Meine Hausarbeit beschäftigt sich mit dem mittelalterlichen Drama im sozial-religiösen
Kontext. Zunächst gebe ich einen Überblick über diese Dramenform im Allgemeinen, später
gehe ich auf die Entwicklung des geistlichen Dramas, im Zusammenhang mit dem Übergang
vom gradualistischen Weltbild1 zum Nominalismus2, ein. Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt
darin, zu zeigen, wie sich diese Form des Theaters, von den Anfängen im 10. Jahrhundert bis
zu seinem Ende im 16. Jahrhundert, mit der Gesellschaft entwickelt hat. Das mittelalterliche, geistliche Drama war eine „Art geistliche Oper“3, ein Schauspiel in der
Kirche. Es wurden Szenen aus der Bibelgeschichte dargestellt, die den Christen, optisch und
akustisch, ihre Religion näher bringen sollten und ihn zu einem gläubigen Wesen erziehen
sollten4. Das geistliche Drama des Mittelalters war zu seiner Zeit ein „Medium der
Volksunterweisung“5. Zusammengefasst kann man sagen, dass es eine „dramatisch szenische
Darstellung geistlicher Stoffe“ ist, „welche Belehrung und Veranschaulichung bezweckt und
die auf einer symbolistischen Simultanbühne, oft als Simultanhandlung aufgeführt wird“6. [...]
1 Heinz Kindermann: Theatergeschichte Europas 1. Band, Salzburg, 1957, S. 214
Das Wort Gradualismus setzt sich zusammen aus Dualismus (=Unterordnung des Geschöpfs unter die göttliche
Allmacht) und gradus (=Stufe, Einordnung des Menschen in den von Gott bestimmten Stufenbau).
2 Heinz Kindermann: Theatergeschichte Europas 1. Band, Salzburg, 1957, S. 218
Der Nominalismus erklärt die Idee und die Begriffe als bloße Namen (nomina) der Dinge ohne metaphysische
Realität. Er bedeutet auch die Isolierung des Leibes.
3 Heinz Kindermann: Theatergeschichte Europas 1. Band, Salzburg, 1957, S. 213
4 Hans- Jürgen Koch (Hg.): Mittelalter 2. Stuttgart 1984, S. 263
5 Carla Dauven- van Knippenberg: „Ein Anfang ohne Ende: Einführendes zur Frage nach dem Verhältnis
zwischen Predigt und geistlichem Schauspiel des Mittelalters“. In: Mittelalterliches Schauspiel. Festschrift für
Hansjürgen Linke zum 65. Geburtstag; hrsg. Von U. Mehler & A.H Touber, Amsterdam, 1994, S. 155
6 Carla Dauven- van Knippenberg: „Ein Anfang ohne Ende: Einführendes zur Frage nach dem Verhältnis
zwischen Predigt und geistlichem Schauspiel des Mittelalters“. In: Mittelalterliches Schauspiel. Festschrift für
Hansjürgen Linke zum 65. Geburtstag; hrsg. Von U. Mehler & A.H Touber, Amsterdam, 1994, S. 151
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Definition
- Zeitraum
- Schauplätze
- Quellen
- Charakteristika
- Stoffe
- Sprachliche Form
- Bühnengestaltung
- Darstellungsweise
- Darstellungsabsichten
- Entwicklung
- Die Anfänge
- Spätmittelalter
- Das Ende
- Die Personen auf und hinter der Bühne
- Die Autoren
- Die Schauspieler und Spielleiter
- Die verschiedenen Formen
- Das Passionsspiel
- Das Fronleichnamsspiel
- weitere Formen
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem mittelalterlichen Drama im sozial-religiösen Kontext. Sie untersucht die Entwicklung dieser Dramenform vom 10. bis zum 16. Jahrhundert und zeigt auf, wie das geistliche Drama mit der Gesellschaft gewachsen ist. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse des Übergangs vom gradualistischen Weltbild zum Nominalismus und dessen Auswirkungen auf die Entstehung und Entwicklung des geistlichen Dramas.
- Die Entstehung des geistlichen Dramas aus der Liturgie des Christentums
- Die Entwicklung des geistlichen Dramas im Kontext des Wandels des Weltbildes
- Die Rolle des geistlichen Dramas als Medium der Volksunterweisung
- Die verschiedenen Formen des mittelalterlichen Dramas
- Der Einfluss der Kirche auf das geistliche Drama
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel definiert das mittelalterliche Drama, beleuchtet seinen Zeitraum, die Schauplätze und die Quellen. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den Charakteristika des geistlichen Dramas, wie den Stoffen, der sprachlichen Form, der Bühnengestaltung, der Darstellungsweise und den Darstellungsabsichten. Im dritten Kapitel wird die Entwicklung des geistlichen Dramas von den Anfängen bis zu seinem Ende verfolgt. Das vierte Kapitel widmet sich den Personen auf und hinter der Bühne, den Autoren und Schauspielern. Das fünfte Kapitel beschreibt die verschiedenen Formen des geistlichen Dramas, wie das Passionsspiel und das Fronleichnamsspiel.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: mittelalterliches Drama, geistliches Drama, sozial-religiöser Kontext, gradualistisches Weltbild, Nominalismus, Volksunterweisung, Liturgie, Passionsspiel, Fronleichnamsspiel.
- Quote paper
- Suzana Dulabic (Author), 2003, Das mittelalterliche Drama im sozial-religiösen Kontext, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18036