14 Tage Lebenslänglich - Drehbuchanalyse


Seminararbeit, 1999

10 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe

INHALTSANGABE

Konrad von Seidlitz - ein junger aufstrebender Yuppie-Anwalt - manipuliert einen 14-tägigen Gefängnisaufenthalt durch konsequentes Nicht-Bezahlen diverser Strafzettel wegen Falschparkens. Er hofft dadurch seine Kanzlei in die Schlagzeilen und sich selbst zum Staranwalt zu befördern. Während seiner Abschiedsparty vor der Haft wird er Augenzeuge eines Mordes. Ungeachtet dessen gibt Seidlitz seine Verlobung mit Cornelia Volkerts bekannt - der Tochter des Justizrats.

Seidlitz gelingt es zwar - dank seines juristischen Wissens und seiner Beziehungen - das Machtgefüge innerhalb des Gefängnisses souverän und zu seinen Gunsten zu bestimmen, aber sein snobistisches Auftreten und seine Reserviertheit schaffen ihm viele Feinde - allen voran Czernetzky. Kurz vor seiner Entlassung finden die Wärter 200 Gramm Kokain in seiner Zelle; Kokain, das ihm von Mitgefangenen untergeschoben wurde. Seidlitz wird daraufhin zu zwei Jahren ohne Bewährung verurteilt.

Zurück im Gefängnis durchläuft Seidlitz ein Spalier der Demütigung. Die gesamte Institution - Wärter, wie Häftlinge - spotten über den gescheiterten Ikarus. Bei dem Versuch den sich heftig wehrenden Seidlitz zu vergewaltigen, verunglückt ein Häftling schwer. Seidlitz drohen daraufhin zwei weitere Jahre Haft. Währenddessen verläuft seine Revision im Sand und Häring - sein ehemaliger Partner - übernimmt die Kanzlei und zugleich Seidlitz’ Ex-Verlobte. Seidlitz ist von nun an auf sich allein gestellt.

Inzwischen wird Ramon eingeliefert - er zeichnet bereits für die Ermordung des Bittstellers aus der Exposition verantwortlich. Er setzt Seidlitz unter Druck Czernetzky zur Flucht zu überreden. Durch Akteneinsicht erfährt Seidlitz, daß Czernetzky und Ramon einen Überfall auf einen Geldtransporter verübt haben in dessen Verlauf 5 Millionen DM verschwunden sind. Ramon will seinen Anteil vom Geld, aber Czernetzky hat die gesamte Beute bereits in einer Bananenplantage verspekuliert. Seidlitz steht zwischen den Fronten und wird gezwungen zu fliehen um sich selbst zu rehabilitieren und zugleich dem Druck durch Ramon zu entgehen.

Unter Mithilfe der verliebten Gefängnispsychologin gelingt den Dreien die Flucht, doch bereits wenige Meter hinter den Gefängnistoren zückt Ramon eine Waffe: er will das Geld! Czernetzky verursacht einen Unfall und entkommt darauf hin zusammen mit Seidlitz. Während Czernetzky untertaucht, kehrt Seidlitz freiwillig zurück ins Gefängnis. Kurze Zeit später korrigieren die einstigen Verschwörer ihre Falschaussagen, Seidlitz wird zur Folge freigesprochen und Häring - der eigentliche Drahtzieher der Kokain-Aktion - wandert für 5 Jahre ins Gefängnis.

Seidlitz’ Freiheit währt nicht lange, denn bereits vor dem Gericht wartet Ramon auf ihn und zwingt Seidlitz ihn zu Czernetzkys Versteck zu führen. Im Frachtraum eines Tankers kommt es zum Showdown, bei dem Ramon von Seidlitz erschossen wird. Czernetzky und Seidlitz trennen sich und Seidlitz geht in eine geläuterte Zukunft.

FIGURENCHARAKTERISTIK

NAMENSGEBUNG

Im Zentrum der Erzählung steht der junge Yuppie-Anwalt Konrad von Seidlitz. Das „von“ in seinem Namen ist bewußt gewählt - es transportiert adelige Arroganz und Überheblichkeit zugleich. Eine Assoziation, die sehr gut mit der anfänglichen Exposition der Figur übereinstimmt. „Konrad“ klingt aber auch ähnlich wie „Cornelia“, eine namentlich wohlklingende Liaison und zugleich eine intelligente Parallele für eine auf Äußerlichkeiten bedachte Beziehung.

Ganz im Gegensatz zu dem Gegensatzpaar Ramon /Czernetzky, wobei bezeichnenderweise nicht der Pole „Ramon“ (Klangfarbe: leidenschaftlich / feurig, aber auch unbeherrscht) einen ausländischen Nachnamen trägt, sondern sein Gegenspieler „Czernetzky“. Einmal schimpft Czernetzky Ramon „Polackensau!“, woraufhin Ramon höhnisch zurückbellt: „Czernetzky!“. Vielleicht ähneln sich die beiden - nicht nur auf sprachlicher Ebene - mehr, als es Czernetzky lieb ist?

Der Name „Häring“ schließlich weckt Assoziation mit einer Fischart und begünstigt so den wendigen Charakter dieser Figur.

KONRAD VON SEIDLITZ

Von Seidlitz ist der Protagonist der Handlung. „14 Tage Lebenslänglich“ ist die Geschichte seiner Charakterwandlung - der Transfer eines altertümlichen Bibelstoffes in die Moderne: aus Saulus wird Paulus und aus dem arroganten Schnösel Seidlitz wird ein sozial verträgliches Individuum. Nach seiner Rückkehr aus dem Krankenhaus entpuppt sich unter dem Kopfverband ein neuer Seidlitz. Sein Blick in den Spiegel korrespondiert mit der ersten Szene. Von Seidlitz ist eine Fassade abgefallen, er ist bereit sich selbst neu kennenzulernen.

Es ist eine Qualität des Buches, daß die Figur des Seidlitz, entgegen allen Widrigkeiten und trotz ihrer Läuterung ihre spröde und ungebrochene Eigenständigkeit bewahrt. Seidlitz wird bis zum Ende des Films seine Stellung auf der roten Bank im Gefängnishof beibehalten, entgegen den Forderungen seiner Mitgefangenen dieses Symbol der Unterdrückung zu meiden und entgegen jeglicher Zuschauererwartung, die Seidlitz’ Verzicht auf die Bank als Symbol der Anpassung an die Gefängniswelt interpretieren würde. Aber Seidlitz bleibt nonkonform, er ist ein Individualist und hat im Grunde nichts mit der Welt der Kriminellen gemein. Die Bank symbolisiert Niemandsland und es scheint als würde Seidlitz am Ende des Films von seinen Mitgefangenen in seiner Aussenseiterstellung akzeptiert werden - die Benutzung der Bank wird ihm stillschweigend gewährt. Auch die konsequente Weigerung von Seidlitz Czernetzkys Schuhe zu putzen, die letztendlich darin mündet, daß der Anwalt in der letzten Szene dem Häftling die Schuhe vor die Füße wirft, ist ein Symbol von Seidlitz’ unbeugsamen Willen. Diese Standhaftigkeit ist es letztendlich auch, die ihn bei dem Kampf mit Ramon immer wieder hoffnungslos gegen den offensichtlich Stärkeren anlaufen läßt. Durch seine Beharrlichkeit gewinnt er Czernetzkys Respekt und bringt ihn dazu sich ihm und Ramon anzuschließen - auf seine Art hat Seidlitz den Kampf gewonnen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 10 Seiten

Details

Titel
14 Tage Lebenslänglich - Drehbuchanalyse
Hochschule
Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg  (Abteilung Drehbuch - Kurs I)
Note
1,7
Autor
Jahr
1999
Seiten
10
Katalognummer
V17960
ISBN (eBook)
9783638223966
ISBN (Buch)
9783638777902
Dateigröße
400 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Analyse ohne Sekundärliteratur.
Schlagworte
Tage, Lebenslänglich, Drehbuchanalyse
Arbeit zitieren
Michael Rösel (Autor:in), 1999, 14 Tage Lebenslänglich - Drehbuchanalyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17960

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