Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Frauen im Rechtsextremismus
2.1 Die Rolle der Frau im Rechtsextremismus
2.2. Das Frauenbild rechter Männer
2.3. Das Selbstverständnis rechter Frauen
2.4. Feminismus im Rechtsextremismus
3. Fazit
4. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In der heutigen Gesellschaft ist das Thema der Emanzipation allgegenwärtig und wird in der Mitte der Gesellschaft keineswegs mehr hinterfragt oder in Frage gestellt. Im besonderen Falle des Rechtsextremismus soll hierbei geklärt werden, ob auch hier eine Übernahme der Emanzipation stattgefunden hat, oder ob ein traditionalistisches Frauenbild à la Adolf Hitler noch immer Sympathisanten findet. In der Hausarbeit Die Rolle der Frau in der rechtsextremen Gemeinschaft - Versteckte Emanzipation oder traditionelle Hinterlassenschaft? soll geklärt werden, welches Frauenbild, bzw. welche Frauenbilder sich in der rechten Szene durchgesetzt haben. Hierfür beginne ich nach dieser Einleitung mit einem Abriss über die Rolle der Frau im Rechtsextremismus, um dann zu den beiden großen Gegenpolen von Ansichten zu kommen, die heute noch überwiegen. Hierbei stehen sich einerseits Frauenbilder von Männern, andererseits Selbstverständnisse von Frauen gegenüber, von denen man meinen könnte es handele sich um zwei verschiedene Diskussionspunkte. Mit der Darstellung von rechtem Feminismus werde ich die Themenerarbeitung abschließen.
Zu sagen ist, dass sich die wissenschaftliche Diskussion als eher schwierig gestaltet. Dies jedoch nicht, weil etwaige Besonderheiten die Forschung erschweren, sondern weil historische Forschungen Mangelware sind. Es gibt nur eine spärliche Anzahl aktueller Literatur und einige wenige Veröffentlichungen aus den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts. Nichtsdestotrotz soll am Ende herausgestellt werden, ob Frauen im Rechtsextremismus immer noch als Heimchen am Herd, oder mittlerweile schon als Kämpferinnen neben den Männern gesehen werden.
Tino Zenker
2. Frauen im Rechtsextremismus
2.1 Die Rolle der Frau im Rechtsextremismus
Betrachtet man den Rechtsextremismus, so wird in der Öffentlichkeit nahezu ausschließlich ein männliches Phänomen ersichtlich. In Verbindung damit bringt man martialisch aussehende junge Männer mit kahlrasierten Köpfen. Auch im politischen Geschehen treten hauptsächlich nur Männer als Repräsentanten ihrer rechter Parteien auf. Die Historie hat gezeigt, dass die Verherrlichung „ ,männlicher Tugenden‘ wie Wahrhaftigkeit, Militarismus und Kameradschaft im Rechtsextremismus immer besonders intensiv gepflegt wurden.“ (Rommelspacher 2011:43) Doch es gab auch Frauen, die als Heldenmütter und Kämpferinnen an der Heimatfront galten. Jedoch unterschied sich ihre Rolle von der Rolle der Männer. Sie war nicht an vorderster Front dabei, sondern war da, um ihrem Mann den Rücken zu stärken und ihrem Führer Kinder zu gebären. Zwar kann man diese Rolle der Frau als durchaus wichtig bezeichnen, doch sie war ohnehin nur zweitrangig in der rechtsextremen Ideologie. Frau und Mann haben demnach unterschiedliche Rollen, an denen sich im Milieu der Rechtsextremen bis heute nicht viel geändert hat. (Rommelspacher 2011:43)
Knapp erläutert dazu, dass man unbedingt differenzieren muss, wenn man das Rollenverständnis der Frau im Rechtsextremismus näher untersucht. Hierbei muss zwischen dem Frauenbild rechter Männer, wie es zum Beispiel in Parteiprogrammen und auf Kundgebungen verlautbart wird; und dem Selbstverständnis der rechten Frauen unterschieden werden. Dabei gesaltet sich das Frauenbild rechter Männer tendenziell homogener und mehr auf Traditionen ausgelegt, als das Selbstverständnis der Frauen, da in diesem Selbstverständnis weitere Differenzierungen auftreten. (vgl. Knapp 1993:218) Grundsätzlich muss man sagen, dass der Rechtsextremismus in der Öffentlichkeit durch Männer repräsentiert wird, doch das heißt nicht, dass keine Frauen daran beteiligt sind. In der früheren Forschung hinterfragte man die Positionen von Frauen selten, bis eher gar nicht. Man sah sie als Opfer der bestehenden Verhältnisse und adaptierte diese Sichtweise auch auf die Rolle von Frauen im Rechtsextremismus. Mit aufkommenden Forschungsprojekten kam man schließlich dazu, das allgemeine Handeln von Frauen in der rechten Szene unter dem Gesichtspunkt der „Mittäterschaft und Täterinnenschaft“ zu betrachten. (Bitzan 1997:84) In den 80er Jahren gab es Forschungsmeinungen, die der Auffassung waren, dass „Frauen [...] aufgrund ihrer weiblichen Sozialisation eine ,gewisse Resistenz gegenüber rechtsextremistischem Gedankengut‘ [hätten]“. (Stiller 1997:25) Diese These war jedoch wissenschaftliches Wunschdenken und stellte sich sehr schnell als unhaltbar heraus. Empirische Studien haben bereits 1981[1] und 1989[2] offengelegt, dass Männer und Frauen gleichsam anfällig für rechtsextremes Gedankengut sind. (Stiller 1997:25) Bei der Wahl rechtsextremer Parteien zeigt sich ebenfalls, dass das Geschlechterverhältnis hier zwei Drittel Männer und ein Drittel Frauen beträgt. (Stiller 1997:24) Das zeigt, dass Frauen und Männer ein verschiedenartiges Verhältnis zum Rechtsextremismus haben. Frauen und Männer erwarten unterschiedliche Dinge und organisieren sich für den Rechtsextremismus auf divergente Weise. (Rommelspacher 2011:45) Wie nun letztendlich die Frauenbilder der Männer, das Selbstverständnis der Frauen, sowie Erwartungen und Organisation für das Rechte aussehen, soll in den nächsten Kapiteln geklärt werden.
2.2. Das Frauenbild rechter Männer
Wie bereits erwähnt, muss bei der Betrachtung von Frauenbildern zwischen dem Frauenbild von rechten Männern und dem Selbstverständnis rechter Frauen unterschieden werden. (Knapp 1993:218) Dadurch, dass in Parteien meistens Männer das Sagen haben, herrscht auch den Parteiprogrammen ein eher traditionelles Geschlechterbild vor. Das heißt, dass diese Programme meistens sehr viel konservativer sind, als die Positionen der Frauen, die ebenfalls Mitglieder dieser Parteien sind. Zwar gelten diese Programme als recht traditionell und konservativ, doch oft geben sie auch den Anschein von Modernität. So vertritt zum Beispiel die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) ein modernes Frauenbild, in dem die Berufstätigkeit der Frau akzeptiert wird. Sollten jedoch Konflikte zwischen Beruf und Familie auftreten, so hat die Frau, aufgrund ihrer Natürlichkeit und der Verantwortung gegenüber der Familie, diese vorzuziehen. (Rom- melspacher 2011:54) BIRSL fand ähnliches im Parteiprogramm der Republikaner. Die Republikaner gelten als Partei der Neuen Rechten und haben ihre Positionen im Parteiprogramm klar aufgezeigt, denn dort heißt es:
„ ,Frau und Mann sind im Falle gleicher Bedingungen und Anforderungen trotz ihrer Wesensunterschiede von gleichwertiger Tüchtigkeit im Leben und Beruf. Es ist jedoch insbesondere der Frau gegeben, durch Wärme und Hingabe ein Klima der Geborgenheit zu schaffen, in welchem Familie und Kinder gedeihen können. Hier liegt die besondere und von keinem „Hausmann“ [...] erfüllbare Berufung der Frau.‘ “(Birsl 1992:24)
Des Weiteren wird im Parteiprogramm genannt, dass Frauen, wie auch schon bei der FPÖ, die uneingeschränkte Möglichkeit haben eine Berufsausbildung zu erlangen. Doch auch hier wird wieder auf die „naturgegebene Fähigkeit als Mutter und Mittelpunkt der Familie“ hingewiesen. (Birsl 1992:25) Das zeigt, dass von Emanzipation im Rechtsextremismus aus parteipolitischer Sicht keine Rede sein kann. Frauen sind durchaus nationalistisch gesinnt, befürworten ausländerfeindliche Initiativen und folgen einem straff geordnetem Gesellschaftsmodell und sind aus diesen Gründen durchaus willkommen in der rechten Szene, da sie des Weiteren als ideologisch stabil und zuverlässig gelten. Doch es ist dabei nicht erwünscht, dass Frauen den Männern den Rang ablaufen- da diese die eindeutigen Protagonisten der Parteien sind. RÖLPKE merkt hierzu an, dass die patriarchalische Stimmung in rechten Parteien eine Führerin kaum gelten lassen wird. (vgl. Röpke 2005:24-26)
Zusammenfassend bezeichnet Bitzan diese Art des Frauenbildes sehr treffend als den Klassiker. Sie gibt an, dass sich diese Weiblichkeitskonstruktionen klar an Geschlechterdifferenz, einer Fixierung auf Mutterschaft als Pflicht und einer völkischen Argumentation als Sinngebung auszeichnen. Hierbei geht es um die Unterordnung der Interessen der Einzelnen unter die Interessen der Volksgemeinschaft. So hat sie als übergeordnetes Ziel den Volkserhalt zu gewährleisten, soll sich dem Mann jedoch nicht unterordnen. Hier sprechen die Programme von einer „Gleichwertigkeit der Geschlechter“, was dem konservativen Leitgedanken „ gleichwertig, aber nicht gleichartig4 entspricht.“ (vgl. Bitzan 2011:117-118) (vgl. obiges direktes Zitat: [...]von gleichwertiger Tüchtigkeit im Leben und Beruf.“(Birsl 1992:24)
[...]
[1] 1981: Sinus-Studie
[2] 1989: regionale Untersuchung von Infas