Erich Maria Remarque: "Im Westen nichts Neues"

Vergleich Buch - Verfilmungen


Hausarbeit, 2011

24 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsangabe:

1. Einleitung

2.1 Filmdaten: „Im Westen nichts Neues” 1930

2.2 Filmdaten: „Im Westen nichts Neues“ (1979)

3. Aufbau
3.1 Roman
3.2 „All Quiet on the Western Front” 1930
3.3 „All Quiet on the Western Front” 1979

4. Vergleich ausgewählter Episoden
4.1 Kantoreks Rolle
4.2 Bäumer-Duval-Episode

5. Wirkung, Rezensionen

6. Literaturverzeichnis

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Bildernachweis

1. Einleitung

Der Roman „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque schildert die Geschichte des deutschen Soldaten Paul Bäumer, der sich angesteckt von dem Patriotismus wie alle seine Klassenkameraden freiwillig an die Front meldet und die Schrecken des Ersten Weltkriegs an der vordersten Linie miterlebt. Gemeinsam mit seinen Kameraden versucht Bäumer den grausamen Kriegsalltag zu meistern, fällt jedoch „im Oktober 1918 an einem Tage, der so ruhig und still war, dass der Heeresbericht sich nur auf einen Satz beschränkte, im Westen sei nichts Neues zu melden“1.

Die Hauptthemen des Romans sind die Darstellung des Krieges von seiner brutalsten und sinnlosesten Seite und die zunehmende Desillusionierung, die die anfängliche Kriegsbegeisterung ablöst. Remarque überzeichnet keineswegs die Vernichtung von Mensch und Tier durch Gasangriffe, Maschinengewehrfeuer und Artillerie. Den dauerhaften Angriffen ausgesetzt, ohne Hoffnung, den nächsten Tag zu erleben, stumpft Paul Bäumer im Laufe des Romans immer mehr ab und verliert den Glauben an seine Ideale.

Das Buch war ein phänomenaler Erfolg, im Erscheinungsjahr wurde es in 26 und bis heute in über 50 Sprachen übersetzt.2

In der vorliegenden Arbeit sollen der Roman und die beiden Verfilmungen aus den Jahren 1930 und 1979 verglichen werden. Neben den Filmdaten sollen vor allem der Aufbau bzw. die Gliederung des Romans und der Filme, die Charaktere, die auf Bäumers Leben einen großen Einfluss hatten und ausgewählte Episoden verglichen werden. Ebenfalls sollen auch die Rezensionen und Wirkung des Romans und der Filme betrachtet werden. An Rezensionen und Kritiken für den Roman und die erste Verfilmung mangelt es nicht, sowohl der Roman als auch die Verfilmung von 1930 polarisierten sehr stark zu jener Zeit, als die Weimarer Republik in den letzten Atemzügen lag. Die Verfilmung von 1979 erhielt zwar überwiegend positive Kritiken, wurde jedoch bei weitem nicht so kontrovers diskutiert, was an völlig anderen politischen Zuständen gelegen haben mag.

2.1 Filmdaten: „Im Westen nichts Neues” 1930

Der Originaltitel der ersten Verfilmung lautete „All Quiet on the Western Front“, produziert wurde der Film in den USA. Die Länge des Films variierte je nach Land und Zensureingriffe zwischen 136 und 150 Minuten. Die Länge des Films in Metern wird auf der IMDb-Homepage mit 3786,53 m angegeben.3 Regisseur des Films war Lewis Milestone, Drehbuchautoren George Abbott und Maxwell Anderson; für die Musik waren Sam Perry und Heinz Roemheld verantwortlich. Die Kamera führte Arthur Edeson, dem für die damalige Zeit einzigartige Aufnahmen gelungen sind. Geschnitten wurde „Im Westen nichts Neues“ von Edgar Adams.

Für die Rolle des Protagonisten Paul Bäumer wurde der bis dahin unbekannte Lew Ayres verpflichtet. Remarque selbst wurde die Hauptrolle angeboten, dieser lehnte jedoch aus dem Grund ab, er sei zu alt für die Darstellung Bäumers.4 Stanislaus Kat Katczinsky wurde von Louis Wolheim gespielt, Himmelstoß von John Wray, Bäumers Lehrer Kantorek von Arnold Lucy. Bäumers Kriegskameraden Westhus, Detering und Tjaden wurden von Richard Alexander, Harold Goodwin und Slim Summerville gespielt.

Die Erstaufführung in den USA fand am 20. April 1930 in Los Angeles statt. In Deutschland lief der Film erstmals, nachdem er von der deutschen Filmzensur eine Aufführgenehmigung erhalten hatte, am 05. Dezember 1930. Aufgrund von gezielten Störmaßnahmen durch die Nationalsozialisten, die später näher betrachtet werden sollen, wurde der Film am 11. Dezember 1930 verboten. Abgesehen von einer kurzzeitigen Aufhebung des Verbots 1931 blieb der Film während der NS-Herrschaft verboten.5

Auf die Auszeichnungen soll im Kapitel „Wirkung, Rezensionen“ eingegangen werden.

2.2 Filmdaten: „Im Westen nichts Neues“ (1979)

Der Originaltitel der Neuverfilmung lautet ebenfalls „All Quiet on the Western Front“. Der Film wurde nicht wie sein Vorgänger fürs Kino, sondern fürs Fernsehen von den USA und Großbritannien produziert. Die Länge der ausgestrahlten Fernsehfassung beträgt 126 Minuten, die der Director’s-Cut-Version 150 Minuten. Regie übernahm Delbert Mann nach dem Drehbuch von Paul Monash. Allyn Ferguson lieferte die Musik zum Film, Kamera wurde von John Coquillon geführt. Für den Schnitt waren Alan Pattillo und Bill Blunden zuständig.

Anders als bei dem Original wurde die Hauptrolle keinem Neuling im Filmgeschäft überlassen. Richard Thomas, der die Rolle des Paul Bäumers übernahm, war kein Unbekannter, sondern feierte bereits in der Serie „Die Waltons“ Erfolge. Auch die Rollen von Kantorek und Himmelstoß wurden durch britische Schauspieler Donald Pleasence und Ian Holm prominent besetzt. Ebenfalls gehörte auch Ernest Borgnine (Katczinsky) seit den 1950er-Jahren zu den bekanntesten amerikanischen Charakterdarstellern.6

In den USA hatte der Film am 14. November 1979 seine Premiere, vier Jahre später am 1. September 1983 in Westdeutschland. In der DDR lief der Film erst am 1. August 1984 im Fernsehen.7

3. Aufbau

Da sich sowohl der Roman als auch die beiden Verfilmungen in ihrem Aufbau unterscheiden, ist es an dieser Stelle sinnvoll, näher auf die jeweilige Struktur einzugehen.

3.1 Roman

Der Roman ist in 12 Kapitel aufgeteilt und wird aus der Sicht von Paul erzählt. Lediglich im letzen Absatz des 12. Kapitels endet die Ich-Erzählperspektive, als Bäumer fällt. Die Schilderung des Kriegsalltags unterbricht Bäumer immer wieder durch Rückblicke, in denen er vom Vorkriegsleben berichtet.

Remarque gibt zu Beginn seines Romans in einem sehr kurz gehaltenen Prolog eine Erklärung ab, welchen Zweck der Roman verfolgen soll: „Dieses Buch soll weder eine Anklage noch ein Bekenntnis sein. Es soll nur den Versuch machen, über eine Generation zu berichten, die vom Kriege zerstört wurde – auch wenn sie seinen Granaten entkam.“8

Der Roman setzt ein mit einer Szene, die unmittelbar nach der Rückkehr Bäumers stark dezimierten Kompanie von der Front. Es gibt ausreichend zu essen und zu rauchen und die Soldaten sind satt und zufrieden. Wichtige Charaktere, Kat und Tjaden werden im ersten Kapitel eingeführt, ebenfalls wird auch der ehemalige Lehrer Bäumers, Kantorek, in einem Rückblick dem Leser vorgestellt. Ein Mitschüler Bäumers liegt mit einem Oberschenkeldurchschuss im Lazarett, ohne zu wissen, dass die Ärzte ihm ein Bein amputieren mussten.

Im zweiten Kapitel denkt Bäumer über das Leben unmittelbar vor dem Krieg nach. Er und seine Klassenkameraden wurden zehn Wochen lang von dem sadistischen Ausbilder Himmelstoß auf den Krieg vorbereitet. Auch wenn die Ausbildung im Nachhinein wenig mit der Kriegsrealität zu tun hatte, so konnten Bäumer und seine Freunde aus diesen zehn Wochen das aus Bäumers Sicht Wichtigste doch mitnehmen, nämlich die für den Frontalltag überlebenswichtige Kameradschaft.

Danach springt die erzählte Zeit wieder in die Kriegsgegenwart, Bäumer besucht seinen Freund Kemmerich, diesmal alleine. Bäumer sieht seinem Freund beim Sterben zu und kehrt danach zu seiner Baracke zurück, wo er Kemmerichs gute Stiefel Müller übergibt.

Im dritten Kapitel wird eine der wichtigsten Bezugspersonen Bäumers vorgestellt – der unentbehrliche Katczinsky. Kat ist einer der erfahrensten Frontkameraden Bäumers und überdies auch einer seiner besten Freunde.

Im zweiten Teil des dritten Kapitels erzählt Bäumer in einem Rückblick über eine Racheaktion an dem Ausbilder Himmelstoß. Bäumer und seine Kameraden haben dem stark alkoholisierten Himmelstoß aufgelauert und diesen „gründlich verhauen“.9

Im vierten Kapitel wird der Leser mit besonders grausamen Szenen konfrontiert. Es sind zum einen verletzte schreiende Pferde und zum anderen der Gasangriff, dem Paul Bäumers Kompanie ausgesetzt wird.

Das fünfte Kapitel illustriert die kurze Verschnaufpause abseits der Front. Die Soldaten diskutieren darüber, was sie nach dem Kriegsende machen wollen. Zwischendurch werden sie von ihrem ehemaligen Ausbilder Himmelstoß unterbrochen, vor dem niemand mehr Respekt hat, eine Tatsache, die Himmelstoß deutlich zu spüren bekommt. Kats Organisationstalent beschert Bäumer und Kat einen Gänsebraten. Da der Braten ziemlich groß ist, können Kat und Bäumer ihre Beliebtheit bei ihren Kameraden steigern, indem sie diesen die Reste vom Braten mitbringen.

Das sechste Kapitel stellt wieder den Krieg von seiner schlimmsten Seite dar. Es wird geschanzt und gekämpft. Paul Bäumer macht sich Gedanken über den Sinn des Lebens: „Wir sind verlassen wir Kinder und erfahren wie alte Leute, wir sind roh und traurig und oberflächlich – ich glaube, wir sind verloren.“10 Mitten im Kampfgeschehen erwischt Bäumer Himmelstoß, wie dieser versucht, sich vor dem Kampf zu verstecken. Wütend schreit er ihn an, Himmelstoß solle aus dem Graben klettern und kämpfen. Die Bilanz des Kampfes ist erschütternd, von 150 Mann überleben gerade mal 32.

Die Handlungen des siebten Kapitels spielen sich wieder einmal abseits der Front ab. Das Verhältnis zu Himmelstoß bessert sich nach dessen Fronttaufe, Bäumer und seine Freunde lernen einige Französinnen kennen und schließlich bekommt Bäumer einen zweiwöchigen Heimaturlaub. Doch die Heimat hat sich verändert. Die Mutter von Bäumer ist schwerkrank, er selbst muss am Stammtisch der alten Herren deren verklärte Vorstellungen von der Front bestätigen. Bäumers ehemaliger Lehrer Kantorek, der mit überhöhten patriotischen Reden seine ganze Klasse zum freiwilligen Eintritt in die Armee überredete, ist nun selbst eingezogen worden und wird von einem seiner ehemaligen Schülern ausgebildet. Diesem macht es sichtlich Spaß, bei Kantorek besondere Ausbildungsmethoden anzuwenden. Paul Bäumer ist enttäuscht von den Zuständen in seinem Heimatort und zu Hause. Er wünscht sich, lieber nicht in den Urlaub gefahren zu sein.

Bevor Paul zurück an die Front muss, bewacht er ein Gefangenenlager, in dem russische Soldaten unter jämmerlichsten Zuständen leidend ums Überleben kämpfen. Ebenfalls im achten Kapitel erfährt Paul, dass es seiner Mutter sehr schlecht geht und der Familie für die nötige Operation das Geld fehlt.

Im neunten Kapitel sieht Bäumer seine Kameraden wieder. Der Kaiser kommt zu einer Truppeninspektion und die Soldaten diskutieren über die Ursachen des Kriegs. Ebenfalls im neunten Kapitel ist eine der Schlüsselszenen des Romans. Während eines Patrouillenganges werden Bäumer und seine Kameraden von einem französischen Angriff überrascht. Bäumer wird von der Gruppe getrennt und muss sich in einem Bombentrichter verstecken. Als ein französischer Soldat ebenfalls in den Trichter springt, kommt es zu einem Kampf, bei dem der Franzose schwer verletzt wird. Bäumer muss mehrere Stunden mit dem sterbenden Franzosen im Trichter verbringen, hat Schuldgefühle und verspricht dem Soldaten, sich um seine Familie zu kümmern, ein Versprechen, das Bäumer natürlich nicht einhalten kann. Nach einer langen Zeit stirbt der Franzose und es gelingt Bäumer, aus dem Trichter herauszukriechen und zu seiner Einheit zurückzukehren. Aufgewühlt und voller Gewissensbisse erzählt er von den Erlebnissen seinen Kameraden, die ihn nur schwer beruhigen können.

Im zehnten Kapitel beginnt fern der Front, Bäumer und seine Kameraden bewachen ein Dorf und haben die Gelegenheit, „nicht nur die Beine, sondern auch die Seele zu strecken“11, bis es zu einer gegnerischen Offensive kommt, bei der Paul und sein Freund Albert verletzt werden. Im Hospital wird Albert ein Bein amputiert, und Paul hat schlechtes Gewissen, weil er nach kurzer Zeit wieder aufstehen und herumspazieren kann. Bei seinen Spaziergängen beobachtet Bäumer die Verletzten und denkt über die verlogene Darstellung des Krieges nach. „Erst das Lazarett zeigt, was der Krieg ist“12, ist seine Schlussfolgerung daraus, was sich täglich im Hospital abspielt.

Im elften Kapitel kehrt Bäumer nach seinem Genesungsurlaub zurück zu seiner Einheit. Die neuen „frischen Truppen sind blutarme, erholungsbedürftige Knaben, die keinen Tornister tragen können, aber zu sterben Wissen“.13 Auch seine letzten Freunde und Kameraden fallen. Erst erwischt es Müller. Kurz darauf auch seinen besten Freund Kat. Mit letzter Kraft gelingt es Bäumer seinen Kameraden zum Sanitäterzelt zu tragen, wo der Sanitäter lediglich den Tod Katczinskys feststellen kann.

Im letzten, zwölften, Kapitel ist Paul Bäumer allein, die Freunde sind entweder gefallen, verwundet oder, wie im Falle Deterings, desertiert. Das Ende des Krieges scheint in greifbarer Nähe zu sein. Doch der völlig resignierte Paul Bäumer wird es nicht mehr erleben. Im Oktober 1918 fällt er „an einem Tage, der so ruhig und still war an der ganzen Front, daß der Heeresbericht sich nur auf den Satz beschränkte, im Westen sei nichts Neues zu melden“.14

[...]


1 Remarque, E. M.: Im Westen nichts Neues. Köln 1987, S. 263.

2 http://de.wikipedia.org/wiki/Im_Westen_nichts_Neues Stand: 28.07.11

3 http://www.imdb.de/title/tt0020629/technical Stand: 28.07.11.

4 Die Besetzung der Hauptrolle durch einen unbekannten Schauspieler ermöglichte eine problemlose Identifizierung der ehemaligen Kriegsteilnehmer mit einem gewöhnlichen Soldaten: http://www.remarque.uos.de/iwnnfilm.htm Stand: 31.07.11.

5 http://www.remarque.uos.de/iwnnfilm.htm Stand: 31.07.11.

6 http://de.wikipedia.org/wiki/Ernest_Borgnine Stand: 01.08.11.

7 http://www.imdb.com/title/tt0078753/releaseinfo Stand: 01.08.11.

8 Remarque: Im Westen nichts Neues, S. 5.

9 Remarque: Im Westen nichts Neues, S. 47.

10 Remarque: Im Westen nichts Neues, S. 116.

11 Remarque: Im Westen nichts Neues, S. 209.

12 Remarque: Im Westen nichts Neues, S. 236.

13 Remarque: Im Westen nichts Neues, S. 251.

14 Remarque: Im Westen nichts Neues, S. 263.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Erich Maria Remarque: "Im Westen nichts Neues"
Untertitel
Vergleich Buch - Verfilmungen
Hochschule
Universität Osnabrück
Note
1,7
Autor
Jahr
2011
Seiten
24
Katalognummer
V179495
ISBN (eBook)
9783656018230
ISBN (Buch)
9783656018483
Dateigröße
670 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Im Westen nichts Neues, Verfilmung, All Quiet on the Western Front, Remarque Erich Maria, Weltkrieg
Arbeit zitieren
M.A. Wladimir Danilow (Autor:in), 2011, Erich Maria Remarque: "Im Westen nichts Neues", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/179495

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