In der Genderforschung wurde den Frauenthemen viel Raum gegeben, auch in Gesellschaft und Politik sind Debatten über Gewalt an Frauen, Lohnungleichheit, Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder Barrieren auf dem Arbeitsmarkt ‚en vogue‘. Die Männerthemen standen daher bis in die späten 80er Jahre im Schatten der Frauenbewegung, sie waren nicht ganz so breit aufgestellt und wurden sehr eindimensional diskutiert. Deutlich wird die Einseitigkeit daran, dass aus den Frauenthemen immer dann Männerthemen entstanden, wenn nach den Ursachen für (z.B. finanzielle) Ungleichheit gefragt wurde. Männer wurden dann als das hegemoniale, privilegierte Geschlecht dargestellt. Im Kontrast hierzu finden sich aber seit etwa zwei Dekaden und besonders in den letzten Jahren Bewegungen in diesem Feld, die sich aus obiger Darstellung lösen und den Kontrast zwischen „kollektiver Privilegiertheit“ auf der einen Seite und „persönlicher Unsicherheit“ der Männer auf der anderen Seite in den Bick nehmen. In diesem Rahmen bewegt sich auch die vorliegende Arbeit. Es soll nicht Ziel dieser Arbeit sein, die hegemoniale Position der Männer heraufzubeschwören und anzuprangern und ebenso wenig, die Krise der Jungen und Männer auszurufen. Beide Darstellungen bilden meiner Meinung nach die Wirklichkeit nicht ab und es bedarf stattdessen einer integrierenden Perspektive, die beide Blickwinkel nutzt um ein möglichst umfassendes Bild zu erhalten.
Wie im Titel bereits angedeutet, werde ich mich sowohl mit der Verunsicherung als auch mit den Problemen von Jungen und Männer beschäftigen. Das Thema deutet vielleicht auf den ersten Blick an, dass ich mich den ‚Männlichkeiten‘ aus der defizitorientierten Perspektive nähern werde, jedoch ist dies sozusagen ‚Mittel zum Zweck‘. Ich möchte vielmehr aufzeigen, wie wichtig der gendertheoretische Blick für die Arbeit mit Jungen (und Mädchen) ist, da Probleme die insbesondere Jungen mit in sozialpädagogische Institutionen bringen, immer auch vor dem Hintergrund ihrer Männlichkeiten betrachtet werden sollten.
Um die Bedeutung dieses gendersensiblen Blickes zu unterstreichen, werde ich in der vorliegenden Arbeit einen meiner Ansicht nach zentralen Aspekt exemplarisch herausgreifen und untersuchen, inwieweit die Themen/Probleme von Jungen und Männern in Zusammenhang mit ihrer Geschlechtlichkeit stehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretischer Zugang
- Warum Männlichkeiten?
- Was bedeutet Verunsicherung?
- Was sind Ursachen der Verunsicherung?
- Der Wandel der Geschlechterverhältnisse im Zuge gesellschaftlicher Umbrüche
- Der Wandel auf dem Arbeitsmarkt – vier Dilemmata
- Der psychoanalytische Ansatz und der entwicklungsbiologische Ansatz - Abgrenzung zur Weiblichkeit und Entwertung dieser
- Warum „problematisierte“ Jungen und Männer?
- Was lässt sich daraus schließen?
- Empirischer Zugang
- Der Untersuchungsansatz
- Der Forschungsprozess
- Ergebnisdarstellung
- Themen der Jungen
- Männlichkeit als mögliche Ursache
- Mögliche Ursachen für Probleme der Jungen
- Herausforderungen für die Jungenarbeit
- Krise
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Verunsicherung von Männlichkeiten und die damit verbundenen Probleme von Jungen und Männern. Sie analysiert die Ursachen dieser Verunsicherung im Kontext gesellschaftlicher und individueller Lebenswelten.
- Die Bedeutung von „Männlichkeiten“ im Plural und ihre vielfältigen Ausprägungen.
- Die Ursachen der Verunsicherung von Männlichkeiten, insbesondere im Wandel der Geschlechterverhältnisse und des Arbeitsmarktes.
- Die Darstellung spezifischer Probleme von Jungen und Männern, wie z.B. Gesundheitliche, Schulische und Psychosoziale Schwierigkeiten.
- Die Frage, inwieweit diese Probleme Folgen „verunsicherter Männlichkeiten“ darstellen.
- Die Relevanz eines gendersensiblen Blickes in der Arbeit mit Jungen und Männern.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Thematik der Verunsicherung von Männlichkeiten und die damit verbundenen Probleme von Jungen und Männern vor. Sie betont die Notwendigkeit einer integrierenden Perspektive, die sowohl die hegemoniale Position der Männer als auch die spezifischen Herausforderungen von Jungen und Männern berücksichtigt.
- Theoretischer Zugang: Dieses Kapitel beleuchtet die zentralen Begriffe der Arbeit, wie „Männlichkeiten“, „Verunsicherung“ und „Problematisierungen“. Es analysiert die Ursachen der Verunsicherung im Kontext gesellschaftlicher Umbrüche, des Wandels auf dem Arbeitsmarkt und des psychoanalytischen und entwicklungsbiologischen Ansatzes.
- Empirischer Zugang: Dieses Kapitel beschreibt den Untersuchungsansatz und den Forschungsprozess der Arbeit. Es erläutert die Methode der Interviews und die Auswahl der Interviewpartner.
- Ergebnisdarstellung: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Arbeit, die die Themen und Probleme von Jungen und Männern im Zusammenhang mit ihrer Geschlechtlichkeit analysieren. Es untersucht die Rolle der Männlichkeit als mögliche Ursache für diese Probleme und identifiziert Herausforderungen für die Jungenarbeit.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themenfeldern Geschlecht, Männlichkeiten, Verunsicherung, Jungenarbeit, Problematiken von Jungen und Männern, gesellschaftlicher Wandel, Arbeitsmarkt, psychoanalytischer und entwicklungsbiologischer Ansatz.
- Arbeit zitieren
- Nadine Hahm (Autor:in), 2011, Jungs in der Krise?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/180235