Wenn man die Geschichte der attischen Stadt (polis) im vierten und fünften Jahrhundert vor Christus betrachtet, stellt man fest, dass sie stark vom Wandel geprägt ist. In der Zeit von 411-403 v. Chr. erlebte Athen eine viermalige Änderung seiner politeia, der
Verfassung, zwischen der Demokratie, dem oligarchischen Rat der Vierhundert und der Tyrannis der Dreißig. Der Wandel war ein Phänomen, der alle damaligen griechischen Städte betraf. Es gab viele Staaten mit den verschiedensten Staatsordnungen und da die
Verfassungen noch in ihren Anfängen standen und noch nicht etabliert waren dementsprechend auch häufigen Wechsel von einer zur anderen Verfassung. In seinem großen Werk griechischer Staatstheorie, der „Politik“, hat sich Aristoteles unter vielen anderen Themen auch dem Thema des Verfassungswandels und des Verfassungserhalts gewidmet. Dabei werden die sechs verschiedenen Herrschaftsformen (Verfassungen), die Aristoteles ausmacht und beschreibt dahingehend geprüft, welche Momente der Veränderung und welche dem Erhalt dienlich sind. Aristoteles versucht sich dabei – im
Gegensatz zu seinem Lehrer Platon, den er in der „Politik“ auch entsprechend kritisiert – dem Thema empirisch zu nähern und es genau zu durchleuchten. Er war der erste Philosoph und Staatstheoretiker, der sich so intensiv mit den Verfassungen auseinandergesetzt hat.
Zunächst möchte ich etwas zum Gesamtwerk der „Politik“ einleitend ausführen bzw. zu seiner Bedeutung, um dann das Themas Verfassungswandel und Verfassungserhalt in das Gesamtwerk einzuordnen. Darauf folgt die Darstellung der entscheidenden Punkte, die laut Aristoteles für Wandel und Erhalt verantwortlich sind. Diese ist sehr eng am Basistext der „Politik“ orientiert, um dem Leser einen möglichst unverstellten Blick auf die Ansichten von Aristoteles zu dem Thema zu gewähren. Eine kritische Betrachtung und Interpretation seiner Ausführungen soll sich daran anschließen. Den Schluss bildet ein kurzes Fazit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Gesamtwerk „Politik", historische Voraussetzungen
- Allgemeine Ursachen für Umstürze
- Allgemeine Ursachen für Erhalt
- Demokratie
- Politie
- Oligarchie
- Aristokratie
- Alleinherrschaft im Allgemeinen
- Tyrannis
- Monarchie
- Kritische Betrachtung/Interpretation
- Fazit
- Literaturangaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit analysiert das Werk „Politik“ des Aristoteles mit Fokus auf die Themen Verfassungswandel und Verfassungserhalt. Der Autor befasst sich mit den Ursachen für den Wandel und Erhalt verschiedener Verfassungen, insbesondere im Kontext der antiken griechischen Stadtstaaten. Im Mittelpunkt der Analyse stehen die sechs Herrschaftsformen, die Aristoteles beschreibt und deren jeweilige Anfälligkeit für Veränderung und Stabilität.
- Die Ursachen für Verfassungswandel und -erhalt in der antiken Polis
- Die Rolle der Gleichheit und Ungleichheit in der politischen Ordnung
- Die unterschiedlichen Herrschaftsformen und ihre jeweilige Stabilität
- Die Kritik des Aristoteles an Platon und seine empirische Herangehensweise an das Thema
- Die Bedeutung der „Politik“ für die politische Philosophie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die historische und philosophische Relevanz des Themas Verfassungswandel und Verfassungserhalt im Kontext der griechischen Polis dar. Kapitel 2.1 führt in das Gesamtwerk „Politik“ ein und erläutert die Bedeutung des Werkes für die praktische Philosophie. Es beleuchtet die historischen Voraussetzungen, insbesondere die Struktur und die Einwohnerzahl der antiken Polis. Kapitel 2.2 analysiert die Ursachen für Umstürze und Erhalt von Verfassungen, wobei verschiedene Herrschaftsformen wie Demokratie, Politie, Oligarchie, Aristokratie, Tyrannis und Monarchie betrachtet werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen der antiken griechischen Politik, insbesondere mit dem Konzept der Polis, Verfassungswandel, Verfassungserhalt, den sechs Herrschaftsformen (Demokratie, Politie, Oligarchie, Aristokratie, Tyrannis, Monarchie) und der empirischen Staatstheorie des Aristoteles. Darüber hinaus werden zentrale Begriffe wie Gleichheit, Ungleichheit, Tugendhaftigkeit, Glück und das Gemeinwohl im Kontext der politischen Ordnung behandelt.
- Arbeit zitieren
- Gunnar Wett (Autor:in), 2007, Verfassungswandel und Verfassungserhalt in der "Politik" von Aristoteles, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/179749