Der Deutsche Orden war einer der drei großen Ritterorden und entstand zeitlich gesehen nach den Templern und Johannitern als dritter und letzter unter ihnen. Den Ritterorden war gemein, dass sie nicht nur die drei Gelübde Armut, Keuschheit und Gehorsam ablegten, sondern sich auch dazu verpflichteten, den Kampf gegen die Heiden aufzunehmen. Die Ritter des Deutschen Ordens, die das schwarze Kreuz auf dem weißen Mantel trugen, waren anfangs noch ein Mönchsorden wie viele andere auch. Doch der Kampf gegen die Heiden verdichtete sich und ein neuer Ritterorden war vonnöten, der sich zunächst vordergründig um den Schutz der Pilger kümmern sollte. Die Kreuzzüge sollten sich aber nicht nur auf das Heilige Land beschränken. Auch in Spanien und im Ostseeraum kam es zu Missionstätigkeiten, die mehr oder weniger erfolgreich verliefen. Erst mit dem Einmarsch des Deutschen Ordens in Preußen gelang es, christliche Vorstellungen in diesem Gebiet durchsetzen zu können. Hierzu erhielt der Deutsche Orden ausreichende Unterstützung seitens der Weltmächte Kaiser und Papst. Auf diese Weise konnte er die Ostsiedlung organisieren und zu großer Macht gelangen. In einer beachtlich kurzen Zeitspanne eroberte der Deutsche Orden den Ostseeraum. Währenddessen wurde eine Vielzahl von Burgen erbaut, zu denen die sehr bekannte Marienburg gehört, die auch jetzt noch die Bedeutung des Deutschen Ordens in der damaligen Zeit demonstriert. Heute ist der Deutsche Ritterorden zu seinen Wurzeln zurückgekehrt und widmet sich wieder in seinem ganzen Wirken der Nächstenliebe.
Im Blick auf die Gesamtheit der Geschichte des Deutschen Ordens stellt das „Kapitel Preußen“ einen sehr bedeutsamen Abschnitt dar. Militzer beschreibt diese Bedeutsamkeit mit einer Unterscheidung zum Einsatzgebiet im Heiligen Land:
Während er im Heiligen Land nur geringe Spuren hinterlassen hat, haben seine Herrschaften im Baltikum bis zum Ende des Mittelalters und teilweise darüber hinaus Bestand gehabt. Man wird wohl sagen dürfen, dass sich die Folgen dieser Ordensherrschaft bis in unsere Zeit, besonders nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion feststellen lassen.
Deshalb soll diese Arbeit sich stellvertretend für den Ostseeraum auf Preußen konzentrieren, das auch als der eigentliche Ordensstaat bekannt ist. Andere Gebiete, außer Siebenbürgen und das dort gescheiterte Unternehmen, werden weitgehend ausgeblendet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ziele der Arbeit
- ,,Ostkolonisation❝
- Die Gründungsgeschichte des Deutschen Ordens
- Die Zwiespältigkeit der Verantwortungsbereiche
- Frühe Selbstständigkeit als Ausgangsbasis der Besitzungen des Deutschen Ordens
- Der Deutsche Orden im Burzenland – ein lehrreiches Unternehmen
- Der Deutsche Orden in Preußen
- Versuche der Heidenmission im Ostseeraum vor dem Einmarsch des Deutschen Ordens
- Der Schwertbrüderorden und die Missionierung im Baltikum
- Die Tätigkeiten des Deutschen Ordens in Preußen und im Baltikum im 13. Jahrhundert
- Die Anfänge
- Der Orden von Dobrin und dessen Vereinigung mit dem Deutschen Orden
- Die Kulmer Handfeste
- Die Aufstände der Pruzzen
- Die Akteure des frühen 13. Jahrhunderts und deren Intentionen
- Hermann von Salza
- Friedrich II.
- Konrad von Masowien
- Die Kurie und der Deutsche Orden
- Ausgewählte Quellen
- Die Goldene Bulle von Rimini
- Fehldatierung der Goldbulle auf 1226
- Die Bedeutung der Goldenen Bulle von Rimini
- Der Vertrag von Kruschwitz
- Die Echtheitsfrage des Hilferufs Herzog Konrads und des Vertrags von Kruschwitz
- Die Bulle von Rieti
- Nur eine Heidenmission – oder steckte mehr dahinter?
- Anzeichen einer möglichen Staatsbildung
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Geschichte des Deutschen Ordens im Ostseeraum, insbesondere in Preußen, und untersucht die Frage, ob es sich bei der ,,Ostkolonisation\" des Ordens im 13. Jahrhundert nur um eine Heidenmission handelte oder ob noch andere Ziele verfolgt wurden. Die Arbeit konzentriert sich auf die frühen Phasen der Ordensgeschichte, insbesondere die Zeit der Etablierung in Preußen.
- Die Gründungsgeschichte des Deutschen Ordens und die Entwicklung vom Hospitalorden zum Ritterorden
- Die Rolle des Deutschen Ordens in der Missionierung der Pruzzen
- Die politische und wirtschaftliche Macht des Deutschen Ordens in Preußen
- Die Bedeutung der Urkunden, die dem Deutschen Orden die Etablierung in Preußen ermöglichten
- Die Frage nach den wahren Intentionen des Deutschen Ordens bei der ,,Ostkolonisation\"
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die Forschungsfrage nach den Zielen des Deutschen Ordens bei der ,,Ostkolonisation\" in den Vordergrund. Die folgenden Kapitel befassen sich mit der Gründungsgeschichte des Ordens, der Entwicklung seiner Selbstständigkeit und den frühen Aktivitäten in Preußen. Dabei werden die verschiedenen Akteure, die im frühen 13. Jahrhundert an der Geschichte des Ordens beteiligt waren, wie Hermann von Salza, Friedrich II. und Konrad von Masowien, genauer beleuchtet. Zudem werden ausgewählte Quellen, wie die Goldene Bulle von Rimini und der Vertrag von Kruschwitz, analysiert und diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit widmet sich der Geschichte des Deutschen Ordens, insbesondere der ,,Ostkolonisation\" im 13. Jahrhundert, der Missionierung der Pruzzen, der politischen und wirtschaftlichen Macht des Ordens in Preußen, den Urkunden, die seine Etablierung ermöglichten, und der Frage nach den wahren Intentionen des Ordens. Die zentralen Begriffe sind: Heidenmission, Ostsiedlung, Ritterorden, Staatsbildung, Privilegien, Landnahme, Urkundenanalyse und historische Quellenkritik.
- Arbeit zitieren
- C. Köhne (Autor:in), 2010, Die „Ostkolonisation“ des Deutschen Ordens im 13. Jahrhundert - nur eine Heidenmission?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/179954