Segregation in der Großstadt und Gemeinwesenarbeit


Hausarbeit, 2003

22 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Historische Entwicklung der Sozialstruktur in der Stadt - von der mittelalterlichen zur modernen Stadt
2.1 Mittelalterliche Stadt – Die Ständegesellschaft
2.2 Industrialisierung
2.3 Restliche Jahre – 1920 bis heute

3 Entstehung eines sozialen Brennpunktes heute - Ursachen der Segregation
3.1 Sozialökologischer Ansatz (Chicagoer Schule)
3.2 Neo-Klassischer Ansatz
3.3 Verhaltenstheoretischer Ansatz
3.4 Institutioneller Ansatz
3.5 Politökonomischer Ansatz

4 Probleme im sozialen Brennpunkt und deren Folgen

5 Gemeinwesenarbeit (GWA) als Chance
5.1 Gemeinwesenarbeit als systemische Perspektive
5.2 Ressourcenorientierte Arbeit in der GWA
5.3 Kommunikation im Stadtteil durch GWA

6 Ansätze aus dem Bürgerhaus Nord-Trier
6.1 Entwicklungsbedingungen
6.2 Arbeitsprinzipien
6.3 Aufbau und Entwicklung des Stadtteilzentrums (STZ).
6.4 Wichtigste Bereiche der Arbeit im STZ
6.5 Gesundheitsförderung

7 Schlusswort

Literaturangaben

1 Einleitung

Segregation und Ghettoisierung gibt es schon lange. Schon im Mittelalter wohnten die Juden, zunächst freiwillig, in gesonderten Vierteln.

Heute haben wir in Großstädten das Problem, dass sozial schwächere Randgruppen wie Ausländer, Migranten und Arme sich aus vielen Gründen – meist ungewollt – in Stadtteilen zusammenballen und kaum eine Chance haben, das Image „wohnhaft im sozialen Brennpunkt“ wieder loszuwerden.

Mit Gemeinwesenarbeit haben wir die Chance, die Kluft zwischen Arm und Reich zu vermindern und das schlechte Image solcher Viertel zu verbessern.

Was dabei beachtet werden muss und welche Konzepte und Erfahrungen es schon gibt soll in dieser Arbeit genauer beleuchtet werden.

Außerdem wird näher auf die Entwicklung von sozialen Brennpunkten und die daraus resultierenden Konsequenzen eingegangen.

Der Begriff Segregation wird dabei immer mit der Bedeutung der residentialen Segregation verwendet.

2 Historische Entwicklung der Sozialstruktur in der Stadt - von der mittelalterlichen zur modernen Stadt

2.1 Mittelalterliche Stadt – Die Ständegesellschaft

Schon im Mittelalter gab es eine spezifische räumliche Verteilung der sozialen Gruppen. Damals, als Arbeitsplatz und Wohnung noch unter einem Dach lagen, lebten Mitglieder des gleichen Gewerbes auch in derselben Straße.

Es bestanden 3 Schichten: erstens Bürger, zweitens unterbürgerliche, also nicht-zünftige, Sozialgruppen wie z.B. allein stehende Frauen, „unehrliche Berufe“, Tagelöhner, Mägde, Knechte und Gesellen und Bettler, und drittens Sondergruppen wie Juden und Geistliche.

Zu den Bürgern gehörten die reichen Leute, das Patriziat, und normale Bürger, die sich in Zünften befanden. In dieser Gesellschaft war soziale Mobilität, sowohl horizontal, als auch vertikal, sehr wohl möglich.[1]

Mit der Zeit wurden die Zünfte immer einflussreicher, auch im politischen Bereich. Zwischen den Patriziern und den Zünften entbrannten blutige Fehden.[2]

Im frühen Mittelalter wohnten die reichen Patrizier am Rand der Stadt.

Im späteren Mittelalter wohnten die Patrizier und die reicheren Zunftmitglieder eher im Zentrum, an den Verkehrs- und Handelsstraßen, deshalb gab es eine Art soziale Abstufung nach außen hin. Einige lebten aber aus Sicherheitsgründen - im Falle eines Krieges - an den Stadttoren.

Dennoch waren diese räumlich separierten Bereiche noch sehr klein. Außerdem wohnten meistens alle Schichten in einem Haus, die reichen Leute mit ihren Angestellten. Dieses Konzept nennt sich „das ganze Haus“.

Ghettoisierung gab es zu diesem Zeitpunkt nur bei der jüdischen Bevölkerung. Zunächst freiwillig konzentrierten sich die Gleichgesinnten räumlich in so genannten Immunitäten.

Nach den Kreuzzügen schlug dies aber in einen Zwang um, die Juden mussten sich in isolierten Vierteln aufhalten. Sie wurden total ausgegrenzt.[3]

Nach der Aufhebung des Ghettozwangs bekam das Wort Ghettoisierung eine andere Bedeutung:

„In neuerer Zeit hat sich der Ghettobegriff erheblich erweitert insofern, als gleichsam jede räumliche Konzentration sozial gleichartiger Individuen unter ihn subsumiert wird; im Besonderen jedoch die Zusammenballung unterprivilegierter und diskriminierter Minderheiten.“[4]

2.2 Industrialisierung

Im Zeitalter der Industrialisierung kamen durch die Landflucht immer mehr Menschen in die Stadt. Dies führte zur Verstädterung.

Wohnung und Arbeitsplatz wurden nun getrennt und es entwickelte sich ein schnell wachsendes Industrieproletariat. Dieses wurde vom Bürgertum immer mehr gesellschaftlich und ökonomisch isoliert.

Das Proletariat wurde in so genannten Arbeitervierteln bei sehr schlechten Verhältnissen zusammen gepfercht. Fabrikanten legten sogar eigens für ihre Arbeiter gebaute Arbeiterwohnkolonien an. Diese hatten u.a. eine disziplinierende Funktion, da aus dem Viertel kein Wegzug möglich war.

Das Bürgertum gelangte währenddessen zu Macht und setzte ihm politisch nützliche Baumaßnahmen durch, so dass das Proletariat fast vollständig aus dem Zentrum vertrieben wurde.[5]

„ Jede große Stadt hat eine oder mehrere `schlechte Viertel´, in denen sich die arbeitende Klasse zusammendrängt. Oft freilich wohnt die Armut in versteckten Gässchen dicht neben den Palästen der Reichen; aber im allgemeinen hat man ihr ein apartes Gebiet angewiesen, wo sie, aus den Augen der glücklicheren Klasse verbannt, sich mit sich selbst durchschlagen mag, so gut es geht. Diese schlechten Viertel sind (...) in allen Städten ziemlich egal eingerichtet – die schlechtesten Häuser in den schlechtesten Gegenden der Stadt. (Engels 1974, 94)“[6]

2.3 Restliche Jahre – 1920 bis heute

Von 1920 bis 1930 wurde die im Zeitalter der Industrialisierung errichteten Arbeitersiedlungen weiter ausgebaut. Meist befanden sie sich in Fabriknähe oder am Hafen.

In den Jahren 1950 bis 1960 wurden diese Häuser immer älter und baufälliger. In ihnen wohnte ein großer Anteil sozial schwacher Bevölkerungsgruppen.

Von 1960 bis 1970 fanden staatlich geförderte Sanierungsmaßnahmen wegen der Missstände statt. Dabei wurden die Bewohner in andere Stadtgebiete umgesiedelt. Die Großwohnanlagen wurden zu Sozialwohnungen, zusätzlich gab es Neubaugebiete, meist am Stadtrand. Dort konzentrierten sich zum Teil umgesiedelte Problemgruppen wie Ausländer, ehemalige Obdachlose, sozial schwache Familien und Sozialhilfeempfänger.

Diese Konzentration bewegt Mittelschichtfamilien dazu nur vorübergehend in solchen Gebieten zu wohnen und dann so schnell wie möglich wieder wegzuziehen, obwohl gerade sie das soziale Gefüge stabilisiert hätten.

In die freiwerdenden Wohnungen zogen wieder ärmere Leute.

Durch diese selektive Migration entstand ein sozialer Brennpunkt.

Von 1980 bis in die heutige Zeit hat sich die räumliche Konzentration von Armut in solchen Gebieten verfestigt.

Dennoch ist Segregation nicht mehr in der Schärfe vorhanden wie sie es in der Industrialisierungsphase war, da eine Nivellierung der Klassengegensätze durch die Sozialreformen in der 2.Hälfte des 19. Jahrhunderts, wachsende Bildungsbeteiligung und Anstieg des Lebensstandards der Arbeiterschaft nach dem 2. Weltkrieg stattfand.[7]

3 Entstehung eines sozialen Brennpunktes heute - Ursachen der Segregation

Die Qualität des Wohnumfeldes ist heute wichtiger als früher. Wer es sich leisten kann achtet auf Eigenschaften wie eine schöne Umwelt, also gute Luft, viele Grünflächen und wenig Lärm, eine gute Infrastruktur, also Schulen, Kinder- und Altenbetreuung, gutes Öffentliches Verkehrsnetz usw., und soziale Merkmale wie Sicherheit, Image des Viertels und die soziale Zusammensetzung der Nachbarschaft.

Wer nicht genug Geld hat muss dahin ziehen, wo es nicht zu teuer, aber auch nicht besonders qualitativ hochwertig ist.

Soziale Ungleichheit wird heute übergreifender durch Klasse, Schicht, Rasse, Geschlecht, soz. Milieus und Lebensstil beschrieben.[8]

„ Der Prozess der „Segregation“ beschreibt in dynamischer Betrachtung Prozesse der räumlichen Differenzierung, Sortierung und Separierung. Sie bilden das wichtigste sozial-räumliche Ordnungsprinzip der städtischen Gesellschaft (Lichtenberger 1986, 221). In einer städtischen Betrachtung wird unter Segregation das Muster einer disparitären Verteilung von Bevölkerungsgruppen im Raum verstanden.“[9]

[...]


[1] vgl. Herlyn, (Hrsg.), München 1974

[2] vgl. Harth, Scheller, Tessin (Hrsg.), Opladen 2000

[3] vgl. Herlyn, (Hrsg.), München 1974

[4] Herlyn (Hrsg,), München 1974, Seite 20

[5] vgl. ebd.

[6] Farwick, Opaden 2001, Seite 26

[7] vgl. Farwick, Opladen 2001

[8] vgl. Harth, Scheller, Tessin (Hrsg.), Opladen 2000

[9] Farwick, Opladen 2001, Seite 25

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Segregation in der Großstadt und Gemeinwesenarbeit
Hochschule
Duale Hochschule Baden-Württemberg, Stuttgart, früher: Berufsakademie Stuttgart  (Pestalozzi Kinder und Jugenddorf)
Note
1,0
Autoren
Jahr
2003
Seiten
22
Katalognummer
V18007
ISBN (eBook)
9783638224338
Dateigröße
559 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Stadtteilarbeit, Hilfe zur Selbsthilfe
Schlagworte
Segregation, Großstadt, Gemeinwesenarbeit
Arbeit zitieren
Jessica Kiss (Autor:in)Meike Rank (Autor:in), 2003, Segregation in der Großstadt und Gemeinwesenarbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18007

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Segregation in der Großstadt und Gemeinwesenarbeit



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden