Entwicklung einer Vorgehensweise zur Optimierung von Instandhaltungsprozessen mit mobilen Informations- und Kommunikationslösungen


Diplomarbeit, 2003

85 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

TABELLENVERZEICHNIS

1 EINLEITUNG
1.1 PROBLEMSTELLUNG
1.2 ZIELSETZUNG
1.3 VORGEHENSWEISE

2 INSTANDHALTUNG BEI DER DEUTSCHE BAHN AG.
2.1 DEUTSCHE BAHN NETZ AG - DIENSTLEISTER DER DEUTSCHE BAHN AG
2.2 AUFGABEN, ZIELE UND STRATEGIEN DER DB NETZ AG
2.3 NUTZUNG VON IUK-TECHNOLOGIEN BEI DER DB NETZ AG

3 MOBILE IUK-TECHNOLOGIEN FÜR DIE INSTANDHALTUNG
3.1 ÜBERTRAGUNGSTECHNOLOGIEN.
3.1.1 ZELLULARE MOBILFUNKNETZE
3.1.2 KURZSTRECKENFUNKNETZE.
3.2 POTENZIALE MOBILER IUK-TECHNOLOGIEN.
3.2.1 ERREICHBARKEIT
3.2.2 MOBILITÄT
3.2.3 PERSONALISIERBARKEIT
3.2.4 LOKALISIERBARKEIT
3.2.5 SYNCHRONISIERBARKEIT
3.2.6 FLEXIBILITÄT
3.3 MOBILE ENDGERÄTE
3.3.1 KATEGORIEN MOBILER ENDGERÄTE
3.3.2 BETRIEBSSYSTEME FÜR MOBILE ENDGERÄTE

4 GRUNDLAGEN ZU INSTANDHALTUNGSPROZESSEN
4.1 METHODEN ZUR PROZESSOPTIMIERUNG MITHILFE VON IUK-TECHNOLOGIEN
4.1.1 METHODE: OSSAD.
4.1.1 METHODE: OSSAD.
4.1.2 METHODE: JOHANSSON.
4.1.3 METHODE: IBM UNTERNEHMENSBERATUNG
4.1.4 METHODE: BOSTON CONSULTING GROUP.
4.1.5 METHODE: DAVENPORT
4.2 BEWERTUNG DER VORGESTELLTEN ANSÄTZE
4.3 PROBLEMFELDER BEI DER NUTZUNG BESTEHENDER ANSÄTZE

5 VORGEHEN BEI PROZESSOPTIMIERUNG MIT MOBILEN IUK-TECHNOLOGIEN
5.1 BESTIMMUNG DER BESCHREIBUNGSPARAMETER
5.2 SPEZIFISCHE PROZESSBESCHREIBUNG IM HINBLICK AUF IUK-TECHNOLOGIEN
5.3 AUSWAHL MOBILER IUK-TECHNOLOGIE ANHAND BEWERTUNGSMATRIX
5.3.1 AUFBAU DER BEWERTUNGSMATRIX
5.3.2 BESTIMMUNG GEEIGNETER MOBILER ENDGERÄTE.

6 ANWENDUNG DES VORGEHENS AUF BEISPIELPROZESSE DER DB NETZ AG
6.1 PROZESSAUFNAHME UND -BEWERTUNG BISHERIGER PROZESSABLÄUFE
6.1.1 AUFNAHME DES ISTZUSTANDS.
6.1.2 NACHTEILE DER BISHERIGEN PROZESSDURCHFÜHRUNG
6.2 OPTIMIERUNG UND BEWERTUNG NEUER PROZESSABLÄUFE
6.2.1 OPTIMIERUNG ANHAND DER PROZESSABBILDUNG
6.2.2 VORTEILE DER MOBILEN LÖSUNG
6.2.3 EVALUIERUNG DES BEISPIELPROZESSES
6.3 NUTZEN-KOSTEN-BETRACHTUNG
6.3.1 NUTZEN DER ENTWICKELTEN VORGEHENSWEISE
6.3.2 GENERIERTER GESAMTNUTZEN DURCH DIE MOBILE LÖSUNG
6.3.3 GENERIERTE KOSTEN DURCH DIE MOBILE LÖSUNG

7 FAZIT UND AUSBLICK

ANHANG.

ANHANG A) ENDGERÄTE UND IHRE BETRIEBSSYSTEME
ANHANG B) ÜBERSICHT MOBILE BETRIEBSSYSTEME
ANHANG C) INVESTITIONSRECHNUNG AM BEISPIEL LIVELINK
ANHANG D) VORGANGSKETTENDIAGRAMM „AUFTRAGSBEARBEITUNG“.

LITERATURVERZEICHNIS

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 2-1: Organigramm der Deutsche Bahn AG

Abbildung 3-1: Übertragungsraten der Funktechnologien in Kbit/s

Abbildung 4-1: Ermittlung der optimalen Instandhaltungsaufwendung

Abbildung 4-2: Ziele der Prozessoptimierung

Abbildung 5-1: Auszug aus einem Vorgangskettendiagramm

Abbildung 5-2: Angepasstes Vorgangskettendiagramm

Abbildung 5-3: Prozessablauf „Reparatur“

Abbildung 5-4: Optimierung des Prozessablaufs „Reparatur“

Abbildung 5-5: Aufbau der Bewertungsmatrix

Abbildung 5-6: Methode des paarweisen Vergleichs

Abbildung 5-7: Bewertungsmatrix des Beispiels „Störfallbehebung“

Abbildung 6-1: Beispielprozess der DB Netz AG

Abbildung 6-2: Beispielprozess mit IuK-Technologien

Abbildung 6-3: Beispielformular auf einem PDA

Abbildung 6-4: Integration in bestehende IT-Landschaft

Abbildung 6-5: Tugendkreis

TABELLENVERZEICHNIS

Tabelle 3-1: Konsequenzen aus den Potenzialen in der Instandhaltung

Tabelle 3-2: Leistungsmerkmale mobiler Endgeräte und ihre Ausprägung

Tabelle 4-1: Vorgehensmodell von OSSAD

Tabelle 4-2: Vorgehensmodell von Johansson

Tabelle 4-3: Vorgehensmodell von IBM

Tabelle 4-4: Vorgehensmodell der Boston Consulting Group

Tabelle 4-5: Vorgehensmodell von Davenport

Tabelle 6-1: Nutzeneffekte Mobiler IuK-Technologien

1 EINLEITUNG

1.1 PROBLEMSTELLUNG

Veränderungen am Weltmarkt und die Entwicklung moderner Technologien haben die Welt im ausgehenden 20. Jahrhundert größer und zugleich kleiner gemacht. Größer, weil durch die moderne Informationstechnologie (IT) immer mehr Schranken fallen, und kleiner, weil Fortschritte in der Kommunikationstechnologie dazu geführt haben, dass die Erde sich zunehmend zu einem globalen Marktplatz entwickelt. Um der daraus resultierenden gestiegenen Konkurrenzsituation gerecht zu werden, sind Unternehmen bestrebt, Differenzierungsmöglichkeiten gegenüber der Konkurrenz zu entwickeln. Dabei stellte die Nutzung der Potenziale des Electronic Business (E-Business) eine Möglichkeit der Differenzierung dar. Das Electronic Business nutzten Unternehmen in der Vergangenheit insbesondere zur Generierung von zusätzlichem Umsatz durch Erschließung des Weltmarktes. Das Potenzial durch E-Business-Lösungen Kosten zu senken, stand zunächst nicht zur Debatte.

Heutzutage wird die Kostensenkung als ausschlaggebende Strategie der Unternehmensfüh-rung gesehen, wenn das Unternehmen langfristig am Markt etabliert bleiben soll. Eine Mög-lichkeit der Kostensenkung ist die Erhöhung der Verfügbarkeit von Anlagen. Damit lässt sich der Zeitpunkt von kostenintensiven Neuinvestitionen hinauszuzögern. Um eine hohe Anla-genverfügbarkeit sicherzustellen, sind jedoch Instandhaltungsmaßnahmen erforderlich. Die Instandhaltung und der Service von Anlagen und Maschinen haben sich gegenüber dem Neumaschinengeschäft zum Renditeträger für Unternehmen entwickelt. Die Aufwendungen für die Instandhaltung machen dabei einen nicht unerheblichen Anteil an den Gesamtkosten eines Unternehmens aus (vgl. SCHEER et al. 2001, S. 149). Die Instandhaltung hat in der Vergangenheit vielfach nicht die nötige Aufmerksamkeit gefunden und wurde, aufgrund der geringen Produktivität, als „notwendiges Übel“ angesehen. Die Anforderungen an die In-standhaltung sind jedoch durch komplexere und kapitalaufwendigere Anlagen sowie durch höhere Anforderungen an die Verfügbarkeit gestiegen. Für die Instandhaltung des deutschen Schienennetzes beispielsweise belaufen sich die jährlichen Aufwendungen - nach einer Stu-die für die UIC-Infrastruktur-Kommission - auf 1,25 - 1,5 Milliarden Euro für das ca. 37.500 Kilometer lange Schienennetz (INFRACOST III 2000, S. 29 ff). Den wichtigsten Kosten-block bilden dabei die Personalkosten. Die Instandhaltungsarbeit bei Infrastruktur-dienstleistern ist durch eine hohes Maß an Außentätigkeiten und dadurch mit einer hohen Mobilität des Personals verbunden. Eine EDV-technische Anbindung dieser mobilen Mitar- beiter besteht zur Zeit jedoch nicht. Vielmehr werden Eingaben manuell getätigt, die zu feh-lerhaften Daten und Rückmeldungen und damit zu hohen Zeitverzügen führen. Laut Studie können Unternehmen durch den Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstech-nologien (IuK-Technologien) ineffiziente Prozesse weitgehend eliminieren und somit 20-30 Prozent ihrer Personalkosten senken (INFRACOST III, S. 61). Hierzu ist eine Optimierung der bisherigen Prozesse notwendig. Durch eine Reorganisation dieser Prozesse können Pro-zesskosten reduziert werden.

Eine Optimierung kann jedoch nicht allein durch den Einsatz neuer IuK-Technologien ohne Einbeziehung der bisherigen Prozessabläufe verwirklicht werden. So reicht beispielsweise die alleinige Einführung einer mobilen Anbindung des Außendienstes an die innerbetrieblichen Informationssysteme nicht aus. Eine zusätzliche, auf die mobilen Technologiepotenziale abgestimmte Reorganisation der Geschäftsprozesse ist notwendig.

In der Literatur finden sich Ansätze, die sich mit der Reorganisation von Geschäftsprozessen durch Informationstechnologien (IT) beschäftigen. Aufgrund der noch jungen Entwicklung in den mobilen IuK-Technologien, finden die Potenziale dieser Technologien noch geringe Be-rücksichtigung.

1.2 ZIELSETZUNG

Die vorliegende Arbeit ist begleitend zum Projekt „e-main“, das als Projekt von der Deutsche Bahn AG, der adisoft AG und dem Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) Aachen durchgeführt wird, entstanden. Ziel dieser Arbeit ist die Entwicklung einer Vorgehensweise zur Optimierung von Instandhaltungsprozessen durch den Einsatz mobiler IuK-Technologien bei Infrastrukturdienstleistern, dargestellt am Beispiel der Deutsche Bahn AG. Hierzu ist eine Untersuchung der bisherigen Ansätze zur Reorganisation von Geschäftsprozessen auf die Eignung zur Optimierung von Instandhaltungsprozessen, insbesondere unter Berücksichti-gung mobiler Technologien, durchzuführen. Die entwickelte Vorgehensweise soll ferner die optimale Auswahl mobiler IuK-Technologien unterstützen. Anhand eines Praxisbeispiels aus der Instandhaltung bei der Deutsche Bahn Netz AG (DB Netz AG) soll der Ansatz veran-schaulicht werden.

1.3 VORGEHENSWEISE

Zur Zielerreichung werden zunächst die mobilen IuK-Technologien betrachtet, die mit in die Vorgehensweise hineinfließen. Insbesondere werden hier die funktionalen Leistungsmerkma-le erarbeitet, die für die spätere Auswahl der mobilen Endgeräte wichtig sind. In einem nächs-ten Schritt werden bisherige Ansätze zur Prozessoptimierung betrachtet, um Erkenntnisse für die spätere eigene Vorgehensweise abzuleiten. Die Mängel aus diesen Ansätzen führen zur Ermittlung der notwendigen Detaillierungen, die bei der Optimierung mit mobilen Endgeräten zu berücksichtigen sind. Um zu bestimmen in welchen Prozessschritten mobile IuK-Technologien eingesetzt werden müssen, wird zunächst eine geeignete Form der Prozessdar-stellung gewählt und mit den zuvor erwähnten Detaillierungsgraden abgebildet. Die Anforde-rungen der einzelnen Prozessschritte und die ermittelten funktionalen Leistungsmerkmale werden in einer Bewertungsmatrix gegenübergestellt, um so die Auswahl optimaler mobiler Endgeräte zu gewährleisten. Anschließend wird die entwickelte Vorgehensweise anhand eines Beispielprozesses der DB Netz AG evaluiert und eine Nutzen-Kosten-Betrachtung vorge-nommen.

Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel. Im Anschluss an dieses einführende erste Kapitel wird als Bezugsrahmen auf den Deutsche-Bahn-Konzern eingegangen. Hierbei geht es insbe-sondere darum, einen ersten Einblick über die Instandhaltung des Schienennetzes bei der Deutsche Bahn AG zu vermitteln. Daraufhin wird auf den Infrastrukturdienstleister der Deut-sche Bahn AG, die Deutsche Bahn Netz AG, eingegangen und die Unternehmensorganisation sowie ihre Aufgaben, Ziele und Strategien vorgestellt. Im letzten Unterkapitel wird der Fokus auf die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien bei dieser Tochtergesellschaft gelegt und bestehende Systeme und Geräteausstattungen betrachtet.

Kapitel 3 befasst sich ausführlich mit den Potenzialen von mobilen IuK-Technologien, durch die eine Optimierung der Instandhaltungsprozesse gewährleistet werden soll. Hier wird zu-nächst auf die Besonderheit mobiler Lösungen eingegangen, durch die sich mobile IuK-Technologien von stationären IuK-Technologien unterscheiden. Im weiteren Verlauf werden gegenwärtige bzw. in naher Zukunft nutzbare Technologien vorgestellt, die die Basis mobiler Lösungen darstellen. Dazu zählen insbesondere die Übertragungstechnologien der Sprach-und Datenkommunikation im Mobilfunk, die Technologiestandards für den Datenaustausch über kürzere Distanzen und die Vorstellung geeigneter mobiler Endgeräte. Die Auswahl der Endgeräte erfolgt nicht im Sinne einer direkten Produktauswahl, sondern beschränkt sich auf die Bestimmung funktionaler Leistungsmerkmale (vgl. INTERSERV 2001).

Gegenstand des vierten Kapitels ist die Analyse der bisherigen Ansätze zur Optimierung von Instandhaltungsprozessen mithilfe von IuK-Technologien. Hierbei werden aus einer Reihe von potenziellen Ansätzen annähernd geeignete ausgesucht und analysiert. Die Erkenntnisse aus den bisherigen Ansätzen dienen der Entwicklung der Vorgehensweise bei der Unterstützung der Instandhaltung durch mobile IuK-Technologien.

In Kapitel 5 wird die Vorgehensweise entwickelt, indem die Beschreibungsparameter und Detaillierungsgrade herausgearbeitet werden, die bei einer Optimierung mit mobilen IuKTechnologien erforderlich sind. Anhand einer Modellierungsform wird eine spezifische Prozessbeschreibung unter Einbeziehung dieser fehlenden Details aufgezeigt, um so die Anforderungen der Prozesse abzuleiten. Diese führen zusammen mit den Leistungsmerkmalen der Endgeräte zur Auswahl optimaler mobiler Endgeräte.

Die entwickelte Vorgehensweise aus Kapitel 5 wird in Kapitel 6 an einem Beispielprozess der DB Netz AG evaluiert. Hierzu wird zunächst der Istzustand eines Prozesses aufgenommen und die Nachteile dieser Prozessabwicklung dargestellt. Daraufhin erfolgt die Optimierung der Prozesse durch Einbindung der mobilen IuK-Technologien in die Prozessabbildung. Die sich ergebenden Vorteile für die Instandhaltung werden aufgezeigt. Im letzten Unterkapitel wird eine Nutzen-Kosten-Betrachtung vorgenommen, wobei der Nutzen der optimierten Mo-dellierungsweise und der Gesamtnutzen der mobilen Lösung den Kosten gegenüber gestellt werden.

Die Arbeit schließt in Kapitel 7 mit einem Fazit und Ausblick ab.

2 INSTANDHALTUNG BEI DER DEUTSCHE BAHN AG

Der Deutsche-Bahn-Konzern ist ein europaweit agierendes Unternehmen, dessen Schwer-punkte auf den Gebieten Personen- und Güterverkehr, Fahrweg und Personenbahnhöfe liegen. Im Jahre 2001 beschäftigte der Deutsche-Bahn-Konzern laut Geschäftsbericht über 214.000 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von 15,7 Mrd. Euro (DEUTSCHE BAHN AG 2001).

Der Deutsche-Bahn-Konzern setzt sich, wie in Abbildung 2-1 dargestellt, aus vier Unternehmensbereichen zusammen, die wiederum aus mehreren Geschäftsbereichen bestehen. Die Leiter der Unternehmensbereiche sind verantwortlich für die erzielten Ergebnisse und berichten unmittelbar an den Konzernvorstand.

Die Instandhaltungstätigkeiten für das Schienennetz übernimmt dabei der Unternehmensbe-reich Deutsche Bahn Netz AG, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Deutsche Bahn AG.

Abbildung 2-1: Organigramm der Deutsche Bahn AG

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: DEUTSCHE BAHN 2001)

2.1 DEUTSCHE BAHN NETZ AG - DIENSTLEISTER DER DEUTSCHE BAHN AG

Seit dem Inkrafttreten der zweiten Stufe der Bahnreform im Jahre 1999 ist die Deutsche Bahn Netz AG eine von insgesamt fünf betrieblich und finanziell selbständigen Aktiengesellschaf-ten unter Führung der Holding Deutsche Bahn AG. Mit der Bahnreform wurden die einzelnen Konzernsparten dezentralisiert, um marktnah und eigenverantwortlich operieren zu können. Die Holding hat weiterhin koordinierende und steuernde Aufgaben. Rechtlich selbständig wurde die Deutsche Bahn Netz AG Mitte 1999. (DEUTSCHE BAHN AG 2003).

Im Januar 2001 wurde die Deutsche Bahn Netz AG neu organisiert und in die drei Segmente Fern-/Ballungsnetz, Regionalnetze sowie Zugbildungsanlagen/Umschlagbahnhöfe eingeteilt. Dadurch wurde eine klare Aufteilung der Ergebnisverantwortung erreicht, welches eine not-wendige Voraussetzung für eine stringente betriebswirtschaftliche Steuerung und Kontrolle darstellt. Größtes und umsatzstärkstes Segment ist das Fern- und Ballungsnetz. Auf diesem Netz werden 91 Prozent des Verkehrsaufkommens abgewickelt. In den Verantwortungsbe-reich dieses Segments fallen die Sicherstellung eines reibungslosen und wirtschaftlichen Be-triebsablaufs sowie die Instandhaltung der dazugehörigen Strecken. Trotz Trennung der Ver-antwortungsbereiche werden die Investitionsvorhaben der DB Netz AG nach wie vor seg-mentübergreifend geplant und gesteuert.

2.2 AUFGABEN, ZIELE UND STRATEGIEN DER DB NETZ AG

Die Deutsche Bahn Netz AG beschäftigte im Jahr 2001 ca. 52.000 Mitarbeiter und erzielte einen Bereichumsatz in Höhe von 3,5 Mrd. Euro. Dieser Unternehmensbereich ist verantwort-lich für die Instandhaltung der gesamten Infrastruktur des Bahnbetriebs. Hierzu zählt die Re-paratur, Instandsetzung und der Umbau aller Fahrbahnen, Betriebsanlagen, Einrichtungen der Betriebsleittechnik, Kommunikation und der elektrischen Fahrleitungen. Ergänzt wird der Verantwortungsbereich der Deutsche Bahn Netz AG mit dem Geschäftsbereich DB Bahnbau, der die Infrastrukturanlagen und den Bereich Umschlagbahnhöfe unterhält (DEUTSCHE BAHN AG 2001).

Die Dienstleistung der DB Netz AG stellt die Instandhaltung, Wartung und Instandsetzung des rund 37.500 Kilometer langen Streckennetzes der Deutschen Bahn dar. Bis zu 40.000 Züge nutzen täglich das Schienennetz, dessen Fahrpläne die DB Netz AG erstellt und koordi-niert. Nicht nur die effiziente Nutzung durch die unterschiedlichsten Züge (ICE bis Güterzug), sondern auch die Instandhaltung und Optimierung des Netzes durch Aus- und Neubaumaßnahmen wird von der DB Netz AG sichergestellt.

Das Unternehmen verfolgt durch Investitionen in Infrastruktur, Anlagen und Trassenmanagement-Systeme das Ziel, Produktqualität und Produktivität ständig zu verbessern (DEUTSCHE BAHN AG 2003). Diese stellen die Voraussetzung für eine Senkung der Betriebskosten, eine bessere Kapazitätsauslastung und, als Folge davon, die Voraussetzung für marktfähige Preise dar. Insgesamt wurden im Geschäftsjahr 2001 zu diesem Zweck Bruttoinvestitionen in Höhe von 4,4 Mrd. Euro getätigt, die zum Teil auch vom Bundesministerium zur Verfügung gestellt wurden (DEUTSCHE BAHN AG 2001).

Seit Beginn der Bahnreform verfolgt die DB Netz AG mit dem Unternehmensbereich Fahr-weg die Strategie, die Wettbewerbsposition der Schiene in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld auszubauen. Hierfür wurde im Jahr 1999 die Strategie NETZ 21 verabschiedet. NETZ 21 zielt darauf ab, die Kapazitäten und Leistungsfähigkeit der Schieneninfrastruktur signifi-kant zu erhöhen, um damit den wachsenden Verkehrsströmen und Transportmengen Rech-nung zu tragen. Durch die Umsetzung dieser Strategie wird die Senkung laufender betriebli-cher Kosten angestrebt. Zu diesem Zweck wurde das Schienennetz in 30 zentrale und rund 40 regionale Korridore sowie sieben eigenständige Knotenbereiche unterteilt. Nach Erteilung aller Planungsaufträge wurde mit der Erarbeitung von Maßnahmenprogrammen begonnen.

Mit dem Aufkommen des Electronic Business und insbesondere des Mobile Business besteht die Möglichkeit, durch Einführung von Business-to-Employee Anwendungen, die vorwiegend mobile Arbeit der Instandhaltungsmitarbeiter effizienter zu gestalten. Die DB Netz AG ist bestrebt, diese Potenziale auszunutzen. Dadurch lassen sich nach INFRACOST zeitintensive Arbeitsschritte in Instandhaltungsprozessen reduzieren und Kosteneinsparungen bis zu 30 Prozent verwirklichen (INFRACOST III, S. 61).

2.3 NUTZUNG VON IUK-TECHNOLOGIEN BEI DER DB NETZ AG

Eine Einführung mobiler Lösungen zur Unterstützung der Instandhaltungsprozesse kann nicht losgelöst von der bestehenden IT-Infrastruktur durchgeführt werden. Vielmehr sind die im Unternehmen bestehenden Systeme zu identifizieren und die neuen Technologien in diese IT-Strukturen zu integrieren. In diesem Kapitel erfolgt daher eine kurze Betrachtung der bisher eingesetzten IuK-Technologien bei der DB Netz AG, um zu überprüfen, ob eine Einbindung neuer mobiler Technologien in bestehenden Systeme mit überschaubarem Aufwand vorgenommen werden kann.

Zur Planung und Steuerung der Instandhaltungsarbeiten an den Schienennetzen der Deutsche Bahn AG wird bei der DB Netz AG das „Enterprise Resource Planning (ERP)“-System SAP/R3 des Unternehmens SAP AG eingesetzt. Dieses System sorgt mit ihrer Komponente PM (Plant Maintenance) dafür, dass die Mitarbeiter der DB Netz AG innerhalb des Unter-nehmens online auf aktuelle Informationen zugreifen können. Verglichen mit den manuellen und papierintensiven Vorgängen in der Vergangenheit bietet SAP/R3 zwar eine Möglichkeit, Verwaltungsaufgaben effizienter abzuwickeln, jedoch wird PM aufgrund der Komplexität in der Anwendung nicht verwendet. Ferner reicht die Nutzung dieses System nicht aus, um Kos-teneinsparungen bei der DB Netz AG zu generieren. Daher ist eine Betrachtung mobiler Lö-sungen zur effizienten Abwicklung mobiler Instandhaltungsmaßnahmen erforderlich. Zu-sammen mit dem ERP-System kann in Zukunft der Fortschritt einer Maßnahme stets aktuell verfolgt werden, d.h. bei einem Instandhaltungsprojekt könnte die systemseitige Gegenüber-stellung von Plan und Ist-Werte erfolgen. Die daraus ableitbaren Abweichungsanalysen er-möglichen so eine verbesserte Steuerung der Instandhaltung im Sinne eines Instandhaltungs-managements. Durch die Integration mit anderen Modulen (z.B. Materialwirtschaft, Produkti-on, Vertrieb, Personalwirtschaft, Controlling) werden zudem Daten aktuell gehalten und Pro-zesse, die für Instandhaltung und Kundenservice notwendig sind, in anderen Bereichen auto-matisch ausgelöst (z.B. eine Bestellanforderung für Nichtlagermaterial im Bereich Material-wirtschaft/Einkauf).

Eine bereits im Unternehmensbereich Fahrweg eingesetzte Technologie ist das digitale Mo-bilfunknetz Global System for Mobile Communication-Rail (GSM-R). Es basiert auf dem internationalen GSM-Mobilfunkstandard und wurde in den vergangenen Jahren für die be-sonderen Anforderungen der Bahngesellschaften in Europa erweitert. 32 europäische Eisen-bahngesellschaften haben GSM-R bereits eingeführt. Innerhalb des DB-Konzerns ersetzte das digitale Mobilfunknetz sukzessive die veralteten analogen Systeme für Betriebs-, Instandhal-tungs-, Zug-, Rangier- und Kraftfahrzeugfunk. Das typische GSM-R-Netz ist aus mehreren Zellen aufgebaut, das sich über das ganze Streckennetz der Bahn erstreckt. Jede Zelle besitzt eine Basisstation, die Auskunft über die Position der Züge weitergibt (SIEMENS 2001, S. 4).

Die DB Netz AG ist bestrebt moderne IuK- und Mobilfunktechnologien noch stärker zu nutzen, um ihre Leistungen weiter zu optimieren und somit Effizienz und Effektivität sicherzustellen. Ein Fokus der DB Netz AG liegt dabei auf dem Gebiet des Einsatzes mobiler IuKTechnologien in der Instandhaltung, auf die im folgenden Kapitel näher eingegangen wird. Dabei sollen nicht nur derzeit verfügbare, sondern auch die in naher Zukunft einsetzbaren Technologien vorgestellt werden.

3 MOBILE IUK-TECHNOLOGIEN FÜR DIE INSTANDHALTUNG

Unternehmen wie die Deutsche Bahn AG können den gestiegenen Anforderungen an die An-lagensysteme nicht nur durch eine Erhöhung der Faktoren Arbeit und Kapital entgegentreten. BULLINGER und GUDZEND machen in ihren Ausführungen deutlich, dass „[n]icht mehr allein die Faktoren Arbeit und Kapital [Anm. d. Verf.:für den Unternehmenserfolg] entscheidend [sind], sondern immer mehr Flexibilität, Schnelligkeit und Wissen“ (BULLINGER, GUD-ZEND 2000, S.11). Diese Faktoren zur Effizienzsteigerung sind bei der DB Netz AG insbe-sondere bei der Optimierung von Instandhaltungsmaßnahmen durch die Bereitstellung von Informationen am Einsatzort entscheidend. Hierzu sind mobile Lösungen notwendig.

Es sind heutzutage Technologien verfügbar, mit denen wissensintensive Prozesse flexibel gestaltet werden können. Zu diesen Produkten zählen mobile IuK-Technologien. Mit mobilen IuK-Technologien stehen Unternehmen eine Reihe von Potenzialen zur Verfügung, durch die Instandhaltungsmitarbeiter optimal mit Informationen versorgt und somit Instandhaltungs-maßnahmen effizienter gestaltet werden können. Geeignete mobile Lösungen müssen unter-nehmensspezifisch ausgewählt werden. Hierzu werden zunächst die Potenziale mobiler Lö-sungen allgemein betrachtet und ihre Stärken und Schwächen dargestellt. Im späteren Verlauf der Arbeit werden die funktionalen Leistungsmerkmale dieser Technologien betrachtet, um mit diesen mobile Endgeräte unternehmensspezifisch auswählen zu können.

3.1 ÜBERTRAGUNGSTECHNOLOGIEN

Der Aufbau mobiler IuK-Anwendungen in der Instandhaltung setzt die Übertragung zentral verwalteter Informationen zu einem mobilen Endgerät in einem geeigneten Datenformat vor-aus. Für den Einsatz mobiler Endgeräte sind Übertragungstechnologien auf Basis von Funk-netzen erforderlich. Sie erlauben die Synchronisation zentral verfügbarer Informationen mit mobilen Endgeräten. Ein absolutes K.O.-Kriterium stellt dabei die Sicherheit bei der Übertragung der Daten dar (vgl. SCHEER et al. 2001, S. 143). An diese werden besonders hohe Anforderungen gestellt. Alle verfügbaren Standards besitzen deshalb die dazu notwendigen Verschlüsselungstechniken, so dass ein Abhören der Informationen über die Luftschnittstelle unmöglich ist und damit Authentizität, Korrektheit, Datenintegrität und Vertraulichkeit gewährleistet werden. Dabei kommen Fehlersicherungsprotokolle zum Einsatz, die alle Daten dem Empfänger vollständig und korrekt übermitteln.

Ebenso wichtig wie der Schutz der Übertragung ist ein entsprechendes Maß an Anonymität. Dadurch wird verhindert, dass Fremde die Bewegungen eines Teilnehmers anhand der ausge-sendeten Funksignale verfolgen oder die Zeiten, in denen der Teilnehmer sein Gerät verwen-det, herausfinden können. Da die Sprach- und Datenpakete das Gerät des Empfängers errei-chen müssen, benötigt dieses eine unverschlüsselt übertragene eindeutige Adresse. GSM ver-wendet dazu TMSls (Ternporary Mobile Subscriber Identity). Diese Nummern werden bei jedem Verbindungsaufbau neu vergeben und während der Übertragung regelmäßig gewech-selt. Da also keine Nummern unverschlüsselt auf dem Funkweg übertragen werden, die einem Endgerät fest zuordnet sind, können durch das Abhören des Funkverkehrs keine Rückschlüsse auf die Identität des Anwenders gezogen werden. (INTERSERV 2001).

Die Anforderungen an die Sicherheit auch von unternehmenskritischen Diensten ist damit bereits durch die Standards selbst gewährleistet, und bedarf keiner zusätzlichen Anstrengungen bei der Implementierung.

Funkbasierte Übertragungstechnologien lassen sich gemäß der geographischen Reichweite bzw. Versorgung in zwei Kategorien einteilen: In die erste Kategorie fallen zellulare Mobil-funknetze, die ganze Regionen versorgen (Kapitel 3.1.1). Zur zweiten Kategorie gehören spe-zielle Technologien für den mobilen Datenaustausch über kurze Distanzen (Kapitel 3.1.2).

3.1.1 ZELLULARE MOBILFUNKNETZE

3.1.1.1 GSM UND GSM-R

Die wohl bekannteste und am weitesten verbreitete digitale Technik, die zur Datenübertra-gung per Funk heutzutage genutzt wird, ist „Global System for Mobile Communication (GSM)“. GSM ist der Standard, der hinter allen deutschen Mobilfunknetzen und rund weite-ren vierhundert Netzen weltweit steht (MIELKE 2002, S. 187). GSM-basierte Funknetze werden als Netze der zweiten Mobilfunkgeneration (2G) bezeichnet. Technisch basieren sie auf einer zellularen Grundstruktur, in deren Zellen auf reservierten Frequenzbändern (900 und 1800 Megahertz (MHz) in Europa, 1900 MHz in den USA) 125 Kanäle mit einer Bandbreite von 200 Kilohertz (KHz) eingerichtet werden, die wiederum mithilfe spezieller Multiplex-techniken in jeweils acht Mobilfunkverbindungen aufgeteilt werden (vgl. EBERSPÄCHER et al. 1999, S. 27). Die Größe der Zellen determiniert die mögliche Anzahl von Mobilfunkver-bindungen. In ländlichen Gebieten erreichen die Zellen eine Abdeckung von 20 Kilometern, in Ballungsräumen dagegen lediglich einige hundert Meter (ARNOLD et al. 2001, S. 104).

Vorteile des GSM-Netzes ergeben sich durch die ständige Verfügbarkeit des Netzes, ohne dass der Benutzer auf den Zugriff einer bestimmten Leitung angewiesen ist. Jedoch be-sitzt GSM nach heutigen Verhältnissen eine eher geringe Übertragungskapazität von 9,6 Ki-lobit pro Sekunde (Kbit/s) und ist ein leitungsgebundenes Netz. Leitungsgebunden bedeutet, dass für jeden Kommunikationsprozess zwischen den Teilnehmern eine feste Kanalverbin-dung mit konstanter Übertragungskapazität von 9,6 Kbit/s aufzubauen ist und somit zusätzlich Aufwand für den Verbindungsaufbau und -abbau anfällt. Für die reine Sprachkommunikation stellt das GSM-Netz eine völlig ausreichende und sichere Technik bereit. Den wachsenden Anforderungen der Annäherung von Sprach- und Datenkommunikation kann dieses Netz je-doch nur sehr eingeschränkt gerecht werden.

Die GSM-Technologie wird bei Schienennetzbetreibern in Europa in einer angepassten Version verwendet. Im Jahre 2001 vereinbarten 32 Länder die einheitliche Einführung von „Global System for Mobile Communication - Rail (GSM-R)“ (N.N. 2002). GSM-R basiert auf dem zuvor erwähnten GSM-Standard, welcher um die besonderen Anforderungen der Schienennetzbetreiber erweitert wurde.

Vorteile des GSM-R-Netzes ergeben sich aufgrund der grenzenlosen Kommunikation unter Schnellzügen, der Konzentration mehrerer unterschiedlicher Kommunikationsanwendungen zu einem einzigen Netzwerk und der bereits vorhandenen globalen GSM-Plattform. Die GSM-R-Technologie stellt somit die Übertragungstechnologie sicher, die eine Einführung weiterer Dienstleistungen im Schienverkehrsnetz begünstigt. Letztendlich führt die standardisierte Kommunikation unter den Schienennetzbetreibern zu mehr Flexibilität in der Sprachund Datenkommunikation und zu geringeren Kosten hinsichtlich Integration und Operationalisierung (vgl. SIEMENS 2001, S. 5).

3.1.1.2 HSCSD

High Speed Circuit Switched Data (HSCSD) ist eine auf der GSM-Technik basierende Netz-technologie, das eine Interimslösung auf dem Weg zur flächendeckenden UMTS-Versorgung darstellt (ARNOLD et al. 2001, S. 104). HSCSD bündelt zur gemeinsamen Nutzung mehrere GSM-Kanäle zu einem Kanal. Hierbei können maximal vier Kanäle für die Übertragung der Datenströme zusammengefasst werden, die jeweils bis zu 14,4 Kbit/s übertragen können. Die theoretische Übertragungskapazität beträgt somit im besten Falle 57,6 Kbit/s (in der Realität nach MÜLLER-VEERSE 38,4 Kbit/s) und liegt im Vergleich immer noch unter der Übertra-gungsrate eines normalen „Integrated Services Digital Network (ISDN)-Kanals“ (64 Kbit/s), das aus dem Festnetzbereich bekannt ist. HSCSD besitzt weiterhin sämtliche Nachteile, die auch das GSM-Netz aufweist. So ist zum einen die mit der Leitungsvermittlung verbundene Einwahlzeit bzw. die -kosten und zum anderen der Engpass verfügbarer GSM-Kanäle insbe-sondere in Ballungsräumen zu erwähnen. Die für eine Kanalbündelung erforderlichen Kapazi-täten können daher nur äußerst schwierig zur Verfügung gestellt werden. Aus diesen Gründen bieten in Deutschland nur wenige Mobilfunkanbieter Dienstleistungen auf HSCSD-Basis an (vgl. GENTNER, LEGLER 2000, S. 15).

3.1.1.3 GPRS

General Packet Radio Service (GPRS) nutzt auch die 200 KHz breiten GSM-Kanäle, arbeitet jedoch im Unterschied zum traditionellen GSM-Protokoll nicht leitungsvermittelt, sondern durch die Nutzung spezieller Protokolle, paketorientiert (vgl. WALKE 2000, S. 295). Mit GPRS wird die Nutzung von Mobilfunkdiensten ohne ein zeitintensives Einwählen möglich. Diese auch als „always on“ bezeichnete Funktionalität bietet erstmalig eine sofortige mobile Verbindung zum Internet, die für sogenannte Push-Dienste - wie z. B. die direkte Übertra-gung von E-Mails auf das mobile Endgerät - unverzichtbar ist. Durch die Aufteilung der Da-ten in einzelne Pakete werden zudem die Netzkapazitäten weniger belastet und effizienter genutzt.

Aufgrund der paketvermittelten Übertragung erfolgt die Abrechnung für Mobilfunkleistungen nicht, wie bei GSM oder HSCSD über die Dauer der Verbindung, sondern über das übertragene Datenvolumen. GPRS erreicht dabei sowohl für Sprach- als auch für digitale Daten eine theoretische Übertragungskapazität von 171 Kbit/s, wobei in der Realität von 43,2 Kbit/s ausgegangen wird (MÜLLER-VEERSE 1999, S.13).

GPRS kann als eine Technologie für den Einstieg in die mobile Internetnutzung angesehen werden und wird in Deutschland seit dem Frühjahr 2001 angeboten (ARNOLD et al. 2001, S. 105). Ein Vorteil des GPRS liegt in der Verwandtschaft zu GSM. So können bereits existierende GSM-Zellstrukturen verwendet werden (vgl. PHAM 2000, S. 16). Jedoch müssen im Bereich der Middleware-Technologie neue Server installiert werden, die aber wiederum auch für UMTS genutzt werden können (GEER 2001, S. 24).

3.1.1.4 EDGE

Enhanced Data Rates for GSM Evolution (EDGE) ist eine Weiterentwicklung und Verbesse-rung von GPRS, das paketorientierte Datenübertragungsraten von bis zu 384 Kbit/s durch die gleichzeitige Bündelung von bis zu acht Kanälen ermöglicht. Da sich mit dieser Übertra-gungskapazität hohe Übertragungsraten übermitteln lassen, stellt EDGE theoretisch eine Al-ternative zu UMTS dar, da für UMTS dieselbe Übertragungsrate in Ballungsräumen erwartet wird (MÜLLER-VEERSE 1999, S.14). Allerdings entstehen bei der Einführung von EDGE Kosten für Softwareveränderungen und Hardwaremodifikationen an der bestehenden GSM-Infrastruktur. Eine Einführung von EDGE fand in Deutschland nicht statt.

3.1.1.5 UMTS

Universal Mobile Telecommunications System (UMTS) ist der Nachfolger der Datenfunksysteme der zweiten Generation. In Zusammenhang mit UMTS spricht man auch von der dritten Mobilfunkgeneration (3G).

Der UMTS-Standard ermöglicht Übertragungsraten bis zu 2 Megabit pro Sekunde (Mbit/s). Auch wenn diese Datenrate oft in Publikation zitiert wird, wird diese Geschwindigkeit nicht flächendeckend zur Verfügung stehen. Lediglich in Gebäuden (den sogenannten Hot Spots) mit einer hohen Zugangsdichte werden Übertragungsraten von bis zu 2 Mbit/s erwartet (vgl. MIELKE 2002, S. 105). In Ballungsräumen kann dagegen von einer Übertragungsrate von bis zu 384 Kbit/s ausgegangen werden (vgl. ARNOLD et al. 2001, S. 105; MÜLLER-VEERSE 1999, S. 14).

Mit UMTS ist es möglich, neben Sprachverbindungen auch Bilder, Video- und Audiodaten in hoher Qualität auf mobilen Endgeräten zu empfangen und zu versenden und somit ein „Mobiles Office“ zu schaffen. Mit dem GSM-Netz war dies nur beschränkt möglich. Erste UMTSAngebote deutscher Mobilfunkanbieter sind nach neuesten Angaben für Mitte 2003 angekündigt; flächendeckende UMTS-Angebote in Ballungsgebieten sind jedoch auch in den Industriestaaten nicht vor 2005 zu erwarten (vgl. WALDENMAIER 2002, S. 13).

Die Tatsache, dass die UMTS-Lizenzen in Deutschland im Jahre 2000 für rund 50 Milliarden Euro vergeben wurden, unterstreicht den Wert, den Mobilfunkanbieter dieser Technologie beimessen. Unter anderem kam die Technologie EDGE dadurch nicht zur Einführung.

Abbildung 3-1 gibt noch einmal zusammenfassend die theoretisch möglichen und praktisch realisierbaren Übertragungsraten der einzelnen Technologien wieder.

Abbildung 3-1: Übertragungsraten der Funktechnologien in Kbit/s

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: In Anlehnung an MÜLLER-VEERSE 1999, S. 13)

3.1.2 KURZSTRECKENFUNKNETZE

Zur Übertragung von Daten können neben Mobilfunknetzen auch Kurzstreckenfunknetze ein-gesetzt werden, von denen Bluetooth und Wireless Local Area Network (W-LAN) vorgestellt werden.

3.1.2.1 BLUETOOTH

Die Bluetooth-Technik ist eine recht junge Entwicklung im Bereich der Kurzstreckenkommunikation per Funk. 1998 wurde sie von der Bluetooth-SIG (Special Interest Group) als Standard festgelegt, der sich weltweit zahlreiche namhafte Unternehmen angeschlossen haben, um diese Technologie weiter voranzubringen (vgl. PHAM 2002, S. 4).

Bluetooth ermöglicht einen kostengünstigen und energiesparenden Datenaustausch unter No-tebooks, PDAs, Handys, Druckern, Digitalkameras etc. Auch Haushaltsgeräte, Navigations systeme oder Autos können mit Bluetooth-Chips versehen werden, so dass eine umfassende Kommunikation unter technischen Geräten möglich ist. Durch die Übertragung per Funk werden mit Bluetooth Kabel eingespart. Somit eignet sich diese Technik zur Realisierung von Peer-to-Peer- und Ad-hoc-Netzwerken.

In einem Peer-to-Peer-Netzwerk können beispielsweise zwei elektronische Geräte ein unabhängiges Netzwerk bilden, sobald sie sich räumlich nähern. Somit kann ein mobiles Endgerät beispielsweise einen Druckauftrag auf einem Bluetooth-Drucker auslösen. Ein Ad-hoc-Netzwerk wird aufgebaut, wenn sich mehrere Geräte zusammenfinden

Innerhalb des Bluetooth-Netzwerkes wird mit einem Energieverbrauch von 1 Milliwatt eine Reichweite von 10 Metern erreicht. Die Kommunikation erfolgt im 2,4 GHz Bandbereich, das lizenzfrei zur Verfügung steht. Das Bluetooth-Protokoll unterstützt eine gleichzeitige Daten-und Sprachübertragung. Eine asymmetrische Verbindung erreicht dabei eine Senderate von ca. 723,2 Kbit/s, eine symmetrische dagegen nur 333,9 Kbit/s (vgl. LIBERTY 2002, S. 5). Um eine störungsfreie Verbindung zu Stande zu kriegen, verwendet die Bluetooth-Technik das sogenannte Frequenz-Hopping, wobei kurze Datenpakete über unterschiedliche Frequen-zen übertragen werden. Dieses Charakteristikum macht die Übertragung mit Bluetooth beson-ders zuverlässig.

3.1.2.2 W-LAN

Das Wireless Local Area Network (W-LAN) ist ein flexibles Datenkommunikationsnetzwerk, das in der Regel als eine Erweiterung oder als Alternative zum bestehenden verkabelten LAN-Netzwerk aufgebaut wird (PHAM 2002, S. 7). Die Anbindung des Clients zum firmeninternen LAN wird bei W-LAN nicht per Kabelverbindung, sondern durch Radiofunkwellen ermög-licht. Diese Möglichkeit bietet dem mobilen Anwender einen permanenten Netzwerkan-schluss. W-LAN kann mit allen Notebooks und vielen PDAs genutzt werden, die mit einer entsprechenden W-LAN-Karte ausgestattet sind. Die Verbindung wird dabei über sogenannte Access-Points ermöglicht, in dessen Reichweite (30 bis zu über 100 Metern) der Mitarbeiter sich befinden muss (MIELKE 2002, S. 198). Der Access-Point dient beim Datentransfer als Gateway.1Gegenwärtig werden mit W-LAN dabei Übertragungsraten bis zu 11 Mbit/s er-reicht, die ebenfalls wie Bluetooth über das lizenzfreie 2,4 GHz-Band übertragen werden.

Dem W-LAN kommt im Hinblick auf UMTS eine hohe Bedeutung zu. Die Funkversorgung der Hotspots in UMTS-Netzen soll mit dem drahtlosen Netzzugang W-LAN ausgestattet werden (vgl. MIELKE 2002, S. 197).

3.1.2.3 INFRAROT (IRDA)

Die Infrarot-Technologie stellt eine ähnliche Technologie wie Bluetooth dar. Sie ermöglicht einen Datenaustausch zwischen Endgeräten, wobei lediglicheinePoint-to-Point Verbindung möglich ist. Aufgrund ihrer preiswerten Hardware ist Infrarot weit verbreitet und als Kommunikationsschnittstelle bereits in viele Notebooks oder Mobiltelefone integriert.

Die heutige Version „Fast Infrared“ überträgt Daten mit einer Rate von 4 Mbit/s. Die nächste Version sieht Übertragungsraten von 16 Mbit/s vor und wäre somit der Bluetooth-Technologie überlegen. Jedoch setzt Bluetooth für die Übertragung nicht unbedingt Sichtkon-takt voraus und kann beispielsweise auch durch Hindernisse durch übertragen. Infrarot erlaubt hingegen einen maximalen Winkel von 30 Grad zum empfangenden Endgerät und eine Ent-fernung von einem Meter. Die Netzkapazität mit Infrarot ist bereits mit 8 Endgeräten ausge-schöpft. Mit Bluetooth hingegen können bis zu 127 Endgeräte vernetzt werden (PHAM 2002, S. 6).

Auch hinsichtlich der Verschlüsselung bietet Infrarot nicht die Möglichkeiten, die Bluetooth bietet. So ist aufgrund der verschiedenen Protokolle ein sicherer Datentransfer nicht gewähr-leistet.

3.2 POTENZIALE MOBILER IUK-TECHNOLOGIEN

Der Abschlussbericht INTERSERV des Forschungsinstituts für Rationalisierung nimmt eine Unterteilung der Potenziale mobiler IuK-Technologien in nachfolgender Form vor. Ergänzt wurden diese um die Ausführungen weiterer Autoren.

3.2.1 ERREICHBARKEIT

Die Nutzung mobiler Endgeräte sorgt für die ständige Erreichbarkeit des Mitarbeiters zu jeder Zeit und an jedem Ort (vgl. SCHEER et al. 2001, S. 143). Dabei kann die Informationsübermittlung entweder unmittelbar (Instant Messaging) oder bei Abfrage durch den Mitarbeiter erfolgen (Store and Forward).

Bei Instant Messaging wird dem Instandhaltungsmitarbeiter der Verbindungswunsch der Zentrale durch ein Signal angekündigt. Die Verbindung anzunehmen oder abzulehnen steht nunmehr in seiner Entscheidung. Voraussetzung ist dabei, dass er sich ständig in Reichweite seines Endgeräts befindet. Als Beispiel hierfür kann ein Anruf auf einem Mobiltelefon aufge-führt werden. So stehen Außendienstmitarbeiter und Zentrale in einer ständigen Verbindung.

Beim Store-and-Forward-Prinzip wird die Nachricht, die für den Mitarbeiter bestimmt ist, auf einer Plattform hinterlegt. Diese Nachricht wird bis zum Abruf durch den Mitarbeiter auf dieser Plattform gespeichert. Dieses Prinzip wird u.a. bei elektronischen Postfächern (E-Mail) angewendet, bei denen ein Server diese Postfächer verwaltet, auf die der Mitarbeiter dann unterwegs zugreifen kann. Der Mitarbeiter kann somit immer dann auf bereitgestellte Nachrichten zugreifen, wenn es in seinem Arbeitsprozess sinnvoll erscheint.

Diese ständige Erreichbarkeit der Mitarbeiter ermöglicht eine Just-in-Time-Einsatzplanung des gesamten Mitarbeiterstabes. Der Mitarbeiter meldet einen erledigten Auftrag unmittelbar nach Abschluss an die Zentrale. Diese kann mit den erhaltenen Informationen eine aktuelle Einsatzplanung durchführen, indem sie dem Mitarbeiter den am besten geeigneten Folgeauf-trag zuteilt. Ein eventuelles Anfahren der Zentrale durch den Mitarbeiter ist nicht mehr not-wendig und führt zur Eliminierung ineffizienter Prozessschritte. Ein weiterer Vorteil der per-manenten Erreichbarkeit ergibt sich aus der ständigen Verfügbarkeit von Informationen. Durch die Verwendung entsprechender Technologien ist das Hinzuziehen entfernter Experten zur Lösung eines bestimmten Problems jederzeit möglich. So kann beispielsweise mit den erhöhten Bandbreiten von UMTS und den entsprechenden mobilen Endgeräten eine Expertenkonferenz per Video- oder Audioschaltung arrangiert werden. Das Wissen dieser Spezialisten lässt sich somit optimal nutzen.

3.2.2 MOBILITÄT

Die ständige Verfügbarkeit an beinahe jedem beliebigen Ort und die dadurch gewonnene Bewegungsfreiheit zeichnet den Wertbeitrag mobiler IuK-Technologien besonders aus (vgl. SCHEER et al. 2001, S. 142). Dieser Vorteil kann entscheidend für Verbesserungen in der Prozessoptimierung genutzt werden.

Mithilfe mobiler IuK-Technologien können Arbeiten, die in der Regel ein Anfahren des Büros nötig machen, von jedem Standort aus erledigt werden. So kann der Mitarbeiter beispielswei-se die Erstellung von Berichten direkt am Ort des Geschehens durchführen oder diesen in Ruhe zu Hause erstellen und dann der Zentrale übermitteln. Dadurch lassen sich Zeit und Kosten durch den Wegfall unnötiger Prozesse einsparen. Zusätzlich wird die Flexibilität des Mitarbeiters in der Einteilung seiner Arbeit gesteigert, indem er nun selbst bestimmt, wann er bestimmte Tätigkeiten durchführt.

Für die Zentrale bedeutet das schnellere Vorliegen der Berichte ebenfalls eine Zeitersparnis, welches sich positiv auf die zuvor angesprochene Einsatzplanung auswirkt. Dem Instandhaltungsmitarbeiter oder der Zentrale bleibt zusätzlich der Zwischenschritt eines vorläufigen, handgeschriebenen Berichts erspart, da sich dieser direkt vor Ort elektronisch erstellen lässt. Durch die unmittelbare Eingabe in elektronischer Form werden neben Medienbrüchen auch Sekretariatsarbeiten eingespart, bei denen unleserliche, handschriftliche Notizen und beschmutzte Papierdokumente oft zu Fehlern oder Fehleingaben führen (vgl. BUSCHMANN 2002a). Außerdem lassen sich elektronische Eingaben automatisieren und Pflichtfelder in Datenmasken definieren, ohne die ein Abschluss der Arbeit nicht ermöglicht wird. So wird die Aufnahme wichtiger Daten vor Ort nicht vergessen.

Durch die Nutzung elektronischer Medien bei der Diagnose und Ersatzteilbeschaffung können viele bereits im System vorliegende Informationen abgerufen und automatisch in den Bericht eingefügt werden. Die Arbeitsplanung wird im Vergleich zur bisherigen Arbeitsabwicklung realistischer und zeitnäher, da Wartezeiten bis zur Ausführung der Instandhaltungsmaßnah-men vermieden werden.

[...]


1 Eine Gateway ist ein Netzkonverter, der die Verbindung zwischen zwei verschiedenen Netzarten herstellt. Der Access-Point als Gateway empfängt Daten, speichert diese zwischen und tauscht sie dann zwischen W-LAN und LAN aus.

Ende der Leseprobe aus 85 Seiten

Details

Titel
Entwicklung einer Vorgehensweise zur Optimierung von Instandhaltungsprozessen mit mobilen Informations- und Kommunikationslösungen
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen  (Forschungsinstitut für Rationalisierung/Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik)
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
85
Katalognummer
V17970
ISBN (eBook)
9783638224031
ISBN (Buch)
9783638700016
Dateigröße
1017 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Entwicklung, Vorgehensweise, Optimierung, Instandhaltungsprozessen, Informations-, Kommunikationslösungen
Arbeit zitieren
Ali Yildirim (Autor:in), 2003, Entwicklung einer Vorgehensweise zur Optimierung von Instandhaltungsprozessen mit mobilen Informations- und Kommunikationslösungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17970

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Entwicklung einer Vorgehensweise zur Optimierung von Instandhaltungsprozessen mit mobilen Informations- und Kommunikationslösungen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden