Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte und das zunehmende Interesse an Kindern und deren Rechten unterstützte auch die kontinuierliche Enttabuisierung des Themas Kindesmisshandlung in der Bevölkerung. Vor allem in den letzten Wochen und Monaten, insbesondere durch die Boulevardpresse, erfuhr diese Thematik eine erneute Aktualisierung.
Doch sind die Hintergründe und Auswirkungen von Kindesmisshandlung trotz allem einem Großteil der Bevölkerung kaum bekannt.
Definitionen
Unter Kindesmisshandlung versteht man die gewaltsame (nicht auf einen Unfall zurückführende) physische und/oder psychische Schädigung eines Kindes durch das aktive Handeln oder Unterlassen erziehender Maßnahmen. Die Auswirkungen von Kindesmisshandlung sind komplexer Natur: sie reichen von „einfachen“ Verletzungen wie Hämatomen über Entwicklungshemmungen und Fehlentwicklung bis hin zum Tod des Kindes.
In der wissenschaftlichen Literatur gibt es eine Vielzahl verschiedenster Definitionen von Kindesmisshandlung, die in Abhängigkeit zur jeweiligen theoretischen Perspektive des Autors stehen. Essentiell ist eine Unterscheidung in eng- und weitgefasste Definitionen, die in Relation zum Handlungsziel angewendet werden.
Bestreben einer enggefaßten Definition ist eine niedrige Rate von falsch-positiv Selektionsentscheidungen , während eine weitgefaßte Definition die Intention verfolgt, die Rate der falsch-negativ Selektionsentscheidungen zu minimieren.
Wie eng - oder weitgefasst Kindesmisshandlung definiert wird, nimmt Einfluss auf die Diagnostik, Schätzungen über die Häufigkeit sowie auf die Erkenntnisse über Ursache und Auswirkungen, und schließlich auf die Kriterien der Interventionsmaßnahmen.
(vgl. Ziegler, 1989, 18 f.; Engfer, 1986, S. 1 ff.)
So kann nach einer eng gefassten Definition bei einem Fall psychischer Misshandlung keine eindeutige Diagnose erstellt werden, während nach eine weitgefassten Definition ein Tatbestand zweifelsohne vorliegen würde.
Formen von Kindesmisshandlung
Der Begriff „Kindesmisshandlung“ umfasst eine Vielzahl von Misshandlungsformen.
Da es den Umfang meiner Arbeit sprengen würde, werde ich im Folgenden nur die Subkategorien physische und psychische (emotionale) Misshandlung sowie physische und psychische Vernachlässigung anschneiden. Die Kategorien des sexuellen Missbrauches und failure to thrive werde ich nicht berücksichtigen.
Empirische Untersuchungen zeigten mehrfach, dass die jeweiligen Misshandlungsformen ineinander übergehen.
Inhaltsverzeichnis
- Teil A: Theoretischen Aspekte von Kindesmißhandlung
- 1. Einführung in die Thematik
- 2. Grundlegende Gedanken zu Kindesmißhandlung
- 2.1 Definitionen
- 2.2 Formen von Kindesmißhandlung
- 2.2.1 Physische Miẞhandlung
- 2.2.2 Psychische Miẞhandlung
- 2.2.3 Vernachlässigung
- 2.2.3.1 Physische Vernachlässigung
- 2.2.3.2 Psychische Vernachlässigung
- 2.3. Häufigkeit und Dunkelfeld
- 2.4. Diagnostik von Mißhandlungen
- 2.5. Merkmale mißhandelnder Familien
- 2.6. Auswirkungen von Kindesmißhandlung
- 2.6.1 Kognitive Entwicklung mißhandelter und/oder vernachlässigter Kinder
- 2.6.2 Sozial-emotionale Entwicklung
- 3. Interventionsmöglichkeiten: Therapie und Prävention
- 3.1 Therapie
- 3.1.1 Psychotherapeutische Interventionen
- 3.1.1.1 Ansätze, Inhalte und Ziele
- 3.1.1.2 Interventionsmaßnahmen
- 3.1.1.3 Effizienz, Probleme und Grenzen
- 3.1.2 Sozio - situationale Interventionen zur Modifikation mißhandlungsfördernder Interaktionsmuster
- 3.1.2.1 Verhaltenstherapeutische Ansätze
- 3.1.2.2 Kognitive Ansätze
- 3.2 Prävention
- 3.2.1 Definitionen und Beschreibung
- 3.2.2 Programme und Möglichkeiten zur Prävention von Gewalt gegen Kinder
- 3.2.2.1 Primäre Prävention
- 3.2.2.2 Sekundäre Prävention
- 3.2.2.3 Tertiäre Prävention
- Teil B: Literaturverzeichnis
- Definition und Formen von Kindesmißhandlung
- Auswirkungen von Kindesmißhandlung auf die kognitive und sozial-emotionale Entwicklung
- Interventionen durch Therapie und Prävention
- Analyse verschiedener Ansätze und Programme zur Behandlung und Vorbeugung von Kindesmißhandlung
- Evaluierung der Effizienz und Grenzen pädagogischer und sonderpädagogischer Maßnahmen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht Möglichkeiten und Grenzen pädagogischer und sonderpädagogischer Maßnahmen bei mißhandelten Kindern. Sie beleuchtet die komplexen Hintergründe von Kindesmißhandlung, analysiert verschiedene Definitionen und Formen, sowie die Häufigkeit und Diagnostik von Mißhandlungen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Thematik der Kindesmißhandlung und beleuchtet deren zunehmende Enttabuisierung in der Gesellschaft. Anschließend werden verschiedene Definitionen von Kindesmißhandlung vorgestellt und die wichtigsten Formen, wie physische und psychische Mißhandlung sowie Vernachlässigung, erläutert.
Das dritte Kapitel behandelt die Häufigkeit und das Dunkelfeld von Kindesmißhandlung und widmet sich der Diagnostik von Mißhandlungen. Es werden zudem Merkmale mißhandelnder Familien sowie die Auswirkungen von Kindesmißhandlung auf die Entwicklung des Kindes beleuchtet.
Im vierten Kapitel werden verschiedene Interventionsmöglichkeiten, sowohl therapeutische als auch präventive, vorgestellt. Hierbei werden psychotherapeutische und sozio-situationale Interventionen sowie verschiedene Programme und Ansätze zur Prävention von Gewalt gegen Kinder analysiert.
Schlüsselwörter
Kindesmißhandlung, Definitionen, Formen, Auswirkungen, Therapie, Prävention, Interventionen, Pädagogik, Sonderpädagogik, Entwicklungsbeeinträchtigungen, Familiensysteme, Präventionsarbeit, Schutzmaßnahmen
- Quote paper
- Dipl. Päd., Andragogin Cornelia Leistner (Author), 1997, Möglichkeiten und Grenzen pädagogischer und sonderpädagogischer Maßnahmen bei mißhandelten Kindern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17930