So predigte Kyrillos von Alexandria2 431 auf dem Konzil von Ephesus3, nachdem er in der Streitfrage um die Zulässigkeit des marianischen Titels „Theotokos“- die „Gottesgebärerin“ einen Sieg errungen hatte. Diese Predigt des Kyrillos ist durchweg eine Verherrlichung Mariens und steckt voller Attribute, welche Maria als Göttin erscheinen lassen. Aber wie war es möglich, dass sich das Verständnis über eine einfache jüdische Mutter, welche in den Evangelien kaum benannt wird, innerhalb von 4oo Jahren so stark wandeln konnte?
Um diesen Wandel verstehen zu können, müssen wir unser Augenmerk schon auf die frühsten religiösen Ursprünge der Menschheitsgeschichte richten. In diesen frühen Kulturen verkörperten Göttinnen das weibliche Prinzip der Natur und waren neben den männlichen Gottheiten ein gleichwertiger und unverzichtbarer Schlüssel zum Verständnis des Lebens. Die ältesten Funde weiblicher Götterstatuen werden in die Jungsteinzeit datiert und zeigen eine Mond-/Mutter-/Fruchtbarkeitsgöttin. Weibliche Götter sind in der Religionsgeschichte nahezu aller Kulturen und Zeiten anzutreffen und natürlich auch in den Kulturen des Römischen Reiches. Einem Vielvölkerstaat welcher in den ersten Jahrhunderten nach Christus den gesamten Mittelmeerraum und Britannien umfasste.
„Voller Freude blicke ich auf die Versammlung der Heiligen, die Ihr alle bereitwillig zusammengekommen seid, gerufen von der heiligen Maria, Gottesgebärerin und ewige Jungfrau. […] Gegrüßt seist Du von uns, Maria Theotokos, verehrungswürdiges Kleinod des gesamten Erdkreises, unauslöschliche Lampe, Krone der Jungfräulichkeit, Zepter der Rechtgläubigkeit, unzerstörbarer Tempel, Gefäß des Unerfaßlichen, Mutter und Jungfrau […] ihretwegen jubelt der Himmel, an ihr erfreuen sich Engel und Erzengel, durch sie werden die Dämonen verjagt, durch sie fiel der Teufel, der Versucher, vom Himmel, durch sie wird die gefallene Schöpfung in den Himmel aufgenommen, durch sie kam die gesamte Schöpfung, die im Götzendienst befangen war, zur Erkenntnis der Wahrheit […].“1
So predigte Kyrillos von Alexandria2 431 auf dem Konzil von Ephesus3, nachdem er in der Streitfrage um die Zulässigkeit des marianischen Titels „Theotokos“- die „Gottesgebärerin“ einen Sieg errungen hatte. Diese Predigt des Kyrillos ist durchweg eine Verherrlichung Mariens und steckt voller Attribute, welche Maria als Göttin erscheinen lassen. Aber wie war es möglich, dass sich das Verständnis über eine einfache jüdische Mutter, welche in den Evangelien kaum benannt wird, innerhalb von 4oo Jahren so stark wandeln konnte?
Um diesen Wandel verstehen zu können, müssen wir unser Augenmerk schon auf die frühsten religiösen Ursprünge der Menschheitsgeschichte richten. In diesen frühen Kulturen verkörperten Göttinnen das weibliche Prinzip der Natur und waren neben den männlichen Gottheiten ein gleichwertiger und unverzichtbarer Schlüssel zum Verständnis des Lebens. Die ältesten Funde weiblicher Götterstatuen werden in die Jungsteinzeit datiert und zeigen eine Mond-/Mutter-/Fruchtbarkeitsgöttin. Weibliche Götter sind in der Religionsgeschichte nahezu aller Kulturen und Zeiten anzutreffen und natürlich auch in den Kulturen des Römischen Reiches. Einem Vielvölkerstaat welcher in den ersten Jahrhunderten nach Christus den gesamten Mittelmeerraum und Britannien umfasste.
Betrachten wir uns einmal die Göttinnen der Römer, Griechen, Ägypter, Germanen, Kelten und der orientalischen Völker unter dem Blickwinkel der marianischen Eigenschaften, welche Kyrillos Maria in seiner Predigt zuschreibt.
Die Gottesgebärerin
Als Gottesgebärerin oder Gottesmutter wurden die griechischen Göttinnen Hera, welche auf Argos, Samos, in Athen und Knossos besonders verehrt wurde, Rhea- Mutter der Hera- und Demeter, deren Hauptkultort Eleusis war, bezeichnet. Demeter gilt als Mutter der Persephone und als Göttin der Fruchtbarkeit und des Getreides bzw. des Feldes. Hera, die Gattin des Zeus, soll nach der Mythologie die Götter Ares, Hebe, Eileithyia und Hephaistos geboren haben. Sie wurde von den Frauen als Geburtsgöttin angerufen und von den Römern mit der Göttin Juno –die Stadtgöttin vieler mittelitalienischer Gemeinden, der Beschützerin der Frauen aller Lebensphasen und der Geburt- gleichgesetzt. Die Ägypter verehrten als Muttergöttinnen Isis, die Mutter des Horus, welchen sie vor allen Gefahren mittels Zauberkraft schützt. Isis wurde besonders in Alexandria und auf Philae verehrt. Ihr Kult verbreitete sich rasch nach dem Anschluss Ägyptens als Provinz an Rom im Jahre 30 vor Christus. Die Abbildungen der Isis mit dem Horus auf dem Schoss ähneln sehr stark den Darstellungen der Maria mit dem Jesuskind. Und es war niemand anderes als Kyrillos, der Bischof von Alexandrien, der das Heiligtum der Isis auf Philae einem christlichen Märtyrer „umgeweiht“ hatte, nachdem die Menschen trotz eines Verbotes weiterhin zu dem Heiligtum der Isis pilgerten. Eine andere ägyptische Muttergöttin ist Nechbet, sie ist auch die Schutzgöttin des oberägyptischen Königtums. Bei den Germanen galten die vanische Göttin Freya und Frigg, die Hauptgöttin der nordgermanischen Asen, als Muttergöttinnen. Die Vanen gelten dabei als das ältere Göttergeschlecht und stehen für eine reine Fruchtbarkeits- und Wachstumsreligion, sie wurden von den jüngeren Vanen unter der Führung Odins angegriffen und zogen sich nach der „Ynglinga Saga“ von der Welt zurück. Das Pantheon der Asen spiegelt hingegen die menschliche Welt und Umwelt wider und verfügt über Gottheiten deren Aufgaben über reine Fruchtbarkeits- und Wachstumsriten hinausgingen. Die asischen Mythen sind in der „Edda“ verewigt.
Die keltischen Stämme verehrten als Muttergottheiten unter anderen Cerydwen – eine kymrische Göttin der (Wieder)Geburt und Fruchtbarkeit- und Epona – die gallische fruchtbarkeits- und Pferdegöttin - .
Die orientalischen Völker verehrten als Muttergottheiten Göttinnen, welche sie mit dem Planeten Venus in Form des Morgen- und Abendsterns assoziierten. So hieß diese Göttin im Altarabischen „al-uzza“- „die Mächtige“. Die Araber von Yatrib (später Medina) nannten sie „Manat“. Bei den Assyrern wurde Ischtar mit den Abendstern gleichgesetzt. Ischtar war die Hauptgöttin Babylons und somit eine der mächtigsten Gottheiten des Orients. Sie stand für die Fruchtbarkeit, die Liebe und den Krieg. Ihr zu Ehren wurden orgiastischen Feste abgehalten und die assyrischen Mädchen opferten Ischtar ihre Jungfräulichkeit bei der Tempelprostitution. Bei den Hethitern stand Schauschga für den Planeten Venus und wurde mit Ischtar gleichgesetzt. Genauso wie die sumerische Göttin Inana und die kanaanäische Gottheit Astarte. All diese Namen standen für den besagten Planeten Venus, aber auch für die Weiblichkeit schlecht hin. Die Göttinnen spiegeln alle Phasen des Frauenlebens – das Mädchen, die Mutter und die alte weise Frau-. Sie Alle wurden mit dem männlichen Hauptgott vermählt und gebaren diesen nach dessen Tod wieder.
In Europa und Kleinasien wurde der Abendstern in Gestalt der Großen Mutter, der „Magna Mater“ und speziell der Göttin Kybele verehrt. Das Prinzip der großen Muttergöttin findet sich seit dem 12. Jahrhundert vor Christus in den Kulturen des Mittelmeerraums. Vom Volk der Phryger aus dem Gebiet der heutigen Türkei, genauer gesagt in Anatolien (Land der Mütter) wurde die Göttin Kybele seit ungefähr 4000 Jahren vor Christus verehrt. Die Große Mutter gilt, wie Ischtar, als Dreifaltige- Gottheit, welche den Lebenszyklus der Menschen und der Natur überwacht. Kybele wurde von den Griechen in ganz Griechenland verehrt und mit Rhea und Demeter verschmolzen. Die Römer nannten Kybele die „Idäische Mutter“ und ihr orgiastischer Kult wurde zur Kaiserzeit im gesamten Römischen Reich verbreitet. Die Priester der Kybele waren entmannt und wurden Galloi (lat. Galli) genannt. Kybeles Anhänger wurden mit Stier- und Widderblut getauft.
Mit Maria verbindet diese Göttinnen die ewige Jungfräulichkeit trotz der Mutterschaft. Wobei wir bei dem zweiten Attribut des Kyrillos angelangt wären:
Die ewige Jungfrau.
Nicht nur in den Glaubensvorstellungen des Orients existierten Dreifaltige- Göttinnen, die Kelten verehrten die irische Morrigan, Rigani und die walisische Rhiannon als Göttin der Jugend, Mutterschaft und des Alters. Die Griechen bezeichneten mit dem Wort „Parthenos“ eine jungfräuliche, erotische und junge Verführerin. Die griechische Göttin Artemis – Tochter des Zeus und der Leto- steht für diesen Aspekt. Sie gilt als jungfräuliche Fruchtbarkeitsgöttin und herrscht darüber hinaus über den Wald, das Wild und die Jagd. In Ephesos lag ihr Hauptheiligtum und die Menschen von Ephesos freuten sich sehr, dass gerade in ihrer Stadt Maria zur Theotokos ausgerufen wurde. Die griechische Mondgöttin Selene verschmolz in späterer Zeit mit Artemis und die römischen Göttinnen Diana (Hauptheiligtum war ein heiliger Hain am Nemisee und in Rom) und Bona Dea- die gute Göttin- wurden Artemis ebenfalls gleichgesetzt.
Das verehrungswürdige Kleinod des gesamten Erdkreises
Da die Römer davon ausgingen, dass alle Völker der Welt die gleichen Götter verehren, welchen sie nur unterschiedliche Namen in ihren Sprachen gaben, war es selbstverständlich, dass die Götter und Göttinnen ihres Pantheons universell waren und von allen Menschen des Reiches verehrt wurden.
Die unauslöschliche Lampe
Göttinnen des Lichts waren bei den Griechen Eos und bei den Römern Aurora, beide Göttinnen symbolisierten die Morgenröte. Die Ägypter verehrten die Göttin Athor als Göttin des Lichts. Die ägyptische Göttin Hathor, die hethitische Gottheit Helat, sowie die germanische Göttin Sunna repräsentierten die Sonne.
Die Krone der Jungfräulichkeit
Als spezielle Schützerin der Jungfräulichkeit wurden Artemis, Diana, Bona Dea und die asische Göttin Snotra angerufen.
Das Zepter der Rechtgläubigkeit
Als Göttinnen der Ehrlichkeit und der Gerechtigkeit galten die griechische Themis, die ägyptische Mafdet, die germanische Lofn und die beiden asischen Göttinnen Syn und Var.
Der unzerstörbarer Tempel & das Gefäß des Unerfaßlichen
Der Tempel bezeichnet, wie auch das Gefäß eine Räumlichkeit in dem das Heilige lebt, verwahrt wird oder in dem es sich entwickelt. Dieses Attribut steht demnach erneut für die Theotokos und Mutter.
Die Mutter und Jungfrau
Die Göttinnen der Trinität und die „Magna Maters“ vereinen die Merkmale der Mutter und Jungfrau in sich. So zum Beispiel die Göttinnen Kybele, Hera, Demeter, Rhea, Astarte und Ischtar.
Ihretwegen jubelt der Himmel
Die ägyptische Himmelsgöttin Nut wurde als Gattin der Erde verstanden. Sie soll an jedem Abend die Sonne verschlingen und am Morgen wiedergebären. Nut gilt als Mutter der Götter Isis, Osiris, Seth, sowie der Nephthys und soll die Seelen der Toten in den Himmel mitnehmen. Die Göttinnen der Gestirne Sonne, Mond und Venus passen ebenso zu diesem Attribut.
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- Arbeit zitieren
- Yvonne Büchner (Autor:in), 2011, Göttinnen im religiösen Umfeld der Christentümer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/179363