Augustinus, einer der größten Theologen der Kirchengeschichte, entwickelte in der geistigen Auseinandersetzung mit den philosophischen und religiösen Strömungen seiner Zeit seine Lehren von der Erbsünde, der göttlichen Gnade, der göttlichen Souveränität und der Prädestination. Seine Werke beeinflussten über die Jahrhunderte die abendländische Theologie. In dieser Arbeit sollen zwei seiner Werke unter dem Gesichtspunkt des Begriffs der Sünde untersucht werden: Über den freien Willen (De libero arbitrio) und Die Bekenntnisse (Confessiones). Beide Werke befassen sich eingehend mit der menschlichen Sünde, wobei in De libero arbitrio eine erste theoretische Auseinandersetzung mit diesem Thema stattfindet und das Buch eine Grundlage bildet von der aus Augustinus seine späteren Konzeptionen von Erbsünde und Gnadenlehre entwickelte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Konzeption der Sünde
- De libero arbitrio — 1. Buch: Was ist das Böse?
- De libero arbitrio — 2. Buch: Weshalb verlieh Gott den freien Willen?
- De libero arbitrio — 3. Buch: Unwissenheit und Unvermögen
- Die Sünde in den Confessiones
- Zweites Buch: Der Birnendiebstahl
- Drittes Buch: Flagitium, Facinus und falsche Freiheit
- Viertes Buch: Uti und Frui
- Schluss
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert den Sündenbegriff in Augustinus' Werken „De libero arbitrio" und „Confessiones". Ziel ist es, die Entwicklung des Sündenbegriffs von der ersten theoretischen Auseinandersetzung in „De libero arbitrio" bis hin zur autobiographischen Darstellung in den „Confessiones" zu untersuchen. Dabei werden die Konzepte des freien Willens, der Erbsünde, der göttlichen Gnade und der Prädestination beleuchtet.
- Der freie Wille als Quelle der Sünde und die Rolle der göttlichen Gnade
- Die Unterscheidung zwischen verschiedenen Arten der Sünde: Flagitium, Facinus und die Lust am Bösen
- Die Bedeutung des Theodizeeproblems und die Frage nach der Vereinbarkeit von Gottes Allgüte und dem Übel in der Welt
- Augustinus' eigene sündhafte Lebensgeschichte und seine Bekehrung zum Christentum
- Die Rolle der menschlichen Natur und die Folgen der Erbsünde
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Buch von „De libero arbitrio" beschäftigt sich mit der Definition des Bösen. Augustinus argumentiert, dass das Böse keine eigenständige Wesenheit ist, sondern aus der schuldhaften Begierde des Menschen entspringt. Die Hinwendung zu den vergänglichen Gütern der Welt stellt einen Verstoß gegen das ewige Gesetz Gottes dar und führt zu Leid und Unglück. Der Mensch besitzt zwar die Fähigkeit, der Vernunft die Herrschaft über seine Begierden zu geben, doch durch die Erbsünde ist er in Unkenntnis und Unvermögen gefangen.
Im zweiten Buch von „De libero arbitrio" wird die Frage aufgeworfen, weshalb Gott dem Menschen den freien Willen verliehen hat, wenn dieser doch zur Sünde führt. Augustinus argumentiert, dass der freie Wille ein Gut ist, das dem Menschen von Gott verliehen wurde, um ihm die Möglichkeit zur rechtschaffenen Handlung zu ermöglichen. Der Missbrauch dieses Gutes liegt allein in der Verantwortung des Menschen.
Das dritte Buch von „De libero arbitrio" widmet sich der Frage, weshalb der Mensch seinen freien Willen missbraucht. Augustinus stellt die Frage, ob die Bewegung des Willens zum Bösen nicht doch eine natürliche Bewegung ist. Er kommt zu dem Schluss, dass der Mensch selbst verantwortlich für sein Handeln ist und dass die göttliche Präscientia die Freiheit des Willens nicht aufhebt.
In den „Confessiones" stellt Augustinus seinen eigenen sündhaften Lebensweg dar und macht seine theoretischen Erkenntnisse anschaulich. Das zweite Buch erzählt vom Birnendiebstahl, den Augustinus als einen bewussten Akt des Abwendens von Gott deutet. Das dritte Buch beschreibt die Schandtat (flagitium) und die Übeltat (facinus), die aus der schuldhaften Begierde entspringen. Das vierte Buch behandelt die Trauer um den Verlust eines Freundes und die Bedeutung der richtigen Art, den Nächsten zu lieben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Sündenbegriff, den freien Willen, die Erbsünde, die göttliche Gnade, die Prädestination, das Theodizeeproblem, Flagitium, Facinus, die Lust am Bösen, die Güterhierarchie, Uti und Frui, die menschliche Natur und die Folgen der Erbsünde.
- Quote paper
- Stefanie Kern (Author), 2009, Augustinus' Sündenbegriff, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/179072