Die vorliegende Arbeit untersucht und vergleicht die Presseberichterstattung in den deutschen
und französischen Qualitätszeitungen anlässlich der Risikodebatte zur neuen Influenza A
(H1N1). In den deutschen Medien wird diese Form der Influenza meist mit „Schweinegrippe“
oder „neue Influenza“ bezeichnet, während in den französischen Medien vorwiegend die
Bezeichnungen „H1N1“ und „grippe A“ verwendet werden.
Die Infektionskrankheiten gehören mit etwa 15 Millionen Todesfällen pro Jahr weltweit zu
den häufigsten Todesursachen. Jedes Jahr kommt es in Mitteleuropa, meist zwischen Januar
und März, zu einer Influenzaepidemie mit mehreren Millionen Erkrankungen. Umgangssprachlich
wird der grippale Infekt häufig mit der echten Virusgrippe gleichgesetzt, doch
während andere Viren in erster Linie den Atemtrakt befallen und vor allem im Kindesalter
auftreten, zeichnet sich die Influenza durch schwere fieberhafte Erkrankungen in allen Altersgruppen
aus (vgl. Haas 2005: 1020).
Im April 2009 erkranken in Mexiko erstmals Menschen an einer neuen Form des Virus. Dieses
Virus war bis dahin unbekannt, kann aber wissenschaftlich schnell entschlüsselt werden
und erhält die Bezeichnung A/H1N1. Diese neue Form der Virusinfektion wird umgangssprachlich
auch als „Schweinegrippe“ bezeichnet, da der Erreger vermutlich durch das
Durchmischen verschiedener Teile der Erbinformationen unterschiedlicher Grippeviren bei
Schweinen entstanden ist. Grippeviren (Influenzaviren) werden in die Typen A, B und C eingeteilt.
Den Angaben des deutschen Bundesministeriums für Gesundheit zufolge sind die Influenza-
Viren vom Typ A die gefährlichsten Viren (vgl. Bundesministerium für Gesundheit
2010: 3). Die neue Influenza A (H1N1) wird daher häufig mit der Spanischen Grippe in Verbindung
gebracht, die im Jahr 1918/19 ausbricht und in ihrem Verlauf weltweit 25-40 Millionen
Todesopfer fordert.Diese Grippe-Pandemie hatte so verheerende Folgen, da der neue
Erreger vom Typ A höchst ansteckend war und durch den ersten Weltkrieg bedingt sehr stark
verbreitet wurde (vgl. Vasold 2009: 126). Influenza-A-Viren sind extrem variabel und können sehr schnell in einer Reihe von Untertypen auftreten. Jeder dieser Untertypen ist imstande,
weitere Varianten hervorzubringen.[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Relevanz des Themas
- Zielsetzung
- Fragestellung
- Theoretischer Hintergrund
- Wissensgesellschaft und Risikogesellschaft
- Arena-Modell öffentlicher Kommunikation
- Wissenschaftskommunikation und Risikokommunikation
- Formen der massenmedialen Thematisiemng von Wissenschaft
- Die Rolle der Experten in der Wissenschafts- und Risikoberichterstattung
- Frames in der Berichterstattung über Wissenschaft und Risiko
- Journalismuskulturen in Frankreich und Deutschland
- Fazit
- Methodisches Vorgehen
- Inhaltsanalyse und Ländervergleich
- Forschungsdesign und Stichprobe
- Printmedien/Qualitätsæitungen
- Untersuchte Zeitungen
- Untersuchungszeitraum und Stichprobenziehung
- Operationalisierung
- Codebuchentwicklung
- Kategorien des Codebuchs und Codierlogik
- Reliabilitätstest
- Darstellung der Ergebnisse
- Formale Kriterien
- Inhaltliche Kategorien
- Berichterstattungsform der Risikodebatte
- Länder-vergleich der Berichterstattungsform
- Sprecher der Risikodebatte
- Ländervergleich der Sprecher
- Frames der Risikodebatte
- Ländervergleich der Frames
- Issues der Risikodebatte
- Ländet-vergleich der Issues
- Kombinierte Variablen der Risikodebatte
- Zusammenfassung und Fazit
- Ausblick
- Literatur
- Abbi I dungsverzeichni s
- Tabellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Lizentiatsarbeit befasst sich mit der journalistischen Risikoberichterstattung in Frankreich und Deutschland. Sie analysiert die Presseberichterstattung anlässlich der neuen Influenza A (H1N1) in den Jahren 2009 und 2010, um Unterschiede in der Berichterstattungsform, den Sprechern, den Frames und den Issues zwischen den beiden Ländern herauszuarbeiten.
- Die Arbeit untersucht, wie stark neben der Darstellung von reinen Informationen auch Interpretationen und Meinungen in der Berichterstattung wiedergegeben werden.
- Sie identifiziert die wichtigsten Sprecher der Risikodebatte und analysiert, welche gesellschaftlichen Teilbereiche die Auseinandersetzung durch ihre Informationen, Interpretationen und Meinungen bestimmen.
- Die Arbeit beleuchtet die verschiedenen journalistischen Frames/Perspektiven auf die Thematik und betrachtet darin die Rolle der Wissenschaft und der Experten im Risikodiskurs.
- Sie zeigt die verschiedenen Issues auf, die in der Risikodiskussion um die neue Influenza A (H1N1) auf der Medienagenda stehen.
- Schliesslich stellt die Arbeit Gemeinsamkeiten und Unterschiede der französischen und deutschen Berichterstattung in den Qualitätsæitungen zu den genannten Punkten (Interpretations- und Meinungsabbildung, Sprecherspektrum, Frames/Rolle der Wissenschaft bzw. Experten und Issues) dar.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit führt in die Thematik der journalistischen Risikoberichterstattung ein und erläutert die Relevanz des Themas, die Zielsetzung der Arbeit und die Forschungsfragen.
Kapitel 2 beleuchtet den theoretischen Hintergrund der Arbeit. Es werden die Konzepte der Wissensgesellschaft und der Risikogesellschaft sowie das Arena-Modell öffentlicher Kommunikation vorgestellt. Zudem werden die Wissenschafts- und Risikokommunikation sowie die Rolle der Experten in der Berichterstattung über Wissenschaft und Risiko analysiert. Zum Schluss des Kapitels werden die Journalismuskulturen in Frankreich und Deutschland im Vergleich betrachtet.
Kapitel 3 beschreibt das methodische Vorgehen der Arbeit. Es werden die Inhaltsanalyse als Methode und das Forschungsdesign der Studie erläutert. Die Auswahl der untersuchten Zeitungen, der Untersuchungszeitraum und die Stichprobenziehung werden detailliert dargestellt. Zudem wird die Operationalisierung der Variablen und die Entwicklung des Codebuchs beschrieben.
Kapitel 4 präsentiert die Ergebnisse der Inhaltsanalyse. Es werden formale Kriterien wie der Verlauf der Berichterstattung, die Anzahl der codierten Paragraphen und die Verteilung der Darstellungsformen betrachtet. Anschliessend werden die inhaltlichen Kategorien, wie die Berichterstattungsform, die Sprecher, die Frames und die Issues, analysiert und interpretiert. Der Ländervergleich der jeweiligen Kategorien zeigt die Unterschiede in der medialen Auseinandersetzung mit der neuen Influenza A (H1N1) zwischen Frankreich und Deutschland.
Das fünfte Kapitel fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und zieht ein Fazit. Die Arbeit zeigt, dass die Berichterstattungsform, die Sprecher und die Issues der Risikodebatte um die neue Influenza A (H1N1) zwischen Frankreich und Deutschland deutlich differieren. Die Unterschiede lassen sich auf die strukturellen und kulturellen Rahmenbedingungen der beiden Länder zurückführen. Die Arbeit bestätigt zudem die Ergebnisse von Peters (2009) zur Behandlung epidemiologischer Themen in den Medien. Der Orientierungs-Frame dominiert die öffentliche Diskussion, so dass die Thematik in erster Linie als Aufklärungsthema behandelt wird. Die Legitimität von Wissenschaft und Experten wird dabei selten in Frage gestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die journalistische Risikoberichterstattung, die neue Influenza A (H1N1), den Ländervergleich Frankreich und Deutschland, die Berichterstattungsform, die Sprecher der Risikodebatte, die Frames in der Berichterstattung, die Issues der Medienagenda und die Unterschiede in der medialen Auseinandersetzung zwischen den beiden Ländern. Die Arbeit beleuchtet die Rolle der Wissenschaft und der Experten im Risikodiskurs und untersucht die Legitimität von Wissenschaft und Experten in der öffentlichen Kommunikation.
- Quote paper
- Julia Jawhari (Author), 2010, Journalistische Risikokommunikation in Frankreich und Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/179061