„Kafka ist ohne Zweifel der heute weltweit meistgelesene Autor deutscher Sprache“ , und ebenso, möchte man hinzufügen, der am wenigsten verstandene. Die Werke Franz Kafkas begeistern die unterschiedlichsten Leser, aus allen sozialen Schichten noch heute, beinahe hundert Jahre nach dem frühen Tod des Dichters. Das ist auch nicht verwunderlich, „denn von keinem anderen Autor dieses Jahrhunderts ging eine derart starke Aufforderung zur Interpretation, zur Exegese, zur Analyse aus.“ Franz Kafkas Texte faszinieren auf Grund ihrer Unerschöpflichkeit, sie verschließen sich vor keinem methodischem Ansatz . Daraus resultiert aber gleichzeitig die Vielzahl an möglichen Interpretationen, die durch verschiedene Betrachtungsweisen zu Tage gefördert werden . So ist es gerade die Möglichkeit zur Interpretation, die eine Interpretation letztendlich unmöglich macht (ein Paradoxon, über das sich Kafka heute sicherlich freuen würde). Kafka gibt seinen Lesern keinen eindeutigen Sinn vor. Vielleicht ein Grund weshalb er abstößt und fasziniert zugleich. Allerdings wäre es falsch zu meinen Kafka betreibe absichtlich „die Verspottung des Betrachters, des Sinnsuchers, des Inspirationsbedürftigen“ , wie es andere moderne Autoren betreiben. Spott ist kein Mittel Kafkas, wohl aber die Täuschung (hierzu an geeigneter Stelle später mehr).
In diesem Aufsatz wollen wir versuchen, einige bisher noch nicht beachtete Aspekte im Werk Kafkas, am Beispiel des Anfangs von „Der Verschollene“, genauer zu betrachten. Diese Aussage grenzt bei der Flut von Sekundärliteratur die es zu Kafka gibt an Größenwahn, auch ist es unzweifelhaft, dass ich lange nicht alles was je über „Der Verschollene“ oder Kafkas Werke im allgemeinen geschrieben wurde, kenne (das wäre ein größerer Brocken als der des armen Sisyphos), doch glaube ich etwas entdeckt zu haben, was den bekanntesten Kafka Interpreten bisher entgangen ist. Darauf beruht diese Arbeit in großem Maße.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einführung in die Grundthematik der Werke Kafkas
- Interpretation
- Die Symbolik der Freiheitsstatue
- Das verborgene Paradoxon
- Die Wellenfunktion des Textes
- „Der Verschollene“ im Kontext der Romane
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Aufsatz beleuchtet bisher unbekannte Aspekte im Werk Kafkas, speziell am Anfang von "Der Verschollene", mit dem Ziel, diese Erkenntnisse im Kontext der anderen Werke Kafkas zu verorten und ihre Bedeutung für das Gesamtwerk zu ergründen.
- Die Vieldeutigkeit von Kafkas Texten
- Die Paradoxie in Kafkas Werken
- Der Kampf des Protagonisten gegen eine fremde Wirklichkeit
- Der Machtkomplex und die Einsamkeit der Helden
- Die Bedeutung der Freiheitsstatue als Symbol in Kafkas Werken
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Grundthematik der Werke Kafkas ein und erläutert die zentrale Rolle des Kampfes, des Machtkomplexes und der Einsamkeit der Helden in Kafkas Texten. Sie beleuchtet auch die Bedeutung der Paradoxie als wichtiges Mittel in Kafkas Werken.
Der erste Teil der Interpretation befasst sich mit der Symbolik der Freiheitsstatue in "Der Verschollene". Der zweite Teil analysiert das "verborgene Paradoxon" in der Passage des verschlossenen Ganges, während der dritte Teil die "Wellenfunktion" als strukturelles Mittel des Textes untersucht.
Schlüsselwörter
Franz Kafka, "Der Verschollene", Interpretation, Symbolik, Freiheitsstatue, Paradoxie, Wellenfunktion, Macht, Einsamkeit, Groteske, Absurdität, Hermeneutik, literarische Analyse.
- Quote paper
- Peter Ansel (Author), 2011, Das Verborgene Paradoxon , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/180308