Worin unterscheiden sich die vielen Orden und religiösen Gemeinschaften des Mittelalters? Diese Frage ist von zentraler Bedeutung für die Erforschung mittelalterlichen Klosterlebens. Vor allem bei den zahlreichen im Zuge der Bettelordensbewegung neu gegründeten Gemeinschaften mit ihren zum Teil sehr ähnlichen Zielsetzungen ist es überaus schwierig, Zielsetzungen und Forderungen nicht zu verwechseln. Diese Arbeit möchte einige Aspekte der obigen Fragestellung beleuchten.
In Reaktion auf tiefgreifende gesellschaftliche Umbrüche beginnen Stadtbürger im 12. Jahrhundert, ihre Lebensführung nach den Forderungen der Evangelien auszurichten. Besonders das urchristliche Ideal freiwilliger Armut inspiriert viele. Es entsteht eine Vielzahl von Gemeinschaften, die ihre materiellen Ansprüche auf das Notwendigste beschränken. Eine davon ist der Franziskanerorden, dem mein besonderes Interesse gilt. Franziskus von Assisi gründet den Orden um 1209, bemüht um die Schaffung einer neuen Lebensform in apostolischer Armut. Doch wie soll diese konkret aussehen? Und verfolgt er damit tatsächlich eine neue Idee? Antwort sollen die Analyse des Armutsideals des Franziskus und ein exemplarischer Vergleich seines Ordens mit anderen zeitgenössischen Armutsbewegungen geben. Bei den Dominikanern und den Waldensern, die ich dafür hinzuziehe, handelt es sich um zwei der einflussreichsten Bewegungen ihrer Zeit. In vielen Arbeiten werden die Franziskaner als ,,Nachfolger" dieser Gruppen behandelt.
Meine Arbeit behandelt die Gründungszeit der drei Bewegungen, da sie alle später ständig Veränderungen unterworfen waren, durch die die radikalen Ideen ihrer Gründer an Gewicht verloren und die strengen Vorschriften gelockert wurden.
Aus Platzgründen minimiere ich die Ordensgeschichten der Dominikaner und Waldenser und widme mich hauptsächlich ihrem Armutsverständnis.
Die Biographie des Franziskus beende ich mit der Bestätigung der Regula Bullata im Jahre 1223, da die nachfolgenden Ereignisse für die Beantwortung meiner Fragestellung irrelevant, fast kontraproduktiv sind. Zu diesem Zeitpunkt verliert der Ordensgründer zunehmend an Einfluss auf seine Bewegung, sein Ideal ist in der Regula Bullata kaum mehr erkennbar. Daher ziehe ich zur Erläuterung seiner Forderungen hauptsächlich die vorläufige Regel, die Regula non Bullata, heran.
Zu den Waldensern liegen mir leider keine Quellen vor. Daher basiert meine Analyse bezüglich dieser Bewegung auf wissenschaftlichen Abhandlungen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Armut und Armutsintentionen im 12. Jahrhundert
- 1.1 Wirtschaftliche Verhältnisse zur Zeit des Franziskus
- 1.2 Situation der Kirche um 1200
- 1.3 Die Armutsbewegung
- 1.3.1 Die Dominikaner
- 1.3.2 Die Waldenser
- 2 Das Armutsverständnis des Franziskus
- 2.1 Biographie des Franziskus
- 2.2 Entwicklung des Armutsideals im Zuge der Ordensgründung
- 2.3 Armut im Spiegel der franziskanischen Ordensregel
- 3 Die Armutsforderungen der drei Orden im Vergleich
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Armutsideal des Franziskus von Assisi und dessen Einzigartigkeit im Kontext der Armutsbewegungen des 12. Jahrhunderts. Sie vergleicht das franziskanische Armutsverständnis mit dem der Dominikaner und Waldenser, um die spezifischen Zielsetzungen und Forderungen des Franziskanerordens zu beleuchten und die Frage nach der "Neuartigkeit" seines Ideals zu beantworten. Der Fokus liegt auf der Gründungszeit der drei Bewegungen, bevor spätere Veränderungen die ursprünglichen, radikalen Ideen verwässerten.
- Wirtschaftliche und kirchliche Verhältnisse um 1200
- Das Armutsideal des Franziskus von Assisi
- Vergleich des franziskanischen Armutsverständnisses mit dem der Dominikaner und Waldenser
- Analyse der franziskanischen Ordensregel
- Die Bedeutung der Armutsbewegungen im Kontext gesellschaftlicher Umbrüche
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach den Unterschieden zwischen mittelalterlichen Orden und Gemeinschaften, insbesondere im Kontext der Bettelordensbewegung, vor. Sie hebt die Schwierigkeit hervor, ähnliche Zielsetzungen und Forderungen zu unterscheiden, und beschreibt das besondere Interesse an der Lebensform des Franziskanerordens, die in apostolischer Armut gegründet wurde. Die Arbeit analysiert das Armutsideal des Franziskus im Vergleich zu zeitgenössischen Bewegungen wie den Dominikanern und Waldensern, um die mögliche "Neuartigkeit" seines Ansatzes zu ergründen. Der Fokus liegt auf der Gründungszeit, bevor Veränderungen die ursprünglichen Ideen beeinflussten. Die methodische Herangehensweise und die Limitationen der Quellen werden ebenfalls erläutert.
1 Armut und Armutsintentionen im 12. Jahrhundert: Dieses Kapitel liefert den historischen Kontext für das Verständnis der Armutsbewegungen. Es beschreibt den wirtschaftlichen Aufschwung des 12. Jahrhunderts, insbesondere in den Städten, und den damit verbundenen sozialen Umbrüchen. Die zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich, die wachsende Kritik an der Kirche und der lebendige Gegensatz zwischen der evangelischen Armutsforderung und der Realität des Klerus werden dargestellt. Das Kapitel beleuchtet die Reformbestrebungen, die sich gegen den Lebensstil des höheren Klerus richteten, und führt in die Armutsbewegung ein.
Schlüsselwörter
Franziskus von Assisi, Armutsideal, Armutsbewegungen, Bettelorden, Dominikaner, Waldenser, Mittelalter, Kirche, Wirtschaft, Gesellschaft, Regula Bullata, Regula non Bullata, 12. Jahrhundert.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Armutsideal des Franziskus von Assisi
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht das Armutsideal des Franziskus von Assisi und dessen Einzigartigkeit im Kontext der Armutsbewegungen des 12. Jahrhunderts. Sie vergleicht das franziskanische Armutsverständnis mit dem der Dominikaner und Waldenser, um die spezifischen Zielsetzungen und Forderungen des Franziskanerordens zu beleuchten und die Frage nach der "Neuartigkeit" seines Ideals zu beantworten.
Welche Zeitperiode wird betrachtet?
Der Fokus liegt auf der Gründungszeit der drei Bewegungen (Franziskaner, Dominikaner, Waldenser) im 12. Jahrhundert, bevor spätere Veränderungen die ursprünglichen, radikalen Ideen verwässerten.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die wirtschaftlichen und kirchlichen Verhältnisse um 1200, das Armutsideal des Franziskus von Assisi, einen Vergleich des franziskanischen Armutsverständnisses mit dem der Dominikaner und Waldenser, eine Analyse der franziskanischen Ordensregel und die Bedeutung der Armutsbewegungen im Kontext gesellschaftlicher Umbrüche.
Welche Quellen werden verwendet?
Die genaue Quellenangabe ist im HTML-Code nicht enthalten. Die Zusammenfassung erwähnt jedoch methodische Herangehensweise und die Limitationen der Quellen, die in der vollständigen Arbeit detailliert beschrieben sein dürften.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist strukturiert in Einleitung, Kapitel 1 (Armut und Armutsintentionen im 12. Jahrhundert), Kapitel 2 (Das Armutsverständnis des Franziskus), Kapitel 3 (Die Armutsforderungen der drei Orden im Vergleich) und Fazit. Kapitel 1 liefert den historischen Kontext, Kapitel 2 konzentriert sich auf Franziskus, Kapitel 3 auf den Vergleich der Orden und das Fazit fasst die Ergebnisse zusammen.
Was ist die zentrale Forschungsfrage?
Die zentrale Forschungsfrage ist, worin sich das Armutsideal des Franziskus von Assisi von den zeitgenössischen Armutsbewegungen unterscheidet und ob es als "neu" betrachtet werden kann.
Welche Gemeinschaften werden verglichen?
Die Arbeit vergleicht das Armutsideal der Franziskaner mit dem der Dominikaner und Waldenser.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Franziskus von Assisi, Armutsideal, Armutsbewegungen, Bettelorden, Dominikaner, Waldenser, Mittelalter, Kirche, Wirtschaft, Gesellschaft, Regula Bullata, Regula non Bullata, 12. Jahrhundert.
- Arbeit zitieren
- Katharina Strohmeier (Autor:in), 2001, Das Armutsideal des Franziskus von Assisi. Eine neue Idee?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1790