Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Problem der Leistungsheterogenität
2.1 Innere Differenzierung
2.2 Äußere Differenzierung
3. Mathematische Kompetenzen
3.1 Bereiche
3.2 Untersuchung zum Kompetenzbereich Argumentieren
4. Förderung von mathematischen Kompetenzen
4.1 Förderung basaler Lernkompetenz der Lehrkräfte
4.2 Rechentreppen
5. Schluss
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
Der Schuleintritt ist für jedes Kind ein einschneidendes Erlebnis. Durch die neuen Tages- und Zeitabläufe, anderen Räumlichkeiten, neuen Mitschüler und Mitschülerinnen und die für alle gleich geltenden Lern- und Arbeitsbedingungen ist der eigene individuelle Handlungsspiel- raum gekürzt worden. Die hinzukommende Leistungsvielfalt, beispielsweise durch bereits vorhandenes Vorwissen aus dem Kindergarten, führt zu verschiedenen Entwicklungen der Kinder, und die Schere der Leistungsdifferenzen aufgrund der heterogenen Lerngruppe kann größer werden.
„Von allen Schulstufen hat die Grundschule die längste und fundierteste Erfahrung im Umgang mit Heterogenität, denn sie ist immer schon die Schule für alle Kinder gewesen …“ (Kiper, Müller, Palentien, Rohlfs 2008, S. 107). Lern- und Kompetenzunterschiede sind in der Elementarschule besonders deutlich und gravierend. Ferner sind die Erwartungen der Eltern hinsichtlich des angestrebten Übertritts auf eine weiterführende Schule dementsprechend hoch und die psychischen Auswirkungen auf die Kinder enorm.
Wie gelingt es der Lehrkraft, diese Heterogenität nicht als ein Problem zu sehen, sondern als eine bestehende Situation zu akzeptieren, aus der man mit spezieller Einzelförderung und Individualisierung sogar Gewinne und Nutzen erzielen kann?
In dieser Arbeit wird ein Überblick über die Förderungsmöglichkeiten im heterogenen Ele- mentarunterricht gegeben. Da ich bereits selbst in einem Praktikum an der Kissinger Grund- schule Einzelförderung für mathematisch schwache Schüler durchführen durfte, wählte ich das Thema gezielt aus. Die Arbeit umfasst eine Darstellung der Leistungsheterogenität in der Bundesrepublik Deutschland, bezogen auf innere und äußere Differenzierung. Des Weiteren wird besonders auf die mathematische Kompetenz und ihre Bereiche Bezug genommen und diese mit Beispielen dargestellt. Zum Kompetenzbereich Argumentieren wird die Beispiel- aufgabe „Glücksrad“ gezeigt und erläutert, und das zugehörige Antwortschema mit Beispiel- lösungen von Schülern präsentiert. Ferner werden basale Lernkompetenzen der Lehrkräfte, die eine wichtige Voraussetzung für den Umgang mit Heterogenität darstellen, und eine mög- liche Förderungsmöglichkeit im elementaren Mathematikunterricht vorgestellt. Zum Schluss erfolgt eine Zusammenfassung.
2. Problem der Leistungsheterogenität
„Wenn in der Öffentlichkeit über Differenzierung diskutiert wird, steht die Leistungsdifferen- zierung im Mittelpunkt“ (Meyer-Willner 1979, S. 34). Bereits erbrachtes Vorwissen, allge- meine Lebensbedingungen der Kinder und die damit einhergehende Schichtzugehörigkeit, sowie die individuell fortgeschrittene psychische Entwicklung sind nur Beispiele, die das Lernen in allen Jahrgangsstufen beeinflussen (Hinz, Walthes 2009).
Kiper et al. (2008) führen aus, dass auch die Muttersprache und der religiöse Hintergrund sich in den meisten Klassen unterscheiden: „Die vormals dominierenden Christen volkskirchlicher Zugehörigkeit werden weniger …“, zudem spreche man zu Hause häufig nicht Deutsch. Trotzdem bestehen gleiche Leistungsanforderungen, trotz der Unterschiede. Es bildet sich also eine Balance zwischen Gleichheit und Differenz heraus. Diese Balance zeigt sich auch im Bereich der psychologischen Sozialdimension: Der soziale Kontext, der über Mitschüler und Lehrer definiert, konstituiert und festgeschrieben ist, lässt sich also schwer beeinflussen. Unterricht baut auf dieser Dimension bei jedem Schulkind unterschiedlich auf. So ist das eine Kind neugierig und kontaktfreudig, wohingegen das andere schüchtern und introvertiert ist. Bedingt durch die vielfältigen sozialen Verhaltensweisen von Menschen ermöglicht dies die Ausprägung von Individualität und Begabungen.
Doch inwieweit wird im deutschen Schulwesen differenziert? Wie wird auf die gerade genannte Heterogenität reagiert?
2.1 Innere Differenzierung
Innere Differenzierung, auch Binnendifferenzierung genannt, bezeichnet die Förderung von Fähigkeiten und Kompetenzen einzelner Schüler innerhalb einer bereits bestehenden Lern- gruppe. Dies kann zum Beispiel nach Scholz (2010) in einer Schulklasse durch Differenzie- rung nach Unterrichtsmaterialien, Unterrichtsformen, Anforderungsniveaus oder nach Interes- sen erfolgen.
Damit die individuellen Förderungsmaßnahmen sich nicht in völlig getrennte Lernprozesse verlieren, bedarf es des sozialen Austauschs innerhalb des Klassenverbandes, sowie einer Phase, den Unterricht einzuleiten bzw. abzuschließen. Insbesondere in der Elementarschule ist dies von großer Bedeutung, da hier die Schüler einen geregelten Unterrichtsablauf noch sehr benötigen, um Unsicherheiten und Konzentrationsschwächen vorzubeugen. Es soll nun exemplarisch eine Art von Binnendifferenzierung vorgestellt werden. Die Differenzierung nach Anforderungsniveau ist hinsichtlich der Leistungsheterogenität im Klassenverband eine gute Methode, um den unterschiedlichen Kompetenz- und Entwicklungsstufen gerecht zu werden und die Schüler graduell zu fördern.
Gerhard Zieners Unterscheidung in drei Kompetenzstufen wird in dem Werk Pädagogische Differenzierung (2010) näher erläutert. Nach ihm gibt es Kompetenzstufe A, die einem Min- deststandard entspricht, Kompetenzstufe B, welche als der Regelstandard bezeichnet wird und Kompetenzstufe C, die das höchste Anforderungsniveau widerspiegelt. Es werden also unter- schiedliche Schwierigkeitsgrade angeboten, um gestaffelte Unterstützungsangebote zu gewährleisten.
Am Beispiel des Mathematikunterrichts zu den Themenbereichen wie Termumformungen oder Gleichungen, könnte dies nach Hennens Aufsatz Mit Unterschieden rechnen. Binnendif ferenzierung im Mathematikunterricht wie folgt aussehen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Aufgabenspirale in Mathematik (Hennen 2008, S. 126)
Die Vorauswahl der Aufgaben wird von der Lehrkraft getroffen und entspricht den Anforde- rungen der verschiedenen Level. Bei der richtigen Beantwortung zweier Aufgaben zu einem Level, darf der Schüler ein Level aufsteigen und sich mit einer schwereren Aufgabe beschäf- tigen. Doch auch wenn ein Rechenfehler selbstständig erkannt und behoben wurde, ist es dem Schüler erlaubt, die schwierigere Aufgabe in Angriff zu nehmen (ebd.).
Diese Methode ermöglicht eine Differenzierung nach Anforderungsniveau, sowie Eigenrefle- xion der Fehler mit einhergehender wachsender Eigenverantwortung und eine Steigerung des selbstständigen Lernens und Denkens.
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