Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Biographische Daten zu Julio Llamazares S
2. Haupthandlung
3. Figuren
3.1 Theoretische Aspekte bei der Darstellung der Figuren
3.2 Die Darstellung der Figuren in Luna de lobos
3.2.1 Kurze Charakteristik der Hauptpersonen S
3.2.2 Entmenschlichung der Hauptpersonen in Luna de lobos
3.2.3 Sympathielenkung des Autors
4. Raumstruktur
4.1 Raumstruktur nach Jurij Lotman
4.2 Raumstruktur in Luna de lobos
5. Das heutige Spanien und die Bewältigung der Vergangenheit S
6. Bibliographie
1. Biographische Daten zu Julio Llamazares
Julio Llamazares wurde 1955 in Vegamián, einem kleinen asturischen Dorf geboren. Heute lebt er als Schriftsteller und Journalist in Madrid. Zunächst arbeitete er als Journalist für das Radio, das spanische Fernsehen und diverse Zeitungen. 1979 gab er seinen ersten Gedichtband mit dem Titel La lentitud de los bueyes heraus. Nachdem Julio Llamazares einen zweiten Gedichtband, Memoria de la nieve, verfasste, wandte er sich der Erzählliteratur zu.
Sein Roman Luna de lobos über den spanischen Bürgerkrieg machte ihn in Spanien bekannt. Der nachfolgende Roman, La lluvia amarilla von 1988, handelt von dem Abwandern spanischer Dorfbewohner in die Städte.
Das Außergewöhnliche an den Werken Llamazares' ist auf der einen Seite seine Themenwahl und auf der andern Seite seine Art die Themen darzustellen. Llamazares ist einer der wenigen Autoren, der sich mit dem Sterben der spanischen Bergregionen befasst und dies in seinen Romanen thematisiert. In Luna de lobos wählt er eine untypische Herangehensweise an das Thema Bürgerkrieg. Seine Erzählweise und seine Sprache sind klar und deutlich, er heroisiert weder noch monumentalisiert Llamazares das Geschehene und die Personen. (http://www.literaturfestival.com/bios1_1_6_451.html)
2. Haupthandlung
Der Roman Luna de lobos, der 1985 veröffentlicht wurde, beschreibt den Überlebenskampf von vier republikanischen Widerstandskämpfern. (Beisel 1995a, 196) Der Roman ist in vier Teile untergliedert. Die Geschichte beginnt 1937, der letzte Teil spielt im Jahr 1946.
ErsterTeil 1937
Die vier Hauptpersonen - Angel, ein Lehrer, der Bergarbeiter Ramiro, sein kleiner Bruder Juan und Gildo, der Familienvater - verstecken sich vor der Guardia Civil in den Kantabri- schen Bergen. Zunächst dient ein verlassenes Bergwerk als Unterschlupf. Um die Widerstandskämpfer zur Aufgabe zu bewegen, setzt die Guardia Civil die Familien der vier Protagonisten unter Druck. Diese lassen sich aber nicht einschüchtern und unterstützen die Flüchtlinge weiterhin. Schließlich entdeckt die Guardia Civil das Versteck, Angel, Juan, Ramiro und Gildo müssen fliehen. Bei der Flucht wird Angel ins Knie geschossen (Llamazares 1991, 64). Der erste Teil endet damit, dass Juan, trotz der Warnungen der andern, ins Dorf geht um Essen zu holen und von dort nicht mehr zurückkehrt (Llamazares 1991, 57ff).
Zweiter Teil 1939
Bei einem Überfall zur „Lebensmittelbeschaffung“ auf eine Kneipe, kommt es zu einem tragischen Unglück. Angel erschießt aus Notwehr Don Pedro, den Gemeindesekretär, als dieser plötzlich eine Waffe zieht (Llamazares 1991, 93). Der Bahnhofsvorsteher, „ein früherer Freund von Gildos Vater“ (Llamazares 1991, 96) bietet Ramiro, Angel und Gildo Hilfe bei der Flucht nach Frankreich an, als Gegenleistung verlangt er allerdings 150.000 Peseten. Um das Geld aufzutreiben entführen die drei Don José, den Bergwerksbesitzer. Bei der Lösegeldübergabe geraten sie in einen Hinterhalt, bei dem Gildo erschossen wird. Daraufhin erschießt Ramiro Don José (Llamazares 1991, 116).
Dritter Teil 1943
Ramiro und Angel finden heraus, dass Pfarrer Don Manuel Juan verraten hat und für seinen Tod verantwortlich ist. Die beiden rächen sich an ihm und töten ihn (Llamazares 1991, 128). Ein Treffen mit einem Verbindungsmann, der Kontakt zum „Franzosen“ (Llamazares 1991, 136), ein Antifaschist, der bewaffneten Widerstand organisieren will, herstellen soll geht schief. Die Guardia Civil umzingeln das Haus, Ramiro und Angel gelingt abermals die Flucht. Die beiden verstecken sich im Wald. Ramiro ist am Fuß verletzt, er bekommt Fieber. Da Ramiro ärztliche Hilfe braucht, gehen die beiden ins Dorf (Llamazares 1991, 157f). Angel lässt Ramiro bei Tina, während Angel den Arzt holt werden Ramiro und Tina von der Guardia Ci- vilerschossen(Llamazares 1991, 164).
Vierter Teil 1946
Nach Ramiros Tod ist Angel auf sich alleine gestellt, er hatjetzt nur noch Lina, Gildos Witwe, Juana und deren Mann Pedro, die ihm helfen. Angels Vater liegt im Sterben, woraufhin er ins hinab ins Dorf geht, um seinen Vater ein letztes Mal zu sehen (Llamazares 1991, 180). Mit seinem Verhalten bringt er die Familie in Gefahr und es kommt am Sterbebett des Vaters zu einem heftigen Streit mit seiner Schwester Juana, die die ständige Angst und Anspannung nichtmehr ertragen kann (Llamazares 1991, 183).
Angel hat große Probleme die Einsamkeit zu bewältigen. Die Guardia Civil findet sein Versteck in einer Höhle und räuchert es aus (Llamazares 1991, 190). Angel muss fliehen und sich einen neuen Unterschlupf suchen. Er versteckt sich in einer unterirdischen Grube unter dem Ziegenstall bei sich zu Hause. Als die Guardia Civil Juana misshandelt und Pedro abführt, beschließt Angel Spanien zu verlassen (Llamazares 1991, 202f). Er will seine Schwester nicht weiter in Gefahr bringen und auch für ihn ist es die einzige Möglichkeit zu überleben. Deshalb will Angel mit dem Zug über die Grenze fahren, ob es ihm gelingt und er überlebt, bleibt allerdings offen.
3. Figuren
3.1 Theoretische Aspekte bei der Darstellung der Figuren
Folgt man den klassischen literaturtheoretischen Werken sind zur Analyse der Figuren verschiedene Aspekte zu beachten. Es spielen die Konstellation, so wie die Handlungsfunktion der Figuren eine Rolle oder ob die Figuren ein- oder mehrdimensional sind und eine Entwicklung stattfindet. Außerdem kann man untersuchen, ob die Figuren eher Typen oder Charaktere sind und inwieweit sie vom sozialen Milieu abhängig sind. (Metzler 2005)
Julio Llamazares weicht allerdings in Luna de lobos vom klassischen Schema der Figurendarstellung ab. Dies wird in den folgenden Punkten genauer untersucht.
3.2 Die Darstellung der Figuren in Luna de lobos 3.2.1 Kurze Charakteristik der Hauptpersonen
Juan ist der Jüngste in der Gruppe, er ist noch keine 18 Jahre alt. Er ist naiv, sehr emotional und weich. Obwohl er fast noch ein Kind ist, hat er durch den Bürgerkrieg schon viel Gewalt erlebt (Llamazares 1985, 271). Trotz seines Alters will Juan keine Sonderbehandlung, er engagiert sich für die Gruppe und geht abends ins Dorf, um bei seiner Mutter Essen zu holen (Llamazares 1985, 44).
Gildo, der Familienmensch, ist mit Lina verheiratet und kommt aus Candamo. Er ist über dreißig und der Gegensatz zu Juan: “Su enorme corpulencia contrasta grandemente con la delgada y escuálida figura del hermano de Ramiro, casi infantil aún en su inconclusa y, ya violenta adolescencia. Juan no ha cumplido los dieciocho años todavía y Gildo tiene más de treinta” (Llamazares 1985, 27f). Gildo, der seine Frau und sein Kind sehr vermisst, will nicht mit Angel und Ramiro nach Frankreich fliehen (Llamazares 1985, 77), sondern bei seiner Familie in Spanien bleiben. Er ist eine besonders tragische Figur, da er beim Versuch seinen Freunden bei der Geldbeschaffung für die Flucht zu helfen, erschossen wird (Llamazares 1985, 85). Auch er stirbt wie Juan, weil er selbstlos sein Wohl für den Schutz der Gruppe opfert (Llamazares 1985, 85).
Eine weitere Hauptperson ist der Bergarbeiter und ältere Bruder Juans Ramiro. Ramiro ist mutig und entschlossen, aber misstrauisch (Llamazares 1985, 61), „er plant jeden [ihrer] Schritte, ohne etwas dem Zufall, der Gunst des Schicksals zu überlassen“ (Llamazares 1991, 79). Aber auch er bleibt von Lethargie und Verzweiflung nicht verschont. Der Bürgerkrieg und die extreme Situation der Flucht haben bei Ramiro Spuren hinterlassen und ihn so verändert, dass es für Angel oft schwer ist, seinen alten Freund wieder zu erkennen.
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