eigene Kultur als Mittelpunkt und Maßstab
2.6 Fremde und Fremdsein: Ingroup and Outgroup
2.7 Kulturdistanz
2.8 Stereotypen im interkulturellen Kontext
3. Strukturmerkmale von Kulturen: Was unterscheidet Kulturen voneinander und welche Probleme ergeben sich dadurch
3.1 Nationalcharakter, Basispersönlichkeit
3.2 Wahrnehmung
3.3 Zeiterleben
3.4 Raumerleben
3.5 Denken
3.6 Sprache
3.7 Nonverbale Kommunikation
3.8 Wertorientierung
3.9 Verhaltensmuster: Sitten, Normen, Rollen
3.10 Soziale Gruppen und ihre Beziehungen
4. Schluss
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Wechselseitig subjektiv empfundene interkulturelle Distanzen von Managern (aus Schugk, Michael: Kulturbedingte Unterschiede in Verkauf und Werbung)
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung:
Schon immer gab es Begegnungen zwischen Menschen verschiedener Kulturen. Während diese früher jedoch relativ selten waren, hat sich das Ausmaß in den letzten 150 Jahren durch die Entwicklung moderner Verkehrs und Kommunikationsmittel vervielfacht.1
Das „normale“ in der Kommunikation ist allerdings das Missverständnis. Nur ausnahmsweise verstehen wir uns. Diese Feststellung gilt für den eigenen Sprach- und Kulturraum. Sie gilt umso mehr, wenn wir Grenzen überschreiten und mit Menschen kommunizieren, die eine andere Prägung erfahren haben.2
Mit zunehmender Internationalisierung der Geschäftbeziehungen und Märkte haben sich auch die Geschäftsaktivitäten und –felder der Unternehmen verändert. Die Akteure stammen aus kulturell verschiedenen Ländern, der Bedarf an Wissen um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede verschiedener Kulturen steigt. „So weisen wissenschaftliche Untersuchungen für die interpersonale Kommunikation in der Wirtschaft nach, dass Manager im Durchschnitt 70% ihrer täglichen Arbeitszeit für Kommunikation aufwenden.“3
Dennoch lässt sich feststellen, dass gerade hier vielfach Ignoranz dominiert. „Missverständnisse und Konflikte, die in der Wirtschaft zu Fehlschlägen ganzer Projekte und Geschäftsabschlüsse führenkönnen,sindmöglicheFolgevonkulturabhängigunterschiedlichenKommunikationsweisen sowie Handlungs – und Deutungsvorraussetzungen, die in der interkulturellen Zusammenarbeit Berücksichtigung finden müssen.“ 4 Statt mit Neugierde und Wissensdrang auf andere Menschen zuzugehen werden Vorurteile gefasst oder Werturteile ausgesprochen.
Ziel dieser Arbeit ist es zunächst einmal die wichtigsten Grundlagen und Grundbegriffe der interkulturellen Kommunikation zu erläutern und vorzustellen (Kapitel zwei). Kapitel drei befasst sich dann mit der Frage, wodurch sich Kulturen voneinander unterscheiden und welche Probleme welcher Art innerhalb von diesem Kontext entstehen können.
In diesem Zusammenhang werden zehn kulturspezifische Strukturmerkmale als Unterscheidungskriterien herangezogen, die unter anderem auf die unterschiedlichen Mentalitäten, Werte, das Denken und die Interaktionen zwischen Menschen verschiedener Kulturen eingehen.
Den Abschluss der Hausarbeit bildet Kapitel vier mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse und Einsichten.
2. Grundlagen:
2.1 Was ist Kultur?
„Kultur ist ein oft verwendetes Wort, bei dem nicht immer klar ist, was damit gemeint ist.“5 Bereits 1952 haben Kroeber und Kluckhohn über 150 Definitionen von Kultur gezählt und miteinander verglichen.6 Dennoch existiert bis heute keine einheitliche, allgemein anerkannte Definition, die Bedeutung von Kultur variiert je nach Kontext und Benutzer.
Im Folgenden gibt dieses Kapitel einen Rückblick auf die Herkunft des Begriffes und stellt die drei wichtigsten Kategorien des Kulturbegriffs vor, denen die meisten Definitionen zuzuordnen sind.
2.1.1 Rückblick auf die Entwicklung der Kultur:
Das Wort Kultur ist abgeleitet von dem lateinischen Begriff colere“ oder „cultura“ = bebauen, bestellen, pflegen.
Er bezeichnet ganz allgemein die Art und Weise, wie Menschen ihr Leben gestalteten mitsamt den „Produkten“ ihres Denkens und Schaffens. War der Begriff im Mittelalter noch fremd, so gewann er ab dem 17. Jahrhundert Bedeutung in dem man „Kultur“ der „Natur“ gegenüberstellte. Kultur bezeichnete das, was der Mensch aus eigenem Willen und Vermögen schaffte. Die Natur wurde dagegen als vorgegeben hingenommen.
Ab dem 18. Jahrhundert engte sich das Gemeinte immer mehr auf die Kulturprodukte, in Verbindung mit betonten Wertungen, ein. So gehörten im deutschen Bildungsbürgertum insbesondere Produkte aus den besonderen Kreisen, denen der „Gebildeten“, zu denen, die als „wertvoll“ galten. Kultur wurde gleich bedeutend mit Hochkultur oder Elitekultur.7
2.1.2 Normativer bzw. behavioristischer Kulturbegriff:
Dem normativen Kulturbegriff gemäß wird unter Kultur alles „Schöne, Wahre und Gute“ verstanden. Dieser enge Kulturbegriff findet auch heute noch Verwendung, wenn im allgemeinen von den schönen Künsten, also von Theater, Literatur und Musik die Rede ist. Er wird aber auch verwendet, um Artefakte wie Essen, Kleidung, Gebäude, Verhaltensweisen ect. zu bezeichnen, die für bestimmte Personengruppen typisch sind.
Da dieser Kulturbegriff sich ausschließlich auf von außen beobachtbare Erscheinungen und Phänomene bezieht, wird von ihm als „behavioristischer Kulturbegriff“ gesprochen. Der wichtigste Vertreter dieser Kategorie ist TAYLOR.8
2.1.3 Kulturbegriff der kognitiven Anthropologie:
Wesentlich häufiger als auf den behavioristischen Ansatz wird in der interkulturellen Forschung auf den Kulturbegriff der kognitiven Anthropologie zurückgegriffen. Anthropologie bezeichnet die Wissenschaft vom Menschen sowie die Wissenschaft menschlicher Verhaltensweisen in Auseinandersetzung mit der Umwelt. Es stehen bei diesem Kulturbegriff allerdings nicht die äußeren Erscheinungen und Phänomene im Vordergrund, sondern das, was in den einzelnen Köpfen der Mitglieder einer Kultur als gemeinsames Wissen existent ist.9
Kultur ist somit im Wesentlichen als ein System von Konzepten, Überzeugungen, Einstellungen und Wertorientierungen, die sowohl im Verhalten und Handeln der Menschen als auch in ihren geistigen materiellen Produkten sichtbar ist, zu verstehen.10
Die beiden wichtigsten Vertreter dieser Kategorie sind GOODENOUGH und HOFSTEDE. Nach GOOENOUGH wird Kultur als gemeinsamer Bestand von Wissen beschrieben, der die Wahrnehmung, Interpretation sowie die Handlungen der Mitglieder der Kultur bestimmt und sie damit von Personen anderer Kulturen abgrenzt und unterscheidbar macht.11 HOFSTEDEs Definition geht darüber hinaus. Er definiert Kultur als die „kollektive mentale Programmierung des Geistes, die die Mitglieder einer Gruppe oder Kategorie von Menschen von einer anderen unterscheidet.“12
Seine These ist: „Kultur ist erlernt und nicht angeboren. Sie leitet sich aus unserem sozialen Umfeld ab, nicht aus unseren Genen.“13
2.1.4 Symbolischer Kulturbegriff:
Der symbolische Kulturbegriff ist eine Weiterentwicklung des Kulturbegriffs der kognitiven Anthropologie, der die Veränderbarkeit als weiteres Kulturmerkmal mit einbezieht. Kulturen sind offene Systeme, die innere Widersprüche in sich tragen und sich in permanenter Entwicklung und Veränderung befinden.
Wichtigste Vertreter dieser Kategorie sind GEERTZ und CARBOUGH. GEETZ zufolge ist Kultur ein Netz ineinandergreifender Systeme von Symbolisierungen, die in Interaktionen eingesetzt und interpretiert werden, die von Generation zu Generation weitergegeben werden und sich dabei fortlaufend verändern. Symbole können in diesem Zusammenhang „Höflichkeit“, „Krankheit“ oder „Zeit“ sein.14
2.2 Was ist Kommunikation?
„Grundsätzlich wird als Kommunikation ein Vorgang bezeichnet, der auf bestimmten Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen Subjekten beruht (lat. communis = gemeinsam, lat. communicare = gemeinschaftlich tun).“15
Der Begriff bezieht sich also auf einen sozialen Prozess, der einemAustausch von Informationen, Zeichen, Wissen, Erfahrungen, Einstellungen, Bewertungen, Stiftung oder Verstärkung von Gemeinsamkeiten sowie einer bestimmten Absicht oder Folge in Bezug auf das Verhalten der kommunizierenden Subjekte dient.
Kommunikation ist Teil menschlichen Verhaltens und wechselseitiger Einwirkungen.16 Er wird häufig mit den Begriffen „Verständigung“, „Interaktion“ und „Übertragung“ umschrieben,aus welchen der dynamische Charakter des Begriffs bereits hervorgeht.17
Das bis heute bekannteste Kommunikationsmodell, das Sender-Empfänger, Modell stammt von SHANNON und WEAVER. 18 „Wenn ein Sender und eine Empfänger Informationen austauschen, läuft ein regelkreisförmiger Prozess ab: Botschaften werden in Signale, Zeichen (natürliche und künstliche) und Symbole verschlüsselt (codiert), die anschließend vom Empfänger entschlüsselt (decodiert) werden.“19
„Entscheidend bei diesem Vorgang ist, dass beide Seiten einen gemeinsamen Zeichenvorrat besitzen und ihn auch dementsprechend entschlüsseln können.“20
Somit ist Kommunikation ein Austausch von Information und Zeichen zwischen Empfänger (Reziepient) und Sender (Kommunikator), die diese Rollen wechselseitig einnehmen können.21 Es handelt sich um einen zielgerichteten Vorgang zur Verwirklichung bestimmter Absichten und Zwecke, dessen Intentionalität sowohl vom Sender als auch vom Empfänger ausgeht. Mögliche Störquellen innerhalb dieses Vorganges kann eine voneinander abweichende Wahrnehmung, Interpretation und Nutzung von Mitteilungen zwischen Rezipient und Kommunikator sein.22
2.3 Mensch und Kultur – das Individuum und die Enkulturation:
Kultur ist etwas spezifisch Menschliches. Nur der Mensch schafft Kultur und wird von ihr geprägt. Und dennoch existiert „der Mensch“ als solches nicht. Es handelt sich hier konkret nur um einzelne Personen, also Individuen, die einmalig und unverwechselbar sind.
Diese Personen und Persönlichkeiten werden einerseits durch die Kultur in der sie leben, der sie angehören, geprägt, andererseits beeinflussen sie ihre Kultur und tragen somit zum „kulturellen Wandel“ bei. Sie nehmen an der „Enkulturation“ teil, einem Prozess, der ähnlich der Sozialisation, das Hineinwachsen des Individuums in seine Kultur bezeichnet.
Enkulturation umfasst unter anderem das Lernen grundlegender menschlicher Fähigkeiten im sozialen Bereich, also etwa das eingehen sozialer Beziehungen, die Kontrolle über das eigene Verhalten und seine Emotionen, wie man die Welt sieht, verbale und nonverbale Kommunikation, Erwartungen an andere, was man positiv und negativ bewertet.23
2.4 Was ist interkulturelle Kommunikation? Der Zusammenhang zwischen Kultur und Kommunikation:
Der Begriff «Interkulturelle Kommunikation» wurde erstmals 1954 von HALL und TRAGER in ihrem gleichnamigen Aufsatz verwendet. Sie wiesen als Erste darauf hin, daß die interkulturelle Kommunikation als ein erfolgversprechendes Feld wissenschaftlicher Betätigung anzusehen sei, auch außerhalb dem Bereich der Wirtschaft.24
[...]
1 Vgl. Maletzke, Gerhard: Interkulturelle Kommunikation. Zur Interaktion zwischen Menschen verschiedener Kulturen, Opladen 1996, S.9
2 Vgl. Seelmann-Holzmann, Hanne: Global Players brauchen Kulturkompetenz. So sichern Sie sich ihre Wettbewerbsvorteile im Asiengeschäft. Nürnberg 2004, S.7
3 Schugk, Michael: Interkulturelle Kommunikation. Kulturbedingte Unterschiede in Verkauf und Werbung, München 2004, S.1
4 Ebd., S.1f
5 Maletzke, Interkulturelle Kommunikation, S.15
6 Vgl. Thomas, Alexander/ Kinast, Eva-Ulrike/ Schroll-Machl, Sylvia (Hg.): Handbuch Interkulturelle Kommunikation und Koope- ration. Band 1: Grundlagen und Praxisfelder, Göttingen 2003, S.21
7 Vgl. Maletzke, Interkulturelle Kommunikation, S.15
8 Vgl. Schugk, Kulturbedingte Unterschiede in Verkauf und Werbung, S.28
9 Vgl. Schugk, Kulturbedingte Unterschiede in Verkauf und Werbung, S.29
10 Vgl. Maletzke, Interkulturelle Kommunikation, S.16
11 Vgl. Schugk, Kulturbedingte Unterschiede in Verkauf und Werbung, S.29
12 Hofstede, Geert/ Hofstede, Gert Jan: Lokales Denken, globales Handeln. Interkulturelle Zusammenarbeit und globales Management, 3. Auflage, München 2006, S.4
13 Ebd.
14 Vgl. Schugk, Kulturbedingte Unterschiede in Verkauf und Werbung, S.30f
15 Ebd., S.3
16 Vgl. Schugk, Kulturbedingte Unterschiede in Verkauf und Werbung, S.4
17 Vgl. ebd., S.5
18 Vgl. ebd.,S.7
19 Rothlauf, Jürgen: Interkulturelles Management. Mit Beispielen aus Vietnam, China, Japan, Russland und den Golfstaaten, 2. Auflage, München 2006, S.139
20 Unger in: Rothlauf, Jürgen: Interkulturelles Management. Mit Beispielen aus Vietnam, China, Japan, Russland und den Golf- staaten, 2. Auflage, München 2006, S.140
21 Vgl. Schugk, Kulturbedingte Unterschiede in Verkauf und Werbung, S.11
22 Vgl. ebd., S.21
23 Vgl. Maletzke, Interkulturelle Kommunikation, S.20-23
24 Vgl Schugk, Kulturbedingte Unterschiede in Verkauf und Werbung, S.2